FREMDE HEIMAT. Petra E. Jörns. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Petra E. Jörns
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783957658920
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und lachte über das ganze Gesicht.

      »Willkommen, Sir«, sagte Nguyen und salutierte.

      Pola tat es ihm nach.

      Benommen erwiderte er den Gruß.

      »Es freut mich, Sie zu sehen, Mister McBride.« Mabutos Stimme brachte Alan zur Besinnung.

      »Danke, Sir.«

      Ihre Blicke begegneten sich. Mabutos Miene war wie aus Stein gemeißelt.

      »Gehen Sie auf Ihren Platz!«, sagte er nur.

      War er etwa neidisch?, wunderte sich Alan.

      Auf unsicheren Beinen ging er zum Steuerpult, wo Pola neben dem Stuhl stand und auf ihn wartete.

      »Sir!« Zum ersten Mal seit der Schlacht lächelte sie ihn an.

      Er räusperte sich, während er sich setzte und die Hände auf die vertrauten Kontrollen legte.

      »Ich übernehme heute und morgen die Zweierschicht. Dann sehen wir weiter«, sagte er.

      »In Ordnung, Sir.«

      In ein paar Wochen würde niemand mehr ihre Fehler korrigieren, begriff er plötzlich.

      »Pola!«

      »Ja, Sir?«

      »Wenn Sie möchten … dann könnten wir morgen vor der Zweierschicht ein paar Berechnungen machen.«

      Verdutzt sah sie ihn an. Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht. »Ich würde mich freuen, Sir.«

      »Gut, dann bis morgen.«

      »Bis morgen, Sir.«

      Alan wandte sich dem Monitor zu und runzelte die Stirn. Wie sollte er Mabuto unter diesen Voraussetzungen davon überzeugen, ihn mit der Krail-on-Frau reden zu lassen?

      »Mister McBride, auf ein Wort.«

      Nach vier Stunden auf der Brücke konnte Alan kaum noch sitzen. Als Mabuto ihn ohne Vorwarnung ansprach, zuckte er zusammen und drehte sich so schnell um, dass ihm schwindelig wurde.

      »Sir?«

      »Mister Fiorentino, Sie haben die Brücke.«

      Mabuto gab Dean einen Wink und stand auf. Ohne ein weiteres Wort ging er in den Bereitschaftsraum. Er wartete, bis Alan ihm gefolgt war, und schloss hinter ihnen das Schott.

      »Kaffee?«, fragte er.

      Alan nickte.

      »Setzen Sie sich!«

      Während Alan der Aufforderung nachkam, schenkte Mabuto zwei Tassen mit Kaffee ein und setzte sich Alan gegenüber an den Tisch. »Milch, Zucker?«

      »Zucker!«, erwiderte Alan.

      Mabuto schob ihm die Zuckerdose hin und rührte Milch in seinen Kaffee. Er ließ Alan Zeit, sich Zucker zu nehmen, und nippte an seiner Tasse.

      »Muss ich Ihnen die Pause dienstlich vorschreiben?«

      Das Blut schoss in Alans Gesicht. »Nein, Sir.«

      »Dann denken Sie künftig daran.« Mabuto nahm noch einen Schluck und sah mit gerunzelter Stirn auf seine Tasse, bevor er Alan anblickte. »Kommen Sie klar?«

      Nach einer Weile nickte Alan. »Ich denke schon.«

      »Ich muss mich darauf verlassen können. Einen Ausrutscher wie auf der Krankenstation erlaube ich Ihnen in der Öffentlichkeit nicht.«

      »Aye, Sir.«

      »Gut, dann reißen Sie sich zusammen und bemühen Sie sich, den Erwartungen der Crew gerecht zu werden.« Nach diesen Worten trank Mabuto seine Tasse aus.

      Welche Erwartungen?

      »Sie sind Ihr Held«, setzte Mabuto hinzu.

      Bei den Worten wurde Alan kalt. Mit Bedacht setzte er die Tasse ab. »Sir, mit Verlaub. Darf ich fragen, was Ihre Gespräche mit der Krail-on-Frau ergeben haben?«

      Mabuto stand auf, als wollte er Alan zeigen, dass das Gespräch beendet war. »Sie dürfen. Um es in kurzen Worten auszudrücken: Sie ist nicht sehr mitteilsam.«

      Sie redete also tatsächlich nicht mit ihm. Kein Wunder, dass er wütend war.

      »Noch etwas?« Mabuto stellte die Tasse neben den Kaffeeautomaten und drehte sich zu Alan um.

      Alan umklammerte den Griff seiner Tasse. »Sir, mit Verlaub. Aber vielleicht wäre es von Nutzen, wenn ich mit ihr rede.«

      »Was sollte das bringen?«

      »Vielleicht hält sie mich immer noch für den Kommandanten dieses Schiffes.«

      Falsche Antwort.

      Mabuto ballte kurz die Hände und öffnete das Schott. »Ich werde über Ihren Vorschlag nachdenken, Mister McBride.«

      Alan war froh, als die Schicht beendet war und Pola ihn ablöste. Sie sah ausgeruht aus, die Ringe unter ihren Augen waren verschwunden.

      Hatte man ihm den Schlafmangel auch so angesehen?

      Vor der Brücke wartete Dean auf ihn. »Gehen wir zur Kantine?«

      Alan nickte. Hunger hatte er eigentlich keinen, dafür war er zu müde. Andererseits hatte er Angst davor, in die Dunkelheit und Einsamkeit seines Quartiers zurückzukehren.

      Lustlos stocherte er auf seinem Teller herum und beobachtete Dean, der sich auf sein Essen stürzte, als sei er am Verhungern. Als er sah, dass Dean die Stirn runzelte, probierte er etwas von dem Eintopf auf seinem Teller. Doch nach ein paar Löffeln schob er den Teller angewidert von sich.

      »Kann es sein, dass du ziemlich fertig bist?«, fragte Dean.

      »Könnte man so sagen.«

      »Ehrlich gesagt war ich ziemlich überrascht, als ich dich heute schon auf der Brücke gesehen habe. So wie ich Doktor Hayes verstanden hatte, wollte sie dich doch noch auf der Krankenstation behalten. Zur Beobachtung.«

      »Sie hat mir ’nen Sender verpasst.« Alan rührte in seinem Essen herum. »Du kennst doch Hayes! Wen sie einmal in ihren Fingern hat, den lässt sie so schnell nicht mehr gehen.« Von wegen Therapie! Er brauchte doch keinen Seelenklempner.

      Dean lachte. »Hayes, die Fliegenfalle!«

      »Hör auf damit! Das ist nicht witzig!«

      »Ach was! Hayes kann es vertragen.«

      »Sie erwürgt dich, wenn sie das hört«, knurrte Alan.

      »Hayes doch nicht! Damit würde sie ja ihren hippokratischen Eid verletzen! Nein, sie würde dich so lange pflegen, bis du freiwillig den Abgang machst.« Dean lachte.

      Wie recht er doch hatte! Alan biss sich auf die Lippen. »Entschuldige! Aber ich glaube, ich gehe jetzt lieber ins Bett. Bis morgen!«

      »Wie? Du willst mich nicht dazu pressen, mit dir in den Trainingsraum zu gehen?«

      Ohne nachdenken zu müssen, schüttelte Alan den Kopf. »Heute nicht. Morgen vielleicht.«

      »Na dann! Bis morgen!«

      Alan flüchtete aus der Kantine. Entgegen seiner Art ließ er das Tablett einfach auf dem Tisch stehen. Als er sein Quartier erreichte, war er so müde, dass er gerade noch in der Lage war, sich auszuziehen. Danach fiel er ins Bett und schlief augenblicklich ein.

      Nach ein paar Stunden erwachte er wieder, weil er Durst hatte. Im Halbschlaf tappte er ins Offiziersgemeinschaftsbad und trank Wasser aus dem Zahnputzbecher. Doch als er wieder im Bett lag, konnte er nicht einschlafen. Endlich hielt er es nicht mehr aus, setzte sich auf und starrte die Fotografien an, die auf dem Klapptisch standen. Seine Füße wurden kalt. Er wünschte sich Dean herbei.

      Es hat keinen Sinn,