Von dem Leben und den Meinungen berühmter Philosophen. Diogenes Laertius. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Diogenes Laertius
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Философия
Год издания: 0
isbn: 9783843800181
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Als um diese Zeit die Athener den Schluss fassten, den Lakedämoniern Hilfe zu leisten, schickte er die Söhne nach Athen, um für die Lakedämonier mit zu fechten. (54) Sie waren ja zu Sparta erzogen worden, wie Diokles in den Leben der Philosophen sagt. Was den Diodor anbelangt, so ist er, ohne etwas Ruhmwürdiges verrichtet zu haben, aus der Schlacht unverletzt zurückgekommen und hat einen Sohn gehabt, der mit seinem Bruder einen Namen führte. Gryllus hingegen stand bei der Reiterei (es war das Treffen bei Mantinea), focht mit großer Tapferkeit und blieb auf dem Platz, wie Ephor im 25. Buch berichtet, da Kesisodor die Reiterei und Agesilaus die ganze Armee anführte. In diesem Treffen blieb auch Epaminondas. Man sagt, Xenophon habe eben mit einem Kranz auf dem Haupt geopfert, als ihm der Tod seines Sohns berichtet worden und daher den Kranz abgenommen; denselben aber wieder aufgesetzt, da er versichert worden, dass er heldenmäßig gestorben sei. (55) Einige fügen hinzu, er habe auch nicht geweint, sondern gesagt: ich wusste ja, dass ich einen Sterblichen gezeugt hatte. Wie Aristotel meldet, haben überaus viele dem Gryllus teils aus Hochachtung gegen ihn, teils auch dem Vater zu Gefallen, Lob und Grabschriften aufgesetzt. Ja, Hermipp sagt im Buch von Theophrast, dass auch Sokrates auf Gryllus eine Lobrede geschrieben. Timon aber bespöttelt ihn in folgenden:

      Schwächliche Zweiheit der Reden und Dreiheit, ja weiter und weiter,

       so wie Xenophon schrieb, und Äschines selbst, der geübte.

      11. So hat Xenophon sein Leben geführt. Er blühte ums 4. Jahr der 94. Olympiade und zog, als Xenänet Archon war, ein Jahr vor Sokrates Tode, mit Kyrus zu Felde. (56) Im 1. Jahr der 105. Olympiade, als Kallidemides Archon war, unter welchem auch Philipp, Amyntas’ Sohn, die Regierung über Makedonien antrat, hat er, wie der Athener Stesiklides in dem Verzeichnis der Archonten und olympischen Sieger meldet, sein Leben in einem sehr hohen Alter zu Korinth beschlossen, welches auch der Magnesier Demetrius bezeugt.

      12. Er war ein rechtschaffener Mann, ein Liebhaber der Pferde und der Jagd und in der Kriegskunst sehr erfahren, wie aus seinen Schriften am Tage liegt. Er verehrte die Götter, opferte gern und wusste von den Opfern wohl zu urteilen. Sokrates’ Beispiel befolgte er eifrig.

      13. Er hat an vierzig Bücher geschrieben, die einige auf diese, andere auf andere Weise abteilen. (57) Den Feldzug des Kyrus, wo er jedem Buch einen Eingang vorgesetzt hat, nicht aber dem Ganzen; die Kyropädie, die griechische Geschichte, die sokratischen Denkwürdigkeiten, das Gastmahl der Philosophen, das Haushaltungsbuch, ein Buch von der Pferdezucht, von der Jagd, von der Anführung der Reiterei, die Schutzschrift für Sokrates, von den Einkünften, den Hieron oder das Königsbuch, den Agesilaus und die Staatsverfassung der Athener und Lakedämonier, welche der Magnesier Demetrius aber für keine Schrift Xenophons halten will. Man sagt, er habe die verborgen liegenden Bücher des Thukydides wohl heimlich entwenden können, habe sie aber zu dessen Ruhm ans Licht gebracht.

      14. Wegen der Anmut seines schriftlichen Vortrags wurde er die attische Muse genannt, daher auch zwischen ihm und Platon eine Eifersucht entstand, wie wir in der Nachricht von Platon zeigen werden. (58) Wir haben auf ihn folgende Epigramme gemacht:

      Xenophon zog um Kyrus allein nicht gegen die Perser,

       sondern er suchte den Weg, der ihn führte zu Zeus.

       Als ein Grieche tat er der Griechen würdige Taten,

       zeigte, dass Sokrates ihn echte Weisheit gelehrt.

      Ein anderes auf seinen Tod:

      Haben dich, Xenophon, auch des Kranaus Bürger und Kekrops

       Bürger verdammet zur Flucht, weil du Kyrus geliebt,

       So nahm dich Korinth, die Gastliche, gern zum Bewohner,

       und sie behagte dir so, dass du sie nimmer verließst.

      15. (59) Ich habe anderswo gefunden, dass er um die 89. Olympiade nebst anderen Sokratikern geblüht habe. Isirus berichtet, dass Gubul den Schluss des Volks von seiner Verbannung abgefasst habe und dass er durch eben denselben wieder zurückberufen sei.

      16. Es hat sieben Xenophons gegeben: der erste ist der Gegenwärtige; der andere war auch ein Athener, ein Bruder Nikostrats, der die Theseide gedichtet hat, er hat unter andern auch das Leben des Epaminondas und Pelopidas’ beschrieben. Der dritte ist ein koischer Arzt; der vierte der Verfasser der Geschichte Hannibals; der fünfte hat über Sagen von Wundergeschichten geschrieben. Der sechste war ein parischer Bildhauer und der siebente ein Dichter der alten Komödie.

       Aeschines

      1. (60) Aeschines war ein Sohn Charins, des Knackwurstmachers. Andere nennen den Athener Lysanias seinen Vater. Er war von Jugend auf arbeitsam.

      2. Daher ging er auch von Sokrates nicht weg, der deswegen zu sagen pflegte: der Sohn des Knackwurstmachers allein weiß uns zu schätzen. Er war es, wie Idomeneus sagt, der dem Sokrates im Gefängnis zur Flucht riet, nicht Kriton, welchem Platon diese Sache deswegen zugeschrieben habe, weil dieser ein größerer Freund Aristipps war.

      3. Man gab Äschines Schuld, und vornehmlich tut dies der Eretrier Menedem, dass er die meisten Unterredungen des Sokrates, die er durch Xanthippe erhalten, unterschlagen habe. Und von diesen sind die sogenannten kopflosen sehr nachlässig hingeschrieben, und in ihnen findet sich das kraftvolle des sokratischen Vortrags nicht. Von diesen sagt aber auch der Ephesier Pisistrat, sie wären nicht von Äschines. (61) Von den sieben Unterredungen sagt Perseus, wären die meisten von dem Eretrier Pasiphon und nur den äschinischen beigefügt; aber auch den jüngeren Kyrus, den kleinen Herakles, den Alkibiades des Antisthenes und die der übrigen hat er sorgfältig untersucht. Sieben der äschinischen Unterredungen haben den sokratischen Charakter, die erste ist Militiades (die daher etwas einfacher geschrieben ist); dann Kallias, Axioch, Aspasia, Alkibiades, Telauges, Rinon. Man erzählt, dass er aus Mangel nach Sizilien zu Dionys gereist sei, wo ihn Platon zwar übersehen, Aristipp aber empfohlen habe. Er habe hier einige Unterredungen gehalten und Geschenke bekommen.

      4. (62) Als er nach Athen wieder zurückgekommen war, habe er’s nicht gewagt, Weisheit zu lehren, weil damals Platon und Aristipp den größten Beifall hatten. Doch soll er für Bezahlung Vorträge gehalten haben. Er schrieb nachher auch Schutzschriften für Unrechtleidende; daher soll Timon von ihm gesagt haben:

      Nicht überredend schrieb auch Äschines.

      Sokrates soll auch zu ihm gesagt haben, da er äußersten Mangel litte, er borge von sich selbst, da er sich die Lebensmittel entzöge.

      5. Aristipp soll auch seine Unterredungen in Verdacht gehabt haben, und da er sie zu Megarä vorlas, soll er ihm spöttelnd gesagt haben: woher hast du das? Räuber!

      6. (63) Der Mendäer Polikrit schreibt auch im ersten Buch von Dionys, dass er bis zur Verjagung dieses Gewaltherrschers bei demselben gelebt habe, bis Dion nach Syrakus zurückgekommen sei. Auch der Komödiendichter Karkin, schreibt er, hielt sich bei ihm auf. Es geht auch ein Brief des Dichters an Dionys herum.

      7. Er war auch in der Redekunst ziemlich geübt, wie die Verteidigung des Feldherrn Phaiax des Baters zeigt, in welcher er sich hauptsächlich den Leontiner Gorgias zum Muster genommen. Lysias hat auch gegen ihn eine Rede mit der Überschrift: »Von der Verleumdung« geschrieben, woraus man sieht, dass er auch ein Redekünstler war. Als sein Vertrauter wird vorzüglich ein Aristoteles mit dem Beinamen »die Sage« genannt.

      8. (64) Von allen sokratischen Unterredungen hält Panätius die von Platon, Xenophon, Antisthenes und Äschines für echt; zweifelhaft ist er in Ansehung derer von Phaedon und Euklides; alle übrigen verwirft er.

      9. Es haben acht verschiedene Äschines gelebt. Der erste ist der unsrige, der zweite ist der Verfasser der Anweisung zum Rednervortrag, der dritte ist der Redner, der gegen Demosthenes aufgetreten ist; der vierte war ein Arkadier und Isokrats Schüler; der fünfte war ein Mitylener, die Retorengeißel genannt;