Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jodocus Temme
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027238149
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sind ja Ihre alten und ewigen Marotten!«

      E n d e.

      Sagen

       Inhaltsverzeichnis

       Inhaltsverzeichnis

       Der Räuber Lutz

       Der Hick

       Das Fegefeuer des Westphälischen Adels

       Das Dorf Eine

       Der Bullerborn

       Der Schatz bei Schwerte

       Der Schatz in Wiedenbrück

       Der Knüppelhund

       Der Teufel als Oheim

       Die weiße Jungfrau

       Gebräuche bei Leichen

       Das Todtenansagen

       Das Hexenbeschwören

       Der St. Einhardsbrunnen

       Die Zerstörung der Irmensäule

      Der Räuber Lutz

      Eine Sage von H. Stahl.

       Inhaltsverzeichnis

      An der südlichen Grenze des Herzogthums Westphalen, da, wo sich dieses von der Nassau scheidet, liegt ein hoher Berg, der Stübelhagen genannt, an dessen östlichem Abhange, nicht weit von dem Fahrwege, der Westphalen und Nassau verbindet, mitten in einem Eichenwalde, ein großer, viereckiger Pfuhl sich befindet. Dieser ist voll schlammigen, schwefelichen Wassers, und voller Kröten, Frösche und Eidechsen. Die Gegend umher ist unbewohnt und leer, selbst die Thiere des Waldes meiden sie, es scheint ein Fluch auf ihr zu liegen, oder eine Unheimlichkeit, Aengstlichkeit in ihr zu herrschen, die jedes Leben und Geselligkeit liebende Geschöpf entfernt hält. Nur große Züge von Krähen lassen sich zu Zeiten hier nieder und fallen über die Kröten und Eidechsen her, die aus dem stinkenden, Wasser emportauchen; weshalb der Pfuhl von den Bewohnern der Gegend der Krähenpfuhl genannt wird.

      Vor langen Zeiten, vor mehr als tausend Jahren, stand an der Stelle, wo jetzt der Krähenpfuhl ist, ein großes Schloß, die rothe Burg genannt, von den schönen breiten rothen Steinen, mit denen es aufgebaut war. In demselben hausete damals Wolff Lutz, der frechste Räuber, der blutgierigste Christenverfolger, den Westphalen je gesehen hatte. Er war früher ein Gefährte des Sachsenkönigs Wittekind, und einer der tapfersten Hauptleute in dessen Heere gewesen. Lange hatte er treu an ihm gehalten und war mit ihm von einem Ende des Sachsenlandes zum andern gezogen, um dessen zahlreiche Feinde vertilgen zu helfen, und die alte, angestammte Religion der vaterländischen Götter gegen die Franken und deren fremde, christliche Religion zu vertheidigen. Noth und Verfolgung und Leiden hatte er mit ihm getheilt, immer hoffend, daß die Götter, zu deren Ruhm sie kämpften, ihre Niederlagen in Sieg, ihre Leiden in Triumpf endlich verwandeln würden. Allein die Uebermacht des Kaisers Karl war zu groß. Von Jahr zu Jahr, von Tage zu Tage endlich, schmolzen die Haufen der Sachsen, der Vertheidiger des Heerdes und der alten Götter, mehr und mehr zusammen, durch offene Feldschlachten, wie durch furchtbare, grausame Hinrichtungen. Immer siegreicher drangen die Schaaren der Franken in dem schönen Sachsenlande weiter vor; immer mehr breitete ihre fremde, gewaltsam aufgedrungene Religion sich aus; täglich kleiner wurde der Raum, in welchem noch Verehrung der deutschen Götter anzutreffen war; täglich seltener und unsicherer wurden die Schlupfwinkel, in denen Wittekind mit seinen Getreuen gegen die Uebermacht seiner furchtbaren Feinde sich noch verbergen konnte. Endlich war dem Edlen jeder Weg, jede Aussicht auf Sieg oder Rettung abgeschnitten. Er konnte nicht mehr widerstehen, er war verloren. Aber jener höchste, jener einzige Gott, den er solange verkannt und verhöhnt hatte, wollte ihn nicht verderben lassen; Er erfüllte die Herzen der Feinde des edlen Sachsenherzogs mit Milde, und ließ durch stille Wunder, welche die geheimnißvolle Sage nur halb und nur verschleyert uns aufbewahrt hat, in der Brust des Herzogs selbst den Glauben an Ihn und an seine göttliche Religion keimen und feste, starke Wurzeln schlagen. Im Jahre des Herrn sieben hundert neun und neunzig zog der Herzog Wittekind mit dem Kaiser Karl und mit dem Papste Leo dem Dritten und mit vielen Patriarchen, Erzbischöfen und Bischöfen, und Fürsten und Herrn, vier hundert und fünfzehn an der Zahl, zu der alten Feste Syburg an der Ruhr, zerstörte hier selbst die heidnischen Denkmale, ließ den alten Götzentempel zu einer christlichen Kirche einweihen und empfing dann aus den Händen des Papstes Leo und aus dem alten heiligen, jetzt dem Apostel Petrus geweihten Brunnen, unweit der Kirche, das Wasser der heiligen Taufe. Und mit ihm ließen sich alle seine Mannen und Gefährten taufen, schwuren den alten, heidnischen Glauben ab, und lebten fortan als Christen und nur dem Dienste des großen Kaisers Karl.

      Wolff Lutz aber war nicht unter diesen. Die Götter sind furchtbar! sprach er. Sie verderben den, der Sie verläßt! Nur wer ihnen anhängt, wird glücklich! – Er schwur, ihnen treu zu seyn, sie nicht zu verlassen. Mit tiefer Verachtung schied er von Wittekind, als er dessen Entschluß, Christ zu werden, erfuhr. Still versammelet er seine getreuesten, wildesten und muthigsten Gesellen um sich. Furchtbar, sprach er zu ihnen, furchtbar rächen die Götter den Verrath. Laßt uns ihnen treu seyn. Zeigen sie uns auch jetzt kein freundliches Antlitz, haben sie auch lange Zeit uns nur Gefahren und Leiden zugesandt; verlassen haben sie uns dennoch nicht. Bald werden sie uns verklären, denn sie lieben ihre Diener, und sie werden uns Freuden und Gastmähler und Ruhe senden. Drum muthig, meine Gesellen.

      Er ermahnte sie, sich durch zu kämpfen, und in einer wilden stürmischen Nacht brach er plötzlich mit ihnen auf, und entkam glücklich durch die Reihen der das Lager der Sachsen von allen Seiten einschließenden Franken. Er richtete seinen Weg zu den Gebirgen des südwestlichen Westphalens; in diesen undurchdringlichen Schluchten, wohin noch kein Franke gekommen war, wollte er sich verborgen halten, bis der Kaiser Karl das Sachsenland verlassen habe, um dann schnell wieder hervorzubrechen und die neue Lehre wieder zu verbannen, ihre Anhänger, die Verräther der Götter, zu bestrafen, und die angestammten Götter in ihre alten Rechte, in ihre Verehrung wieder einzusetzen. Mit einem furchtbaren Groll in seinem wilden, unverzagten Herzen, mit einem entsetzlichen Haß gegen alles, was Christ hieß, oder nur an christliche Religion erinnerte, kam er in den wilden Gebirgen des südlichen Westphalens an. Denn nicht nur ihn und seine Götter und sein Vaterland hatte ihre Religion beleidigt, auch sein Herz hatte sie zerrissen und ihm alles geraubt, was er mit Liebe umfing. Sein Weib war in einem der früheren Kriege gegen die Franken gefangen worden, und hatte, um dem Zwange, die fremde Religion anzunehmen, zu entgehen, sich selbst in wilder Raserei getödtet. Seine einzige Tochter war in schmählicher Gefangenschaft der Franken gestorben. Zwei seiner Söhne, tapfere,