Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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      »Ich habe ihn unter die Erde gebracht!« Wie Donnerschläge dröhnten diese Worte in seinem Hirn. Er hatte keine direkte Schuld am Tod des Bruders. Er hatte ihm sogar befohlen, daheim auf der Ranch zu bleiben.

      Aber Billy war ihm gefolgt, war mit in die Stadt gekommen.

      Er hatte sich nicht abhalten lassen, obgleich auch er die Gefahr kannte, war in den Tod gegangen, furchtlos, um der wahnwitzigen Idee des Bruders willen.

      Niemals würde sich Isaac Joseph Clanton das verzeihen können.

      Der Wind, der von den Bergen kam und über die Savanne strich, erreichte den Friedhofshügel und zerzauste das dunkle Haar des Ranchers.

      Aber der stand wie aus Stein gehauen da.

      Und der Mann unten vor dem Corral beobachtete ihn unverwandt.

      Endlich kam Leben in die Gestalt des Ranchers. Er stülpte sich den Hut auf, warf noch einen letzten Blick auf den Grabhügel, wandte sich dann ab und ging dem Ausgang des Graveyards zu.

      Noch ehe er sein Pferd erreicht hatte, sah er den Mann unten am Fuß des Hügels vor dem Corral stehen.

      Er setzte sich wieder in Bewegung, ging an seinem Rappen vorbei, auf den Corral zu.

      Als er dessen Ecke erreicht hatte, blieb er stehen.

      Zwanzig Yards trennten ihn von dem Mann, der ihn anblickte.

      Es war der Augenblick, in dem der sechsundsechzigjährige Doktor Jules Baxter unten in der finsteren Schenke der Gebrüder Flegger mit dem Skalpell über dem Körper des Georgiers stand und zum Öffnungsschnitt ansetzte. Es war der Augenblick, in dem der greise Arzt mit zitternder Hand nach dem scharfen Löffel griff, um die Wunde weiter zu öffnen.

      Da setzte Ike Clanton sich in Bewegung und ging langsam vorwärts. Drei Yards vor dem anderen Mann blieb er stehen.

      Er war nur ein wenig kleiner als der andere.

      Hart und braungrau wie das Land ringsum war das Gesicht des Ranchers.

      Seine bernsteinfarbenen Augen hingen an dem tiefbraunen Gesicht des anderen.

      Da sprangen die Lippen Ike Clantons wie Gesteinsbrocken auseinander. Rostig klangen die beiden Worte, die aus seiner Kehle kamen: »Hallo, Marshal!«

      Ja, der Mann, der dem einstigen Bandenführer Ike Clanton gegenüberstand, war niemand anderes als der große Marshal Wyatt Earp. Jener Mann, dessen Namen jeder Schuljunge und jeder Richter, jeder Bandit und jeder Cowboy, jeder Trader und jede Frau von Texas bis nach Montana und von Missouri bis nach Kalifornia genau kannte.

      Wyatt Earp! Der König der Western-Sheriffs, der furchtlose, schlagstarke und schußschnelle Mann, der wie kein anderer Sternträger für den Vormarsch des Gesetzes im weiten Westen gekämpft hatte. Sein Name sollte in die Geschichte Amerikas eingehen. Noch heute, fast achtzig Jahre nach den Ereignissen dieser Tage, ist sein Name in aller Munde. Die Jungen der Vereinigten Staaten zählten ihn immer noch zu ihren bedeutendsten Vorbildern, und in den Fünfziger Jahren ist sein Ruhm hinüber über den großen Teich nach Europa gedrungen und hat dem berühmten Marshal auch hier Millionen Freunde und Verehrer gebracht.

      Von alldem ahnte der stille, einfache, ernste Mann ganz sicher nichts, als er hier an einem späten Dezembertage am Rande der wilden Stadt Tombstone, dem Mann gegenüberstand, der ihm die heißesten und gefährlichsten Kämpfe geliefert hatte.

      Wyatt Earp, der oben in Kansas, in der Rinderstadt Dodge City, seit Jahren Chief Marshal war, hielt sich seit einiger Zeit hier unten im südlichen Arizona auf, da er der größten Gang (Verbrecherbande), die damals in den Weststaaten aufgetaucht war, den Kampf angesagt hatte.

      Die Bande, die sich durch graue Gesichtstücher kennzeichnete, hatte im Volksmund den Namen ›die Galgenmänner‹, da sie häufig vor den Häusern ihrer Opfer einen halbhohen Galgen errichtete. Es handelte sich bei den Galgenmännern oder Graugesichtern – wie sie auch genannt wurden –?um eine Verbrecherbande, die zunächst nur am südöstlichen Grenzstrich Arizonas aufgetaucht war, sich aber sehr schnell ausbreitete und bald in weiten Teilen Arizonas, New Mexicos und Mexiko selbst auftauchte wie eine schwärende Krankheit.

      Eine Seuche in dem jungen Land, das sich gerade erst aus einem blutigen Bruderkrieg aufgerichtet hatte.

      Die besondere Gefahr der Maskenmänner, unter diesem Namen sind sie eigentlich in die Geschichte der United States eingegangen, lag in ihrer unheimlich guten Organisation und in der schattenhaften, gespenstischen Manier, in der sie auftauchten und wieder verschwanden. Die Galgenmänner schlugen zu – und wenn sie verfolgt wurden, tauchten sie einen Tag später oft viele Meilen entfernt auf. So wußte der Marshal erst nach Wochen, daß die Bande sehr viel größer sein mußte, als er zunächst vermutet hatte. Von Kom Vo aus war er nach Costa Rica hinüber, nach New Mexico und wieder zurück nach Arizona geritten, wo er Nester der Graugesichter ausgehoben hatte. Aber sehr bald führte ihn der Weg – zu seinem eigenen Entsetzen – hinunter, in die von ihm gemiedene Stadt Tomb­stone, in der er die fürchterlichste Stunde seines Lebens erlebt hatte.

      Auch sein Bruder Virgil hatte die düstere Stadt verlassen, die den Earps kein Glück gebracht hatte. War doch an einem Märztag des Jahres 1882 in einer Billardschenke in der Allenstreet ihr jüngster Bruder Morgan von hinten niedergeschossen worden. Und immer und immer wieder hatten sich die Anhänger der Clantons gegen die Earps gestellt, um ihnen, den zahlenmäßig ja weit unterlegenen, das Leben zur Hölle zu machen.

      So hatte dann eines Tages der sonst gewiß unerschrockene Virgil Earp das Feld geräumt.

      Aber es schien so, als wären zu diesem Zeitpunkt die Clantons geschlagen gewesen.

      Aber – das schien auch wirklich nur so!

      Wyatt Earp, der zwar über Chiricahua hinauf in die Silvermounts zum Roten See gekommen war, um auf der Fährte der Galgenmänner zu bleiben, um ihr Hauptcamp zu finden und den Großen Boß zu jagen, hatte seit einer Nachtstunde drüben in Costa Rica das Gefühl nicht loswerden können, daß niemand anders als der geheimnisvolle Ike Clanton der Boß der Galgenmänner sein müßte.

      Hatte er anfänglich geglaubt, daß es verhältnismäßig leicht sein würde, Ike seiner Anführerschaft zu überführen, so hatte er doch sehr bald einsehen müssen, daß das mit größeren Schwierigkeiten verbunden war, als er angenommen hatte. Vor allem die große Mitgliederzahl der Bande war erdrückend. In manchen Orten schien es so, als ob die halbe Bevölkerung mit den Graugesichtern verbunden wäre.

      Und immer wieder führte der Weg nach Tombstone zurück. Sie waren in Casa Grande gewesen und hatten nach einer strapaziösen Hetzjagd geglaubt, in Marana den Großen Boß selbst stellen zu können. Aber er war ihnen entwischt. Wyatt Earp hatte mehrere prominente Mitglieder der gefürchteten Gang gestellt und zur Strecke gebracht.

      Aber den Chief der Bande hatte er nicht stellen können.

      Obgleich er längst wieder nach Hause hätte reiten müssen, hinauf nach Dodge City, war er geblieben. Nicht zuletzt aus dem Bewußtsein heraus, daß sich kein anderer der Aufgabe stellen würde, die er dann aufgegeben hätte. Das Militär in Arizona war zu schwach, als daß man es ernsthaft gegen die Gang hätte einsetzen können. Und freiwillige Trupps brachte niemand gegen die Maskenmänner in den Sattel.

      So kämpfte er denn seinen Kampf allein, der unbeirrbare, eiserne Marshal Earp. An seiner Seite nur der phantomhafte Mann aus Georgia, von dem der Marshal in diesem Augenblick noch nicht wußte, daß er auf den Tod darniederlag unter dem Messer eines zitternden alten Arztes. Und als zweiten Helfer hatte der Marshal noch den texanischen Abenteurer Luke Short, den er dazu gebracht hatte, wenigstens vor­übergehend in dem gefährlichen Tombstone den Sheriffs-Stern zu nehmen, den der feige, wankelmütige Jonny Behan abgelegt hatte.

      Immer wieder hatten alle Wege den Marshal nach Tombstone geführt.

      Tombstone! War es ein Zufall, daß die Stadt Grabstein hieß?

      Heute mag es den stillen Beobachter jener Zeit wie ein makabrer Scherz anmuten.

      Und doch hat es diese Stadt unten im