Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Schöppner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742772664
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So kommt er in das Frankenland mit seinen zwei

       Gefährten,

       Wo sie sich an des Maines Strand mit roher Kost

       noch nährten;

       Denn keine Rebe blühte dort, sie wußten Nichts von

       Feldern,

       Umgeben düster war der Ort von schauerlichen

       Wäldern.

       Doch in die Herzen drang das Licht, es drang auch in

       die Wälder,

       Sie widerstanden beide nicht, und wurden gute Felder;

       D i e kehren Beil und Pflugschaar um, und müh'n

       sich nicht vergebens,

       Und d i e das Evangelium zur Saat des ew'gen

       Lebens.

       Schon war im Land' auf manchen Höh'n das heil'ge

       Kreuz errichtet,

       Schon war vom Maine bis zur Rhön auch mancher

       Wald gelichtet,

       Und Gottes reicher Segen ruht gar sichtbar auf dem

       Samen

       Den Kilian mit hohem Muth gestreut in Jesu Namen.

       Doch wo ein guter Sämann sä't, da kommt der Feind

       gegangen,

       Der lang die günst'ge Zeit erspäht mit sehnlichem

       Verlangen,

       Er wirft das Unkraut in die Saat, das bald darin

       erblickt wird,

       Damit durch solche schnöde That das edle Korn

       erstickt wird.

       Der Herzog Goßbert liebt ein Weib, in jugendlicher

       Blüthe,

       Die war wohl schön an ihrem Leib, doch schön nicht

       im Gemüthe;

       Des Herzogs Bruder hatte sie zur Gattin erst

       genommen,

       Dann war sie, fest in Treue nie, an Goßberts Hof

       gekommen.

       »Es ist dir, Herzog, nicht erlaubt des Bruders Weib

       zu nehmen!

       Wer treu an Jesum Christum glaubt muß seine Lüste

       zähmen;

       Herodes that, wie du gethan, der Herr hat ihn

       gezüchtigt!

       Herodias, sie bleibt fortan durch alle Zeit berüchtigt!«

       Der Herzog hört es an und schweigt, und scheidet

       nicht im Grolle,

       Und fühlt im Herzen sich geneigt, es koste, was es

       wolle,

       Zu lösen das verruchte Band, das ihn an jene kettet,

       Auf daß er vor der Hölle Brand die sünd'ge Seele

       rettet.

       Doch in Gailana's Herzen kocht's, wie Gifte speit ein

       Drache,

       Durch alle Pulse glüht's und pocht's: »Ha! Rache!

       Rache! Rache!

       Du falscher Bischof, der du mir willst Lieb' und

       Leben rauben!

       Arglistiger, was that ich dir? So sei verflucht dein

       Glauben!«

       »So sei verflucht dein Christenthum, verflucht sei,

       der's gestiftet!

       Verflucht dein Evangelium, das uns die Welt

       vergiftet!

       O Freya, wär' ich doch getreu nur deinem Dienst

       geblieben,

       Kein Fremdling hätte sonder Scheu mich aus der Burg

       vertrieben!«

       Da sie dem Heil'gen so geflucht, geflucht dem eig'nen

       Leben,

       Hat sie sich Diener ausgesucht, ihr treu und ganz

       ergeben,

       Die drangen in des Bischofs Haus wie ungestüme

       Horden,

       Den gottgesalbten Mann, o Graus! mit blankem Beil

       zu morden.

       Doch kaum geschah der Todesstreich, so ward er

       schon gerochen:

       Der eine Mörder hat sich gleich mit eig'nem Schwert

       erstochen,

       Den andern treibt es her und hin, sein Geist ist ihm

       geblendet,

       In Wahnsinn hat die Stifterin der Frevelthat geendet.

       Zu Würzburg ist des Martyrs Blut und seiner zwei

       Genossen,

       So ihn begleitet treu und gut in finst'rer Nacht

       geflossen,

       Zu Würzburg nächst dem Dome nun, Neumünster

       heißt die Stätte,

       Wo sie ermordet wurden, ruh'n die drei im

       Todtenbette.

       Nach Würzburg wallt noch jedes Jahr am

       Kilianustage

       Des Frankenvolkes fromme Schaar und kniet am

       Sarkophage

       Von Morgens früh bis in die Nacht, und läßt den

       heil'gen Glauben

       Den sein Apostel ihm gebracht durch keinen Feind

       sich rauben.

      Kapitel 13

      241. Vom Bischof Braun (Bruno) zu Würzburg.

       J . M ü l l e r Würtzb. Chronik. p 364. F r i e s

       Würzb. Chron. 1847, S. 158. G r o p p Wirtzb. Chron. I.,

       209. E r t l relatt. cur. Bav. S. 107 u.A.

       Braun war ein hochgelehrter frommer und einsichtsvoller

       Fürst. Einmal mußte er den König Heinrich

       (III.) auf einem Heereszuge nach Ungarn begleiten.

       Als das Schiff, auf welchem sich der Kaiser mit

       Braun befand, gerade den Donaustrudel bei Grein

       passirte, erhob sich plötzlich auf der Spitze des Felsens

       am rechten Ufer eine gespenstige Erscheinung in

       Gestalt eines unförmlichen schwarzen Mannes, welcher

       dem Schiffe mit schrecklicher Stimme zuschrie:

       »Hörst du, Bischof Braun, wo willst du hin? Du wirst

       mir nicht entfliehen; wohin du auch gehest, bleibst du

       doch mein. Zwar habe ich diesmal nichts mit dir zu

       schaffen, doch werde ich in Kürze wieder bei dir

       sein.« Alle, die auf dem Schiffe waren, erschracken

       heftig ob dieser Anrede und bezeichneten sich mit

       dem heiligen Kreuze, worauf das Gespenst verschwand.

       Der Kaiser nahm des Abends im Schlosse

       Boissenburg sein Absteigequartier. Als er nun nach

       dem Abendessen in Gesellschaft des Bischofs Braun,

       des Abtes Alman von Seusenstein und der Hauswirthin

       Gräfin Reichilt in einem Sommerhause nächst der

       Donau