Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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      »Sie ist schwanger mit meinem Kind und sie hat niemanden sonst! Wie oft soll ich dir das denn noch sagen!« Allmählich wurde auch Felix sehr wütend. »Von dir habe ich mehr Verständnis erwartet!«

      »Ich habe durchaus Verständnis, aber meine Geduld ist am Ende. Meinetwegen sorge für sie und das Kind, aber tue es nicht hier, in diesem Haus! Sie muss entweder ins Hotel oder in eine eigene Wohnung ziehen und zwar so schnell wie möglich. Diesen Zustand halte ich so nicht mehr länger aus.«

      Felix schaute sie mit einem sehr seltsamen Blick an. »Es ist mein Haus, Caro, und auch mein Geld. Fiona hat mir erzählt, dass du ihr Vorwürfe wegen des teuren Kinderwagens gemacht hast, und das finde ich nicht richtig. Dazu hast du kein Recht.«

      »Kein …« Fassungslos schaute Ca­ro ihn an. So also dachte ihr liebster Mensch von ihr? »Es ist mir egal, wofür du dein Geld ausgibst, das brauche ich nicht! Es ist mir aber nicht egal zu sehen, wie eine andere Frau sich mehr und mehr hier einnistet und sich zwischen uns drängt! Fiona stiehlt mir mein Leben, Felix!«

      »Das klingt aber verdammt melodramatisch«, brummte Felix. Er fühlte sich furchtbar unwohl, denn er konnte nicht leugnen, dass Caro wirklich in einer sehr seltsamen Lage war. Andererseits zerrte sein Verantwortungsgefühl gegenüber der Mutter und dem Kind an ihm.

      »Felix, ich kämpfe um uns, um unsere Beziehung, merkst du das denn nicht?« Caro war verzweifelt und den Tränen nahe.

      Felix’ Herz zog sich zusammen. Es tat ihm unendlich leid, dass Caro dermaßen unter der Situation litt, aber er konnte keinen Ausweg erkennen. Mit wenigen Schritten war er bei ihr und umfasste liebevoll ihr Gesicht mit seinen Händen. »Liebling, es ist eine schwere Zeit, für uns alle. Bitte, halte durch! Wenn wir zusammenhalten, dann schaffen wir es!«

      Caro schüttelte unter Tränen den Kopf. »Es gibt keinen Platz für zwei Frauen unter diesem Dach und in deinem Leben, Felix.«

      Er wich zwei Schritte von ihr zurück. »Und was soll das heißen?«, fragte er argwöhnisch.

      »Dass du dich entscheiden musst. Entweder zieht Fiona aus oder ich.«

      »Caro, wie oft denn noch! Fiona kann jetzt nicht allein leben!«

      Caroline fühlte eine eigenartige Ruhe in sich aufsteigen. »Gut, dann gehe ich!«, sagte sie stolz.

      Ohne Felix und seinen fassungslosen Protest weiter zu beachten, ging sie ins Haus und begann, ihre Sachen zu packen. Mit zwei Rollkoffern, die das Nötigste enthielten, stand sie wenig später in der offenen Haustür. »Für die ersten Tage wohne ich bei meiner Freundin Anna; du weißt also, wo du mich finden kannst.« Noch immer erfüllt von dieser unnatürlichen Ruhe, drehte sie sich um und verließ das Kapitänshaus.

      Erst als sie Kondor laut und klagend »Caro-Caro-Caro!« rufen hörte, strömten die Tränen über ihr Gesicht.

      Fassungslos stand Felix auf den Eingangsstufen und konnte nicht glauben, was eben geschehen war. Caro musste zurückkommen! Er konnte sie doch nicht einfach gehen lassen!

      »Oh, nein, habt ihr euch etwa gestritten? Meinetwegen?« Plötzlich stand Fiona neben ihm und schaute ihn ängstlich an.

      »Ich …, ja«, stotterte er.

      »Das tut mir so leid!« Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und schaute ihn sehr ernst an. »Soll ich mal mit ihr reden? Es gibt doch wirklich keinen Grund, auf mich eifersüchtig zu sein.«

      »Nein, Fiona, mische dich bitte nicht ein, das würde alles nur noch schlimmer machen. Ich gehe jetzt zu ihr und versuche, sie zu beruhigen.«

      Immer noch lag die Hand der jungen Frau auf seinem Arm. »Bitte, lass mich doch auch etwas tun. Ich fühle mich so schuldig! Wir beide sind für das Kind verantwortlich. Du hilfst mir so sehr, dann lass mich dir doch auch helfen!«

      Wider Willen musste Felix lächeln. In Fionas großen blauen Augen lag ein so ernsthafter, flehender Ausdruck, der ihn berührte und besänftigte. »Das ist süß von dir«, sagte er. »Aber ich kenne Caro, man sollte sie jetzt erst einmal in Ruhe lassen. Und es ist zwar sehr nett, dass du mit ihr sprechen möchtest, aber das ist der falsche Weg. Ich werde heute Abend zu ihr gehen und mit ihr reden.«

      »Felix, hast du denn vergessen, dass heute Abend der erste Kursus für die Geburtsvorbereitung ist? Das ist ein so wichtiger Termin für uns drei.«

      Die blauen Augen schimmerten feucht.

      Der junge Mann schluckte. Ja, er hatte den Termin tatsächlich vergessen. »Tut mir leid«, murmelte er. »Wir werden hingehen; ich weiß, wie wichtig es ist. Dann werde ich eben versuchen, jetzt mit Caro zu reden.«

      Er machte sich auf den Weg, und Fiona ging wieder zurück ins Haus. In der Vorhalle blieb sie bei dem prächtigen Kinderwagen stehen, strich bewundernd über den spitzenbesetzten Stoff der Kissen und sagte laut: »Mein süßer Kleiner, das ist doch genau das Richtige für uns, nicht wahr? Und es ist erst der Anfang! Mami wird sich jetzt mit dem Laptop ganz gemütlich zurücklehnen, für dich die allerbeste Babyausstattung bestellen und für sich selbst einen Haufen wunderschöner Dinge, um es hübsch und bequem zu haben. Wozu haben wir denn Papis Kreditkarte? Und glaub mir, Baby, hinter dieser Kreditkarte steht so viel Geld, wie du es dir gar nicht vorstellen kannst. Das reicht für unfassbar viele Einkäufe und noch für eine Menge mehr.«

      Trotz ihrer Schwangerschaft tänzelte sie anmutig durch die Räume. Sie holte sich Obst und etwas zu trinken aus der Küche und wollte nach ihrem Laptop greifen, als sie plötzlich das Gefühl hatte, beobachtete zu werden. Unbehaglich drehte sie sich um und bemerkte den Papagei, der sie anstarrte und dabei wieder wie eine Schlange warnend zischte. Der sorglose, vergnügte Ausdruck auf Fionas Gesicht erlosch schlagartig. »Halt deinen Schnabel, Mistvieh! Du bist der Nächste, der hier rausfliegt, verlass dich drauf!«

      »Magdalena! Magdalena!«, schrie Kondor böse.

      »Die ist nicht mehr hier; da kannst du rufen, solange du willst!«, antwortete Fiona gehässig. Triumphierend drehte sie sich um und ging hinaus in den Garten. Dort verbrachte die junge Frau sehr angenehme Stunden damit, sehr viel Geld auszugeben, das ihr nicht gehörte.

      *

      Natürlich war Caros Auszug im Handumdrehen Gesprächsthema Nummer eins. Emilia beteiligte sich nicht an dem allgemeinen Getuschel, aber in Gedanken beschäftigte sie es. Das Mädchen mochte Caro sehr gern und es tat ihr weh, die Freundin so bedrückt zu erleben. Die muntere, schlagfertige Caro war schweigsam geworden. Sie hatte viel von ihrer unbekümmerten Lebhaftigkeit verloren, selbst die witzigen, blauen Haarsträhnen schienen matt neben ihrem Gesicht zu hängen. Immer mehr beschäftigte Emilia die Frage, ob Felix wirklich der Vater des Babys war. Alle hatten Fiona geglaubt, sie war so sanft und rücksichtsvoll aufgetreten, wer würde ihr schon eine Lüge unterstellen? Es gab diesen eindeutigen Vaterschaftstest, aber der konnte erst nach der Geburt gemacht werden. Und wer weiß, was dieser Fiona in der Zwischenzeit noch alles einfallen würde, in der Caro so unglücklich war!

      Als Anna und Emilia sich in der Eisdiele trafen, legte Emilia ihrer älteren Freundin gegenüber ihre Sorgen auf den Tisch. »Ich bin in der Zwickmühle«, beklagte das junge Mädchen sich. »Mit niemandem kann ich über meine Gedanken reden, denn es klingt ganz schnell nach blödem Tratsch. Fiona ist Papas Patientin, deshalb sind in der Familie Gespräche über sie sowieso tabu. Deine Patientin ist sie auch, also kann ich es bei dir auch nicht, dabei geht mir so viel durch den Kopf.«

      »Ich bin zwar Frau Bartels’ Hebamme, aber auch Caros Freundin«, antwortete Anna. »Und Caro wohnt zur Zeit bei mir, da bleibt es gar nicht aus, dass wir über die Situation reden. Also, was beschäftigt dich denn so?«

      »Warum ist Fiona jetzt aufgetaucht, nachdem Felix das viele Geld geerbt hat? Wenn er so wichtig als Vater des Babys ist, wie sie immer behauptet, dann hätte sie es ihm doch schon viel früher sagen können«, brachte das Mädchen ihre Überlegungen auf den Punkt. »Es passt zwar alles, aber was ist, wenn das Baby in Wahrheit einen anderen Vater hat?«

      Anna schwieg. Nach einer Weile antwortete sie vorsichtig. »Manchmal haben Caro und ich uns diese Frage auch schon gestellt.«