Caldera. V. S. Gerling. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: V. S. Gerling
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783956691614
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wählte die von Monika und wartete.

      Während er dem Rufton lauschte, betrachtete er die hässliche Tapete seines Zimmers.

      »Ja?«

      »Ich bin’s. Wie schnell kannst du in Berlin sein?«

      »In zwei Tagen?«

      »Gut. Ich schicke dir die Adresse des Hotels per Kurznachricht. Ab morgen wird hier ein Zimmer auf dich warten.«

      »Wie lange bleibe ich?«

      »Diesmal kann es etwas länger dauern.«

      15

      »Oder ein schönes kühles Glas Sangria …«

      Helen Eichborn

      »Es gefällt mir nicht, dass du diese drei Typen so sehr provoziert hast«, sagte Helen leise.

      Wir lagen auf der Couch im Wohnzimmer und ich streichelte ihren Bauch. Ab und zu spürte ich die Tritte meiner Tochter. Ich hoffte, dass es kein schlechtes Zeichen war, dass sie jetzt schon nach mir trat.

      »Was hätte ich denn sonst tun sollen? Die Verträge hätte ich so oder so aussetzen müssen. Unabhängig davon, dass sie höchstwahrscheinlich zu den Verschwören gehören. Also bin ich ich selbst geblieben und habe ein bisschen auf den Busch geklopft.«

      »Das verstehe ich ja. Aber was, wenn sie jetzt entscheiden, dass du ihnen im Weg bist? Was, wenn sie Schritte einleiten, um dich zu beseitigen?«

      Ich hob den Kopf. »Du meinst, sie könnten so weit gehen, und mich ausschalten?«

      »Natürlich. Du gehst doch davon aus, dass dieser Dornberger …«

      »Dorneburg«, korrigierte ich sie. »Dornberger ist ein Schnaps.«

      Helen stöhnte. »Gott, was würde ich für ein Glas Rotwein geben … oder einen winzigen Schluck Sekt …«

      »Wir waren gerade bei der Möglichkeit, dass man mich umbringen könnte …«, erinnerte ich sie.

      Helen trank, seit sie wusste, dass sie schwanger war, keinen Tropfen Alkohol mehr.

      »Ach ja, entschuldige. Also, dieser Dorneburg weiß, dass du mit Wittgenstein zusammen warst, bevor er getötet wurde. Also liegt der Verdacht nahe, dass du etwas erfahren hast. Nicht genug, um Dorneburg und seine zwei Kollegen festzunehmen, aber vielleicht genug, um sie alle zu verdächtigen. Und jetzt hast du zu deinem ersten Schlag ausgeholt, indem du ihnen ihre lukrativen Aufträge weggenommen hast. Also wenn ich Dorneburg wäre, würde ich in dir eine echte Bedrohung sehen und zu entsprechenden Mitteln greifen.«

      »Du meinst also …«

      »Oder ein schönes kühles Glas Sangria … so mit Orangenscheiben im Glas …«

      »Helen.«

      »Ja?«

      »Bleib beim Thema.«

      Sie sah mich unschuldig an. »Was hab ich denn gemacht?«

      Meine Tochter trat mich wieder.

      »Hast du das auch gespürt?«, wollte ich von Helen wissen.

      Sie lächelte dieses typische Lächeln einer werdenden Mutter. Es war warm und weich. »Natürlich“, sagte sie.

      »Was also soll ich tun?«

      »Lass sie doch treten. Das macht doch nichts.«

      »Ich meinte, wegen des geplanten Anschlages auf mich.«

      »Ach so. Sprich doch mit Hagedorn. Lass ihn einen Plan entwerfen, dich zu töten. Und dann entwickelt ihr einen Gegenplan.«

      Ich tätschelte Helens Bauch und nickte langsam.

      Das war eine gute Idee.

      »Ich hoffe, die Kleine bekommt nicht mit, über was wir hier reden«, sagte ich plötzlich erschrocken.

      Helen schüttelte den Kopf. »Nein, das tut sie nicht. Sie bekommt aber mit, wenn schlechte Stimmung herrscht.« Sie erhob sich leicht. »Stell dir vor, sie spüren sogar jetzt schon, ob sie willkommen sind, oder nicht. Irre, oder?«

      Ich legte meinen Kopf auf Helens Bauch. »Wir freuen uns auf dich, meine Kleine. Sehr sogar.«

      Die Antwort bestand aus einem kräftigen Tritt.

      16

      »Du hängst an deinem Leben?«

      Jonathan Seiler

      Jonathan und Monika saßen am Esstisch der Suite, die er gebucht hatte. Sie studierten intensiv den Grundriss des Gebäudes, in dem die Firma von Eichborn residierte. Seit etwa drei Stunden versuchten sie, einen Weg zu finden, ihren Auftrag auszuführen. Bislang hatten sie noch nicht entschieden, wie sie ihre Aufgaben verteilen würden. Es gab vier Zielpersonen: Eichborn, dessen Ehefrau, Patrick Ebel und ein gewisser Günter Maria Helmes. Wären diese vier ausgeschaltet, käme die gesamte Maschinerie zum Stoppen. Sowohl im Kanzleramt als auch im Unternehmen der Eichborns.

      So weit waren sie sich einig.

      Unstrittig war auch, dass Monika sich um Helen Eichborn kümmern sollte. Eine Frau würde definitiv näher an sie herankommen als ein Mann. Vor allem dann, wenn man plante, den Anschlag beim Besuch des Frauenarztes auszuführen.

      Ebel und Helmes könnte man erledigen, indem man das Gebäude sprengte. Da im oberen Geschoss die Wohnung der Eichborns war, bestand eine gewisse Aussicht, mit einer Aktion alle vier zu eliminieren. Das wäre möglich, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich.

      Dann waren da noch die Personenschützer der Eichborns. Jeweils drei Zweier-Teams, die sich alle acht Stunden ablösten. Die Eichborns genossen einen Rund-um-die-Uhr-Schutz.

      Das machte es nicht einfacher, und Kollateralschäden waren unumgänglich.

      Vor allem dann, wenn sie tatsächlich das Gebäude in die Luft jagen würden. An den Sprengstoff heranzukommen war das kleinste Problem. Es an den richtigen Stellen zu platzieren war da schon eine vollkommen andere Herausforderung. In einem waren sich Jonathan und Monika schon nach kurzer Zeit einig: Dies war ihr bislang schwierigster Auftrag. Bisher hatten sie nur unliebsame Zeugen oder Verbündete, die zu einer Gefahr geworden waren, getötet. Darunter hatten sich auch wohlhabende und vermögende Unternehmer befunden. Aber noch nie zuvor hatten sie den Auftrag erhalten, ein hochrangiges Mitglied der Regierung eines Landes zu beseitigen.

      »Man wächst mit seinen Aufgaben, nicht wahr?«, meinte Jonathan.

      Monika wiegte abschätzend den Kopf hin und her. »Eine verdammt harte Nuss. Vergiss nicht, dass wir Dienstleister sind und keine Märtyrer.«

      Jonathan schmunzelte, was selten vorkam. »Du hängst an deinem Leben?«

      Monika sah ihn ausdruckslos an. »Du etwa nicht?«

      Jonathan dachte über die Frage nach. »Einiges würde mir schon fehlen …«

      »Zum Beispiel?«

      »Gutes Essen, guter Rotwein …«

      »Luxuriöse Hotels«, spann Monika den Gedanken weiter. »Der Ozean, kühle Sangria, Palmen, Sex …«

      Jonathan verzog das Gesicht. »Sex wird überschätzt.«

      Monika grinste. Sie wusste um seine Berührungsphobie. Für Jonathan waren sämtliche Lebewesen des Planeten einzig und allein Überträger von Viren und Bakterien. Ausgestattet mit dem Auftrag, andere zu infizieren. Vor allem ihn.

      »Für mich ist es der ultimative Kick, mit einer Zielperson Sex zu haben, bevor ich sie töte.«

      »Ich weiß.«

      »Versuche es doch auch mal«, schlug Monika vor.

      Jonathan drehte sich bei diesem Gedanken der Magen herum. Vor allem