Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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zur Kutsche an. Den Gang, den eigentlich Jim Hutch noch hätte machen sollen. Gebeugt, schlurfenden Schrittes, durchquerte er das Office und schlenderte über den Vorbau an dem Postmeister vorbei.

      Der blieb ruhig stehen und sah zu, wie der vermeintliche Hutch von dem Postkutscher den letzten Geldsack annahm. Einen ziemlich schweren Geldsack übrigens, bei dessen Gewicht dem Verbrecher das Herz im Leibe lachte.

      Donegan nahm das Geld und ging gebückt damit auf den Vorbau zu.

      Mac Corby hätte ihn passieren lassen, obgleich er das später bestritt.

      Donegan war fast schon im Office, als ein hochgewachsener Mann in dunkler, abgetragener Kleidung blitzschnell von der Seite an ihn herantrat.

      »He, Mister!«

      Donegan blieb stehen, blickte aber nicht auf.

      Er hatte die harte metallische Stimme sofort erkannt.

      Er wußte, daß Wyatt Earp hinter ihm stand.

      Hunderte von Menschen gingen über die Straße. Ausgerechnet dieser verdammte Wolf mußte ihn erkennen.

      Corby hatte das Gewehr hochgenommen und starrte erschrocken auf den breiten Rücken Wyatt Earps.

      Da wirbelte Donegan herum und schoß.

      Die Kugel zischte über den abgeduckten Kopf des Marshals hinweg und schlug drüben in die Bordwand der Kutsche.

      Die nächste Kugel traf den Kutscher im rechten Oberschenkel.

      Die dritte klatschte hart und schrill auf das Metallschild »Arkansas Post« und heulte jaulend als Querschläger davon.

      Rasend schnell hatte der Bandit geschossen, mit blitzartigem Wechselschlag des Handtellers über den Hammer.

      Dann flog die linke Faust des Marshals unter die Waffe.

      Donegan schlug sofort mit der Rechten zurück, fehlte den Gegner und rannte in einen kurzen Rechtshänder Wyatts hinein.

      Für den Bruchteil einer Sekunde stand er reglos auf den Vorbaubrettern. Der Geldsack war ihm entfallen.

      Die Menschen – auch der Postmeister – standen steif vor Entsetzen da und starrten tatenlos und wie gelähmt auf das Geschehen, das sich vor der Tür des Post Offices in rasender Schnelle abspielte.

      Der Bandit war ein eisenharter Mann. Er stand reglos auf dem Fleck, wie paralysiert.

      Der Colt war seiner Hand entglitten. Aber in seinem linken Halfter steckte noch ein zweiter Revolver. Weshalb zog er ihn nicht? Was hatte er vor?

      Niemand rührte sich. Sogar die Postpferde standen still. Ahnte jemand, daß Donegan völlig groggy war? Daß die harte Faust des Missouriers ihn kampfunfähig geschlagen hatte? Wer sollte es ahnen? Stand der Mann doch noch aufrecht da, blaß zwar, aber aufrecht.

      Wyatt Earp aber wußte es besser. Er sah in den Augen des anderen den Krampf. Mit einer ruhigen, sicheren Bewegung griff er nach dem zweiten Colt des Banditen, schleuderte ihn auf den Vorbau und ließ ein paar rasch aufeinander folgende Ohrfeigen auf die Wangen des Verbrechers klatschen.

      Die steinerne Blässe, die Donegans Gesicht bezogen hatte, verschwand. Der Mann zog die Augen zu spaltengen Schlitzen zusammen und begann zu schwanken wie ein großer Baum im Sturm.

      Wyatt packte blitzschnell seine Hände, wand sie auf den Rücken des Banditen und band sie mit einem Lederriemen zusammen. Dann drehte er sich nach dem Postmeister um. »Sehen Sie mal nach dem Mann, der die Säcke getragen hat!«

      Jim Hutch war tot.

      Die Leute auf der Straße wollten den Mörder lynchen.

      Aber der Marshal von Wichita brachte den Gefangenen ins Sheriff Office.

      Auch diesmal traf er Bat Masterson nicht an. Der schwerbeschäftigte Mann war seit Stunden unterwegs, um einen Streit draußen in einer Kneipe am Rande der Stadt zu schlichten.

      Wyatt ließ durch den Deputy Foolhammer, der wohl ständig das Büro Mastersons hüten mußte, alles aufnehmen. Der Mord an dem Posthalter Hutch wurde eingetragen. Er belastete das Konto des Mörders Donegan mit dem vierten Kreuz.

      Jack Donegan hatte vier Menschenleben ausgelöscht. Er hatte viermal den Tod verdient. Und doch mußte der Hilfsmarshal Wyatt Earp ihn nach Sheridan bringen.

      Von Marshal Rooster aus Wichita war am Abend eine Nachricht in Dodge eingetroffen: »Donegan auf jeden Fall nach Sheridan bringen.«

      Wyatt hätte es ohnehin getan. Auch gegen den Willen der Bürger von Dodge. Er wartete nur, weil er mit Masterson sprechen wollte. Aber der hatte einen der Deputies mit der Botschaft ins Office geschickt, daß er auf die Barr-Ranch reiten müsse, weil dort ein Cowboy angeschossen worden sei. So hatte er von dem mißglückten Überfall auf die Postgelder noch nichts erfahren können.

      Wyatt hatte zwei Boten losgeschickt. Einen, der die sieben Soldaten nach Dodge holen sollte, und einen zweiten, der Captain Collins von den Ereignissen in Dodge unterrichten mußte.

      Die Soldaten trafen gegen Abend ein.

      Auch der Bote, der im Fort gewesen war, kam zeitig zurück. Er brachte einen Brief des Kommandanten mit, worin dieser Wyatt Earp erklärte, er solle die sieben Reiter mit nach Sheridan nehmen, damit der Mörder auch gut bewacht zur Verhandlung komme. Dem Brief hatte der prächtige Captain einen Geldbetrag beigelegt: »Für die Verpflegung meiner Leute. Sie bleiben Ihnen weiterhin unterstellt. Alles Gute.«

      *

      Als es dunkel geworden war, brach Wyatt auf.

      Er trat den Weg nach Sheridan an. Mehr als tausend Meilen, wenn er quer über das Land hätte fliegen können. Da er reiten mußte, konnte er noch einmal gut vierhundertfünfzig Meilen zugeben. Fast fünfzehnhundert Meilen durch Kansas, das untere Nebraska, durch die nordöstliche Ecke Colorados und durch das endlose Wyoming.

      Der Ritt wurde am 4. Mai in Dodge angetreten.

      Zwei Soldaten ritten voran.

      Dann folgten Wyatt Earp und Jack Donegan.

      Dahinter kamen noch zweimal zwei Blaujacken.

      Der Corporal ritt meist voraus und beobachtete die Gegend.

      Donegan machte den Männern den Ritt so beschwerlich wie möglich. Er hatte die Hände auf dem Rücken zusammengebunden und gab sich alle Mühe, das Pferd am Fortkommen zu hindern. Wyatt band ihm deshalb die Hände am Sattelende fest. Das ergrimmte den Verbrecher derart, daß er immer wieder versuchte, das Tier mit den Sporen zu behindern. Wyatt nahm ihm die Sporen ab, da stieß er dem Fuchs die Absätze in die Flanken. Wyatt ließ ihm die Beine unter dem Pferdeleib zusammenbinden. Donegan irritierte sein Pferd durch Zurufe. Wyatt steckte ihm einen Knebel zwischen die Lippen.

      *

      So zog der kleine Trupp nach Norden. Über Garden City hinauf nach Scott. Von dort nach Russel Springs, weiter nordwestlich auf Goodland zu.

      Wyatt umging die Städte. Er wollte kein Aufsehen erregen. Vielleicht hätte der Verbrecher irgendwelche Hilfe gefunden. Vielleicht auch hätte der auffällige Trupp Elemente angezogen, die man in der offenen Prärie besser umgehen konnte, als in der Enge einer Stadt.

      Nach zwei schweren Wochen hatten sie knapp hundertachtzig Meilen hinter sich. Keiner der Männer mochte mehr an das Ziel denken. So schwer hatte Jack Donegan ihnen die verhältnismäßig kurze Strecke schon gemacht.

      Sheridan.

      Wo lag das überhaupt?

      Irgendwo am Ende der Welt…

      Nach einer unruhigen Nacht, die Donegan immer wieder mit allerlei Störungen unterbrochen hatte, waren sie im Morgengrauen aufgebrochen.

      Sie ritten ein paar Meilen westlich von Russel Springs auf die Smoky Hills zu.

      Das Land war hügelig geworden und erlaubte nur eine kurze Sicht.

      Im Zuckeltrab hielten sie auf die erste Anhöhe des Smoky Hills zu, als