Die meisten aber, anstatt zu studiren,
Thaten nur ihre Gelder verschlemmiren
Und lebten lustig und guter Ding,
Indessen die edle Zeit verging.
6.
Hieronimus, dem’s Studiren zuwider,
Mengte sich bald unter die lustigen Brüder
Und betrug sich in kurzer Zeit schon so,
Als wäre er längstens gewesen do.
7.
Denn so gut als der beste Academicus
Lebte er täglich in Floribus,
Und es wurde manche liebe Nacht
In Sausen und Brausen zugebracht.
8.
Wein, Tabak und Bier war sein Leben,
Er that dabei die Stimme hoch erheben,
Wenn er mit lautem und starkem Klang
Das Gaudeamus igitur sang.
9.
Als ein wahres Muster fideler Studenten
Verfuhr er bei Allen, die ihn kennten,
Und lebte immer fein burschikos:
Sein drob erhaltener Ruhm war groß.
10.
Jene drei verhaßte Geschwister:
Häscher, Pedellen und Philister,
Hat Hieronimus als ein Held
Oeftermalen jämmerlich geprellt.
11.
Mehrmals hat er sie periiret,
Oder sie sonst lästerlich vexiret,
Ansonsten sich noch gezeiget auch,
Alles nach Renommistengebrauch.
12.
Des Sommers ist er fleißig ausgeritten,
’s Winters beim Schnee gefahren auf Schlitten,
Und keine Ergötzlichkeit überhaupt
Hielte Hieronimus für unerlaubt.
13.
Mehrmals ist er auch zum Vergnügen
Nach den benachbarten Dörfern gestiegen,
Allwo er dann meistens auf dem Land
Manche gutwillige Schöne fand.
14.
Die Fenster hat er oft nächtlich eingeschlagen,
Jungen Füchsen angethan viele Plagen,
Spielte Würfel, Karten und Billiard
Und also nicht sehr gelehrt ward.
15.
Im Raufen und Schlagen fand er Vergnügen,
Täglich that er in der Schenke liegen,
Ging aber auch, alle zwei Monat einmal
Zur Abwechselung in den Collegiensaal.
16.
Wenn er muthwillige Schulden gemachet,
Hat er die Gläubiger ausgelachet.
Auch ihnen gespielet manchen Betrug,
Sonst auch gemachet der Streiche genug.
17.
Kleider und Bücher that er versetzen
Und sich dafür mit Schmausen ergötzen,
Kurz zu sagen zu seiner Zeit
Uebertraf ihn Keiner an Lustigkeit.
18.
Zwar mußte er oft ins Carzer gehen,
Ist ihm auch sonst noch wol Strafe geschehen,
Hätt’ auch beinahe einmal zum Lohn,
Fast bekommen die Relegation.
19.
Drei Jahre lang hat er dies Leben getrieben
Und seinen Eltern oft um Geld geschrieben,
Doch waren die Briefe so eingericht’t,
Daß sie seine Aufführung merkten nicht.
20.
Zu unsers Hieronimus großem Lobe
Kommt im folgenden Kapitel eine Probe
Von dieser curiosen Correspondenz!
Beschließe also das itz’ge eilends.
Vierzehntes Kapitel.
Welches die Kopei enthält von einem Briefe, welchen nebst vielen andern der Student Hieronimus an seine Eltern schreiben thät.
1.
Sehr geliebteste Eltern!
Ich melde,
Hiebei, daß es mir fehlet an Gelde,
Habet also die Gewogenheit
Und schicket mir bald eine Kleinigkeit.
2.
Nämlich etwa 20 bis 30 Ducaten,
Denn ich weiß mich kaum mehr zu rathen,
Weil es alles so knapp geht hier,
Drum sendet doch dieses Geld bald mir.
3.
Alles ist hier ganz erschrecklich theuer,
Tisch, Stube, Wäsche, Licht und Feuer,
Und was sonst etwa vorfällt noch,
Drum schicket die 30 Ducaten doch.
4.
Kaum begreift ihr die starke Ausgabe,
Welche ich auf der Universität habe
Für so viele Bücher und Collegia,
Ach wären doch die 30 Ducaten schon da!
5.
Ich studire täglich recht fleißig.
Sendet mir doch nächstens die 30
Ducaten, so bald als möglich ist, her,
Denn mein Beutel ist jämmerlich leer.
6.
Wäsche, Schuhe, Strümpfe und Kleider,
Friseur, Nähterin, Schuster und Schneider,
Tinte, Federn, Bleistift, Papier,
Kosten viel, schickt die Ducaten mir!
7.
Das Geld, welches ihr hoffentlich bald sendet,
Wird, ich schwör’ es euch, gut angewendet.
Ja, liebe Eltern! ich behelfe mich
Sehr genau und höchst kümmerlich.
8.
Wenn andre Studenten