13.
Dein Vorsatz, zu predigen, thut mir gefallen,
Drum übe dich fleißig darin vor allem;
Aber, bei vieler Disputation
Kommt eben nichts Kluges heraus, mein Sohn!
14.
Wozu auch das Privatissimum nützet,
Wenn man schon zehn Stunden im Collegio sitzet,
Das begreif’ ich um destoweniger wol,
Da es 20 Reichsthaler kosten soll.
15.
Doch lasse ich’s vor allen andern passiren:
Denn das Geld, welches du zum Studiren
Gebrauchest, gebe ich gerne her,
Und wenn’s auch noch dreimal so viel wär.
16.
Da auch, wie du schreibst, dein Rock zerrissen,
So kannst du freilich einen neuen nicht missen;
Jedoch das Tuch würde suprafein
Für die verlangten zwölf Thaler sein.
17.
Wer aber zum Pfarrherrn will studiren,
Muß nicht mit kostbaren Kleidern stolziren;
Drum wäre ein etwas gröberes Tuch
Zum neuen Rocke dir gut genug.
18.
Auch für noch sonstige Kleidungsstücke
Willst du, daß ich vier Louisd’or schicke,
Nämlich für Schlafrock, Pantoffel und Hut,
Weil sie nicht zum Gebrauche mehr gut.
19.
Wenn ich aber solches allzumalen
Posten für Posten sonders soll bezahlen,
Wozu sollen dann, lieber Hieronimus mein!
Die verlangten dreißig Ducaten sein?
20.
Ich habe es mit Mitleiden gelesen,
Daß du jüngsthin todtkrank gewesen;
Aber du hast nicht wol gethan,
Daß du viele Arznei gewendet an.
21.
Denn ich habe oft und viel erfahren,
Daß, besonders in den jüngeren Jahren,
Die sich selbst überlaßne Natur
Mehr wirkt, als die beste Mixtur.
22.
Dein gebrauchter Arzt und Arzeneien,
Sind fast theuer zum Verabscheuen,
Und wie mir dünken sollte, so ist
Weder Apotheker, noch Arzt ein Christ.
23.
Da auch eine Wärterin, wie ich gelesen,
In der Krankheit bei dir ist gewesen;
So reichte für diese Aufwärterin,
Statt sieben, ein einziger Gulden hin;
24.
Wenn sie nicht etwa sonst, vor diesen,
Liebesdienste andrer Art dir erwiesen,
Denn, lieber Sohn! ich schließe dies
Schier aus den sieben Gulden gewiß.
25.
Was auch nun den Conditor anlanget,
Welcher ebenfalls acht Gulden verlanget,
So wäre gewesen ein Thaler genug,
Und du warest gewißlich nicht klug.
26.
Denn Citronen, Confituren und Leckereien
Geben eigentlich dem Kranken kein Gedeihen,
Aber ein Hafer- oder Gerstentrank
Nutzet weit mehr, wenn man ist krank.
27.
Es ist nicht gut, daß du bist gefallen
Von der Treppe, drum sorge ja für allen,
Daß du hinfüro nicht wieder fällst,
Denn die Cur beträget viel Gelds.
28.
Dein Wundarzt hat dich recht hergenommen,
Denn für zwölf Thaler, wie ich vernommen,
Heilt unser berühmter Stadtbalbier
Einen Arm- oder Beinbruch schier.
29.
Doch freut’s mich, daß dein Arm wieder curiret;
Denn wenn ein Pfarrer auf der Kanzel peroriret,
So muß der Arm geschmeidig und fein
Beim Klopfen und Gestusmachen sein.
30.
Ich muß dich ferner auch herzlich beklagen
Wegen deinem sehr schwachen Magen;
Mein Magen ist, leider! auch nicht viel nütz,
Weil ich sehr öfters zu Rathe sitz.
31.
Indeß thut Burgunder mit Gewürzen
Dich nur unnöthig in Kosten stürzen;
Schlucke lieber oft ein Pfefferkorn ein,
Das soll sehr gut für den Magen sein.
32.
Du willst auch noch 30 bis 40 Gulden
Haben, zur Bezahlung einiger Schulden;
Ich sinne nun hin, die Kreuz und die Queer,
Beim Himmel! wo kommen die Schulden doch her?
33.
Du hast ja schon Alles specificiret
Und Posten für Posten zum höchsten aufgeführet,
Und vierzig Gulden, bei meiner Seel!
Sind nicht, wie du glaubst, ein Bagatell.
34.
Endlich soll ich gar noch ein Dutzend Pistolen
Zu andern Ausgaben für dich herbei holen;
Es wäre dir vielleicht zwar angenehm,
Mir aber kommt’s höchst unbequem.
35.
Denn mit den verlangten 30 Ducaten
Kannst du dich wegen der Ausgaben schon berathen,
Dieses letztere Dutzend Louisd’or
Kommt mir also als Ueberfluß vor.
36.
Auch mit dem Ersatz der dir gestohlnen 14 Kronen
Hättest du mich billig sollen verschonen,
Denn, wahrlich! der Ersatz schmerzet mir
Weit mehr, als der angebliche Verlust dir.
37.
Daß du übrigens zu meinem Troste willst