Von dem Leben und den Meinungen berühmter Philosophen. Diogenes Laertius. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Diogenes Laertius
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Философия
Год издания: 0
isbn: 9783843800181
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einst Äsopus:

       Richtet die Tugenden nie nach der Einsicht des Volkes.

      23. (43) Er verließ also die Gesellschaft der Menschen. Bald aber bereuten’s die Athener so sehr, dass sie die Kampf- und Ringplätze verschlossen, einige des Vaterlandes verwiesen, den Melit zum Tode verurteilten, den Sokrates aber mit einer kupfernen Bildsäule ehrten, die sie durch Lysipp verfertigen und an dem Platz, wo die Prachtaufzüge gehalten wurden, aufstellen ließen. Den Anyt, der sich auf Reisen befand, verjagten die Herakleoten an demselben Tag aus ihrer Stadt. Die Athener hatten aber nicht allein den Sokrates so übel behandelt, sondern noch sehr viele andere. Denn wie Heraklides sagt, haben sie auch Homer als einen Verrückten um 50 Drachmen gestraft und von Tyrtäus gesagt, er sei wahnsinnig und Astydamas den ersten, nach Äschylus, mit einer kupfernen Bildsäule beehrt. Euripides aber macht ihnen im Palamedes den Vorwurf:

      (44) Erwürgt, erwürgt habt ihr den Weisesten, Die Nachtigallenmuse, die nie kränkte.

      Dies von dieser Sache. Philochor aber sagt, Euripides sei noch vor Sokrates gestorben, der, wie Apollodor in den Zeitbüchern schreibt, unter Anepsion im 4. Jahr der 77. Olympiade, am 6. Tage des Targelions geboren war, an welchem die Athener ihre Stadt reinigen und an dem auch, nach der Sage der Delier, Artemis geboren sein soll. Er starb im 1. Jahr der 95. Olympiade, 70 Jahre alt, wie Demetrius der Phalerier erzählt. (45) Einige sagen, er sei im 60. Jahr gestorben.

      24. Beide haben Anaxagoras gehört, er und Euripides, der auch im 1. Jahr der 75. Olympiade unter Kalliades geboren worden. Es scheint mir aber, dass Sokrates sich auch über die Natur der Dinge unterredet habe, denn er unterredete sich auch über die Fürsehung, wie Xenophon sagt, der doch versichern will, er habe nur allein über das sittliche Betragen der Menschen Vorträge gehalten. Auch Platon in seiner Schutzschrift erwähnt des Anaxagoras und anderer die Natur betreffenden Sätze, die Sokrates verneint und wovon er selbst spricht, doch so, dass er Sokrates alles beilegt. Aristotel schreibt, es sei ein Magier aus Syrien nach Athen gekommen und habe nicht alleine vieles andere an Sokrates getadelt, sondern auch gesagt, dass er eines gewaltsamen Todes sterben werde. (46) Unser Epigramm auf ihn lautet so:

      Trinke, mit Zeus nun vereinet, o Sokrates, denn dich erklärte

       Gott für weise, der selbst ewige Weisheit ist.

       Einmal reichten Athener dir nur den tötenden Schierling,

       Selber tranken sie ihn aus dem Munde dir aus.

      25. Wie Aristotel im 2. Buch seiner Dichtkunst hat, waren seine Gegner der Lemnier Antiloch und der Zeichenschauer Antphon, so wie von Pythagoras, Kydon und Onatas und vom Homer bei dessen Leben und der vorher genannte Xenophanes nach dem Tode; wie der Koer Amiphimenes von Pindarn, Pherekydes von Thales, der Priener Salar vom Bias; Antimenides und Alkäus vom Pittakus, Sosibius vom Anaxagoras und Timokreon vom Simonides.

      26. (47) Von seinen Anhängern aber, die Sokratiker genannt wurden, sind Platon, Xenophon und Antisthenes die vornehmsten. Von den sogenannten Zehn sind die vier ausgezeichnetsten, Äschines, Phaedon, Euklides, Aristipp. Von Xenophon müssen wir zuerst reden, hernach von Antisthenes unter den Kynikern, hierauf von den Sokratikern und dann von Platon, denn von diesem gehen zehn Sekten aus, und er selbst stiftete die erste Akademie. So wird also ihre Folge sein.

      27. Es ist noch ein anderer Sokrates gewesen, ein Geschichtsschreiber, der die Fahrt des Argo beschrieben hat; und noch ein anderer, ein Bithyner, war ein Peripatetiker; noch ein dritter dichtete Epigramme und ein vierter war ein Koer, der über die Beinamen der Götter geschrieben hat.

       Xenophon

      1. (48) Xenophon, Gryllus Sohn, war ein Athener aus dem erchischen Demus. Er hat ein seltsames und dabei überaus schönes Ansehen.

      2. In einer engen Gasse soll ihm Sokrates einmal begegnet sein, ihn mit Vorhaltung des Stockes vorbeizugehen gehindert und gefragt haben, wo man allerlei Lebensmittel einkaufen könnte? Und auf erhaltene Antwort weiter gefragt haben: wo denn aus Menschen rechtschaffene Männer gezogen würden? Da nun Xenophon stutzte und nichts zu antworten wusste, sagte er zu ihm: So folge mir denn und lerne es. Von der Zeit an war er ein Zuhörer Sokrats.

      3. Er hat auch zuerst dessen Vorträge aufgezeichnet und der Welt bekannt gemacht unter dem Titel: Denkwürdigkeiten und er ist auch unter den Philosophen der erste Geschichtsschreiber gewesen.

      4. Aristipp sagt im vierten Buch von der Wolllüstigkeit der Alten, er habe den Klinias zärtlich geliebt und von demselben unter anderem gesagt: (49) Ich sehe Klinias mit größerem Vergnügen als sonst alles, was unter den Menschen schön ist. Ich wollte lieber für alles andere blind werden, wenn ich nur den Klinias allein sehen könnte. Ich bin des nachts und im Schlaf traurig, weil ich ihn nicht sehe. Dem Tag und der Sonne bin ich den größten Dank schuldig, weil sie mir den Klinias sichtbar machen.

      5. Die Freundschaft des Kyrus erlangte er auf folgende Art: Er hatte einen vertrauten Umgang mit dem Böoter Proxen, einem Schüler des Leontiners Gorgias und Freunde des Kyrus. Als sich dieser zu Sardes bei Kyrus aufhielt, schickte er einen Brief nach Athen an Xenophon und forderte ihn auf, zu ihm zu kommen und Kyrus’ Freund zu werden. Er zeigte Sokrates diesen Brief und bat ihn um Rat. (50) Dieser wies ihn an, den delphischen Gott um Rat zu fragen. Xenophon gehorcht ihm, er kommt zu dem Gott, er fragt nicht ob, sondern wie er zu Kyrus gehen soll? Sokrates verwies ihm dies, riet ihm aber doch, die Reise anzutreten. Er kam zu Kyrus und genoss ebensoviel Freundschaft von ihm, als Proxen. Was im Kriegszug des Kyrus und bei dem Rückzug der Griechen geschehen ist, erzählt er selbst ausführlich.

      6. Um die Zeit dieses Feldzugs lebte er in Feindschaft mit einem Pharsalier Menon, der eine Schar fremdes Kriegsvolk anführte, diesem machte er den schimpflichen Vorwurf, er missbrauche Lieblinge, die älter wären als er selbst. Von einem gewissen Apollonides sagte er schimpflich, seine Ohren wären ihm durchbohrt.

      7. (51) Nach dem Kriegszug mit Kyrus, nach dem Verlust in der Landschaft Pontus und nach dem treulosen Verfahren des ordrysischen Königs Seuthes kam er nach Asien zu dem lakedämonischen König Agesilaus und übergab ihm das Kriegsvolk, das in Kyrus Sold gestanden hatte. Er stand in ganz ausnehmender Freundschaft bei ihm. Um diese Zeit wurde er, weil er den Lakedämoniern allzusehr zugetan war, von den Athenern aus dem Vaterland verbannt. Zu Ephes gab er die Hälfte von dem Geld, das er bei sich hatte, Megabyz, einem Priester der Artemis, bis zu seiner Rückkehr in Verwahrung; käme er nicht wieder zurück, so sollte er ein Bild daraus gießen lassen und der Göttin als Geschenk aufstellen. Von der anderen Hälfte schickte er Geschenke in den Tempel zu Delphi. Von da kam er mit Agesilaus nach Griechenland, wohin dieser zum Krieg wider die Thebaner berufen war. Die Lakedämonier erteilten ihm das Recht der öffentlichen Gastfreundschaft.

      8. (52) Hier verließ er den Agesilaus und kam nach Skillus, einem Landhaus in Elea, welches nahe bei der Stadt lag. Seine Gattin Philesia folgte ihm dahin, wie der Magnesier Demetrius sagt, desgleichen seine beiden Söhne Gryllus und Diodor, wie Dinarch in einer Schrift wider ihn meldet. Sie wurden auch die Dioskuren genannt. Als Megabyz bei Gelegenheit der feierlichen Versammlung dahin kam und das Geld mitbrachte, kaufte er ein Landgut und widmete es der Göttin. Durch dasselbe floss der Selin, der mit einem Fluss bei Ephesus den gleichen Namen führt. Hier brachte er seine Zeit mit der Jagd, mit Bewirtung seiner Freunde und mit Abfassung seiner Geschichtsbücher zu. Nach Dinarchs Bericht haben ihm die Lakedämonier auch ein Haus und Land gegeben. (53) Ja, der Spartaner Philopidas soll ihm Sklaven, die von Dardannus gefangen weggeführt worden, als ein Geschenk dahin geschickt haben, um sie nach seinem Gefallen zu gebrauchen. Man sagt aber auch, dass die Eleer, als sie wider Skillus anzogen und die Lakedämonier nicht bald genug ankamen, das Landgut zerstört hätten.

      9. Von diesem wären Xenophons Söhne mit wenigen Leuten ihres Hauses nach Lepreum entronnen, er selbst sei erst nach Elis, alsdann nach Lepreum zu den Söhnen und von da mit ihnen nach Korinth glücklich entkommen und habe sich