Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980528
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Büschen entlangliefen, die das Bachufer von dem Weg neben dem Haus trennten.

      »Ich habe ihr nur gesagt, dass ich Ihnen aus Sorge um sie von ihren Ängsten erzählt habe.«

      »Haben Sie ihr auch gesagt, dass sie mich darum gebeten haben, mich von ihr fernzuhalten?«, wollte Pascal wissen und blieb stehen.

      »Was wohl auch besser gewesen wäre. Aber sei es drum, sie will sie ohnehin nicht wiedersehen. Sie hält sie für einen selbstverliebten Menschen, der Spaß daran hat, anderen seinen Willen aufzuzwingen.«

      »Das hat sie gesagt?«, wunderte sich Pascal.

      »Sie hat noch ganz andere Dinge gesagt. Dass sie gar nicht mit Ihnen fliegen wollte, dass sie sich nur das Flugzeug hatte ansehen wollen und dass sie dann einfach das Dach geschlossen haben und sie sich wie eine Gefangene gefühlt hat.«

      Fenja konnte nicht glauben, was sie da gerade hörte. Sie saß auf einem Felsen am Bachufer und schaute auf das in der Sonne glitzernde Wasser, während Kendra Pascal eine Lüge nach der anderen auftischte. Damit war jetzt Schluss. »Hör auf, Kendra, es reicht«, sagte sie und kam hinter den Büschen hervor, die sie vor Kendra und Pascals Blicken verborgen hatten.

      »Was machst du hier?«, fragte Kendra verblüfft.

      »Ich habe gerade gelernt, dass du es nicht wirklich gut mit mir meinst. Ich denke, es ist besser, wenn du gehst.«

      »Aber gern doch, ich habe sowieso genug davon, für eine erwachsene Frau, die sich nicht im Griff hat, den Babysitter zu spielen«, erklärte Kendra. »Dann wird das wohl mit meinen Flugstunden bei Ihnen nichts mehr«, wandte sie sich an Pascal.

      »Nein, ich denke nicht«, antwortete er.

      »Auch gut«, sagte sie und marschierte auf ihren hohen Absätzen und mit wehendem Haar davon.

      »Schickst du mich auch fort?«, fragte Pascal und sah Fenja abwartend an. Sie trug ein hellrotes knielanges Kleid, das Haar fiel ihr in weichen Locken über den Rücken, und sie sah ihn mit ihren großen dunklen Augen an. »Sprich mit mir«, bat er sie.

      »Ich habe diese Dinge nicht über dich gesagt, und ich denke, dass das, was du angeblich über mich gesagt hast, auch von ihr erfunden war.«

      »Was soll ich gesagt haben?«

      »Lass uns auf die Terrasse gehen, dann sprechen wir darüber.« Als sie ihn an die Hand nahm und lächelte, wusste er, dass alles gut werden würde.

      Während Kendra im Gästezimmer ihre Sachen packte, klärten Fenja und Pascal unten auf der Terrasse alle Missverständnisse. Fenja hatte danach keine Zweifel mehr daran, dass sie Pascal vertrauen konnte. Sie fand es rührend, dass er sogar Sebastian Seefeld aufgesucht hatte, um ihn um Rat zu fragen.

      »Das heißt, du bist mir nicht böse, dass ich mit ihm über dich gesprochen habe?«

      »Nein, überhaupt nicht. Ich werde gleich nächste Woche zu ihm gehen, um mit ihm über meine Probleme zu sprechen. Die allerdings, dank dir, schon beeindruckend nachgelassen haben«, sagte sie und küsste ihn auf die Wange. Sie war so froh, dass sie sich nicht in ihm getäuscht hatte. Dass sie sich in Kendra geirrt hatte, tat zwar auch weh, aber das würde sie verkraften.

      »Ich habe vorhin auch mit Emilia Seefeld und ihrem Freund Markus gesprochen. Emilia hat sich Sorgen um den Vogel gemacht, der möglicherweise mit meinem Gleitschirm kollidiert ist. Sie hat sich von mir die Stelle im Wald zeigen lassen, über der der Schirm ins Trudeln kam. Sie haben sich sofort auf den Weg gemacht, um dort nach dem Vogel zu suchen.«

      »Dass sie ihn finden, halte ich für aussichtslos.«

      »Ich auch, aber als ich in ihrem Alter war, so fünfzehn, sechzehn Jahre, habe ich auch noch an Wunder geglaubt. Es war eine Zeit der Hoffnung und des Gefühls, dass alles möglich sein könnte.«

      »Das, was du bei mir bewirkt hast, grenzt auch ein Wunder«, sagte Fenja und schmiegte sich in seine Arme.

      Kendra saß auf dem Bett im Gästezimmer und versuchte, ihre Atmung zu beruhigen. Sie hatte am Fenster gestanden und Fenjas Gespräch mit Pascal belauscht. Dass diese Teenager nach einem verletzten Vogel suchten, war äußerst beunruhigend. Möglicherweise hatten sie mehr Glück als sie. Ich muss wissen, was da vor sich geht, dachte sie. Sie nahm ihre gepackte Reisetasche und die Tasche mit der Drohne, ging die Treppe hinunter und verließ das Haus. Sie wollte das Gepäck in ihr Auto stellen und dann nach dieser Emilia und ihrem Freund Ausschau halten. Nachdem sie die Taschen im Kofferraum verstaut hatte und wieder aufschaute, spürte sie ihr Herz schneller schlagen.

      Sie wusste gleich, dass dieses Mädchen mit dem langen rotbraunen Haar, das in Begleitung eines großgewachsenen Jungen und eines Berner Sennenhund die Straße heraufkam, Emilia Seefeld war. Das andere Mädchen mit dem blonden kurzem Haar, das ein langes schwarzes Kleid trug, und sie begleitete, kannte sie. Es war Doro Hindelang, die im Haus gegenüber von Kendra wohnte.

      Das Beunruhigende war, dass der Junge ihre Drohne in den Händen hielt. Sie konnte davon ausgehen, dass die drei mit einer Drohne umgehen konnten, vermutlich sogar besser als sie. Sollte die Kamera noch funktionieren, hatten sie vermutlich einen Blick auf das Filmmaterial geworfen.

      Während der Berner Sennenhund auf das Haus der Hindelangs zustürmte und Doros Mutter, eine hübsche Frau Mitte vierzig, die mit einem Strauß bunter Astern im Arm aus dem Garten hinter dem Haus kam, mit einem tiefen »Wuff, wuff«, begrüßte, kam der Junge mit der Drohne geradewegs auf sie zu.

      »Wir wollten Ihnen Ihr Eigentum wiederbringen«, sagte er.

      »Mein Eigentum? Wie kommst du darauf, dass dieses Ding mir gehört?« Es ist zumindest den Versuch wert, ihn zu verunsichern, dachte Kendra.

      »Da wir wissen wollten, wem die Drohne gehört, haben wir uns ihre Aufzeichnungen angesehen«, klärte Emilia sie auf und sah sie eindringlich an.

      »Haben Sie ein besonderes Interesse am Krusehof? Und wenn ja, warum?«, fragte Doro.

      »Ich glaube es nicht«, flüsterte Fenja, die mit Pascal aus dem Garten kam und fassungslos auf die Drohne schaute.

      »Wir halten uns erst einmal im Hintergrund«, raunte Pascal ihr zu. Kendra stand mit dem Rücken zu ihnen und hatte sie noch nicht bemerkt. Er war gespannt, wie sie auf die Vorwürfe der drei jungen Leute reagierte. Er hatte Nolan an seinem Bellen erkannt, und er und Fenja wollten wissen, ob Emilia und Markus tatsächlich einen Hinweis auf die Ursache des Absturzes gefunden hatten. Wie es aussah, war es so.

      »Warum beantworten Sie meine Fragen nicht?«, hakte Doro nach, als Kendra schwieg, weil sie nicht sicher war, was die drei bereits wussten.

      »Keine Ahnung, von was du sprichst«, stellte sie sich erneut unwissend. »Ich habe keine Zeit für eure Spielchen, Kinder«, sagte sie und schloss den Kofferraum.

      »Nun gut, dann zum nächsten Punkt. Wir gehen davon aus, dass diese Drohne den Absturz des Paragliders auf diesem Grundstück, vor dem wir gerade stehen, verursacht hat«, sprach Doro unbeeindruckt von Kendras Abwehrhaltung weiter.

      Sie hatte vor Kurzem beschlossen, Staatsanwältin zu werden, und orientierte sich an dem Auftreten der Staatsanwälte in ihren Lieblingsserien.

      »Und? Was kann ich dafür?«, entgegnete Kendra von oben herab.

      »Vor dem Absturz ist die Drohne von diesem Grundstück gestartet, hat den Krusehof mehrmals überflogen, wurde dann in eine höhere Flugbahn gesteuert und flog über dieses Haus hinweg in Richtung Burgruine, die sie aber nicht mehr erreichte, weil sie vorher mit dem Gleitschirm zusammenstieß.«

      »Interessante Theorie, die beweist aber nicht, dass dieses Ding mir gehört.« Kendra drängte sich an Doro vorbei, um in ihr Auto zu steigen. »Ihr werdet diesen Unsinn doch nicht glauben«, wandte sie sich an Pascal und Fenja, die sie erst bemerkt hatte, als sie sich zur Fahrertür umwandte.

      »Sie müssen es nicht glauben. Sie müssen sich nur die Aufnahmen der Drohne ansehen.«

      »Darf ich?«, wandte sich Pascal an Markus, der ihm die Drohne auch sofort übergab. »Wie