Die Jobsiade: Ein komisches Heldengedicht in drei Teilen. Karl Arnold Kortum. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl Arnold Kortum
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 4064066114473
Скачать книгу

      Die meisten aber, anstatt zu studiren,

      Thaten nur ihre Gelder verschlemmiren

      Und lebten lustig und guter Ding,

      Indessen die edle Zeit verging.

      6.

      Hieronimus, dem’s Studiren zuwider,

      Mengte sich bald unter die lustigen Brüder

      Und betrug sich in kurzer Zeit schon so,

      Als wäre er längstens gewesen do.

      7.

      Denn so gut als der beste Academicus

      Lebte er täglich in Floribus,

      Und es wurde manche liebe Nacht

      In Sausen und Brausen zugebracht.

      8.

      Wein, Tabak und Bier war sein Leben,

      Er that dabei die Stimme hoch erheben,

      Wenn er mit lautem und starkem Klang

      Das Gaudeamus igitur sang.

      9.

      Als ein wahres Muster fideler Studenten

      Verfuhr er bei Allen, die ihn kennten,

      Und lebte immer fein burschikos:

      Sein drob erhaltener Ruhm war groß.

      10.

      Jene drei verhaßte Geschwister:

      Häscher, Pedellen und Philister,

      Hat Hieronimus als ein Held

      Oeftermalen jämmerlich geprellt.

      11.

      Mehrmals hat er sie periiret,

      Oder sie sonst lästerlich vexiret,

      Ansonsten sich noch gezeiget auch,

      Alles nach Renommistengebrauch.

      12.

      Des Sommers ist er fleißig ausgeritten,

      ’s Winters beim Schnee gefahren auf Schlitten,

      Und keine Ergötzlichkeit überhaupt

      Hielte Hieronimus für unerlaubt.

      13.

      Mehrmals ist er auch zum Vergnügen

      Nach den benachbarten Dörfern gestiegen,

      Allwo er dann meistens auf dem Land

      Manche gutwillige Schöne fand.

      14.

      Die Fenster hat er oft nächtlich eingeschlagen,

      Jungen Füchsen angethan viele Plagen,

      Spielte Würfel, Karten und Billiard

      Und also nicht sehr gelehrt ward.

      15.

      Im Raufen und Schlagen fand er Vergnügen,

      Täglich that er in der Schenke liegen,

      Ging aber auch, alle zwei Monat einmal

      Zur Abwechselung in den Collegiensaal.

      16.

      Wenn er muthwillige Schulden gemachet,

      Hat er die Gläubiger ausgelachet.

      Auch ihnen gespielet manchen Betrug,

      Sonst auch gemachet der Streiche genug.

      17.

      Kleider und Bücher that er versetzen

      Und sich dafür mit Schmausen ergötzen,

      Kurz zu sagen zu seiner Zeit

      Uebertraf ihn Keiner an Lustigkeit.

      18.

      Zwar mußte er oft ins Carzer gehen,

      Ist ihm auch sonst noch wol Strafe geschehen,

      Hätt’ auch beinahe einmal zum Lohn,

      Fast bekommen die Relegation.

      19.

      Drei Jahre lang hat er dies Leben getrieben

      Und seinen Eltern oft um Geld geschrieben,

      Doch waren die Briefe so eingericht’t,

      Daß sie seine Aufführung merkten nicht.

      20.

      Zu unsers Hieronimus großem Lobe

      Kommt im folgenden Kapitel eine Probe

      Von dieser curiosen Correspondenz!

      Beschließe also das itz’ge eilends.

       Welches die Kopei enthält von einem Briefe, welchen nebst vielen andern der Student Hieronimus an seine Eltern schreiben thät.

       Inhaltsverzeichnis

      1.

       Sehr geliebteste Eltern!

      Ich melde,

      Hiebei, daß es mir fehlet an Gelde,

      Habet also die Gewogenheit

      Und schicket mir bald eine Kleinigkeit.

      2.

      Nämlich etwa 20 bis 30 Ducaten,

      Denn ich weiß mich kaum mehr zu rathen,

      Weil es alles so knapp geht hier,

      Drum sendet doch dieses Geld bald mir.

      3.

      Alles ist hier ganz erschrecklich theuer,

      Tisch, Stube, Wäsche, Licht und Feuer,

      Und was sonst etwa vorfällt noch,

      Drum schicket die 30 Ducaten doch.

      4.

      Kaum begreift ihr die starke Ausgabe,

      Welche ich auf der Universität habe

      Für so viele Bücher und Collegia,

      Ach wären doch die 30 Ducaten schon da!

      5.

      Ich studire täglich recht fleißig.

      Sendet mir doch nächstens die 30

      Ducaten, so bald als möglich ist, her,

      Denn mein Beutel ist jämmerlich leer.

      6.

      Wäsche, Schuhe, Strümpfe und Kleider,

      Friseur, Nähterin, Schuster und Schneider,

      Tinte, Federn, Bleistift, Papier,

      Kosten viel, schickt die Ducaten mir!

      7.

      Das Geld, welches ihr hoffentlich bald sendet,

      Wird, ich schwör’ es euch, gut angewendet.

      Ja, liebe Eltern! ich behelfe mich

      Sehr genau und höchst kümmerlich.

      8.

      Wenn andre Studenten