Für die Schläge, welche er von ihm genossen,
Und der Mann hatte manchen Verdruß
Ob dem muthwilligen Hieronimus.
7.
Denn seine Papiere und große Perücke
Riß er ihm incognito oft in Stücke,
Und that auch sonst noch dem braven Mann
Alles gebrannte Herzeleid an.
8.
Auch brachte er seine Schulkameraden
Viel und manchmal in bittern Schaden,
Weil er sich mit keinem vertrug
Und sie öfters zu Boden schlug.
9.
Auch weder ihre Kleider, noch ihre Bücher
Waren vor seinem Muthwillen sicher,
Und er spielte viel Schabernack,
Meistens von bösem Nachgeschmack.
10.
Wenn auch einer etwa sich übel betragen,
Thät er ihn gleich beim Rector verklagen;
Dann ging’s über den armen Buben her
Und er freuete sich drob sehr.
11.
Der Schule übrigens überdrüssig
Ging er zu Hause größtentheils müßig,
Und so verstrich allmählich die Zeit
In unnützlicher Unthätigkeit.
12.
Vom Griechischen will ich gar nichts sagen,
Denn das wollte ihm nimmer behagen.
Und beim barbarischen Typto, Typteis,
Kam Hieronimus über und über in Schweiß.
13.
Er dachte also klüglich: das sei ferne,
Daß ich solch kauderwelsches Zeug lerne;
Und was nun noch das Hebräische betrifft,
Dieses floh er vollends als Gift.
14.
Er machte also gar wenig Progressen.
Außer im Lügen, Schwören, Trinken und Essen,
Auch etwa in Erfindung eines Fluchs
Ward der Knabe fein stark und wuchs.
Achtes Kapitel.
Wie die Eltern des Hieronimus mit dem Rector und mit andern Freunden zu Rathe gingen, was sie aus dem Knaben machen sollten.
1.
Nachdem nun der Knabe achtzehn Jahre
Und noch etwas darüber alt ware,
Auch wirklich schon eines halben Kopfs
Größer war, als der alte Hans Jobs;
2.
Fingen die Eltern an nachzusinnen,
Was nun ferner mit ihm zu beginnen,
Denn es war jetzt die höchste Zeit
Und die Sache von äußerster Wichtigkeit.
3.
Vor Allen that man den Rector fragen,
Was derselbe vom Knaben möchte sagen,
Und wozu er das meiste Geschick
Haben möchte zum künftigen Glück.
4.
Dieser Mann nun wollte nicht heucheln
Noch den Eltern mit leerer Hoffnung schmeicheln,
Drum sagte er ihnen gleich rund heraus:
„Aus dem Knaben wird nichts Rechtes aus.
5.
Das Studiren ist wahrlich nicht seine Sache;
Drum ist’s am klügsten gethan, man mache
Einen hiesigen Rathsherrn aus ihm,
Oder thu’ ihn sonst wo zum Handwerke hin.
6.
Ich habe es mannichmal in den Schulstunden
Zu meinem höchsten Leidwesen gefunden,
Daß in ihm nichts Besonders sitzt,
Welches einem ehrsamen Publico nützt.“
7.
Diese Rede hat den Eheleuten Jobsen,
Wie leicht zu schließen ist, heftig verdrobsen;
Drum hörten sie solche mit Verachtung an,
Und hielten den Rector für ’n dummen Mann.
8.
Es wurden nun mehr Freunde zu Rathe gezogen,
Und die Sache vernünftiger pro et contra erwogen,
Und ’s ging in der Versammlung gerade so her,
Als wenn der alte Jobs zu Rathhause wär’.
9.
Nämlich, nach etwa drittehalb Stunden
Ward ein Mittel zur Vereinigung funden:
Man stellte weislich auf ’n neuen Termin
Die Sache zur nähern Erwägung dahin.
Neuntes Kapitel.
Wie die Zigeunerin Urgalindine auch wegen des Hieronimus um Rath gefraget ward, welche die Kunst Chiromantia verstand.
1.
Die Gesellschaft war nun kaum in Frieden
Aus Rathsherrn Jobsens Hause geschieden,
So führte das Glück von ohngefähr
Eine alte Zigeunerin her.
2.
Sie war von einem uralten Stamme,
Urgalindine war ihr Name,
Und Aegypten ihr eigentliches Vaterland,
Und die Mutter ehemals als Hexe verbrannt.
3.
Sie konnte der Menschen Thun und Wesen
Deutlich in den Strichen der Hände lesen,
Sagte auch manches so deutlich vorher,
Als wenn’s wirklich schon geschehen wär’.
4.
Manches Mädchen hat sie recht sehr erfreuet,
Wenn sie ihm nahe Hochzeit geprophezeiet,
Und den Bräutigam so klärlich genannt,
Als hätte sie ihn schon längstens gekannt.
5.
Manchen