RoboLOVE #3 - Operation: Silver Soul. Martina Andre. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Andre
Издательство: Bookwire
Серия: RoboLOVE
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788726236316
Скачать книгу
Angebot machen wollte. Dabei himmelte er sie mit seinen blauen Augen an, als ob es keine Schönere gäbe.

      Beim Anblick dieses romantischen Miteinanders verspürte Patricia einen plötzlichen Ansporn zur Rebellion. Schon seit Ewigkeiten wünschte sie sich einen attraktiven Mann, der sie auf Händen trug und ihr jegliche Wünsche von den Augen ablas. Jonathan hatte in dieser Hinsicht ohne Zweifel kläglich versagt. Warum also sollte sie noch länger warten, zumal ihr ein so fantastisches Angebot faktisch frei Haus geliefert wurde? Es war beinahe, als ob das Holonet nicht nur ihre Browsergewohnheiten analysierte, sondern neuerdings ihre Gedanken lesen konnte. Auch wenn es ihr irgendwie merkwürdig erschien, dass ein solches Angebot gerade jetzt auf ihrem Bildschirm erschienen war, würde die Anschaffung eines solchen Robots eine wunderbare Gelegenheit sein, Soul etwas entgegenzusetzen.

      Mit diesem Alltagsbegleiter schlug sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Erstens entsprach der Mann absolut ihren Vorstellungen von einem heißen und vor allem jüngeren Lover, und zum anderen konnte er sie vor diesem »Supergirl« retten. Nur für den Fall, dass ihr am Ende doch die Sicherungen durchbrannten und sie versehentlich auf sie losgehen würde.

      Auch wenn es eigentlich irrsinnig war, sich noch einen Robot ins Haus zu holen, war Patricia jetzt schon neugierig auf Jonathans dummes Gesicht, wenn sie ihm beim nächsten Besuch ihren neuen Assistenten präsentierte.

      In einer plötzlich aufkommenden Euphorie befahl sie ihrem virtuellen Einkaufsmanager laut und deutlich: »Bestellen«. Danach autorisierte sie mit einem Iris-Scan ihre virtuelle Creditkarte für die erste Monatsmiete, die das Unternehmen für den Robot verlangte und die ihr bei weitem nicht so hoch erschien wie der gesamte Kaufpreis, der erst fällig wurde, wenn man den Robot definitiv behalten wollte. Bis dahin konnte sie ihn jederzeit zurückgeben. Somit hatte sie sogar noch ein Schnäppchen gemacht und ging kein großes Risiko ein, falls der Kerl sich als unbrauchbar erweisen sollte, wovon sie nicht ausging. Sollte Jonathan sich gerne mit Soul vergnügen, wenn ihm danach war. Sie würde es ihm gleichtun, indem sie sich die Gesellschaft dieses fantastischen Robots gönnte.

      Bist du sicher, das Richtige zu tun?, machte sich ihre innere Stimme bemerkbar, indem sie unmissverständlich Bedenken äußerte, dass sie die First Lady war und der Robot möglicherweise die gleichen Gefahren barg wie Soul – oder noch schlimmere. Flüchtig dachte sie an Rochelle und auch ihre Schwester Jill, denen angeblich ein ähnlicher Robot zum Verhängnis geworden war. Aber dieser Robot war kein Kriegsroboter, auch wenn er so aussah, beruhigte sie sich. Jedenfalls hatte das der Verkaufsmanager mehrfach versichert. Und Jonathans dummes Gesicht zu sehen, wenn er ihrer neusten Errungenschaft das erste Mal gegenüberstand, war es allemal wert, ein solches Risiko einzugehen. Falls sie am Ende doch einen Fehler gemacht hatte, war es im Grunde gleich, welcher der beiden Robots sie ins Jenseits schickte: Soul oder dieser blonde Adonis, der ihr mit seinem ausgeprägten Sixpack und den saphirblauen Augen wenigstens optisch den Eintritt ins Paradies versüßte.

      Mit einer kurzen Sprachnachricht bestätigte ihr der Informationsdienst der Firma über ihren Holokommunikator die Lieferung, die bereits am nächsten Tag erfolgen sollte. Frei Haus. Inklusive Garantie, Gewährleistung und mit den erforderlichen Sicherheitsüberprüfungen, die alle Robots über sich ergehen lassen mussten, die nicht von regierungstreuen Firmen hergestellt wurden.

      »Der Name des Robots lautet Silver«, vermeldete ihr das dazugehörige Callcenter. Wie romantisch. Mit einer gehörigen Portion Schmetterlinge im Bauch verließ Patricia ihr selbst gewähltes Gefängnis und befahl Soul, die auf dem Flur geduldig auf sie gewartet hatte, sich unverzüglich in ihr Apartment zu begeben. Erst nach dem dritten Mal war der Robot bereit, ihren Befehl zu befolgen und marschierte davon. Irgendwas stimmte mit dem Ding nicht. Aber gut, nun nahte Verstärkung.

      Erleichtert ging Patricia zu Bett und sorgte dafür, dass die Sicherheitstüren zum Schlafzimmer verschlossen waren. Erst danach kuschelte sie sich in ihr Kissen und gab sich, Redneck im Arm, ihrer seligen Vorfreude hin.

      »Yep! Sie hat angebissen«, triumphierte Max Fullerton im Hauptquartier der Rebellen. Er saß mit seinen drei Kameraden und einer Kollegin aus der Medizinabteilung in einem abgedunkelten Überwachungsraum und klopfte sich grinsend auf die Schenkel. Der hünenhafte, fast vierzigjährige Cyborg mit den kurzen, dunklen Haaren und dem rötlichen Dreitagebart bleckte seine makellosen Zahnreihen zu einem Siegerlächeln.

      »Nun gibt es kein Zurück mehr«, erinnerte ihn Silver. »Ab sofort mutiert der Hybridkämpfer Max Fullerton zum Inhaber der Max Taylor Ltd, deren Firmensitz sich in Singapur befindet und die sich seit neustem auf den Verleih männlicher Escort-Robots spezialisiert hat.«

      »Ich kann nicht glauben, dass es Frauen gibt, die auf einen solchen Blödsinn hereinfallen«, ereiferte sich Janet, die ihre Kameraden bei der Vorbereitung der ganzen Aktion unterstützt hatte. Normalerweise arbeitete sie als Robot OP-Schwester in der Klinik von Hunter’s Lane. »Und dann auch noch die First Lady. Das eigentliche Drama ist, dass solche Menschen die Welt beherrschen.«

      Silver hatte die attraktive Blondine kurzfristig gebeten, sich mit ihm für die Aufzeichnungen des alles entscheidenden Werbevideos auf ein imaginäres Fell zu setzen, das er ebenso wie den imaginären Wein und das Kaminfeuer nur in die in Szene hineinkopiert hatte. Lediglich der verliebte Blick, den die schöne Blonde ihm zugeworfen hatte, war echt gewesen. Gemeinsam hatten sie einen günstigen Moment abgewartet, um Patricia Junger diesen Werbespot zu präsentieren, ohne zu wissen, wie sie darauf reagieren würde. Dass es dann doch so rasch funktioniert hatte, verblüffte alle, die daran mitgewirkt hatten.

      »Typisch Menschen«, amüsierte sich Janet kopfschüttelnd und verdrehte die Augen. »Wenn sie etwas unbedingt wollen, verlieren sie jegliche Vernunft.« Eilig packte sie ihre Sachen zusammen und verabschiedete sich von Max, Lennox und Jack mit einem knappen Gruß. Bei Silver blieb sie kurz stehen und schaute ihn fragend an. »Sehen wir uns heute Abend noch?«

      »Nein, tut mir leid, wenn alles so läuft, wie wir hoffen, muss ich ab morgen für ein paar Tage in einen Außeneinsatz.«

      »Okay, verstehe, melde dich einfach, wenn du wieder da bist.« Sie zuckte mit den Schultern, ohne seine Antwort abzuwarten, und verschwand durch die Schiebetür.

      »Sie steht auf dich«, bemerkte Max mit einem Augenzwinkern, nachdem sie gegangen war.

      »Nenn mir eine Singlefrau in Hunter’s Lane, die nicht auf unser silberblondes Ausnahmetalent steht«, witzelte Lennox, der seinen dunkelblonden Schopf neuerdings zu einem militärischen Kurzhaarschnitt hatte trimmen lassen. Er war ein Cyborg wie Max und wie er vor noch nicht allzu langer Zeit gegen seinen Willen von Montgomery MacIntyre und seinen Verbündeten zum Sterben auf die Killingfields geschickt worden. Nur mit Silvers Hilfe war ihm die Flucht nach Hunter’s Lane gelungen, wo er eine sichere Zuflucht und die Frau seines Lebens gefunden hatte. Er wusste, wie die anderen auch, was er Cathrin und ihrer Organisation schuldig war.

      »Patricia Junger ist einsam und ziemlich unsicher, was ihre Attraktivität betrifft«, kommentierte Jack, der wie Silver ein leistungsfähiger R8_Robot war, die Unbedarftheit der First Lady. »Dabei hat sie das gar nicht nötig. Sie hat bessere Uni-Abschlüsse als ihr Mann und hätte eine glänzende Karriere als Juristin vor sich gehabt, wenn Jonathan Junger sie nicht zu einer völlig überstürzten Heirat überredet hätte. Nun dankt er ihr diesen Fehler, indem er ihr eine totbringende Überraschung vor die Nase setzt. Ich kann verstehen, wenn sie sich an ihm rächen will. Ich meine, unsere Vermutung, dass mit ihrer Ehe was nicht stimmt, hat sich mehr als bestätigt. Das zeichnete sich schon ab, als Junger MacIntyres Angebot angenommen hat. Kein Wunder, wenn sie bei Silver sofort zugreift.«

      »Sie würde bestimmt noch Alternativen finden«, stichelte Lennox mit einem Grinsen. »Aber es soll durchaus attraktive Frauen geben, die durch mangelnde Wertschätzung ihrer Ehemänner völlig das Gefühl für sich selbst verlieren.«

      »Hey, wie soll ich das denn verstehen?« Silver, der sich innerlich für seinen genialen Einfall lobte, fuhr in seinem Drehstuhl mit gespielter Entrüstung zu den anderen herum.

      »Nun ja«, fügte Jack mit einem Augenzwinkern hinzu, während er das Bild von Patricia Junger vergrößerte. »Ich finde, sie hat es eigentlich nicht verdient ein weiteres Mal betrogen zu werden.