Blies grade itzo der Postillon
Und Hieronimus fuhre davon.
36.
Beim Abschied warf er viele unwillige Blicke
Auf den Herrn mit der großen Perücke,
Und mit einigem Ungestüm
Nahm er nunmehr Ade von ihm.
Zwölftes Kapitel.
Wie Hieronimus auf dem Postwagen fuhr, und wie er daselbst eine Schöne fand, welche er liebgewann, und welche ihm die Sackuhr stahl.
1.
Wie’s dem Hieronimus im Postwagen
Ferner erging, will ich nun sagen,
Denn er kam so noch nicht los,
Sondern hatte wieder einigen Anstoß.
2.
Er dachte hieselbsten öfters zurücke
An den Herrn mit der großen Perücke,
Und es fiele ihm itzo erst ein,
Er müsse ein Spitzbube gewesen sein.
3.
Das mütterliche Päcklein ging ihm sehr zu Herzen
Und er konnte dessen Verlust nicht verschmerzen.
Seufzte, und wünschte in seinem Sinn
Den Herrn mit der Perücke zum Henker hin.
4.
Er murmelte sogar unverständliche Töne,
Jedoch eine neben ihm sitzende Schöne,
Welche er anfangs bemerkte kaum,
Riß ihn bald aus dem schwermüthigen Traum.
5.
Sie schien alt zu sein etwa zwanzig Jahre,
Schön von Gesicht, schwarz von Augen und Haare,
Und rosenroth von Wangen und Mund,
Dabei auch von schönem Wuchse, und
6.
Kurz zu sagen, in ihrem ganzen Wesen,
Konnte man nichts als lauter Anmuth lesen;
Sie erkundigte sich in Kurzweil und Scherz
Alsbald nach des traurigen Hieronimi Schmerz.
7.
Wobei sie denselben freundlich anlachte;
Dies Lächeln that gute Wirkung und machte,
Daß er, da er dichte neben ihr saß,
Seinen Verlust des Päckleins vergaß.
8.
Er gerieth auch wirklich fast in Entzücken,
Weil er in ihrer ganzen Person und Blicken
So viel treffliche Reize fand,
Gefährlich vor sein bischen Verstand.
9.
Es hatte noch keine halbe Stunde gewähret,
Als er schon die Lieb’, in bester Form, ihr erkläret,
So bündig, als je ein Held im Roman
Die Brunst seiner Schönen erklären kann.
10.
Sie schien nicht ungern ihn anzuhören,
Und that ihn gar nicht im Vortrage stören,
Hieronimus ward also endlich so frei
Und rückte näher zu ihr herbei.
11.
Ich weiß nicht, ob sonst noch etwas passiret,
Was, laut zu sagen, sich nicht gebühret,
Genug, sie vertrieben sich beide die Zeit
In süßer, vertraulicher Zärtlichkeit.
12.
Als sie endlich zur Poststation gekommen,
Hat sie freundlich von ihm Ade genommen,
Wohin sie sich aber nachhero gewandt,
Das soll uns künftig werden bekannt.
13.
Da indessen nach einigen Stunden,
Seitdem die Schöne vom Wagen verschwunden,
Hieronimus nach der Sackuhr mal sah,
War auch diese verschwunden und nicht mehr da.
14.
Dieser abermalige fatale Possen,
Hat den guten Hieronimus mächtig verdrossen,
Denn er dachte alsbald daran,
Daß die Schöne den Diebstahl gethan.
15.
Indeß war nun für den guten Knaben
Weiter nichts übrig, als Geduld zu haben,
Es fiel ihm jedoch nun hintennach ein
Hinfüro etwas vorsichtiger zu sein.
16.
Er hat sich dabei feste vorgenommen,
Sobald er auf die Universität gekommen,
Um Geld und um eine neue Uhr
Seinen Eltern zu schreiben nur.
17.
Er ist endlich, ohne weitere Unfälle,
Angelangt glücklich an Ort und Stelle,
Folglich war unser Hieronimus
Nunmehro ein Academicus.
Dreizehntes Kapitel.
Wie Hieronimus auf der Universität gar fleißig die Theologie studiren thät.
1.
Als nun Hieronimus arriviret,
Ist er, stante Pede, immatriculiret
Und ward also sofort allhie
Ein Studiosus der Theologie.
2.
Sintemal sich nun auf Universitäten
Aus mancherlei Landen, Orten und Städten
Viele Studenten finden ein,
Junge und alte, groß und klein.
3.
Gleichergestalten und imgleichen fanden
Sich auch hier solche aus allerlei Landen
Und jährlich kamen noch viele herbei,
Um zu studiren Mancherlei.
4.
Zum Exempel: die Theologiam,
Jura, Medicin und Philosophiam,
Und was man sonst für gute Künste hält,
Zum Fortkommen dereinstens