Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980528
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      »Aber ja, alles ist bestens«, versicherte sie ihr.

      »Möchtest du auch Tomatensalat und Baguette?«

      »Gern«, sagte Kendra. Das mit Pascal würde sie schon hinbekommen, bisher hatte ihr noch nie ein Mann widerstehen können. »Wie war dein Tag heute?«, wollte sie von Fenja wissen, als sie ein paar Minuten später zusammen am Küchentisch saßen.

      »Ich hatte einen wundervollen Tag«, verkündete Fenja mit einem strahlenden Lächeln.

      »Was war los? Wurde dein Honorar erhöht? Hast du im Lotto gewonnen?«

      »Das klingt, als würdest du glauben, dass mich nur Geld glücklich machen könnte. Ich muss nicht um meine Existenz fürchten, ich habe alles, was ich brauche. Glück bedeutet für mich etwas anderes«, entgegnete sie mit einem verträumten Blick.

      »Hattest du Besuch?« Dieser Glanz in Fenjas Augen ließ sie bereits ahnen, was sie gleich hören würde.

      »Pascal war hier, und dann sind wir nach Salzburg geflogen und haben in der Altstadt zu Mittag gegessen.« Fenja konnte die Neuigkeit nicht mehr länger für sich behalten.

      »Du warst in Salzburg?« Kendra ließ die Gabel mit dem Tomatensalat sinken und sah Fenja verblüfft an.

      »Es war unglaublich, Kendra«, sagte Fenja und erzählte ihr von ihrem Frühstück mit Pascal, dem Flug über die Gipfel der Alpen und ihrem Tag in Salzburg. »Warte.« Sie ging in ihr Arbeitszimmer und holte die Schachtel mit den Mozartkugeln. »Eine gute Journalistin will immer einen Beweis für eine Geschichte sehen«, sagte sie lächelnd und stellte die Schachtel auf den Tisch.

      »Er konnte dich einfach so zu diesem Ausflug überreden?«, fragte Kendra und schaute auf das goldene Schildchen mit der Adresse einer Salzburger Konditorei, das auf der Schachtel mit den Mozartkugeln klebte.

      »Die Idee mit dem Kopfhörer hat geholfen.«

      »Bisher hattest du mit dieser Methode aber kaum Erfolg.«

      »Mag sein, was vermuten lässt, dass es vor allen Dingen Pascal war, der mir die nötige Sicherheit für diesen Ausflug geben konnte.«

      »Die nötige Sicherheit, verstehe.« Kendra hatte Mühe, ihren Zorn auf Pascal für sich zu behalten. Wie konnte er es wagen, sich einfach über ihre Bitte hinwegzusetzen, sich von Fenja fernzuhalten. Ganz offensichtlich war sein Interesse an ihr größer, als sie angenommen hatte. Nach dem, was Fenja ihr gerade erzählt hatte, wusste sie allerdings nichts von diesem Gespräch, das sie mit Pascal nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus geführt hatte. Für diese Geheimhaltung war sie Pascal äußerst dankbar. Sie würde ihr helfen, diese zarte Liebe, die sich zwischen den beiden gerade entwickelte, zu zerstören.

      »Fenja, ich muss dir etwas sagen.« Kendra setzte eine bestürzte Miene auf und tat so, als fiele es ihr schwer, weiterzusprechen.

      »Gab es Ärger in München?«, fragte Fenja mitfühlend.

      »Nein, es geht nicht um mich, sondern um dich.«

      »Und um was geht es? Nach diesem wundervollen Tag bin ich nicht so leicht zu erschüttern«, entgegnete sie lächelnd.

      »Es tut mir so leid, Fenja, aber Pascal treibt ein ganz böses Spiel mit dir«, sagte Kendra und dabei krampfte sie ihre Hände ineinander, als kostete es sie ihre ganze Kraft, Fenja über Pascal aufzuklären.

      »Von was sprichst du? Pascal hat mir geholfen, meine Ängste zu überwinden. Wenn du das als Spiel bezeichnen willst, meinetwegen. Ich bin froh darüber, dass er es getan hat.«

      »Du weißt nicht, warum er sich so viel Mühe gegeben hat, dich nach draußen zu locken. Es ging nicht darum, dir zu helfen. Er wollte nur etwas beweisen.«

      »Das wäre?« Sie fragte sich, was mit Kendra los war. Warum war sie auf einmal so misstrauisch? Pascal hatte doch Erfolg mit seiner Idee gehabt.

      »Pascal hat mit mir gewettet.«

      »Über was?«

      »Dass es ihm gelingt, dich aus dem Haus zu bekommen.«

      »Wie hätte er eine Wette auf etwas abschließen können, von dem er gar nichts weiß?«

      »Er wusste es aber, ich habe ihm von deinen Ängsten erzählt. Bevor ich in Garmisch shoppen war, bin ich ins Krankenhaus gefahren, um ihn zu bitten, dich nicht zu überfordern. Er wurde gerade entlassen, und wir sind in ein Café gegangen, um in Ruhe zu reden, später habe ich ihn dann nach Hause gefahren. Ich dachte, ich hätte ihm dieses dumme Vorhaben ausge­redet, mir zu beweisen, dass er dich mit seinem Charme manipulieren kann.«

      »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du mit ihm über mich gesprochen hast?«

      »Weil ich dir nicht wehtun wollte. Sollte ich dir sagen, dass er Menschen wie dich für labile Persönlichkeiten hält, denen man nur ein Zuckerstückchen hinhalten muss, um sie steuern zu können?«

      »Das hat er gesagt?«, fragte Fenja mit Tränen in den Augen.

      »Und noch mehr, was ich jetzt aber nicht wiederholen will. Dieser Mann ist Gift für dich, Schätzchen. Was hast du vor?«, fragte sie erschrocken, als Fenja zur Fensterbank ging und ihr Handy aus der Ladestation nahm.

      »Ich rufe Pascal an«, sagte Fenja und schluckte die Tränen hinunter.

      »Wenn du dir das antun willst.« Kendra bereitete sich schon auf ein unangenehmes Gespräch mit Fenja vor. Pascal konnte zwar nicht abstreiten, dass er von ihren Ängsten gewusst hatte, aber dass er schlecht über sie gesprochen haben sollte, schon.

      »Hallo, Pascal, ich möchte dich etwas fragen, und ich bitte dich, mir ehrlich zu antworten. Wusstest du von Kendra bereits von meinen Ängsten?«, hörte sie Fenja sagen. »Du wusstest es, danke, das war es schon.«

      »Es tut mir wirklich sehr leid.« Kendra sprang auf und nahm Fenja tröstend in die Arme. Dieses Telefongespräch hätte gar nicht besser für sie verlaufen können.

      »Ich habe ihm vertraut, und er hat mich nur benutzt, um sein Ego zu stärken. Besitze ich denn gar keine Menschenkenntnis mehr?«, flüsterte Fenja mit tränenerstickter Stimme.

      »Du bist eine einsame Seele, da kann so etwas passieren«, bestärkte Kendra Fenja darin, dass sie sich in Pascal getäuscht hatte.

      »Entschuldige mich, Kendra, ich muss mich ein paar Minuten hinlegen«, sagte Fenja.

      »Schon in Ordnung, wenn du reden willst, komm einfach zu mir.« Was nicht passieren wird, weil du dich wie immer in eine Depression flüchten wirst und dein Bett heute nicht mehr verlassen wirst, dachte Kendra, als Fenja in ihr Schlafzimmer lief.

      Sie wartete ein paar Minuten, schaltete dann Fenjas Handy aus, das sie in der Küche hatte liegen lassen, und holte die neue Drohne aus ihrem Auto, um sie auf ihren Einsatz vorzubereiten. Morgen früh würde sie Fenja noch weiter gegen Pascal aufbringen und dafür sorgen, dass sie ihn nie wiedersehen wollte.

      *

      Um zwei Uhr am nächsten Nachmittag fuhr Pascal nach Bergmoosbach, um mit Sebastian Seefeld zu sprechen. Er war noch in Kempten gewesen, als ihn Fenjas Anruf am Abend zuvor erreichte. Offensichtlich hatte Kendra ihr inzwischen von ihrem Cafébesuch erzählt und was sie ihm dort eröffnet hatte. Er konnte verstehen, dass Fenja sauer war. Er hätte gern mit ihr darüber gesprochen, aber sie ging nicht mehr ans Telefon, weder gestern noch heute. Bevor er einen weiteren Versuch unternahm, mit ihr zu sprechen, wollte er von Doktor Seefeld wissen, ob er Fenja möglicherweise mit diesem Ausflug nach Salzburg überfordert hatte. Er parkte sein Auto auf der Straße vor dem Seefeldanwesen und lief die Auffahrt zur Praxis hinauf.

      »Hallo«, sagte er freundlich, als ihm zwei Teenager mit einem Berner Sennenhund entgegenkamen.

      »Hallo«, antworteten die beiden ebenso freundlich.

      »Moment mal, Sie sind doch Pascal, der Paraglider, der unfreiwillig in unserem Neubaugebiet gelandet ist, richtig?«, fragte das Mädchen. Es war stehen geblieben, warf sein langes rotbraunes Haar zurück und