Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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sag, dass du nicht sauer sein wirst.«

      »Offensichtlich seid ihr drei euch doch bereits einig, über was auch immer, und so wie du strahlst, scheint es dich glücklich zu machen. Ich verspreche, nicht sauer zu sein«, sagte Sebastian und streichelte Emilia liebevoll über ihr Haar.

      »Opa, wir kommen!«, rief sie und nahm Sebastian an die Hand.

      Benedikt und Traudel hockten mit dem Rücken zu Sebastian in der Diele und schienen etwas zu betrachten, das vor ihnen auf dem Boden lag.

      »Papa, darf ich dir Nolan vorstellen«, sagte Emilia, als Benedikt sich erhob und Traudel die Hand reichte, um ihr aufzuhelfen.

      »Nolan«, wiederholte Sebastian.

      »Ja, Nolan, das heißt der kleine Kämpfer«, erklärte Emilia ihm, und ihre Augen weiteten sich vor Freude, als sie auf den Welpen schaute, der in einem Weidenkorb saß und sie mit seinen schwarzen Knopfaugen ansah. »Seine Mutter gehört zu den Berner Sennenhunden und sein Vater ist ein weißer Schäferhund.«

      »Der Kleine ist zu süß«, schwärmte Traudel und spielte mit dem Bernsteinanhänger ihrer Halskette, die sie zu ihrem goldfarbenen Ausgehdirndl trug.

      »Ich finde ihn auch putzig«, sagte Benedikt und sah seinen Sohn abwartend an.

      »Das ist also Nolan«, murmelte Sebastian und betrachtete das Hundebaby.

      Nolan hatte geschecktes Fell, der Rücken war schwarz, der Bauch schwarz mit weiß, die kräftigen Beinchen mit den dicken Pfoten grau und das runde Köpfchen dunkelbraun. Das Gesicht wiederrum war hell, nur um die Augen herum ein bisschen dunkler, so als trüge der kleine kluge Kämpfer eine Brille.

      »Du musst ihn mal halten«, erklärte Emilia, hob den Welpen hoch und legte ihn Sebastian in die Arme.

      »Hattest du nicht immer gesagt, dass in einen Arzthaushalt keine Haustiere gehören?« Sebastian hatte nicht vergessen, wie sein Vater sich immer dagegen gewehrt hatte, wenn er den Wunsch geäußert hatte, ein Tier haben zu wollen.

      »Ich weiß, aber inzwischen sehe ich das nicht mehr so streng, und Emilia hat sich doch so sehr einen Hund gewünscht«, antwortete Benedikt und betrachtete seine Enkelin mit einem liebevollen Blick.

      »Wir sorgen gemeinsam für Nolan, ich meine, wir, du musst dich um nichts kümmern, was ihn betrifft«, versicherte ihm Traudel.

      »Seid ihr deshalb zum Kuglerhof gefahren oder hat sich das mit Nolan so ergeben?«

      »Nun, wir wollten schon dort einkaufen, aber ich wusste, dass sie noch einen Welpen übrig hatten. Er war der schwächste in diesem Wurf, und sie mussten ihn mit der Flasche aufziehen, weil seine Geschwister ihn ständig von der Mutter wegdrängten«, erzählte Benedikt.

      »Stell dir vor, Papa, sie haben ihm in diesem Gerangel das rechte Vorderpfötchen gebrochen, es ist zwar inzwischen geheilt, aber er wird vermutlich sein Leben lang ein bisschen hinken.«

      »Wuff«, machte Nolan und schmiegte sein Köpfchen an Sebastians Brust.

      »Willkommen bei den Seefelds, Nolan«, sagte Sebastian und kraulte den Kopf des Welpen.

      »Papa, du bist der beste!«, jubelte Emilia, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihren Vater auf beide Wangen.

      Traudel und Benedikt tauschten einen zufriedenen Blick. Ihr geheimes Unternehmen hatte einen guten Abschluss gefunden.

      »Ich habe heute Nacht übrigens auch für Familienzuwachs gesorgt«, sagte Sebastian, während er den Welpen streichelte, den auch er bereits in sein Herz geschlossen hatte.

      »Papa, du wirst dich doch nicht mit dieser Miriam eingelassen haben.« Emilia sah ihren Vater entrüstet an.

      »Nein, Spatz, keine Sorge. Wir wäre es, wenn wir Nolan unseren Garten zeigen? Ihr erzählt mir von eurer stürmischen Nacht, und ich erzähle euch von den Ereignissen in Bergmoosbach.«

      »Eine gute Idee, Papa«, sagte Emilia und hakte sich bei ihrem Vater unter.

      »Hoffentlich bleibt er standhaft und lässt sich von Miriam nicht wieder einfangen«, raunte Traudel Benedikt zu.

      »Der Junge hat viel durchgemacht, eine oberflächliche Frau wie Miriam hat ihm nichts zu bieten.«

      »Du hast die Nacht mit der Hebamme verbracht?«, hörten sie Emilia sagen, die mit Sebastian schon voraus gegangen war.

      »Anna«, flüsterte Traudel und ein Lächeln flog über ihr Gesicht.

      »Das wollen wir jetzt aber genau wissen«, sagte Benedikt, und sie beeilten sich, Vater und Tochter zu folgen.

      *

      »Anna Bergmann«, meldete sich Anna, als am Sonntagvormittag ihr Telefon klingelte. Sie saß in der Küche und ordnete die Belege für die Buchhaltung. Die Handynummer, die auf dem Display aufleuchtete, kannte sie nicht.

      »Sebastian Seefeld, ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt.«

      »Nein, das hast du nicht.«

      »Was hältst du davon, wenn wir heute Nachmittag unser Patenkind und seine Mama im Krankenhaus besuchen?«

      »Das würde ich sehr gern tun. Wann wollen wir uns treffen?«

      »Wenn es dir recht ist, hole ich dich um zwei Uhr ab.«

      »Ja, das ist mir recht.«

      »Nolan, nein!«, hörte sie ihn plötzlich rufen.

      »Wer ist Nolan?«, fragte sie verwundert.

      »Unser Hund.«

      »Gestern hattet ihr noch keinen Hund.«

      »Jetzt schon, und es hieß, dass ich mich auf keinen Fall um ihn kümmern muss. Aber Emilia schläft noch, Traudel kocht, mein Vater trifft sich mit seinen Freunden zum Sonntagsstammtisch, und der einzige, der Zeit hat, mit unserem Familienzuwachs nach draußen zu gehen, der bin ich.«

      »Was ist es für ein Hund?«

      »Wenn du mir deine Handynummer gibst, schicke ich dir ein Foto.«

      »Ja, gern«, sagte sie und gab ihm ihre Telefonnummer, bevor sie beide auflegten. »Du siehst wirklich aus wie ein kleiner Kämpfer.« Anna musste lächeln, als sie das Foto des kleinen flauschigen Hundes mit den schwarzen Augen und den stämmigen Beinchen betrachtete.

      Sie stellte sich vor, wie Sebastian mit dem Welpen über die Wiesen lief, und das war ein ganz rührendes Bild. Bevor sie sich wieder an ihre Arbeit machte, speicherte sie erst einmal Sebastians Handynummer auf ihrem Festnetz und auf ihrem Handy unter seinem Namen. Wenn er das nächste Mal anrief, würde sie gleich wissen, dass er es war.

      Eine Stunde, bevor er sie abholen wollte, zog sie das weiße Kleid mit dem zarten Rosenmuster und den schmalen Trägern an, dazu die Schuhe mit den roten Riemchen und dem Korkabsatz. Sie betonte ihre grünen Augen mit einem schwarzen Kajalstift, nur ganz wenig, sodass es kaum auffiel, benutzte einen zartrosa Lippenstift und ließ ihr hellbraunes Haar offen.

      Als sie kurz vor zwei Uhr das Haus verließ, hielt der Geländewagen mit Sebastian am Steuer vor der Apotheke an, und Sebastian stieg aus. Obwohl sie sich vorgenommen hatte, ganz ruhig zu bleiben, so als ginge sie zu einer geschäftlichen Verabredung, konnte sie das Kribbeln in der Magengrube, das sie bei seinem Anblick überfiel, nicht ganz unterdrücken.

      Er sah unglaublich elegant aus, in der hellen Hose, dem hellen Hemd und der dunklen Seidenweste.

      »Hallo, Anna, Bastian hat eine gute Wahl getroffen«, sagte er und hielt ihr die Beifahrertür auf.

      »Was hat er sich ausgesucht?«

      »Eine bildhübsche Patentante«, antwortete er und betrachtete sie mit einem bewundernden Lächeln.

      »Ich glaube, dem Kleinen ist mein Aussehen noch herzlich egal«, entgegnete sie und wich seinem Blick aus.

      »Vielleicht, aber deshalb ist es trotzdem wahr«, sagte er und streifte sie mit