Caldera. V. S. Gerling. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: V. S. Gerling
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783956691614
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die Sie suchen, sind der Öffentlichkeit weitestgehend unbekannt. Es sind die Superreichen, die kaum in Erscheinung treten. Aber diese Leute verfügen über ein Milliardenvermögen. Allein deren jährliche Zinseinkünfte übersteigen unsere Vorstellungskraft. Das sind die, die alle Fäden in der Hand haben. Wenn die hier an einer Strippe ziehen, fällt in Europa irgendwo einer um.«

      »Sie übertreiben jetzt aber …«, wagte ich zu hoffen.

      Er schüttelte den Kopf. »Nein, das tue ich nicht.«

      »Finden Sie diese Strippenzieher für mich.«

      »Mit dem allergrößten Vergnügen. Aber eines muss Ihnen klar sein: Sie können nicht das Geringste gegen sie unternehmen.«

      »Muss ich aber.«

      »Herr Eichborn, diese Leute haben weltweit die wichtigsten Regierungen in der Hand. Sie beschäftigen eigene Armeen. Das sind keine einfachen Menschen, das sind Supermächte.«

      19

      »Ich werde meine Entscheidung sofort twittern.«

      Präsident Kramer

      »Ich will mit den beiden direkt verhandeln«, jammerte der Präsident der Vereinigten Staaten. »Nicht mit ihren Lakaien.«

      Der Stabschef schüttelte den Kopf. »Das entspricht nicht dem Protokoll, Sir. Und Sie wissen das. Die Regeln standen von Anfang an fest.«

      »Dann ändern wir die Regeln eben.«

      »Das sollten wir besser nicht tun«, warnte der Stabschef.

      »Warum nicht? Ich bin der mächtigste Mann der Welt. Ich kann Regeln ändern.«

      Innerlich verdrehte der Stabschef die Augen. Der Mann verhielt sich wie ein trotziges Kind.

      »Sir, die beiden bestehen darauf, nicht persönlich in Erscheinung zu treten. Ihnen ist es wichtig, die Öffentlichkeit zu meiden. So arbeiten sie seit Jahrzehnten und wir sollten das respektieren.«

      »Aber es ist unhöflich, mir irgendwelche Assistenten zu schicken. Ich will Deals mit denen machen, die entscheiden können.«

      »Sir, lassen Sie uns dieses Meeting über die Bühne bringen, danach überlegen wir uns etwas, okay?«

      Präsident Kramer verzog seine fast schon weiblichen Lippen. Dann entspannte er sich und lächelte. »Okay, so machen wir das. Sind die Kids schon da?«

      Der Stabschef überlegte kurz, ob er seinen Chef korrigieren sollte.

      Immerhin waren die beiden Männer, die in Kürze das Oval Office betreten würden, alles andere als kleine Jungen. Vielmehr handelte es sich bei ihnen um hoch bezahlte Berater der mächtigsten Männer des Planeten. Und damit waren weiß Gott keine Politiker gemeint. Darüber hinaus besaßen sie einen messerscharfen Verstand.

      Sie zu unterschätzen wäre ein großer Fehler. Ihm würde das mit Sicherheit nicht passieren. Aber beim Präsidenten war das mehr als wahrscheinlich.

      Der glaubte tatsächlich noch immer, dass er die Wahlen gewonnen hatte, weil er ein brillanter Geschäftsmann war und dazu noch ein Genie. Die Wahrheit sah freilich vollkommen anders aus. Kramer hatte die Mehrheit der Wahlmännerstimmen erhalten, weil einer dieser Kids eine wahrhaft geniale Idee hatte.

      Über ein Unternehmen, das seinem Boss gehörte und das sich mit dem sogenannten Mikrotargeting, den individuell auf bestimmte Wählergruppen zugeschnittene Wahlbotschaften, beschäftigte, waren in den sogenannten Swing States gezielt einzelne Wähler mit manipulativen Botschaften geradezu bombardiert worden.

      Mit Erfolg. Kramer hatte die Wahlen in den entscheidenden Swing States mit einem Vorsprung von nicht einmal einhunderttausend Stimmen gewonnen.

      Er zog ins Weiße Haus ein, und seitdem herrschten hier Chaos und Anarchie. Bislang hatte er mehr Mitarbeiter und Berater verschlissen als seine drei Vorgänger zusammen.

      Er selbst bekam den Posten des Stabschefs auf Drängen derjenigen, die Kramer ins Oval Office befördert hatten. Sein Auftrag war klar umrissen:

      Kriegen Sie diesen Amokläufer in den Griff.

      Aber das war nahezu unmöglich.

      Präsident Kramer duldete in seinem Inneren Kreis nur Menschen, die ihm nicht widersprachen und ihm jederzeit versicherten, wie genial er doch war. Darüber hinaus bereitete es ihm diebisches Vergnügen, seine Berater gegeneinander auszuspielen.

      Er wusste genau, warum das Meeting heute stattfand: Die Bosse der beiden Besucher verloren langsam die Geduld.

      Als die beiden das Oval Office betraten, wurden sie von Kramer überschwänglich begrüßt.

      Einer der beiden wandte sich an den Stabschef. »Wir würden gern mit dem Präsidenten unter sechs Augen sprechen.«

      Der Stabschef schluckte. Das war mehr als ungewöhnlich. Und verhieß nichts Gutes.

      »Selbstverständlich«, sagte er und verließ das Oval Office.

      Kaum war die Tür geschlossen, wandte sich der Berater an den Präsidenten. »Wir möchten, dass Sie ihren Stabschef austauschen.«

      »Wunderbar. Ich konnte den Kerl sowieso nicht leiden. Ich hab da schon jemanden im Auge.«

      »Wir würden es bevorzugen, Sie würden den Kandidaten berufen, den wir Ihnen vorschlagen.«

      »Wer wäre das?«

      Der Berater sagte es ihm.

      Der Präsident lächelte breit. »Sehr guter Vorschlag. Ein großartiger Kerl. Um die Wahrheit zu sagen, hatte ich ihn selbst in der engeren Wahl. Ich werde meine Entscheidung sofort twittern.«

      20

      »Ich denke, er ist der Mann, den du suchst.«

      Ahmad Al Rahman

      Mohammad Alawi war zutiefst beunruhigt. Obwohl die Schlussfolgerungen des Detektivs Ollson recht bizarr geklungen hatten, überprüfte Alawi nach seine Rückkehr dessen Vermutungen. Zu seiner großen Überraschung musste Alawi feststellen, dass das, was Ollson vermutete, durchaus zutreffen konnte.

      Internationale Experten hatten schon vor Jahren damit begonnen, das Phänomen zu untersuchen, und einige von ihnen kamen zu dem Schluss, dass ein solches Ereignis zwar unwahrscheinlich, aber dennoch möglich wäre. Allein diese Tatsache war besorgniserregend. Denn die Experten sprachen ausnahmslos von einem natürlichen Auslöser für die Katastrophe. Niemand hatte es bislang in Erwägung gezogen, dass es unter Zuhilfenahme von Sprengstoff künstlich herbeigeführt werden könnte. So, wie niemand je auf den Gedanken gekommen war, Passagierflugzeuge als fliegende Bomben zu benutzen. Erst als es dann tatsächlich geschehen war, hatte man Maßnahmen getroffen, um das für die Zukunft zu verhindern. Da waren aber schon über dreitausend Menschen getötet worden.

      Als Nächstes musste Alawi überprüfen, ob dieses Ereignis überhaupt durch Menschenhand ausgelöst werden konnte. Auch hier lautete die Antwort Ja. Allerdings war dafür eine gigantische Menge Sprengstoff nötig. Am besten nicht irgendeiner, sondern der stärkste verfügbare.

      Alawi beauftragte seine besten Hacker damit, Antworten auf die nun folgenden Fragen zu finden. Die erste lautete, welche Art von Sprengstoff eine Detonation herbeiführen könnte, die den gewünschten Effekt haben würde. Sie fanden heraus, dass dies auf Hexanitroisowurtzitan zutraf. Jedoch war ein aufwendiger und äußerst komplizierter chemischer Prozess erforderlich, um diesen Sprengstoff herzustellen. Die nun folgende Frage war entscheidend: Hatte jemand in den letzten Monaten größere Mengen von den erforderlichen Substanzen gekauft, die notwendig waren, um diesen höchst effektiven Sprengstoff herzustellen?

      Das Ergebnis dieser Recherche war zunächst ernüchternd, denn es gab nicht eine einzige Person, die große Mengen erworben hatte. Aber dann stellten die Hacker fest, dass viele kleinere Bestellungen der Substanzen bei