RoboLOVE #3 - Operation: Silver Soul. Martina Andre. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Andre
Издательство: Bookwire
Серия: RoboLOVE
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788726236316
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erkannt, Edith. Sie ist ein Kampfrobot, allerdings mit sämtlichen weiblichen Attributen. Zumindest optisch. Was das charakterlich bedeutet, vermag ich noch nicht zu beurteilen.«

      Edith warf Patricia einen besorgten Blick zu. »Heißt es nicht, diese Kriegsroboter sind in privaten Haushalten verboten? Oder macht der Präsident bei Frauen eine Ausnahme?« Ihre Haushälterin umrundete den viel größeren Robot mit einem skeptischen Blick. »Offen gestanden macht sie mir ein bisschen Angst. Obwohl ich ansonsten nicht leicht zu beeindrucken bin.«

      »Jonathan hat mir versichert, dass sie ihre Schutzaufgaben besser erfüllt als jeder menschliche Leibwächter. Angeblich ist der Umgang mit ihr ohne Risiko. Trotzdem rate ich zu einer gesunden Vorsicht. Ich möchte, dass du sie im Auge behältst und auch den Hund nicht in ihre Nähe lässt. Er mag sie nicht und wer weiß, vielleicht ist sie bei Redneck nicht so gnädig wie bei ihren Auftraggebern.«

      »Wie Sie wünschen, First Lady«, gab Edith mit einem merkwürdigen Blick zurück, in dem geschrieben stand, was Patricia längst dachte: wie seltsam sie die Entscheidung des Präsidenten fand, seiner Frau einen solchen Robot vor die Nase zu setzen.

      »Hat sie einen Namen?«

      »Soul. Ihr Name ist Soul.«

      »Soul?«, Edith rollte eindrucksvoll ihre runden Augen und grinste verhalten. »Mein Gott, wer denkt sich sowas aus? Solche Robots haben garantiert keine Seele. Weiß sie, dass sie so heißt?«

      »Das werden wir gleich herausfinden.« Pat seufzte genervt und trat näher an den Robot heran. »Soul«, sagte sie etwas lauter, als es vielleicht üblich gewesen wäre.

      Der Robot drehte den Kopf in ihre Richtung und schaute sie durchdringend an. »Womit kann ich dienen, Ma’am?« Ihre Stimme war erstaunlich weich und beinahe erotisch. Was Patricia nicht weiter verwunderte, sondern eher in ihrem Verdacht bestätigte, dass Monty MacIntyre bei der Konstruktion dieses Robots eher an seine männlichen Kunden gedacht hatte.

      »Mrs. Beardle bringt dich nun in dein Apartment und wird sich um dein Gepäck kümmern. Folge ihr und bleib dort, bis ich dir etwas anderes befehle!«

      »Ich werde Mrs. Beardle in mein Apartment folgen«, wiederholte der Robot seltsam mechanisch.

      »An einem flüssigen Konversationsverhalten müssen wir noch arbeiten«, befand Patricia und hob eine Braue, »diese monotonen Wiederholungen machen mich schon jetzt wahnsinnig.«

      Edith schien die Sache mit dem neuen Robot nicht geheuer zu sein. Sie wurde immer schneller, während Soul stoisch hinter ihr hermarschierte. Am Ende des Flurs sah es aus, als ob die ansonsten unerschrockene Haushälterin regelrecht die Flucht vor dem neuen Robot ergriff.

      Patricia schaute den beiden ratlos hinterher, bis sie in einem der Gästeapartments verschwunden waren. Ein langgezogenen Jaulen holte sie zurück aus ihren Gedanken. Was um Himmels willen sollte sie mit Redneck anstellen, der nun wieder unentwegt an der Tür kratzte, um endlich aus seinem Gefängnis befreit zu werden? Sie konnte ihn unmöglich die ganze Zeit über einsperren, nur weil er mit ihrem neuen Robot nicht klarkam.

      Nach einem Moment des Überlegens entließ sie den Hund in den Garten, wo er aufgeregt unter den Trauerweiden auf und ab rannte und nervös alles beschnüffelte, was sich ihm in den Weg stellte. Er war völlig außer sich. Gut, dass er nachts bei ihr vor dem Bett schlief, damit er sie warnen konnte, falls der Robot womöglich in ihrem Schlafzimmer auftauchte. Edith ging abends nach Hause zu ihrer Familie und somit war Redneck das einzige lebendige Wesen, das ihr nachts im Haus Gesellschaft leistete. Bisher hatte sie kein Problem damit gehabt, mit den einfachen Haushaltsrobotern allein im Haus zu sein. Aber bei Soul verhielt es sich anders.

      Obwohl ihr neuer Bodyguard eigentlich das Gegenteil bewirken sollte, erschrak Patricia beinahe zu Tode, als Soul wie befürchtet nach Einbruch der Dunkelheit im Salon auftauchte. Patricia hatte es sich in einem Sessel mit einem Glas Gin vor dem offenen Kaminfeuer gemütlich gemacht und entspannte bei einem romantischen Liebesfilm, den sie sich am Nachmittag auf ihr interaktives Heimkinosystem geladen hatte. Edith war kurz zuvor in ihren verdienten Feierabend entschwunden und Patricia hatte beinahe vergessen, dass sie ab sofort unter einer neuen Art von Beobachtung stand.

      »Was hast du hier zu suchen?«, fragte Patricia ungewohnt barsch, während sie versucht war aufzuspringen. »Hatte ich nicht gesagt, du sollst in deinem Apartment auf weitere Befehle warten?«

      »Ich möchte nachschauen, ob bei Ihnen alles in Ordnung ist, First Lady«, beantwortete Soul ihre Frage mit einem souveränen Blick und nahm Haltung an.

      »Alles bestens. Du kannst wieder gehen. Ich komme allein zurecht«, gab Patricia genervt zurück.

      Doch der Robot verharrte, als ob er ihren Befehl überhört hätte.

      »Nun geh schon, du kannst dich entfernen.«

      »Ich habe den Befehl, sie zu schützen«, wiederholte Soul und blieb einfach stehen.

      Für einen Moment ergab Patricia sich ihrem Schicksal. Dann beschloss sie aufzustehen und zu sehen, ob der Robot ihr folgen würde, wenn sie sich entfernte. Sie stellte ihr Glas ab und marschierte schnurstracks in Richtung Empfangshalle, wo sich ein Gästebad befand. Als der Robot sich anschickte, sie zur Toilette begleiten zu wollen, blieb sie stehen und hob entschieden die Hand. »Stopp!«, rief sie und machte eine abwehrende Geste. »Du kannst mir überall hin folgen, aber nicht bis aufs Klo. Es gibt Bereiche, bei denen Menschen es vorziehen, allein zu sein.«

      »Wie Sie wünschen, Ma’am«, erwiderte Soul in einem gleichgültigen Tonfall.

      Patricia, der diese überbordende Fürsorge unheimlich war, verbarrikadierte sich geradezu erleichtert im Bad und setzte sich auf einen Hocker neben der Dusche. Dort grübelte sie darüber nach, wie sie fortan mit diesem störrischen Robot umgehen sollte.

      R-956590, wie Souls offizielle Seriennummer lautete, konnte gemäß dem mitgelieferten Manual, dass Patricia nun auf ihrem Holoarmband aufrief, sogar durch Betonwände sehen. Ein eingebauter Infrarotscanner half ihr dabei. Wahrscheinlich war sie auf diese Weise tatsächlich in der Lage, sie trotz geschlossener Türen beim Pinkeln zu beobachten. Was hat mir Jonathan damit nur angetan, dachte Patricia. Wobei es sie nicht wundern würde, wenn ihr Noch-Ehemann die gewonnenen Daten umgehend an seinen Überwachungsdienst weiterleiten ließ.

      Unwillig schüttelte sie den Kopf und beschloss, um ihre Ruhe zu haben, zunächst im Bad zu bleiben, wo ebenfalls ein großer Holobildschirm an der Wand für lückenlose Unterhaltung sorgte. Mit einem Sprachbefehl aktivierte sie den Romantikkanal. Sie musste sich ablenken und das funktionierte am besten, wenn sie den bereits angefangenen Liebesfilm bis zum Happy End verfolgte. Während sich das dreidimensionale Bild von neuem vor ihr aufbaute, erschien unvermittelt eine Werbung für einen neuartigen Personal Trainer und Alltagsbegleiter, was auch immer das sein mochte. Obwohl Patricia absolut nicht der Sinn nach einem weiteren Robot stand, horchte sie auf, als der Verkaufsmanager der Firma, ein sympathischer Kerl Ende dreißig, sie über die Vorzüge eines brandneuen Modells informierte. Ein Robot der besonderen Art, wie er ihr anschaulich erklärte. Obwohl der Robot tatsächlich eine Statur hatte wie einer von Montys Robot-Soldaten, entstammte er glücklicherweise nicht dem MacIntyre-Konzern, sondern einem jungen aufstrebenden Start-up Unternehmen, das seine Robots aus einer Produktion im neutralen Singapur bezog und sich auf einen angeblich harmlosen männlichen Begleiter für alle Fälle spezialisiert hatte. Genau wie Soul war der Robot optisch an menschlicher Präzision kaum zu überbieten.

      Patricia starrte wie gebannt auf den riesigen, blonden Kerl, dessen jungenhaftes Lächeln sie beinahe noch mehr begeisterte als der nackte Oberkörper mit einer beeindruckenden Brust- und Schultermuskulatur oder der knackige Hintern, der in einer engen Jeans steckte.

      »Er wird nicht nur ihre sportlichen Aktivitäten begleiten, sondern ist auch in ihrer Freizeit ein zuverlässiger Beschützer. Er beherrscht die gehobene Konversation und verhilft einer vielbeschäftigten Business-Lady nach Feierabend zur verdienten Entspannung«, erklärte der nicht weniger gutaussehende Moderator der Werbeveranstaltung mit einem einnehmenden Lächeln. Danach zeigte die 3D-Animation besagten Robot mit einer schönen Frau auf einem archaischen Eisbärfell vor einem