Anstalten zum Kindtaufenschmause
Und schleppte der Speisen mancherlei
Zum morgenden Tractamente herbei.
4.
Auch wurden Torten, Kuchen und mehr Sachen
Zum Nachtische bereitet und gebachen,
Auch an Wein, und Tabak und Bier
War gewiß kein Mangel hier.
5.
Gevattern, Freunde und Verwandte,
Hebamme, Nachbarn und Bekannte
Stellten sich darauf artig und fein,
Zur gehörigen Stunde ein.
6.
Auch Küster und Pfarrer mit dem Formulare,
Wie leicht zu gedenken ist, da ware;
Imgleichen ein ganzer hochweiser Senat
Sich zeitig dabei eingefunden hat.
7.
Es waren auch sonst noch viele Gäste
Auf diesem großen und hohen Feste,
Und ich sag’ es zu Jobsens Ehr’:
Es ging Alles fein ordentlich her.
8.
Jedoch that sich ein Disput erheben,
Was man dem Kind für einen Namen wollt’ geben:
Heinz, Kunz, Matz, Peter oder Hans,
Diez, Jost, Hermann oder Franz.
9.
Von diesen sonst schönen Namen allen
Wollte keiner allgemein gefallen,
Und es würde gewiß noch zuletzt
Haben nicht geringe Händel gesetzt.
10.
Der Pfarrer aber, als ein kluger Herre,
That den Ausspruch, daß es rathsam wäre,
Bei diesem Zwist im Kalender zu sehen,
Was am Geburtstag möcht’ für ein Name stehen.
11.
Es ward also, ohne weiter zu fragen,
Vom Küster der Kalender aufgeschlagen,
Und man fand darauf ohne Müh’
Den Namen des heiligen Hieronimus hie.
12.
Solcher kluger Rath hat gleich Allen,
Sowol Gevattern, als Eltern gefallen;
Und man faßte also in pleno den Schluß,
Das Kind sollte heißen Hieronimus.
13.
Nachdem nun der wichtige Handel geschlichtet,
Ward der Actus vom Herrn Pfarrer verrichtet,
Und zwar nach dem gewöhnlichen Fuß,
Und nun hieß das Kind Hieronimus.
14.
Alles Uebrige ging ruhig und schöne,
Pfarrer und Küster thaten sich recht bene,
Und es wurde fast die halbe Nacht
Gegessen, getrunken, geraucht und gelacht.
Fünftes Kapitel.
Womit sich das kleine Kind Hieronimus beschäftiget hat.
1.
So lang Hieronimüschen in Windeln geblieben,
Hat er sich die Zeit damit vertrieben,
Daß er schlief, aß, sog oder trank,
Oder zuhörte der Mutter Wiegengesang.
2.
Und zwar schlief, aß, sog und trank er nicht minder,
Als sonst zu thun pflegen zwei oder drei Kinder;
Wurde dabei recht fleißig gewiegt,
War aber bei dem allen noch nicht vergnügt.
3.
Sondern lärmte schier oft ganze Tage
Und erhub in der Wiege bittere Klage,
Als wenn ihn was Großes hätte gequält,
Obgleich dem Schreier gar nichts gefehlt.
4.
Einige kluge Leute wollten behaupten,
Als wenn sie nicht ohne Ursache glaubten,
Daß etwa eine Behexerei
(Mit Respect zu melden) im Spiele sei.
5.
Drob ward oft der Arzt herbeigeführet
Und die Hebamme consuliret,
Und manches Rhabarbartränklein
Auch wol Mohnsaft gegeben ein.
6.
Er war also seiner Mutter fast beschwerlich,
Indeß befand er sich dabei gar herrlich,
Wuchs, und ward mit jedem Augenblick
Fett, groß, mächtig, stark und dick.
7.
Vater und Mutter hatten also beide
An diesem lieben Kinde viele Freude,
Und gaben manchen herzlichen Kuß
Ihrem kleinen Hieronimus.
8.
Mehr hab’ ich von den ersten drei oder vier Jahren
Des kleinen Jöbschen nicht können erfahren.
Beschließe also dies Kapitel hiemit
Und thue zum folgenden den Schritt.
Sechstes Kapitel.
Thaten und Meinungen des Hieronimus in seinen Knabenjahren, und wie er in die Schule ging.
1.
Von den andern Kinderjahren unsers Helden
Kann ich zwar ebenfalls nicht viel melden,
Sintemal die Laufbahn des Lebens sein
Bishero gewesen noch eng und klein.
2.
Gefolglich ist von seinen Thaten und Werken
Eben nichts Sonderliches anzumerken;
Jedoch blieb immer, so lang er noch jung,
Essen und Trinken seine Hauptbeschäftigung.
3.
Er hatte aber sonst noch viele gute Gaben,
Spielte lieber mit Mädchen als mit Knaben,
Zankte und neckte auch oft beim