Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980528
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danach holen wir neue?«, fragte sie, nachdem sie sich bei ihm bedankt hatte.

      »Das hoffe ich doch«, antwortete er und half ihr, die Dose in die Papiertüte zu verstauen, die er sich hatte geben lassen, und trug die Tüte dann auch für sie.

      Fenja verspürte so etwas wie Wehmut, als sie auf dem Weg zum Taxistand erneut die Brücke über die Salzach überquerten. Noch hatte sie keine Ahnung, wie der Tag sich auf sie auswirken würde, ob sie auf dem, was sie heute geschafft hatte, aufbauen konnte. Als sie eine halbe Stunde später wieder in das Segelflugzeug stieg, verstärkte sich diese Wehmut noch, weil ihr klar war, dass sie nun bald aus diesem Tagtraum erwachen musste, in dem sie für ein paar Stunden glücklich war.

      Obwohl sie es nicht wollte, fielen ihr auf dem Rückflug die Augen zu, und als sie sie wieder öffnete und nach oben an den endlosen Himmel schaute, wusste sie für den Bruchteil einer Sekunde nicht, wo sie sich befand. Erst als sie das gleichmäßige Brummen des Motors wahrnahm, fiel es ihr ein.

      Sie schaute auf Pascal, der die Kopfhörer aufhatte.

      »Du siehst zufrieden aus«, sagte er, als er zu ihr herübersah.

      »Das bin ich auch, zufrieden und glücklich«, sagte sie.

      Als Pascal gleich darauf mit dem Tower in Garmisch sprach, wusste sie, dass der Alltag als einsame Glückskeksdichterin sie schon bald wieder vereinnahmen würde. Ein paar Minuten später setzte das kleine Flugzeug sanft auf der Landebahn auf.

      »Wir können das jederzeit wiederholen. Es gibt noch viele andere Ziele, die wir für einen Tagesausflug nutzen können«, sagte Pascal, als er ihr aus dem Flugzeug heraushalf und sie nicht mehr ganz so glücklich wirkte wie in Salzburg.

      »Danke, dass du das sagst, aber vielleicht sollten wir erst einmal abwarten, wie alles weitergeht.«

      »Alles?«

      »Mit mir und…«

      »Mit uns?«, fragte er, als sie innehielt.

      »Ja, auch das«, sagte sie und schaute zu Boden. Vielleicht hatte sie zu weit gedacht und er hatte ihr mit diesem Ausflug einfach nur eine Freude machen wollen.

      »Mit uns wird es weitergehen, vorausgesetzt, dass du es willst«, sagte er, als sie wieder aufsah.

      »Ich wünsche es mir, aber ob es möglich sein wird.« Sie standen abgeschirmt von dem kleinen Flugzeug am Ende der Wiese neben der Landebahn. Die Nachmittagssonne fiel auf die Glaskuppel, und es schien, als würde das Licht Funken sprühen.

      »Warum sollte es nicht möglich sein?«

      »Das Leben mit mir könnte kompliziert sein.«

      »Das glaube ich nicht«, widersprach er ihr und nahm sie in seine Arme.

      »Heute war ein guter Tag, aber das bedeutet nicht, dass ich meine Ängste besiegt habe.«

      »Ich werde dir helfen, sie zu besiegen.«

      »Du könntest die Geduld verlieren.«

      »Nein, sicher nicht. Gib uns eine Chance, Fenja«, sagte er und dann küsste er sie.

      Der Traum geht weiter, dachte sie und schmiegte sich in seine Arme.

      *

      »Entschuldige mich, das ist mein Kollege, der mich gerade vertritt«, sagte Pascal, als sie vor Fenjas Haus angehalten hatten und sein Handy läutete. »Hallo, Ingo«, meldete er sich. »In Ordnung, ich bin in einer halben Stunde bei dir.«

      »Ärger?«, fragte Fenja, nachdem Pascal das Gespräch beendet hatte und sie nachdenklich anschaute.

      »Nein, gar nicht. Meinem Kollegen wurde eine achtsitzige Cessna angeboten. Sie steht in Kempten, und er möchte sie sich gern ansehen. Er hat mich gebeten, ihn zu begleiten, was ich ihm ungern abschlagen möchte. Das bedeutet aber, dass aus dem Kaffee, den wir bei dir noch trinken wollten, nichts wird.«

      »Dann trinken wir den Kaffee eben morgen. Wir könnten wieder zusammen frühstücken.«

      »Das ist eine gute Idee. Ich werde mir morgen noch einmal freinehmen, dann könnten wir nach dem Frühstück wieder etwas unternehmen. Oder auch bei dir bleiben, falls du dir zwei Ausflüge kurz hintereinander noch nicht zutraust.«

      »Das entscheiden wir dann morgen.«

      »Um wie viel Uhr soll ich da sein?«

      »So um halb zehn.«

      »Wird Kendra auch da sein?«

      »Ich denke nicht, sie schläft gern länger und wird sicher nicht vor elf in München losfahren.«

      »Dann bin ich morgen so um neun wieder bei dir.«

      »Ich freue mich darauf. Ich danke dir für diesen Tag, es war eine wunderbare Idee von dir«, sagte sie, als er um seinen Wagen herumging und ihr die Autotür aufhielt.

      »Ich wollte dich glücklich machen.«

      »Was dir gelungen ist.«

      »Ich werde es immer wieder tun, so lange du es zulässt«, versicherte er ihr, nahm sie in seine Arme und küsste sie.

      »Bis morgen«, sagte sie. Dieses Mal blieb sie vor dem Tor zu ihrem Grundstück stehen und schaute ihm nach, bis die Straße einen Bogen machte und sie ihn nicht mehr sehen konnte. Danach ging sie ins Haus, machte sich einen Cappuccino und setzte sich auf den Balkon.

      Hätte ihr jemand am Anfang der Woche erzählt, auf welches Abenteuer sie sich einlassen würde, hätte sie allein der Gedanke daran panisch werden lassen. Stattdessen hatte sie dieses Abenteuer glücklich gemacht, so glücklich, dass sie noch immer das Gefühl hatte, auf Watte zu gehen. Ich habe mich in Pascal verliebt, und dieses Gefühl ist stärker als meine Ängste, dachte sie. Ihr war bewusst, dass ein einziger Tag ihre Krankheit nicht heilen konnte, aber es war ein Anfang, und mit Pascal an ihrer Seite würde sie diese Krise in ihrem Leben überwinden.

      Zu ihrer Überraschung kam Kendra schon an diesem Abend wieder aus München zurück. Sie stand gerade in der Küche und schnitt Tomaten für den Salat, den sie sich zum Abendessen zubereiten wollte, als sie ihren Wagen vor der Haustür parkte.

      »Hallo, ich bin wieder da!«, rief sie, als sie die Tür mit dem Schlüssel aufschloss, den sie ihr für die Dauer ihres Aufenthaltes in Bergmoosbach überlassen hatte.

      »Du wolltest doch an der Redaktionssitzung heute Abend teilnehmen und anschließend mit den Kollegen essen gehen. Was ist passiert?«, wollte Fenja wissen.

      »Die Sitzung war schon am Nachmittag. Und das mit dem Essen war mir nicht so wichtig, ich wollte dich nicht so lange allein lassen.«

      »Du lässt dir doch nie ein Essen mit den Kollegen entgehen. Du hast mir doch erst vor ein paar Tagen wieder erklärt, dass du möglichst viel über sie wissen musst, um herauszufinden, wer dir den Posten als Redaktionsleiterin gönnen wird und wer nicht.«

      »Ich denke, in diesem Punkt bin ich ein bisschen zu paranoid. Dieser Posten steht mir zu, weil meine Artikel das meiste Aufsehen erregen und die Verkaufszahlen der Zeitung erhöhen. Ich weiß, was unsere Leser wirklich interessiert.« Den wahren Grund für ihre frühere Rückkehr behielt sie für sich. Sie hatte sich mit Tilo Tanngruber getroffen. Er wollte von ihr die Zusage, dass schon in der nächsten Woche ein Zeitungsartikel über Edwin Kruse erschien, der seine politische Karriere zerstörte.

      »Kruse wird sich in den nächsten Tagen bei seinen Verwandten aufhalten, wie ich hörte. Eine Aufnahme, wie er eine andere Frau umarmt, ein Gespräch mit einem Lieferanten, erfinden Sie die passende Geschichte, eine die sich nicht auf die Schnelle entkräften lässt. Das genügt, um ihn ins Abseits zu stellen. Die Leute glauben immer das, was sie zuerst hören, das wissen Sie doch«, hatte er zu ihr gesagt.

      Für sie bedeutete das, sie musste die neue Drohne, die noch in ihrem Kofferraum lag, möglichst schnell einsetzen, um den Krusehof zu beobachten. Und sie musste darauf vertrauen, dass die erste Drohne nie gefunden wurde. Das wiederum hatte zur Folge, sie musste sich noch mehr anstrengen, Pascal für sich zu