Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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er das Ganze für eine gute Idee hielt, dann sollte sie ihre Zweifel vergessen.

      Jonas hatte schon mit den Vorbereitungen für ihr Essen begonnen, als sie auf dem Hof eintraf.

      »Es gibt Spinatspätzleauflauf«, sagte er, nachdem er sie an der Tür begrüßt hatte und sie in die große Küche mit den Kiefernholzmöbeln führte.

      Neben dem modernen Einbauherd stand dort auch ein alter Backofen, der mit Holz befeuert wurde, aber nur noch selten benutzt wurde, wie Jonas ihr erzählte. Auf dem großen Kiefernholztisch, der vor der rustikalen Eckbank stand, lagen Champignons, Zwiebeln, Spinat, Kopfsalat, Eier, Äpfel und goldgelber Käse, davor ein großes Holzbrett und mehrere Messer.

      »Alle Zutaten stammen vom Kastnerhof, nehme ich an.«

      »So ist es«, antwortete Jonas, der das hellgraue Hemd mit den kurzen Ärmeln locker über seiner Jeans trug. »Möchtest du eine Schürze?«

      »Danke, ich habe mir vorsichtshalber meine eigene mitgebracht. Ich wusste ja nicht, wie viele ihr habt.«

      »Auf einem Bauernhof gibt es davon immer einen reichlichen Vorrat.«

      »Ja, an Kittelschürzen, die ziehe ich aber nicht an.«

      »Warum nicht?«

      »Weil sie grauselig aussehen.«

      »Elo findet sie praktisch.«

      »Möchtest du, dass ich so ein Ding anziehe?«

      »Nein, auf keinen Fall«, entgegnete Jonas lachend, nahm sie in seine Arme und küsste sie.

      »Womit fangen wir an?«, fragte sie ihn, als sie sich gleich darauf ihre weiße Baumwollschürze umband.

      »Mit dem Spätzleteig«, schlug er vor.

      »Gut, dann mach du den Teig, ich hacke den Spinat, die Zwiebeln und die Champignons.«

      »Alles klar, so machen wir es«, sagte Jonas und nahm eine große Schüssel aus dem Hängeschrank neben dem Herd.

      Nachdem er den Teig für die Spätzle gerührt hatte, stellte er ihn für eine Weile in den Kühlschrank, setzte sich an den Tisch und übernahm das Schneiden, damit Mona den Teig für die Apfelküchle vorbereiten konnte. Sie arbeiteten Hand in Hand, so als hätten sie schon viele Male zusammen gekocht, und sie hatten beide viel Spaß dabei. Jonas stellte sich so geschickt an, dass Mona ihn irgendwann fragte, ob er das Kochen gelernt hatte.

      »Als ich noch zur Schule ging, habe ich meine Hausaufgaben am liebsten in der Küche erledigt und meiner Mutter beim Kochen zugesehen. Irgendwann wusste ich, wie all diese Gerichte zubereitet wurden, die mir immer so gut schmeckten«, sagte er und erzählte ihr, wie sehr er diese Stunden mit seiner Mutter genossen hatte, besonders in der Weihnachtszeit, wenn sie Plätzchen backte und er der erste war, der sie probieren durfte.

      Als Eleonore anrief, um Jonas mitzuteilen, dass sie in einer Viertelstunde da sein würde, waren die Apfelküchle bereits fertig. Sie würden sie zum Warmhalten in den Backofen stellen, sobald sie den Auflauf herausgenommen hatten.

      »Vielleicht hättest du deiner Schwester sagen sollen, was sie erwartet. Sie könnte verärgert sein, weil sie nicht auf Besuch eingerichtet ist«, sagte Mona, als sie zusammen den Tisch deckten.

      »Wir überraschen sie mit ihrem Lieblingsessen, das ist kein Grund, um verärgert zu sein«, beruhigte Jonas sie, als sie verunsichert auf den Hof hinausschaute.

      Trotzdem wurde Mona mulmig zumute, als sie Eleonore bald darauf auf ihrem Fahrrad, das sie am Morgen am Bahnhof abgestellt hatte, in den Hof fahren sah. Warum trägt sie so etwas?, dachte sie und schaute auf das groß geblümte Sommerkleid, das wie ein Sack an Eleonore hing.

      »Was hat das zu bedeuten?«, hörte Mona sie erstaunt fragen, als Jonas ihr gleich darauf die Haustür öffnete. »Es macht gerad den Eindruck, als hättest du mich sehnsüchtig erwartet.«

      »Wir haben dich erwartet, Elo.«

      »Wer wir?«

      »Mona und ich. Wir haben für dich gekocht, es gibt Spinatspätzle und Apfelküchle. Wir können dann auch gleich essen.«

      »Ich habe aber keinen Hunger.«

      »Elo, was soll das? Komm mit in die Küche«, bat Jonas.

      Es geht so aus, wie ich es befürchtet habe, dachte Mona, aber ganz so einfach wollte sie es Eleonore nicht machen. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und ging zu den beiden in die Diele. »Guten Abend, Frau Kastner, es ist schön, Sie wiederzusehen. Ich hoffe, Sie verzeihen mir, dass ich Sie mit meinem Besuch überrascht habe, aber machen Sie uns doch die Freude und essen mit uns.«

      »Wie gesagt, ich habe eigentlich keinen Hunger«, wiederholte Eleonore, doch dann fiel ihr Blick in den Spiegel, der neben der alten Eichenholzkommode in der schmalen Diele hing, und darin sah sie Mona neben ihrem eigenen Spiegelbild. Das hässliche Entlein neben dem schönen Schwan, der sich bereits in ihrem Haus eingenistet hatte, sich sogar schon in ihrer Küche breitmachte, und das hieß, Mona hatte damit begonnen, sie zu verdrängen. Wenn du einen Feind bekämpfen willst, musst du wissen, wo du ihn packen kannst, dachte sie, und das bedeutete, sie würde sich wohl oder übel mit dieser Person beschäftigen müssen, die sie bedrohte. »Also gut, die Spinatspätzle sollte ich mir wohl doch nicht entgehen lassen«, stimmte sie der Einladung schließlich zu und setzte ein freundliches Lächeln auf. »Ich geh mir geschwind die Hände waschen, dann komm ich«, sagte sie und huschte in das Badezimmer am Ende der Diele.

      »Siehst du, kein Grund zur Sorge, sie braucht nur ein wenig länger, um zuzugeben, dass sie sich über etwas freut«, sagte Jonas, und Mona war in diesem Moment bereit, ihm zu glauben.

      »Da habt ihr euch aber wirklich Mühe gegeben«, lobte Eleonore die beiden während des Essens.

      Da sie sich hin und wieder zu einem Lächeln hinreißen ließ und Mona auch das Du anbot, ging Mona davon aus, dass Jonas seine Schwester richtig eingeschätzt hatte und sie ihr mit ihrer Überraschung tatsächlich eine Freude gemacht hatten.

      Nach dem Essen begleitete Mona Jonas zur Weide. Er musste die Kühe melken und er wollte nach Zenzi und ihrer kleinen Aurelia sehen. Die beiden standen ein wenig abseits von der Herde und waren sich selbst genug. Zenzi kümmerte sich rührend um ihren Nachwuchs, putzte und liebkoste das Kälbchen.

      »Wie lange darf das Kleine bei seiner Mutter bleiben?«, wollte Mona wissen, während sie hinter dem halbhohen Zaun standen, der die Weide einfasste, und die beiden beobachteten.

      »Die Beziehung der Mutter zu ihrem Kalb ist sehr intensiv, beide würden unter einer frühen Trennung leiden. Die ersten zwei Wochen nach der Geburt bleiben sie Tag und Nacht zusammen, danach trennen wir sie zweimal am Tag für ein paar Minuten, wenn Zenzi gemolken wird.«

      »Aber es bleibt noch genug Milch für Aurelia übrig.«

      »Aber ja, die heutigen Milchkühe geben viel mehr Milch, als ein Kalb trinken kann.«

      »Ich glaube, eure Kühe haben ein gutes Leben. Sie können zwischen Stall und Weide pendeln. Und dass der Melkwagen hier draußen steht und sie nicht in eine von diesen Melkmaschinen steigen müssen, ist für die Tiere sicher auch angenehmer«, stellte Mona fest, als sie Jonas zu dem Melkwagen folgte, in den immer fünf Kühe gleichzeitig hineinpassten und die ersten sich auch gleich wo einfanden, als er das Gatter öffnete und die Weide betrat.

      »Ich könnte dir helfen«, schlug sie vor, als Jonas der ersten Kuh das Melkgeschirr anlegte.

      »Du hast das schon gemacht?«

      »Tausendmal«, versicherte sie ihm.

      »Gut, dann komm. Hört zu, Mädls, das ist Mona, sie wird uns ein bisschen helfen«, sagte er und legte den Arm um Mona, als die Kühe plötzlich alle aufschauten. »Jetzt wissen sie, dass du mir willkommen bist. Kühe sind nämlich weitaus intelligenter, als wir Menschen glauben, und Fremden gegenüber äußerst skeptisch.«

      »Dann bin ich jetzt nicht mehr fremd?«

      »Nein, jetzt