RoboLOVE #3 - Operation: Silver Soul. Martina Andre. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Andre
Издательство: Bookwire
Серия: RoboLOVE
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788726236316
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ständig von ihrem Mann betrogen zu werden.«

      »Und nun lässt sich der Präsident von seinem zukünftigen Mörder ein neues Spielzeug bauen, ohne auch nur zu ahnen, dass es seine Ehefrau als Erste erwischt, bevor er selbst an der Reihe ist? Wie nennt man das? Ironie des Schicksals?«

      »Wer weiß«, gab Silver zu bedenken. »Vielleicht ist Jonathan Junger selbst auf der Suche nach einem Ersatz für seine Frau.«

      »Zutrauen würde ich es ihm.« Cathrin warf einen abschließenden Blick auf den fast fertigen weiblichen Robot, der in seinem gläsernen Produktionskokon seiner Vollendung entgegen sah. Sie war so makellos schön, dass die First Lady es trotz ihrer eigenen Attraktivität schwer haben würde, mit ihr in Konkurrenz zu treten. Zumindest was die Vorlieben ihres Gatten für junge Gespielinnen betraf.

      »Bis morgen früh sollte es uns gelingen, Patricia Junger so zu beeinflussen, dass sie einem von uns Zutritt zu ihrem Haushalt verschafft«, erklärte Silver mit einer guten Portion Optimismus im Blick. »Ich habe mir gedacht, wir bombardieren sie mit Werbung für einen eigenen Fitnesscoach. Sie ist sehr sportlich und sucht bereits seit längerer Zeit nach der passenden Begleitung. Vielleicht könnte ich mein Glück bei ihr versuchen. Sie hat zwar schon unzählige Probanden gefeuert, und Frauen stellt sie überhaupt nicht ein, aber wie ihr Profil in den Suchmaschinen verrät, steht sie auf blonde, athletische Männer.«

      Cathrin setzte eine zufriedene Miene auf. »Was für ein Zufall. Worauf wartest du noch?«

      »Falls sie mich einstellt, bin ich jetzt schon gespannt, wann Junger ihr seinen neuen weiblichen Robot vorstellen will. Und wie er darauf reagiert, wenn seine Frau ihm im Gegenzug einen neuen männlichen Fitnessrobot präsentiert.«

      »Hauptsache, du bist dir im Klaren darüber, wie gefährlich ein solches Unterfangen ist. Und darüber, dass die Planung für einen solchen Einsatz um einiges perfekter ausfallen muss als gewöhnlich. Immerhin stocherst du in einem Hornissennest herum – und das in unmittelbarer Nähe der Königin.«

      »Da ist es ganz gut, dass mir Insektenstiche nichts anhaben können«, witzelte Silver.

      Cathrin warf ihm einen zweifelnden Blick zu. »Es wird uns ohnehin nichts anderes übrigbleiben, als zuerst die Ladys unter Kontrolle zu bringen. Ganz gleich ob es sich dabei um Patricia Junger oder den neuen Robot des Präsidenten handelt. Denn nur so kommen wir an Jonathan Junger heran und können ihn vor der unmittelbaren Gefahr warnen, die ihm droht.«

      »Ich bin sicher, wir kriegen das hin«, sagte Silver selbstbewusst. »Du weißt, du kannst dich auf mich und die anderen verlassen. Wir werden dich über den Fortgang unserer Pläne laufend informieren.«

      »Lasst euch nicht allzu viel Zeit«, mahnte Cathrin ihn und erhob sich von ihrem Stuhl. Bevor sie ging, legte sie ihre Hand noch einmal auf seine Schulter. Genau auf die Stelle, an der auf seinem schwarzen Overall das Zugehörigkeitszeichen von Hunter‘s Lane prangte. Ein symbolischer QR-Code, der gewöhnlich in den Konstruktionshallen von MacIntyre in das tiefere Schultergewebe der Robots eintätowiert wurde. Die Tätowierung war das Erste, was den Geflüchteten nach deren Ankunft entfernt wurde, damit sie bei ihren Einsätzen gegen ihre Peiniger nicht als ehemaliges Regierungseigentum erkannt werden konnten.

      »Ich verlasse mich auf dich«, sagte sie nur und nickte ihm aufmunternd zu.

      »Aye, Aye!«, versicherte er ihr, bevor sie das Besprechungszimmer verließ.

      Bis seine Kameraden zum anschließenden Briefing eintrafen, hatte er einen Moment, sich den weiblichen Robot in der holografischen Darstellung noch einmal genauer anzuschauen. Eingehend studierte er ihre harmonischen Gesichtszüge mit den feinen Brauen, die schrägstehenden Augen und die langen Wimpern, die wie schwarze Federn auf ihren hohen Wangenknochen ruhten. Nicht nur ihr voller Mund war verführerisch, auch ihr schlanker Hals lud zum Küssen ein. Obwohl Silver ein Robot war, schätzte er die körperlichen Vorzüge eines weiblichen Wesens, ganz gleich ob es sich um einen Menschen oder einen Robot handelte. Mit der unerwarteten Entwicklung eines eigenen Bewusstseins waren nicht nur Schmerz und emotionales Chaos über ihn hereingebrochen – auch Lust und Liebe waren nun Teil seines Daseins. Wobei er seine Gefühle nach wie vor besser unter Kontrolle halten konnte als ein Mensch. Doch beim Anblick dieses wunderschönen, noch unfertigen Wesens verspürte er einen unerwarteten Beschützerinstinkt. Ganz gleich was Mac 2 mit ihr vorhatte: Silver würde nicht zulassen, dass der verdammte Robot-Klon sie zu seinem willfährigen Werkzeug machte und dabei ihre Zukunft aufs Spiel setzte.

      Er würde nicht nur den Präsidenten und die First Lady vor einem Austausch gegen identische Robots bewahren. Als Erstes wollte er dafür sorgen, dass diese ahnungslose Schönheit ein eigenes Bewusstsein erlangte, um ihr ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zu ermöglichen.

      Kapitel 1

      November 2056, Washington D.C.

       Machtspiele

      »Montgomery MacIntyre ist auf Leitung zwei, Sir.« Die förmliche Stimme des Holokommunikators schreckte den Präsidenten der Panamerikanischen Allianz unerwartet heftig aus seinen Gedanken. Der plötzliche Tod seines Verteidigungsministers und Schwagers Ashton Ambush hatte Jonathan Junger mehr zugesetzt, als er sich hatte eingestehen wollen. Vor allem der Umstand, dass dessen gesamte Familie ausgelöscht worden war. Darunter seine Schwägerin und seine geliebte Nichte Emma, die wie ein eigenes Kind für ihn gewesen war.

      »Dass meine Sicherheitsleute einem so hinterhältigen Attentat nichts entgegenzusetzen hatten, empfinde ich als eine nicht enden wollende Demütigung unserer militärischen Schlagkraft«, erklärte er seinem besten Freund Montgomery MacIntyre via Holokommunikator, der das Konterfei seines Gegenübers äußerst plastisch darstellte. Der Konzernchef der MacIntyre LLC, der größten Produktionsstätte von Kriegsrobotern in der westlichen Welt, sah mit seinem schwarzen Bubikopf aus wie ein zu rasch gealterter Teenager. Seine normalerweise unsteten, dunklen Knopfaugen wirkten merkwürdig kalt, während er Jonathan einen warnenden Blick zuwarf.

      »Ich rate dir schon länger, auf menschliche Sicherheitskräfte zu verzichten und stattdessen auf meine Kampfroboter zu setzen«, verkündete er abgeklärt. »Ich kann sie entsprechend programmieren, damit sie sich optisch genauso verhalten wie menschliche Bodyguards. Allerdings sind sie um einiges effizienter. Wenn du dich selbst und die First Lady zuverlässig schützen willst, bleibt dir gar nichts anderes übrig, als dein Sicherheitskonzept umzustellen. Ich meine, es waren Rebellen, die Teile deiner Familie auf dem Gewissen haben. Cathrin Porter und ihre Leute schlafen nicht. Sie sind überall und verfügen über erstklassige Technik. Anscheinend sind sie deinen Geheimdiensten immer einen Schritt voraus. Sie haben keinerlei Skrupel, wenn es darum geht, uns und unserem Land Schaden zuzufügen«, versicherte ihm MacIntyre gnadenlos.

      »Ja, da magst du recht haben. Patricia ist völlig mit den Nerven am Ende«, bestätigte Junger ihm. »Emma war für uns wie eine eigene Tochter. Sie hatte eine glänzende Karriere vor sich. Ich kann noch gar nicht begreifen, dass sie tot ist. Auch Jill und Ashton fehlen uns von Tag zu Tag mehr. Ich habe alles in die Wege geleitet, damit meine Geheimdienste Cathrin Porter und ihren Rebellenabschaum aufspüren und vernichten. Ich werde nicht eher ruhen, bis ich sie gefunden und wir sie bis auf den letzten Mann und die letzte Frau ausgelöscht haben.«

      »Ich kann verstehen, was in dir vorgeht«, gab sich MacIntyre mitfühlend. »Vergiss nicht, ich habe Rochelle auf die gleiche Weise verloren. Und auch Emma war ein sehr besonderer Mensch für mich. Sie war eine begabte Robot-Ingenieurin und besaß ein wissenschaftliches Potenzial wie keine andere. Sie wäre mir eine würdige Nachfolgerin gewesen. Ihr zu Ehren habe ich meine ganze Kraft in diesen neuen Robot gesteckt. Du kannst dich darauf verlassen, dass er nicht nur deine Frau schützen, sondern auch Emma und ihre Eltern rächen wird, sobald er die Gelegenheit dazu erhält.«

      »Danke, Monty. Ich weiß das sehr zu schätzen. Aber ich bin nicht sicher, ob es der richtige Weg ist, einen solchen Robot in meinen privaten Haushalt aufzunehmen. Noch dazu an Patricias Seite.«

      »Cathrin Porter hat wesentliche Kontingente desertierter R8-Robots hinter sich vereinen können«, setzte MacIntyre noch einmal nach. »Diese Frau will den Umsturz, Jonathan! Und sie ist dir verdammt nah