SURVIVAL INSTINCT. Kristal Stittle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kristal Stittle
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958350250
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Im Gegenteil empfand er sie gar als tröstlich im Vergleich zu den Schattenrissen in der Ferne. Die Musik allerdings war ein echtes Ärgernis! Woher kam sie eigentlich?

      Cillian zuckte zusammen, als er wach wurde. Ihm war, als sei etwas gegen das Heck des Wagens gestoßen, aber dabei handelte es sich bestimmt nur um die Nachwehen seines Traumes. Allerdings stellte er fest, dass die Musik endlich aufgehört hatte. Vermutlich hatte ihn genau das geweckt.

      »Jim?« Cillian schob den Helm an seiner Stirn hoch und schaute zur Fahrerseite. Der Sitz war leer. »Doyle? Jungs?«

      Er richtete sich auf und schaute sich im Wagen um. Die anderen waren verschwunden, wahrscheinlich holten sie Nachschub zum Trinken. Gutes Stichwort …

      Cillian griff in den Fußraum, um die leere Dose aufzuheben, die er beim Einschlafen fallengelassen hatte. Auch seine Zigarette lag noch dort, dreckig nunmehr. Er überlegte, ob er sie nicht trotzdem noch rauchen sollte, als es laut an der Beifahrertür klopfte. Gleichzeitig da er zusammenzuckte, fuhr er im Sitz herum. Die Tür wurde aufgeworfen, und ein Cop schickte sich an, einzusteigen.

      »Hey, Mann!« Cillian rutschte auf den Fahrersitz, da sich der Polizist nicht aufhalten ließ. Ihm schien es gleich zu sein, ob Cillian im Weg saß oder nicht.

      Nachdem der Mann eingestiegen war, zog er die Tür zu und verriegelte sie, streckte sich nach hinten aus und tat dort das Gleiche. Als er sich Cillian zukehrte, erkannte dieser einen Anflug von Panik in seinen Augen. »Verriegeln Sie die Türen auf Ihrer Seite!«

      »Was? Wieso? Was ist los?« Cillian fragte sich, ob er immer noch träumte.

      »Verriegeln, Mann!« Der Cop kletterte zurück und drückte den Knopf an der Tür hinter dem Feuerwehrmann hinunter.

      Cillian selbst verriegelte die Fahrertür. »Okay, erledigt! Was dagegen, mich jetzt ins Bild zu setzen, Officer?«

      Der Polizist blickte auf die Fahrertür, um sich mit eigenen Augen zu vergewissern, dass Cillian getan hatte, was er vorgab. Dann lehnte er sich seufzend im Sitz zurück. »Was meinen Sie, von wegen was sei los?«, fragte er. »Haben Sie etwa noch nicht gesehen, was da draußen abgeht?«

      »Ich habe geschlafen.« Cillian legte die Stirn in Falten. Er drehte sich um und schaute durch die Windschutzscheibe. Draußen herrschte totales Chaos: Menschen schlugen sich und rannten ziellos in alle Richtungen. Abermals beschlich ihn das Gefühl, er schlafe noch, doch sein Verlangen nach Nikotin überzeugte ihn vom Gegenteil.

      »Was zur Hölle ist passiert?« Cillian sah zu, wie ein Mann seine Zähne in der Brust eines anderen vergrub.

      »Ich weiß es nicht.« Der Cop kehrte auf den Beifahrersitz zurück. »Wir wurden gerufen, als irgendein Kerl ausflippte und anfing, andere um sich herum anzufallen. Ehe wir wussten, wie uns geschah, schlugen sich eine Menge anderer die Köpfe ein.«

      »Vielleicht irgendeine Terrororganisation oder Sekte, die Ärger machen will?« Dies war der erste Gedanke, der Cillian kam.

      »Vielleicht …« Der Beamte holte tief Luft.

      Cillian spürte, dass er ihm etwas vorenthielt. »Raus mit der Sprache.«

      »Was denn?« Der Mann sah ihn an; seine blauen Augen waren weit aufgerissen.

      »Sie haben etwas gesehen. Was ist vorgefallen?«

      Der Cop schaute durch die Scheibe und dann zu Cillian hinüber. »Sie werden mir nicht glauben.«

      »Abwarten.«

      »Also …« Der Polizist musste erneut durchatmen, um sich zu beruhigen. »Da war dieser Sicherheitsbeamte, ja? Er und ein paar andere versuchten, den Angreifer unschädlich zu machen. Er hatte gerade mehrere Personen verletzt und sogar einen Mann mit einem Schirm aufgespießt. Nun versetzte ihm einer der Officers einen Stromschlag, wurde aber von ihm in den Hals gebissen. Ich meine, er hat ihm den Kehlkopf herausgerissen, und der Beamte verblutete noch am Ort.«

      »Um Gottes willen.« Cillian nahm den Helm ab und fuhr sich durch sein dunkles, stoppeliges Haar. »Sie haben ihn nicht gekannt, oder?«

      »Nein, anderer Bezirk, aber das war noch nicht das Schlimmste.« Der Mann wurde ein wenig grün um die Nase. »Es dauerte nicht lange, da stand er wieder auf.«

      »Wer stand wieder auf?«

      »Der Officer.«

      »Sie meinen den Toten?«

      »Genau, der tote Officer.«

      »Sind Sie sicher, dass er tot war?«

      »Natürlich bin ich mir sicher!«, brauste der Cop auf. »Glauben Sie, ich hätte noch nie eine Leiche gesehen? Ich habe eine Zeitlang mit einem Leichenspürhund gearbeitet und eine Menge mitbekommen? Sein Blut hatte endgültig zu fließen aufgehört; er war tot. Dennoch stand er auf und begann, weitere Menschen anzugreifen.«

      »Ich muss wohl wirklich noch träumen.« Cillian kniff seine Augen zu und schüttelte den Kopf. Dieser Bulle musste den Verstand verloren haben?

      »Das würden Sie gern, Kumpel. Sagen Sie, können Sie mit dem Ding hier wegfahren?«

      Cillian warf einen Blick auf den Officer. »Erstens verschwinde ich nicht ohne meine Kollegen, zweitens bringt mich nichts in der Welt dazu, durch diesen Mob zu brettern.«

      »Mann, schauen Sie hinaus. Ich glaube nicht, dass Ihre Kollegen zurückkehren werden.« Er zeigte durch die Windschutzscheibe. Draußen ging wirklich die Post ab.

      »Trotzdem fahre ich nicht durch diese Menge. Ich würde unweigerlich jemanden überrollen, oder die fangen an, sich auf den Wagen zu stürzen. Mit genügend Schwung kann man diese Dinger durchaus umkippen, verstanden? Sie sind doch Polizeibeamter, oder? Eigentlich sollten Sie diesen Leuten helfen.«

      »Das habe ich versucht, glauben Sie mir, aber ich muss nach Hause. Ich habe eine kleine Tochter, die mich braucht. Wenn sie hiervon hört – und das wird sie – steht sie Todesängste aus.« Der Mann wirkte aufrichtig besorgt, als er wieder in den Sitz sackte.

      Cillian hatte Mitleid mit ihm … na ja, eher mit seiner Tochter, aber dass er sich durch die Menge fräste, stand immer noch außer Frage.

      »Wie heißen Sie überhaupt? Ich bin Sam Carter.« Sam bot ihm eine Hand an.

      »Cillian Knight.« Er packte sie und schüttelte einmal. Sams Flosse war widerlich verschwitzt, also wischte sich Cillian die Finger an seinem Hemd ab. Ihm war gleich, ob diese Geste den Officer vor den Kopf stieß, aber Sam schien es nicht zu bemerken.

      Bums!

      Die beiden fuhren zusammen und drehten sich zur Beifahrerseite um, von der die Erschütterung ausging. Sam wich davor zurück, soweit er konnte, und griff zu seiner Pistole.

      Eine rote Hand erschien vor der Scheibe und schlug dagegen. Sie hinterließ einen blutigen Abdruck. Cillian wollte sich über Sam beugen, um besser zu sehen, doch der verängstigte Polizist drückte ihn zurück.

      »Da draußen ist jemand verletzt«, sagte Cillian und drängte sich erneut auf.

      »Nein.« Sam hielt ihn weiterhin ab.

      Dann ragte die zweite blutende Hand vor der Scheibe auf, woraufhin beide zu klopfen begannen. Bumm-bumm bumm-bumm bumm bumm bumm bumm bumm bummbummbumm … Schließlich wurden sie heruntergenommen und schickten sich an, wieder und wieder am Griff zu ziehen, als verstünden sie nicht, dass die Tür verriegelt war. Der darauffolgende Schrei, in dem sich Zorn und Frust äußerten, bewog Cillian dazu, seiner Neugierde nicht nachzugeben: Er setzte sich wieder ruhig hin.

      Auf einmal wurde es totenstill. Der Polizist saß reglos mit dem Feuerwehrmann da und starrte auf die Tür. Sie wagten kaum zu atmen.

      Ein weiterer schriller Schrei zerriss die Stille im Führerhaus des Einsatzwagens, und ein blutbesudelter Knabe warf sich gegen das Seitenfenster. Die Männer zuckten wieder zusammen, und Sam hätte sich fast auf Cillians Schoß geworfen. Erneut wurde alles ruhig. Als Cillian bemerkte, dass er dem Fenster auf der Fahrerseite nahegekommen war, zog er sich instinktiv