Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen. Ludwig Bechstein. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ludwig Bechstein
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742749215
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versagt den Tanz

       Das alte Metz, welches Frankreich, gleich den früher

       deutschen Städten Toul, Verdun und Straßburg,

       Deutschland abgedrungen hat, leitet schon von den

       Römerzeiten seinen Ursprung und Aufbau her. Ein

       Feldherr Julius Cäsars, Marius Metius, habe die

       Stadt, welche Cäsar hartnäckig widerstanden, einnehmen

       müssen, und habe sie verheert, dann aber herrlich

       wieder aufgebaut, nach seinem Namen Metia genannt,

       auch neunzehn Jahre daselbst regiert, auch einen Rat

       aus dreizehn Stadtältesten eingesetzt, der lange bestanden

       habe.

       Zur Zeit Kaiser Karls V. sandte König Heinrich II.

       von Frankreich den Connetable Annas Montmorency

       vor diese deutsche Reichsstadt, der versprach ihr völligen

       Schutz, wenn sie nur ein einziges Fähnlein französisches

       Kriegsvolk, darunter man einen kleinen

       Heerhaufen, etwa was heute eine Kompagnie besagt,

       verstand, einnehmen wollte. Dies bewilligte der Rat

       der Stadt Metz, und es zogen nicht minder denn dreitausend

       Franzosen, allerdings nur mit einem einzigen

       Fähnlein, in die Stadt und nahmen sie ohne Schwertschlag

       für ihren König in Besitz, befestigten die Stadt

       auf das beste und versahen sie mit Mundvorräten aller

       Art. Als nun im darauffolgenden Jahre Kaiser Karl V.

       mit einem Kriegsheere kam, Metz den Franzosen wieder

       abzunehmen, glückte ihm das nicht, obschon er

       mit siebenzigtausend Mann davorlag und vierzig

       Tage und Nächte lang die Stadt so heftig beschießen

       ließ, daß es gleichsam Kugeln regnete und die ganze

       Gegend von dem Pulverdampfe fort und fort wie in

       einen starken Nebel gehüllt blieb. Bis nach Straßburg

       hin ward der Donner des Geschützes gehört. Der tapfere

       Verteidiger von Metz war der Herzog von Guise,

       welcher dem Kaiser viel Volk zuschanden machte.

       Dazu halfen noch Hunger, Seuchen und Kälte gegen

       Karl V. streiten, und es sind damals vor Metz dreißigtausend

       Mann geblieben. Endlich brachte noch eine

       Kriegslist den Kaiser zum Abzug. Der Herzog, welcher

       fürchtete, die Stadt auf die Länge dennoch nicht

       halten zu können, zumal sie an ihrer schwächsten

       Seite angegriffen war, schrieb einen Brief an seinen

       König des Inhaltes, daß die Belagerung ganz fruchtlos

       und gefahrlos sei, zumal Karl sie an der

       stärkstbefestigten Seite am meisten angegriffen habe.

       Diesen Brief mußte ein scheinbar ungeschickter Bote

       durch das feindliche Lager tragen, sich fangen lassen,

       und nun gelangte der Brief vor Karls Augen. Dieser

       ließ sich wirklich betören, hielt den Brief für wahr,

       zog die Streitkräfte von der schwachen Seite zurück,

       griff an anderen sehr gut befestigten Stellen an, verlor

       die bereits errungenen Vorteile und mußte endlich

       nach dem Verlust von fast der Hälfte seines Heeres

       die Belagerung aufgeben. Da fehlte es nicht an Hohn

       und Spott, der sich reichlich über Karl in allen deutschen

       Landen ergoß, und da es ihm vor Magdeburg

       auch fast in gleicher Weise ergangen war, so lief gar

       bald der Spottreim von Munde zu Munde:

       Eine Metze und eine Magd

       Haben Karln den Tanz versagt.

       Dieses und noch anderes Leid soll sich der Kaiser

       so zu Gemüte genommen haben, daß er drei Jahre

       später der Regierung ganz entsagte und 1586 als

       Mönch in das Kloster St. Just in Spanien trat, wo er

       Uhren baute. In diesem selben Jahre geschah es, daß

       Metz, Toul und Verdun – Virdung zu deutsch – durch

       den Vertrag und Friedensschluß zu Cambray von

       Deutschland völlig abgetreten und unter den Schutz

       der Krone Frankreichs gestellt wurden.

       86. Der Teufelsbündner in Virdung

       Als die Stadt Virdung noch eine deutsche war, und

       zwar schon zu Kaiser Rudolf von Habsburg Zeiten,

       saß ein Bürger dortselbst, der verfiel in Armut und

       durch sie in Versuchung und Stricke, nach dem

       Sprüchwort: An armer Leute Hoffart wischet der Teufel

       seinen Hintern, denn jener Bürger mochte gar gern

       prangen und prassen. Damit er nun neue Schätze gewinne,

       verlobte er sich mit eines alten Weibes Beistand

       dem Teufel, schwur Gott und seinen Heiligen

       ab und empfing einen Heckebeutel mit Brutpfennigen;

       sooft er in den Beutel griff, so oft konnte er die Hand

       voll Goldes oder Silbers herausziehen. Da mehrte er

       seinen Reichtum von Tage zu Tage, kaufte Gärten

       und Häuser, Äcker und Wiesen und lebte alle Tage

       herrlich und in Freuden. Eines Tages aber geschah es,

       daß er vor seinem Hause im Schatten saß und mit

       Freunden zechte, da kamen zwei unbekannte ernste

       Männer auf schwarzen Rossen geritten, die führten

       mit sich ein drittes aufgezäumtes schwarzes Roß und

       trugen dunkle Tracht. Die Männer hielten an des Bürgers

       Haus und forderten, daß er das ledige Roß besteige.

       Der Bürger sahe mit Kummer, wo das hinauswolle,

       nahm traurig von seinen Angehörigen, zwei

       Söhnen und Freunden Abschied und bestieg das

       dunkle Roß, auf welchem er mit den beiden Reitern

       rasch von dannen ritt. Die Söhne hätten gern erfahren,

       wohin doch ihr Vater geritten auf Nimmerwiederkehr.

       Da fielen sie auf den Gedanken, die alte Hexe zu fragen

       und ihr Geld zu geben, daß sie ihnen ihren Vater

       zeige und den Ort, da er weile. Das alte Hexenweib

       ging mit den Jünglingen in einen Wald, wo sie ihre

       Zauberkunst übte und die Hölle beschwur. Da tat sich

       der Erdboden auf, und die Zwei steigen herauf, welche

       den Bürger hinweggeführt hatten, und waren

       schrecklich anzusehen. Da fragte die Alte die Jünglinge:

       Wollt ihr euern Vater auch sehen? – Den Ältesten

       ergriff ein Grauen, und