Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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hindern, die Kugel herauszuholen!«

      Der Riese fixierte den Burschen kurz.

      »Bist du denn verrückt geworden, Mensch?«

      Luke stampfte auf ihn zu.

      Gewandt federte der Bursche zwei Schritte zurück und stieß seinen Revolver vor.

      »Bleiben Sie stehen, Sheriff.«

      Aber Luke ging weiter. Und plötzlich schnellte er zur Seite, riß den linken Fuß hoch und trat dem Outlaw den Revolver aus der Hand.

      Die Waffe wurde gegen die hölzerne Decke geschleudert und fiel dicht vor Nellie Cashman auf den Boden.

      Luke Short hatte mit einem blitzschnellen Griff seiner Polypenarme den zurückweichenden Burschen gepackt, schleuderte ihn nach vorn, fing den Hochschnellenden mit der Linken auf wie einen Spielball und schleuderte ihn gegen die Fensterwand, wo er benommen liegenblieb.

      Luke trat auf ihn zu, nahm ihm den anderen Revolver aus dem Halfter und wandte sich dann, als ob nichts geschehen wäre, zu den anderen um.

      »Fangen Sie an, Doc!«

      Baxter nickte.

      Aber die Hände, die das Skalpell hielten, zitterten.

      Luke Short sah es, und die anderen sahen es auch.

      Laura Higgins biß die Zähne aufeinander. Doc Sommer schloß die Augen.

      Nellie Cashman senkte den Kopf.

      Aber Luke Short konnte es nicht mit ansehen. Seine Rechte schoß nach vorn, packte die Hand des Arztes, die das Messer hielt.

      »Warten Sie, Doc.«

      Der alte Arzt blickte ihn verzweifelt an. Wie ein getretener Hund.

      Luke ging mit weiten Schritten zur Theke, nahm die Whiskyflasche, aus der Henry Woodcock das letzte Glas bekommen hatte, stieß den Stopfen mit dem Daumen davon und kam zurück zu dem Arzt.

      »Hier, Doc, nehmen Sie einen Schluck!«

      Der Arzt blickte auf die Flasche. »Ich habe noch nie aus einer Flasche getrunken.«

      »Dann werden Sie es jetzt tun!« herrschte ihn der Goliath an.

      »All right, Sheriff.« Doc Baxter nahm die Flasche und setzte sie an die Lippen. Aber er nahm nur einen kurzen Schluck. Da schob Luke die Flasche wieder hoch.

      »Vorwärts, trinken Sie einen Schluck. Noch einen und noch einen! So, und jetzt fangen Sie an.«

      Aber Baxters Hände zitterten immer noch. Verzweifelt blickte er von einem zum anderen. Seine Augen blieben schließlich an den grünen Lichtern des Sheriffs hängen.

      »Es tut mir leid, Mr. Short…«

      Luke schluckte. »Ja, ich weiß.« Er nahm ihm das Skalpell aus der Hand und hielt es Sommers hin. »Doktor Sommers, jetzt sind Sie an der Reihe.«

      Die Zähne des jüngeren Arztes schlugen aufeinander.

      »Sheriff, ich bitte Sie. Ich kann es nicht. Ich kann es viel weniger als Doc Baxter. Das wissen Sie genau. Ich – ich würde ihn umbringen!«

      »Davon rate ich Ihnen ab.«

      Luke Short zog einen seiner großen rotkolbigen Revolver aus dem Halfter und hielt ihn dem Arzt entgegen.

      »Fangen Sie an, Doc Sommers. Tun Sie Ihre Pflicht.«

      Der Arzt starrte auf den Revolver, dann packte er das Messer und ging zu der Schüssel mit heißem Wasser, tauchte es hinein, nahm dann die kleine Flasche, die Doktor Baxter mitgebracht hatte und goß einige Tropfen über das Messer.

      Ein Tropfen fiel auf den Rücken des Georgiers.

      Sommers stand jetzt dicht am Tisch, und seine Linke lag auf dem Rücken des Verwundeten. Die Rechte hielt das Messer.

      Dicke schwere Schweißperlen standen auf der Stirn des Arztes. Er hob den Kopf und blickte in die Augen des Sheriffs. Er schluckte und stieß heiser hervor: »Mr. Short! Sie können es nicht von mir verlangen! Ich kann es nicht!«

      »Fangen Sie an, Doc«, entgegnete der Texaner mit eisiger Kälte.

      »Ich – ich kann es noch weniger als – als er!« jammerte Sommers.

      »Er ist sechzig Jahre alt. Und Sie sind höchstens vierzig. Ein junger Mann gegen ihn. Fangen Sie an. Ich zähle bis drei.«

      Klick! Der schwere Revolverhahn wurde von dem großen Daumen des Texaners zurückgezogen.

      Der Arzt starrte in die kreisrunde schwarze Mündung der Schußwaffe, dann tauchte er das Messer noch einmal in das Fläschchen und nahm die Mullbinden, die ihm Nellie rasch hinreichte, in die Linke.

      *

      Draußen, am Nordwestrand der Stadt, lehnte über dem obersten Brett eines großen Corralgatters ein Mann und blickte zu dem flachen Hügel des Graveyards hinüber.

      Es war ein sehr großer Mann, breitschultrig und schmalhüftig, er hatte ein markant geschnittenes tiefbraunes männliches Gesicht von edlem Schnitt. Dunkelblaue, langbewimperte Augen lagen unter hochgewölbten, feingeschwungenen Brauen. Unter dem schwarzen breitrandigen Stetson blickte blauschwarzes Haar hervor. Er trug eine kurze gefütterte Lederjacke aus schwarzem Büffelleder und ebensolche Hosen, die unten über die schwarzen, mit texanischen Steppereien verzierten Stiefel ausliefen. Um die Hüften trug er einen breiten patronengespickten Waffengurt, der an jeder Seite einen schweren Revolver hielt.

      Die Waffe auf der linken Seite hatte einen auffallend langen sechskantigen Lauf und einen schwarzen Kolben, es war einer jener seltenen Fünfundvierziger-Revolver, die im weiten, fernen Westen unter der Bezeichnung Bunt­line Special berühmt geworden waren.

      Links über der Brust, auf der Lederjacke des Mannes, war ein dunkler Fleck, und wer genauer hinsah, konnte feststellen, daß da auch zwei Einstiche waren. Hier hatte lange Zeit ein Sheriffs-Stern gesessen.

      Der Mann hatte seine braunen Hände auf dem riesigen Holz des Gatters liegen und den rechten Fuß auf die unterste Gattersprosse gestemmt.

      Unverwandt blickte der Mann zum Boot Hill hinüber und beobachtete den Reiter, der vor wenigen Sekunden angekommen war, seinen Rappen an einen Aloebaum gebunden und den Friedhof betreten hatte.

      Es war ein großer, bärenhafter Mensch mit vierkantigem Schädel und braunem Lederzeug: Isaac Joseph Clanton. Im ganzen Westen besser bekannt und lange Jahre gefürchtet unter dem Namen Ike Clanton.

      Der einstige Bandenführer war in die Stadt gekommen und hatte den Friedhof aufgesucht.

      Der Mann drüben am Corral beobachtete ihn bewegungslos.

      Ike ging durch die Gräberreihen, bog dann zum Zaun hinüber ab, passierte achtlos die beiden eingefallenen Grabhügel, über denen die Kreuze mit den Namen Tom und Frank Robert McLowery standen und blieb dann vor dem letzten Grab stehen, über dem ein dunkles Holzkreuz stand, das den Namen William Clanton trug.

      Der Mann drüben am Corral, der durch die jetzt kahlen Aloe- und Tecarillabüsche zum Graveyard hinübersehen konnte, verharrte regungslos.

      Ike hatte den Hut abgenommen und hielt ihn in beiden Händen. Stumm starrte er auf den eingesunkenen Grabhügel nieder.

      Dann hob er den Blick zu dem kleinen Kreuz.

      »Billy«, flüsterte er.

      Seine Augen wanderten über die Buchstaben und die Zahlen 1864 bis 1881.

      Siebzehn Jahre, ganze siebzehn Jahre war Billy Clanton geworden. Gegen den Willen des Bruders war er mit in den O. K. Corral gegangen, an jenem fürchterlichen Tag, und hatte geglaubt, für die Ehre der Clantons kämpfen zu müssen. Für den großen Bruder Ike!

      Der stand jetzt da, senkte den Kopf wieder, zog die Brauen zusammen und preßte die Lippen hart aufeinander.

      Es würgte ihn in der Kehle wie jedesmal, wenn er hier stand.

      Und