Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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die Lieferunterlagen und die Rechnung in der Hand. »Und das Prachtstück kostete die Kleinigkeit von dreitausend Euro.«

      Gerti schnappte nach Luft. »Jesses, wer kauft denn so etwas?«

      Caro schaute genauer auf die Rechnung und wurde blass. Dieser Kinderwagen war mit Felix’ Kreditkarte bezahlt worden! »Ich ahne, wer ihn gekauft hat«, murmelte sie.

      »Wer denn?«, erkundigte sich Emilia beunruhigt. So wütend hatte sie ihre Freundin noch nie erlebt!

      »Fiona! Die süße Mami, die sich bei uns eingenistet hat!«, fauchte Caro.

      Emilia zählte eins und eins zusammen. »Und diese Prachtkutsche ist von eurem Geld bezahlt worden?«

      »Du sagst es!« Mit wütenden Bewegungen stopfte Caro das Verpackungsmaterial in den Karton zurück. »Für Felix’ Kronprinzen ist wohl nichts gut genug!«

      »Felix'?«, echote Emilia. »Oh!«

      »Ja, Felix ist der Vater, aber ich bin nicht die Mutter«, entfuhr es ihr, und dann brach sie in Tränen aus. »Entschuldigung! Ich wollte Sie nicht mit meinen privaten Sorgen belästigen.«

      »Jetzt kommen Sie erst einmal mit«, sagte Traudel mütterlich, legte den Arm um die schluchzende Frau und führte sie durch den Garten auf die Terrasse. »Setzen Sie sich zu mir und erholen sich ein bisschen. Ich hole Taschentücher und etwas zu trinken, und ohne dieses Trumm von Kinderwagen direkt vor ihrer Nase geht es Ihnen gleich ein bisschen besser.«

      »Danke«, schniefte Caro zwischen Lachen und Weinen. »Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist, normalerweise weine ich nicht so schnell.«

      Traudel stellte einen Krug mit selbstgemachtem Kirschsaft auf den Tisch. »Nun, jetzt ist ja nicht ‚normalerweise’, jetzt haben Sie wohl eher den Ausnahmezustand.«

      »Stimmt!« Durch Traudels mütterliche und bodenständige Art fühlte Caro sich getröstet. »Es ist wirklich ein bisschen heftig im Augenblick. Trotzdem tut mir mein Ausbruch vor der Familie leid. Emilia …«

      »… ist bald erwachsen und empfindet sich als Ihre Freundin«, stellte Traudel klar. »Sie hat sich schon ihre Gedanken gemacht, und es ist gut, dass sie jetzt Bescheid weiß.«

      »Danke!«, sagte Caro noch einmal. »Es ist gut zu wissen, dass man nicht allein ist.«

      »Nein, das sind Sie gewiss nicht!« Traudel schaute die junge Frau fest an. »Und wenn es im Moment auch schwierig ist – Sie haben Felix, und Sie werden mit ihm wieder glücklich sein!«

      Caro wusste, dass das nicht als billiger­ Trost einfach so daher gesagt war. Ihr wurde etwas leichter ums Herz, und sie konnte sogar wieder lächeln.

      In der Zwischenzeit waren Sebastian und seine Tochter damit beschäftigt, die Einkäufe zu verstauen und den Kartoffelauflauf fürs Mittagessen in den Ofen zu schieben. Emilia war sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Schließlich fragte sie: »Papa, stimmt es, dass Fionas Baby von Felix ist?«

      Der Arzt zögerte mit der Antwort. »Caro hat vorhin zwar darüber gesprochen, aber Frau Bartels ist meine Patientin. Deshalb kann ich nichts dazu sagen.«

      »Ich verstehe, Schweigepflicht und so weiter.« Emilia sah sehr nachdenklich aus. Dann schaute sie ihren Vater eindringlich an. »Und wenn das Baby nun gar nicht von Felix ist? Wenn diese Fiona das nur behauptet?«

      Sebastian schaute sie überrascht an. »Ich verstehe, dass du dir um deine Freundin Gedanken machst, aber jetzt kann ich nur wiederholen, was dein Großvater gesagt hat: verrenn dich nicht in diese unglückselige Geschichte!«

      Emilia sah die Besorgnis im Gesicht ihres Vaters. »Keine Sorge, Papa, das tue ich nicht, und ich beteilige mich auch nicht am allgemeinen Gerede. Aber irgendwie komisch finde ich es schon, dass diese Fiona jetzt hier auftaucht, gerade nachdem Felix die Riesenerbschaft gemacht hat.«

      Sebastian legte seiner großen Tochter den Arm um die Schultern und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Emilia, du liest entschieden zu viele Krimis.«

      »Gar nicht!«, antwortete sie leicht genervt. »Ich frage mich nur: Wenn es ihr so furchtbar wichtig ist, dass das Kind möglichst nahe bei Felix aufwächst – wieso ist ihr das nicht früher eingefallen?«

      *

      Die Küche vom Sonnenhof vibrierte vor Geschäftigkeit. Neben dem normalen Betrieb war eine große Hochzeit auszurichten. Felix hatte mehr als genug mit der anspruchsvollen Menüfolge zu tun und hatte keine Zeit für seine Pause. Er glasierte gerade den Rehrücken, als ihm einer seiner Kollegen den Wink gab, zur Tür zu schauen. Im Eingangsbereich hatte sich Fiona an den Tisch gesetzt, an dem normalerweise das Personal aß. Sie war niemandem im Weg, verlangte nichts, sondern schaute nur mit glänzenden Augen zu ihm hinüber.

      Felix unterbrach seine Arbeit. »Fiona, was gibt’s?«

      »Nichts. Ich will nicht stören, ich wollte dir nur sagen, dass ich uns zur Geburtsvorbereitung bei Anna Bergmann angemeldet habe. Der Kursus beginnt nächsten Mittwoch um 19:00 Uhr.«

      »Du hast was?« Felix klappte die Kinnlade hinunter.

      Ein erschreckter Ausdruck zog über das Gesicht der jungen Frau. »Willst du mich bei der Geburt allein lassen? Willst du denn nicht mit dabei sein?«

      »Nein, natürlich sollst du bei der Geburt nicht allein sein«, beeilte er sich zu sagen. Meine Güte, diese Frau konnte wirklich blicken wie ein waidwundes Reh! »Ich meine, deine beste Freundin oder eine Schwester würde doch sicher gern mit dabei sein.«

      »Felix, ich habe keine Schwester. Das Baby und ich haben nur dich.« Jetzt schwammen ihre blauen Augen in Tränen. Sie blinzelte dagegen an und fuhr tapfer fort: »Aber wir sollten jetzt nicht darüber reden, du hast viel zu tun. Und eigentlich bin ich auch nur gekommen, um mich noch einmal für dein Verständnis heute Nacht zu bedanken. Du hast mir sehr geholfen. Natürlich habe ich bemerkt, dass deine Freundin davon nicht gerade begeistert war, und die Störung tut mir leid. Ich will es wiedergutmachen und habe zwei Kinogutscheine besorgt. Macht euch einen schönen Abend zu zweit.« Mit diesen Worten zog sie einen Umschlag aus ihrer Tasche und überreichte ihn Felix.

      »Das ist nett, danke!«

      »Ich gehe dann jetzt. Wahrscheinlich sehe ich dich erst morgen? Heute wird es wohl eine lange Nacht für dich. Wenn du nach Hause kommst, schlafen wir schon längst.« Sie ergriff Felix’ Hand und legte sie auf ihren Bauch. »Servus, Papa.«

      »Äh, ja, bis morgen«, antwortete er überrumpelt.

      Fiona lächelte ihr süßes, inniges Lächeln und ging.

      Heute wäre eigentlich Gerti mit dem Landdoktor zu den anstehenden Hausbesuchen gefahren, aber wegen ihrer Verabredung mit Korbinian Wamsler hatte sie mit Caro den Dienst getauscht.

      »Das große Paket hat Platz in meinem Kombi. Sollen wir es mitnehmen, und ich setze es auf dem Rückweg bei Ihnen ab?«, bot Sebastian seiner Sprechstundenhilfe an.

      »Danke, das ist sehr freundlich von Ihnen«, antwortete Caro mit zusammengebissenen Zähnen. Es war sehr deutlich, dass sie mit dem Inhalt dieses Kastens am liebsten nichts zu tun haben wollte!

      Den Anfang der Hausbesuche machten sie beim alten Herrn Holzer, dem eine Thrombose im rechten Bein zu schaffen machte. Blutverdünnende Medikamente und das rechte Maß an Bewegung und Schonung hatten schon gut geholfen, und Sebastian Seefeld war mit dem Behandlungsverlauf zufrieden. Was ihm allerdings sehr schwer fiel, war der Kontakt mit Holzers Tochter Miriam! Die junge Frau hatte den Gedanken an eine Beziehung und Heirat mit dem gutaussehenden Arzt immer noch nicht aufgegeben, so unerwidert ihre Gefühle auch blieben. Kaum war der Wagen des Arztes auf den Hof gefahren, hatte sie ihr chices Büro verlassen und war zu ihm hinausgestöckelt, wie immer perfekt geschminkt, frisiert und in einem Designer-Outfit. Heute war es ein sehr gut geschnittener schwarzer Hosenanzug, der eher in die Chefetage eines Münchner Unternehmens gepasst hätte als in ein Sägewerk im Voralpenland.

      Miriam trug eine angemessen ernste Miene zur Schau. »Sebastian, schön, dass du zum Vater gekommen bist! Begleite