FREMDE HEIMAT. Petra E. Jörns. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Petra E. Jörns
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783957658920
Скачать книгу
deutete erneut auf die Pritsche. Aber Alan starrte sie nur an. Eine Woge aus Panik rollte auf ihn zu.

      »Was … was heißt das?«

      »Dass Sie hierbleiben werden. Es tut mir leid, aber …«

      »Nein!«

      Mit einem Keuchen schlug Alan ihre Hand beiseite und versuchte, aufzustehen. Aber Hayes versperrte ihm den Weg und packte ihn am Handgelenk.

      »Mister McBride, reißen Sie sich zusammen. Denken Sie, das macht mir Spaß?«

      Wortlos entriss Alan ihr seinen Arm.

      »Ihre Nieren versagen. Ich kann Sie nicht einfach wieder gehen lassen, sonst sind Sie morgen oder spätestens übermorgen tot.«

      »Ich will mit Mister Mabuto sprechen.« Alans Stimme bebte.

      »Sehen Sie den Tatsachen ins Gesicht! Ich kann versuchen, Sie medikamentös einzustellen, oder wir müssen regelmäßig eine Blutwäsche durchführen, damit …«

      Die Wände kamen auf ihn zu.

      »Nein!«, keuchte er. »Ich kann nicht … Lassen … Sie mich gehen.«

      »Mister McBride!«

      Er sprang auf, versuchte, an ihr vorbeizukommen.

      Raus. Er musste hier verschwinden, bevor sie ihn wieder mit Schläuchen an ein Bett fesseln konnte.

      Aber Hayes versperrte ihm den Weg.

      »Lassen Sie mich gehen!«

      »Mister McBride, seien Sie vernünftig. Wenn Sie jetzt gehen, muss ich Sie mit Gewalt zurückbringen lassen. Das führt doch zu nichts. Weder Sie noch ich wollen, dass ich Sie hier an ein Bett fesseln lassen muss. Oder?« Ihre Stimme klang mit einem Mal sanft.

      Alan war eiskalt. Zitternd setzte er sich zurück aufs Bett.

      »Ich muss mit Mister Mabuto sprechen.«

      Hayes seufzte. »Akzeptieren Sie es doch endlich, Mister McBride. Es nutzt nichts, die Augen zu verschließen.«

      »Ich verschließe nicht meine Augen«, schrie er sie an. »Ich muss mit Mister Mabuto sprechen. Es ist wichtig.«

      »Mister McBride, Alan. Ich will Ihnen doch nur helfen …« Hayes streckte die Hand nach ihm aus.

      Nach Atem ringend starrte sie an. »Ich will mit Mister Mabuto sprechen!«

      »Wie Sie wollen!«

      Hayes presste die Lippen aufeinander, stolzierte zur Schiffskommunikation und schlug auf einen Schalter. »Krankenstation an Brücke. Doktor Hayes spricht. Mister Mabuto, kommen Sie bitte auf die Krankenstation. Es eilt.«

      »Brücke an Krankenstation. Mabuto spricht. Ich komme.«

      »Zufrieden?«

      Ohne eine Antwort abzuwarten, stopfte Hayes die Hände in die Taschen ihres Kittels und kehrte zu ihm zurück.

      »Wären Sie dann so freundlich, sich hier auf diese Liege zu legen, bis der Lieutenant kommt? Damit ich meine Daten bekomme. Oder ist das zu viel verlangt?«

      Endlich gehorchte Alan. Mit Gewalt sperrte er die Erinnerungen weg, die ihn überfallen wollten, und zwang sich dazu, ihre Untersuchungen über sich ergehen zu lassen. Er hoffte nur, dass er sich Mabuto gegenüber besser im Griff hatte.

      Nach einer Weile zischte das Schott und Mabuto kam herein.

      »Was ist los?«, wollte er wissen.

      »Fragen Sie nicht mich. Fragen Sie ihn«, erwiderte Hayes. Mit den Worten kehrte sie ihnen den Rücken zu und ging zu einem Schott, das in einen Nebenraum führte. »Ich bin nebenan, falls Sie mich brauchen.«

      »Nun«, sagte Mabuto. »Ich höre.«

      Alan stand auf und zog das Shirt über seinen Bauch. »Sir, ich muss mich entschuldigen …«

      »Das haben Sie schon einmal getan. Mir fehlt die Geduld, es mir noch einmal anzuhören. Sie kennen unsere Abmachung.«

      »Darum geht es nicht, Sir. Ich habe nachgedacht und ein paar Dinge herausgefunden, die ich Ihnen mitteilen wollte.«

      Mabuto runzelte die Stirn. »Schön, dann sprechen Sie.«

      Müde rieb sich sich Alan über das Gesicht. »Wir hatten mehrere Schiffe auf den Sensoren, aber es war Stark, der mit uns Kontakt aufnahm. Und er kam nicht zufällig vorbei. Sein Kursvektor belegt es, Sir.«

      »Was wollen Sie damit sagen?«

      »Das ist noch nicht alles, Sir. Ich glaube außerdem, dass die Krail-on-Frau, die an Bord ist, bei uns Schutz gesucht hat. Meiner Meinung nach ist sie geflohen.«

      »Wie kommen Sie darauf?«

      Alan schüttelte den Kopf. »Sir, die Frage ist, was war so wichtig, dass jemand mit einer Gefangenen an Bord seinen Kurs änderte, um uns abzufangen? Warum hat ausgerechnet dieses Schiff uns abgefangen?«

      Eine Weile herrschte Stille.

      Dann fragte Mabuto: »Haben Sie eine Vermutung?«

      »Irgendjemand will unseren Hyperantrieb. Der Chief hat bei einer der Besprechungen erwähnt, wie interessiert Stark daran war. Und ich glaube nicht, dass wer auch immer da seine Finger im Spiel hat, sich mit dem Ergebnis zufriedengibt.«

      »Stark ist tot.« Das Interesse in Mabutos Augen erlosch.

      »Stark ist nicht relevant. Die Frau in Weiß hatte das Sagen. Da bin ich sicher. Und unser Passagier ist ebenfalls eine Frau in Weiß. Ich glaube, sie kann uns eine Menge erzählen.«

      Mabuto schwieg. Alan glaubte schon, er habe das Spiel verloren, da hob Mabuto nach einem tiefen Atemzug den Kopf und sah ihn an.

      »Und was schlagen Sie vor?«

      »Lassen Sie mich das Spiel fortsetzen, Sir. Lassen Sie mich vor ihr den Kass-Un spielen. Ich bin so gut wie tot. Es ist vielleicht das Letzte, was ich für die Crew tun kann.«

      Indirekt versuchte er, Mabuto damit zu verstehen zu geben, dass er keine Konkurrenz für ihn war. So musste es doch funktionieren.

      Mabuto musterte ihn einen schier endlosen Augenblick, bis er endlich antwortete.

      »Ich werde mit Doktor Hayes reden.«

      Alan setzte sich auf die Liege. Sein Blick folgte Mabuto, der zu Hayes in den Nebenraum ging, und wartete darauf, dass sich das Schott hinter ihm schloss. Doch das Zischen blieb aus.

      »Was war los?«

      Alan musste sich anstrengen, aber Mabutos Stimme war immer noch gut zu verstehen.

      »Mister McBride hat eine immunogene Nephritis. Ich habe seine Daten gerade eben analysiert. Wenn er nicht behandelt wird, ist er in wenigen Tagen tot.«

      »Weiß er es schon?«

      »Mehr oder weniger.«

      »Was soll das heißen?«

      »Das soll heißen, dass der Junge dringend eine Verhaltenstherapie braucht. Er hat eine ernsthafte Psychose. Ich muss darauf bestehen, dass er auf der Krankenstation bleibt.«

      »Bleiben Sie bei der Sache, Doktor Hayes. Gibt es eine Alternative?«

      »Ich soll sachlich bleiben? Sagen Sie das Mister McBride. Er benimmt sich, als wolle ich ihn umbringen und verweigert jeden Therapieansatz!«

      »Sie glauben also, dass Sie seinen Tod verhindern können?«

      »Es muss einen Weg geben! Ich brauche nur mehr Zeit.«

      »Und wenn Sie sich irren?«

      Eine Weile herrschte Schweigen, bevor Hayes antwortete. »Dann habe ich es wenigstens versucht.«