33.
Nur habe ich einen sehr schwachen Magen,
Die Aerzte, die ich consulirt habe, sagen,
Das käme vom vielen Sitzen her,
Und weil ich so erstaunlich fleißig wär.
34.
Sie haben mir dieserhalben angerathen:
Warmen Burgunderwein, mit Zimmt und Muskaten,
Des Morgens zu trinken statt des Thee,
Das wäre gut für’s Magenweh.
35.
Leget also noch bei zwei Pistolen,
Um dafür Burgunder und Würze zu holen;
Gewiß, liebe Eltern! ich trinke es nur
Blos zur verordneten Magencur.
36.
Endlich habe ich noch einige Schulden
Von etwa 30 bis 40 Gulden,
Schicket mir also auch, ohne Fehl,
Liebe Eltern! dies Bagatell.
37.
Könnte ich, neben bei, für andere Ausgaben
Auch etwa noch ein Dutzend Louisd’or haben,
So käme mir dieses recht bequem,
Und wäre mir wirklich auch angenehm.
38.
Wenn ihr euch übrigens gesund befindet
Und nächstens im Briefe mir verkündet,
So wird mir dieses erfreulich sein,
Schließt aber auch ja das Geld mit ein.
39.
Hiemit will ich also mein Schreiben beschließen,
Meine Geschwister thu ich freundlich grüßen
Und verharre hierauf zum Schluß
Euer gehorsamer Sohn
Hieronimus
40.
Ich setze noch eilig zum Postscripte:
Meine hochgeehrte und sehr geliebte
Eltern! ich bitte kindlich,
Schicket doch bald das Geld an mich.
41.
Denn, lieber Vater! ich legte 14 französische Kronen
Zurück, sie bis zur äußersten Noth zu schonen,
Allein zum größten Schmerz und Verdruß
Stahl mir solche gestern ein Anonymus.
42.
Ich weiß, ihr ersetzt mir, ohne drum zu bitten,
Den Schaden, den ich unschuldig erlitten,
Denn Ihr, als ein hochvernünftiger Mann,
Begreift leicht, daß ich solchen nicht tragen kann.
43.
Ich werde indeß möglichst dafür sorgen,
Daß der Anonymus heute oder morgen
Zu eurer Beruhigung und Satisfaction
Bekomme den hanfenen Strick zum Lohn.
Funfzehntes Kapitel.
Folget auch die Kopei der schriftlichen Antwort des alten Senator Jobs auf vorgemeldeten Brief.
1.
Was hierauf des Vaters Antwort gewesen,
Das soll man gleichermaßen nun lesen:
Mein herzvielgeliebtester Sohn!
Dein Schreiben hab’ ich erhalten schon,
2.
Und deine Gesundheit und Wohlergehen
Mit Vergnügen aus demselbigen ersehen,
Jedoch vergnügt es mich eben nicht,
Daß dein Brief wieder von Geld spricht.
3.
Es sind noch nicht drei Monate vergangen,
Da du hundert und fünfzig Thaler empfangen,
Fast weiß ich nicht, wo in der Welt
Ich hernehmen soll alle das Geld.
4.
Ich höre gern auch, daß du studirest
Und dich fleißig und ordentlich aufführest,
Aber höchst ungern vernehme ich von dir,
Daß du 30 Ducaten forderst von mir.
5.
Fast, mein Sohn! sollte ich sagen und glauben,
(Du wirst mir meine Anmerkung erlauben)
Daß, wenn man auf der Universität
Sparsam ist, nicht so viel nöthig hätt’.
6.
Zwaren ist es wol gewiß und sicher,
Man hat nicht umsonst Collegia und Bücher,
Jedoch bekommt man für solche Summ’
Manches Buch und Collegium.
7.
Tisch, Stube, Wäsche, Licht und Feuer
Kann auch unmöglich sein so theuer,
Auch Federn, Bleistift, Tinte, Papier
Kaufst du für wenige Groschen g’nug dir.
8.
Ich vernehme es zwar auch sehr gerne,
Daß du dich von böser Gesellschaft ferne
Hält’st, und auf der Studirstube sitzst
Und bei den geliebten Büchern schwitzst;
9.
Auch daneben nur Thee thust trinken:
Indessen will’s mir wahrscheinlich dünken,
Daß, wenn man über den Büchern ruht
Und Thee trinkt, nicht 30 Ducaten verthut.
10.
Wenn dich Andre einen Knicker schelten,
So mag dir dieses gleich viel gelten;
Doch, wer so viel Geld verschwendet als du,
Dem kommt der Name Knicker nicht zu.
11.
Weil du übrigens von deinem Fleiße schreibest,
So rathe ich, daß du fein dabei verbleibest,
Damit das Geld und die edle Zeit
Angewandt werde in Nützlichkeit.
12.
Doch mußt du dich nicht so sehr angreifen
Und im Kopf so viel Gelehrsamkeit häufen,
Denn es trifft, leider! mannichmal ein,