Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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ich höre zu. Du musst Punkte bei den Seefelds sammeln, weil die gute Anna dir bereits einiges voraushat. Sie ist zum Beispiel mit der Kleinen befreundet.«

      »Das ist mir nicht entgangen, aber darum geht es nicht. Mir kann die Hebamme nichts vormachen. Dass sie sich so sehr darum bemüht, Anton zu helfen, kann nur eines bedeuten.«

      »Das wäre?«

      »Sie versucht, die Wogen zu glätten. Sie will die Mittners besänftigen und so einer Klage aus dem Weg gehen.«

      »Vielleicht will sie einfach nur helfen.«

      »Harald, du kleiner Traumtänzer, sie will nicht, sie muss helfen.«

      »Du hast keinen Beweis dafür, dass sie irgendetwas falsch gemacht hat.«

      »Ich werde diesen Beweis schon finden, und sobald ich Anna und ihr Tun entlarvt habe, muss sich Sebastian auch nicht mehr aus falsch verstandener Solidarität vor sie stellen. Verlasse dich darauf, ich werde ihn von dieser Last befreien.«

      »Wir werden sehen.«

      »Das werden wir. Was ist nun mit der Lieferung für den Mittnerhof?«

      »Ich kümmere mich darum. Wenn du in der anderen Angelegenheit Hilfe brauchst, lass es mich wissen.«

      »Ich werde darauf zurückkommen«, antwortete Miriam und schaute nachdenklich aus dem Fenster.

      *

      Anna begleitete Emilia nach ihrem Besuch im Sägewerk nach Hause. Sie wollten der Familie von ihrem Besuch bei Miriam erzählen. Als sie durch den Steingarten hinauf zur Terrasse gingen, hüllte sie der Duft des Sommerflieders ein, der Anna an diesem Nachmittag besonders intensiv erschien.

      »Wer ist das?«, wollte Emilia wissen, als sie auf die ältere Frau aufmerksam wurde, die mit Sebastian und Traudel bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse saß.

      »Das ist Pia Mechler, eine liebe alte Dame, die vor kurzem ihren Mann verloren hat und sich nun ziemlich einsam fühlt.«

      »Warte, ich habe sie schon gesehen. Sie war neulich lange vor der offiziellen Sprechstunde im Hof«, erinnerte sich Emilia wieder.

      »Zur Open-air Sprechstunde, wie eure Gerti sie nennt«, entgegnete Anna lächelnd.

      »Richtig, und wie nennen wir die, die er gerade abhält? After-work-Sprechstunde?« Emilia betrachtete ihren Vater, der seine Praxiskleidung bereits gegen Jeans und ein silberfarbenes Poloshirt getauscht hatte.

      Anna zuckte zusammen, als Sebastian aufschaute und sich ihre Blicke trafen. Das dunkle Haar, das helle Grau seiner Augen, sein Lächeln, alles an ihm entfachte sehnsuchtsvolle Gefühle in ihr.

      »Es ist alles gut, du siehst super aus«, flüsterte Emilia, als Anna auf ihre gelben Sandaletten sah, die sie zu ihrem blauen Kleid trug.

      »Ich kann dir wohl nichts vormachen«, seufzte Anna. Sebastian gefiel ihr, er gefiel ihr sehr, und offensichtlich gelang es ihr nicht, diese Empfindung vor Emilia zu verbergen.

      »Damit musst du klar kommen, mir entgehen diese Gefühlswolken eben nicht, die um meinen Vater herumwabern.«

      »Tut mir leid, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.«

      »Es ist okay, Anna, ich wusste es doch schon.«

      »Wir behalten es für uns, ja?«

      »Alles klar«, antwortete Emilia, während sie Nolan von der Leine ließ.

      »Kommt, ihr beiden, setzt euch zu uns«, bat Traudel, nachdem sie den Hund begrüßt hatte, der vorausgestürmt war und sich zuerst auf sie stürzte, weil sie diejenige war, die ihm meistens seinen Fressnapf füllte. »Wie war eure Mission?«, erkundigte sie sich, nachdem Sebastian Emilia mit Pia bekannt gemacht hatte. »Ihr könnt offen sprechen, Pia weiß über die Schwierigkeiten auf dem Mittnerhof Bescheid«, beruhigte sie Emilia, die Pia anschaute.

      »Miriam wird Anton mit Holz beliefern«, sagte Anna.

      »Sie hat behauptet, dass sie das ohnehin vorhatte, weil sie ja so ein mitfühlender Mensch ist«, erzählte Emilia.

      »Die gute Miriam«, sagte Traudel lachend und versorgte die beiden mit einem frisch gebackenem Heidelbeerkuchen.

      »So, das wäre geklärt.« Benedikt kam mit einer Tasse Kaffee in der Hand auf die Terrasse und setzte sich zu den anderen an den Tisch.

      »Was ist geklärt, Opa?«, wollte Emilia wissen.

      »Die Krankenkasse nimmt Anton und seine Familie wieder auf, die ausstehenden Beträge können sie in kleinen Raten nachzahlen. Für die Krankenhausrechnung und für die des Rettungsdienstes konnte ich ebenfalls Ratenzahlungen vereinbaren.«

      »Wohl dem, der gute Beziehungen hat«, sagte Traudel und betrachtete Benedikt voller Bewunderung.

      »Ich denke, Anton sollte die guten Nachrichten erfahren«, sagte Sebastian. »Sind Sie bereit, Frau Mechler?«

      »Das bin ich. Ich hoffe, Anton und Sabine nehmen unseren Vorschlag an.«

      »Welchen Vorschlag?«, fragte Anna.

      »Anton war heute bei mir in der Praxis und hat mir nebenbei erzählt, dass seine Kinder gern eine Oma hätten. Da ich weiß, dass Frau Mechler sich nach einer Familie sehnt, dachte ich, wir sollten den Versuch wagen, sie und die Mittners zusammen zu bringen.«

      »Das ist eine großartige Idee.« Etwas Besseres konnte sich Anna für Sabine gar nicht vorstellen als eine ›Oma‹, die sie in der nächsten Zeit unterstützte.

      »Es wäre schön, wenn du mitkommst«, wandte sich Sebastian an Anna.

      »Gern«, stimmte sie sofort zu.

      »Darf ich auch mitkommen, Papa?«, fragte Emilia.

      »Sicher.«

      »Gebt ihr auf Nolan Acht?« Emilia schaute zuerst Traudel und danach ihren Großvater an.

      »Das war doch unsere Absprache«, sagte Benedikt und streichelte den Welpen, der kurz eingedöst war, aber sofort wieder hellwach war, als er seinen Namen hörte.

      Nachdem Benedikt und Traudel ihnen viel Erfolg gewünscht hatten, Anton von ihrem Plan zu überzeugen, machte sich Sebastian mit Anna, Emilia und Pia Mechler auf den Weg zum Mittnerhof.

      *

      »Was hältst du davon?«, fragte Sebastian seinen alten Schulkameraden, nachdem er ihm von ihrer Idee erzählt hatte.

      »Ich finde, das ist grandios, Papa«, sagte Markus, als Anton vor sich her starrte und schwieg.

      Sie saßen alle zusammen um den Esstisch in der dunklen Küche, in der noch ein alter Kohleofen stand, mit dem sie im Winter den Raum beheizten. Emilia saß Markus gegenüber und schaute ihn immer wieder kurz an. Der Junge mit den strohblonden Haaren und den wachen hellen Augen hatte ihr Interesse geweckt.

      »Ja, Papa, eine Oma, das wäre aber wirklich schön«, schloss sich Senta ihrem Bruder an.

      »Ja, super schön«, stimmte auch Benjamin dem Vorschlag zu.

      »Ich nutze aber niemanden aus«, brummte Anton.

      »Geh, Anton, ich würde mich doch nicht ausgenutzt fühlen. Im Gegenteil, ich würde mich gebraucht fühlen«, erklärte ihm Pia, was sie empfand.

      »Ich weiß nicht.«

      »Ich weiß es aber schon, du bist stur, Papa«, sagte Markus sichtlich aufgebracht. »Sie wollen uns doch nur helfen. Wir sind wieder krankenversichert, wir können unsere Rechnungen abstottern und jetzt könnten wir auch noch eine Oma haben. Ich verstehe nicht, warum du zögerst. Mir reicht es. Willst du dir den Hof ansehen?«, wandte er sich an Emilia.

      »Unbedingt«, sagte sie und stand sofort auf.

      »Wir kommen auch mit!«, riefen die Zwillinge.

      »Wenn es sein muss«, murrte Markus, dem es ganz offensichtlich nicht gefiel, dass seine