Die Jobsiade: Ein komisches Heldengedicht in drei Teilen. Karl Arnold Kortum. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl Arnold Kortum
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 4064066114473
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      Als nun unter diesen Gedanken und Dingen

      Dem reisenden Hieronimus die Stunden vergingen:

      So gelangte er endlich sehr müde und matt

      Ins Wirthshaus der oben gedachten Stadt.

      12.

      Allhie befand sich nun der Postwagen,

      Der ihn nach der Universität sollte tragen;

      Selbiger war aber zu dieser Zeit

      Noch nicht völlig zur Abfahrt bereit.

      13.

      Hieronimus ließ nun vor allen Dingen

      Seinen getreuen Gaul zu Stalle bringen,

      Welchem sein Knecht das Futter gab,

      Und band den schweren Mantelsack ab.

      14.

      Er hat aber auch nicht vergessen,

      Sich zu erlaben mit Trinken und Essen,

      Und so ward er bald darauf am Tisch

      Wieder gestärket, munter und frisch.

      15.

      Es war auch da ein fremder Herr logiret,

      Mit einer großen Perücke und reich schameriret,

      Welcher aus fernen Ländern kam,

      Herr Baron von Hogier war sein Nam’.

      16.

      Dieser erzeigte unserm Helden viel Ehre

      Und erkundete freundlich, wer er wäre.

      Hieronimus antwortete drauf behend:

      „Gnädiger Herr! ich bin ein Student

      17.

      Zu Hochdero Diensten, und ich ziehe

      Gleich itzo nach der Akademie

      Um zu studiren spät und früh

      Die Wissenschaft der Theologie.“

      18.

      „So! dazu wünsch’ ich Ihnen viel Glücke!“

      Antwortete der Herr mit der großen Perücke;

      „Aber nehmen Sie sich wol in Acht,

      Daß Sie nicht werden in Schaden gebracht!

      19.

      Ich hab’ auch hohe Schulen vormals gesehen

      Weiß wol, wie’s da pflegt zu ergehen,

      Mancher junge Bursche wird da ums Geld,

      Durch das verwünschte Spielen geprellt.

      20.

      Und viele, anstatt fleißig zu studiren,

      Lassen sich zu Ausschweifungen verführen,

      Und verbringen die kostbare Zeit

      In aller erdenklicher Liederlichkeit.

      21.

      Ich selbst habe öfters in jüngern Jahren

      Die traurige Wahrheit davon, leider! erfahren,

      Nehmen Sie also sich fleißig in Acht,

      Und denken sie dran, ich hab’ es gesagt!“

      22.

      Hieronimus versetzte: „Lieber Heere!

      Ich danke viel für die weise Lehre,

      Und werde Ihren trefflichen Unterricht

      In meinem Leben vergessen nicht.

      23.

      Uebrigens muß ich Euer Gnaden sagen,

      Das Spielen thut mir zwar sehr behagen,

      Hab’ die Ehre zu versichern doch,

      Wenn ich spiele, spiel’ ich nicht hoch.“

      24.

      „Niedrige Spiele laß ich passiren,

      Denn so kann man eben nicht verlieren,

      Und man vertreibet sich doch die Zeit

      Sehr angenehm und mit Artigkeit.

      25.

      Wir, zum Exempel, könnten nun Beide,

      Blos zum Zeitvertreib und zur Freude,

      Etwa ein kleines Spielchen auch thun.“

      Erwidert der Herr mit der Perücke nun.

      26.

      Hieronimus, gleich im Augenblicke,

      Fand den Vorschlag des Herrn mit der Perücke,

      Ein Spielchen zu machen, sehr angenehm,

      So lange bis der Postwagen käm’.

      27.

      Sie brauchten nun gar nicht lange zu warten,

      Der Wirth brachte alsbald neue Karten

      Für seine beiden Gäste heran,

      Und nunmehr fing man zu spielen an.

      28.

      Anfangs ward niedrig pointiret,

      Aber Hieronimus, durch Gewinnsucht verführet,

      Fing nun höher zu setzen an,

      Weil er die ersten Spiele gewann.

      29.

      Nun aber wendete sich das Glücke

      Zum Herrn von Hogier mit der großen Perücke,

      Als welchem itzo in jeglichem Spiel

      Immer die Karte günstiglich fiel.

      30.

      Das Geld, welches Hieronimus zur Reise

      Bestimmt hatte, ging auf diese Weise

      Bald hin, und da er noch weiter verlor,

      Zog er nun auch das Päcklein hervor.

      31.

      Aber das Glück warf stets noch günstige Blicke

      Auf den Herrn mit der großen Perücke,

      Und mit einem jeglichen neuen Satz,

      Entstand im Päcklein ein leerer Platz.

      32.

      Und in weniger als dreiviertel Stunden

      War der mütterliche Segen ganz verschwunden,

      Und der Herr mit der großen Perück’

      Hatte Alles gewonnen, Stück vor Stück.

      33.

      Denn, daß der Herr mit der großen Perücke

      Ihn listiger Weise beim Spiele berücke,

      Das merkte der gute Hieronimus nicht —

      Denn Herr von Hogier hatte ein ehrlich Gesicht.

      34.

      Es wär ihm endlich gar noch eingefallen

      Auch seinen Mantelsack loszuschnallen,

      Und er hätte das drin erhaltene Geld

      Auch noch auf die unglückliche Karte gestellt.

      35.

      Doch, zu des Hieronimus größtem Glücke