HOO. Siegfried, Hans Hofmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Siegfried, Hans Hofmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750235311
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dauert bis zum Morgen, nette Tierchen gibt‘s zuhauf. Auch solche, die euch voll umsorgen, alle sind gut drauf.

      Kix, es kostet nix, herzlich lad‘ ich euch ein. Ihr Drei vom Apfelbaum, sollt meine Gäste sein.

      So macht euch fein und fliegt mit mir, kreuz und quer durch mein Revier.

      Die Feier ist in aller Munde, bring‘ euch wohlauf zurück, zur rechten Morgenstunde.“

      Als Gechtur mit seiner überraschenden Einladungsrede fertig war, schauten sich Birne, Mucks und Hoo mit großen Augen verheißungsvoll an. Dachten sie etwa alle an das Gleiche? Die unverhoffte Chance für Hoos Weiterkommen, die ihnen schon seit der Frühe Kopfzerbrechen bereitet hatte, war auf einmal zum Greifen nah. Die adäquate Lösung, nach der sie gesucht und Ausschau gehalten hatten, saß direkt vor ihnen.

      „Da-da-da-das, äh, das ist die Lösung!“ jubelte zuerst Hoo. „Welch großes Glück! Da, äh, bekommen meine Gedanken Flügel!“

      „Volltreffer! Das ist einfach genial!“ riefen die Blattläuse wie aus einem Munde. Wie bei der zündenden Idee eines Erfinders, ging über beiden ein knallgelb leuchtendes Glühlämpchen auf.

      „Was ist was?“, kixte Gechtur fragend. Stutzig äugte er in die Runde. „Macht ihr Spaß? Sagt ihr ja, oder sagt ihr nein? Was soll das für ein komisch Spielchen sein?“

      „Oh, entschuldige, lieber Gechtur“, rief Mucks und wollte sogleich seine Fragen beantworten. Doch der Worte unschlüssig, drehte er sein Köpfchen zwischen ihm und Hoo hin und her. „Das ist ganz und gar kein Spielchen! Eher eine lange Geschichte. Unser lieber Freund Hoo ...? Er ...?“

      „Äh, ja, ich, äh, ja, das hat mit mir zu tun“, rief Hoo sichtlich erhitzt und wandte sich dem unverwandt dreinblickenden Specht zu. „Nun, äh, das ist meine Geschichte, lieber Gechtur. Natürlich komme ich, äh, kommen wir mit!“ Ganz Auge und Ohr schaute er in die gelb bis grünlich leuchtende Gesichter seiner beiden Blattlausfreunde. „Oder, äh, Birne, Mucks? Was meint ihr denn dazu?“

      „Das ist ganz einfach doll! Ja, superdoll! Wir kommen alle mit!“, piepste Birne. Vor lauter Begeisterung hopste sie mehrmals in die Höhe. „Gell, Mucksischatz? Über Gechturs Einladung zu dieser Superfete freust du dich doch auch, oder?“

      „Jedenfalls kommt sie für Hoo wie gerufen“, wich Mucks ihrer Frage, wesentlich weniger euphorisch, aus. „Hey, Freund Hoo! Wie mir scheint, bist du ein echter Glückstropfen!“, rief er ihm zu. „Wie schön für dich! Sieht so aus, als könntest du deine lange Reise zum Meer in Kürze beginnen.“

      „Oh ja, äh, super korrekt!“, pflichtete Hoo ihm voll der Freude bei. Doch Mucks‘ plötzlich sehr spitzfindiger Tonfall ließ ihn innehalten. Was hatte Mucks bloß? Sich an Gechtur persönlich wendend, schlug Hoo vor: „Unterwegs, mein geflügelter Freund, kann ich dich ja in meine weiteren Pläne einweihen. Wenn es dich interessiert, erzähle ich dir gerne die wichtigsten Pointen meiner bisherigen Lebensgeschichte!“

      „Kix! Das ist mir lieb und recht, wär ich sonst ein bunter Specht?“, antwortete ihm der Allerweltskerl mit seinen klugen, neugierigen Augen.

      Mucks aber zeigte ein ziemlich betrübtes Gesicht, was seiner Birne so ganz und gar nicht zu gefallen schien.

      „Hey, mein lieber Mucks, was hast du denn? Freust du dich denn nicht über die tolle Einladung? Ist dir nicht gut?“

      „Doch, schon, aber wiederum auch nicht, mein Birnchen. Ach, ich weiß nicht so recht“, druckste Mucks unschlüssig herum. „Eigentlich passt mir das gar nicht in den Kram. Ehrlich gesagt, ich hege da so meine ...?“

      „Zweifel? Bedenken?“, flötete sie und nahm ihm buchstäblich die Worte aus dem Mund. Sie wusste, auf was er hinauswollte. Dafür kannte sie ihn viel zu gut. Nicht dass ihn Flugangst oder so etwas Ähnliches geplagt hätte, nein, nein! Er war ein richtiger Blatthocker. Und ein Reisemuffel obendrein! So nahm sie – was sie noch nie getan hatte – ihren ganzen Mut zusammen und piepste ihn freimütig an: „Aber Mucks, das wäre doch echt spitzenmäßig cool? Stell' dir das doch mal vor? Ähm, endlich könnten wir auch mal verreisen, dem grauen Alltagstrott entfliehen und Rosiges erleben! Willst du denn nach so einer einmaligen Einladung weiter hier herumsitzen und Däumchen drehen? Ich bitte dich! Is' ja öde, immer auf dem gleichen Baum zu hocken, tagein, tagaus denselben Blattgeschmack im Mund. Krabbeln, saugen, fressen, schlafen, krabbeln, saugen, fressen, schlafen, krabbeln, fressen, saugen, schlafen ...!“ Sie war richtig aufgebracht.

      „Na, na, Birnchen. Nur nicht übermütig werden! Treib es bitte nicht zu bunt!“, ermahnte Mucks sie mit erhobenem Zeigefingerchen und spielte den Moralapostel. „Schließlich ist dieser Apfelbaum unser richtiges Zuhause. Er versorgt uns köstlich mit frischen Blättern und Saft – und ich bin gerne hier! Wer weiß, was uns kleinen Läuse da draußen alles erwartet? Das könnte für uns, die wir überhaupt keine Reiseerfahrung mitbringen und auch nicht wissen, was es außerhalb unseres Apfelbaumes so alles Schreckliches gibt, ziemlich riskant, wenn nicht sogar lebensbedrohlich werden!“

      „Ach was, mein Mucksimännchen. Sei doch nicht so uncool! Was soll uns schon passieren?“ fuhr sie ihm über den Mund und frotzelte weiter. „Genauso gefährlich wäre es doch, wenn wir hierbleiben – und wieder alleine sind! Schau, Mucksischatz, je einmal sind wir von unseren beiden besten Freunden schon beschützt worden. Da sind wir doch wesentlich besser dran, mal 'ne Zeitlang mit unseren Lebensrettern unterwegs zu sein. Sicherheit im Doppelpack! Kann man doch so sagen, oder?“

      Etwas unsicher ob dieser Behauptung, warf sie kurze, fragende Blicke zu Gechtur und Hoo. Die machten ihr daraufhin gehörigen Mut, indem sie ihre Bedenken vereint mit unzweifelhaftem, deutlichem Kopfnicken bestätigten und somit vom Blatt fegten.

      Da freute sich Birne sehr. Ein kokettes, triumphierendes Grinsen huschte über ihr Gesicht. Daraufhin umgarnte sie ihren lieben Mucks mit dem betörend süßlichen Geruch von Honigtau und erinnerte ihn noch an ein längst gegebenes Versprechen. „Außerdem, mein lieber Göttergatte, ähm, fällt mir gerade ein, haben wir noch keine Flittertage miteinander verbracht. Jaaahh! Du bist mir noch immer die längst versprochene Hochzeitsreise schuldig!“

      „Ich bin dir was? Hochzeitsreise? Flittertage?“, empörte sich Mucks, beruhigte sich allerdings gleich wieder. Die Argumente seines lieben, duftenden Weibleins lagen klar auf der Hand. So klar, dass er sich jetzt doch etwas einsichtiger zeigte, als er sagte: „Nun ja. Ich denke, meine, so eine klitzekleine Kurzreise wäre schon mal was anderes, bloß ...?“

      Nichts bloß und aber, nun ist Schluss mit dem Palaver!“, lenkte Gechtur nach geduldigem Zuhören schlichtend ein.

      „Beendet euren Läusestreit, das ist doch die Gelegenheit! Wochenend' und Mondenschein, – alles inklusiv! Rückflug-Ticket obendrein, nur für euch zum Nulltarif!“

      „Hoho, das ist doch himmelhocherfreulich!“, juchzte Hoo seinen Blattlausfreunden begeistert zu. „So ein Angebot schönen und noch dazu kostenfreien Vergnügens dürft ihr doch gar nicht abschlagen! Das käme einer echten Beleidigung gleich! Übrigens, äh, wären wir so bestimmt noch eine ganze Weile zusammen. Während ihr unbeschwert flittert, könnten wir sogar noch, äh, prima miteinander Abschied feiern!“

      „Kix! Nix wie los, das ist famos!“, forderte Gechtur alle nun entschieden auf. „Lasst uns nicht länger warten. Gerne will ich sogleich starten. Nehmt Platz auf meinem Käppi, das macht mich froh und happy!“

      Mit einer Flügelspitze zog Gechtur sein knallrotes Käppi vom Kopf. Er streckte es den Blattläusen einladend entgegen. Mit der anderen Flügelspitze deutete er ihnen an, hinaufzuklettern und sich bequeme Sitzplätze auszusuchen.

      Die Aussicht auf eine zünftige Abschiedsfeier mit Hoo sowie Gechturs einmalige Reiseaufforderung zeigten umgehend Wirkung! Das unstimmige Blattlausgeplänkel hatte aufgehört. Zur Versöhnung patschten Birne und Mucks ihre Händchen aneinander. Treuherzig umarmten sie sich, gaben sich Küsschen der Verliebtheit und flüsterten sich gegenseitig Vertrauliches ins Ohr. Eifrig und genüsslich, als wäre es ein Abschiedsfressen, knabberten und saugten sie dann noch ausgiebig am Rand des saftigen Apfelbaumblattes. Sie hatten die Ruhe