Von dem Leben und den Meinungen berühmter Philosophen. Diogenes Laertius. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Diogenes Laertius
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Философия
Год издания: 0
isbn: 9783843800181
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Demetrius nicht losgemacht hätte. Amphikrat von berühmten Männern schreibt von ihm, er sei verurteilt worden und habe Schierling getrunken.

      16. Als er sich bei dem Lagiden Ptolemäus aufhielt, wurde er von diesem als Gesandter an Lysimach geschickt. (102) Als er nun hier sehr frei sprach, sagte Lysimach zu ihm: Sag mir einmal, Theodor, bist du nicht aus Athen fortgejagt worden? Er antwortete: Ja, das bin ich, denn der athenische Staat konnte mich nicht tragen, so wenig als Semele den Dionys, und verjagte mich. Als Lysimach weiter sagte: Hüte dich, dass du nicht wieder zu uns kommst! erwiderte er: Das werde ich auch nicht, wenn Ptolemäus mich nicht schickt. Wie Mythras, Lysimachs Schatzmeister, dabeistand und sagte: Du bist gewohnt, nicht allein die Götter zu verkennen, sondern auch die Könige! antwortete er: Wie kann ich die verkennen, da ich dich für einen Götterfeind halte!

      17. Man erzählt auch, er sei nach Korinth gekommen und habe viele Schüler bei sich gehabt; der Kyniker Metrokles habe eben Kerbel gewaschen und gesagt: Sophist, wenn du Gemüse wüschest, so hättest du so viele Schüler nicht nötig! Er habe ihm geantwortet: Und du brauchtest diese Gemüsekräuter nicht, wenn du mit Menschen umzugehen verstündest! (103) Eben dieses wird, wie oben schon angeführt ist, von Diogenes und Aristipp erzählt.

      18. So war Theodor, und so lehrte er. Zuletzt begab er sich nach Kyrene, wo er bei Marius lebte und alle Achtung genoss. Als er anfangs aus dieser Stadt hinausgewiesen wurde, soll er auf seine Art gesagt haben: Kyrener, ihr handelt übel, dass ihr mich aus Lybien nach Griechenland verjagt.

      19. Es sind 20 Theodore gewesen: der erste war Rökus Sohn aus Samos, und derselbige, der den Rat gab, Kohlen unter den Grund des Tempels zu Ephes zu legen, denn da der Platz feucht war, so würden die Kohlen, die ihr holziges Wesen verloren hätten, den Boden wasserdicht machen. Der zweite war ein Landmesser aus Kyrene, den Platon gehört hat. Der dritte ist unser eben beschriebene Philosoph. Der vierte ist der Verfasser des vortrefflichen Buchs über die Übung der Stimme. (104) Der fünfte ist der Verfasser der Abhandlung von den Gesetzgebern, die mit Terpander anfängt. Der sechste war ein Stoiker. Der siebte hat von den Begebenheiten der Römer geschrieben. Der achte ist ein Schriftsteller von der Taktik aus Syrakus. Der neunte, ein Byzanter, schrieb von Staatssachen. Der zehnte ebenfalls, und dieser wird von Aristotel in seinem kurzen Verzeichnis der Rhetoren angeführt. Der elfte war ein Thebaner und Bildhauer. Der zwölfte ein Naturmaler, dessen Polemon erwähnt; der dreizehnte war auch ein Naturmaler und Athener, von welchem Menodot geschrieben hat. Der vierzehnte war ein Naturmaler von Ephes, dessen Theophanes von der Malerei erwähnt. Der fünfzehnte ist ein Epigrammendichter. Der sechzehnte hat über die Dichter geschrieben. Der siebzehnte war ein Arzt und Schüler des Athenäus. Der neunzehnte, ein Milesier, war auch ein stoischer Philosoph und der zwanzigste ein Tragödiendichter.

       Phaedon

      1. (105) Phaedon, ein Eleer aus einem guten Geschlecht, geriet bei der Eroberung seines Vaterlandes in Gefangenschaft und war gezwungen, im Gefängnis zu sitzen, wo er sich aber durch eine kleine Tür einen Zugang zu Sokrates verschaffte, bis dieser den Alkibiades und Kriton zu seiner Loskaufung bewog. Seit der Zeit überließ er sich mit mehr Freiheit der Philosophie. Hiero­nymus aber in seiner Schrift vom Beifall stichelt auf ihn und nennt ihn einen Knecht.

      2. Er schrieb Unterredungen, von welchen echt sind: Zopyr und Simon; bezweifelt werden Nikias und Medius, den einige dem Äschines, andere dem Polyän zuschreiben, Antimach, oder die Alten, die auch bezweifelt wird, und skythische Gespräche, die einige auch dem Äschines beilegen.

      3. Auf ihn folgte Plistan, ein Eleer, und die dritten nach ihm waren Menedem von Eretria und Asklepiades von Flius, die sich von Stilpon ableiten. Bis auf diese hießen sie eleische Philosophen, von Menedem an aber eretrische. Von diesem wollen wir in der Folge reden, weil auch er eine Sekte gestiftet hat.

       Euklides

      1. (106) Euklides, von Megerä an der Landenge, oder, wie andere wollen, von Gela, wie Alexander in den Folgen berichtet. Er beschäftigte sich mit der Lehre des Parmenides und die ihm folgten, wurden megarische Philosophen und nachher Zänker genannt, zuletzt hießen sie Dialektiker. So nannte sie zuerst der Karchedonier Dionys, weil sie ihre Vorträge in Fragen und Antworten einkleideten. Zu ihm kam, wie Hermodor erzählt, Platon nebst den übrigen Philosophen nach Sokrates’ Tod aus Furcht der Grausamkeit der Gewaltherrscher.

      2. Er lehrte, es sei nur ein Gut unter vielerlei Namen, bald nenne man es Verstand, bald Gott, bald Vernunft und so weiter. Alles Gegenteil des Guten verwarf er und leugnete es. (107) Seine Beweise führte er nicht nach den Vordersätzen, sondern den Schlüssen. Die Art durch Nebeneinanderstellung ähnlicher Dinge zu schließen verwarf er, indem er sagte, sie bestände entweder aus gleichen oder aus ungleichen Dingen. Bestände sie aus gleichen Dingen, so müsse man sich bei ihnen selbst mehr aufhalten, als bei denen, welchen sie gleich sind, und bestände sie aus ungleichen, so sei alle Nebeneinanderstellung überflüssig. Daher sagt Timon, wenn er die übrigen Sokratiker bespöttelt, auch von ihm:

      Um die Schwätzer bekümmer’ ich mich nicht, noch um sonst einen,

       Weder um Phaedon, wer er auch sei, noch um den Euklides,

       Diesen Zänker, der nach Megarä die Zanksucht verpflanzte.

      3. (108) Er hat sechs Unterredungen geschrieben. Lamprius, Äschines, Phönix, Kriton, Alkibiades und von der Liebe.

      4. Zu den Nachfolgern Euklids gehört auch der Milesier Eubulides, der viele Vorträge in der Gesprächsform gehalten hat, nämlich: den Lügenden, den Täuschenden, die Elektra, den Versteckten, den Gehäuften, den Gehörnten, den Kahlköpfigen. Von ihm sagt ein Komiker:

      Der Streithahn Eubulides fragt gehörnt:

       In lügenprahlende Geschwätze verwickelt

       Er die Rhetoren und schleicht sich davon,

       Ein Demosthen in Wörterschlängelei.

      Auch Demosthenes scheint sein Zuhörer gewesen zu sein und die Aussprache des R gelernt zu haben. (109) Eubulides ging auch von Aristoteles ab und legte ihm vieles zur Last.

      5. Unter mehr anderen Nachfolgern Eubulids war auch der Eleer Alexin, ein sehr zanksüchtiger Mann, weswegen man ihm den Namen Elenxin (der Widersprecher) gab. Er stritt vorzüglich gegen Zenon. Hermipp erzählt, dass er sich von Elis nach Olympia begeben und daselbst philosophiert habe. Auf die Frage seiner Schüler, warum er denn seine Wohnung hierher versetzt habe, soll er geantwortet haben: er wolle eine Sekte stiften, die die Olympische heißen solle. Seine Schüler begaben sich aber aus Mangel der Lebensmittel von da weg, wie sie auch die Ungesundheit der Gegend erfuhren, so dass nun Alexin ganz allein mit nur einem Sklaven dablieb. Er starb nachher von einem Stoße, den er beim Schwimmen im Alpheus von einem Rohr bekommen hatte. (110) Wir haben folgende Inschrift auf ihn gemacht:

      Nicht vergebens war es, was er sagte:

       Ein unglücklicher Schwimmer durchstieß sich

       Schwimmend den Fuß und sank.

       Denn er selbst, der hochgepriesene Mann,

       Alexin, durchschwimmend den Alpheus,

       Starb, vom Rohr im Schwimmen durchbohrt.

      Er hat aber nicht allein gegen Zenon, sondern auch andere Bücher geschrieben, unter anderem auch gegen den Geschichtsschreiber Esor.

      6. Vom Eubulid aber stammt der Olynthier Euphant her, der eine Geschichte seiner Zeit geschrieben hat. Er hat auch viele Tragödien geschrieben, die in den Wettstreiten Beifall erhalten haben. Er war auch Lehrer des Königs Antigon, dem er eine Schrift über die königliche Regierung zugeschrieben, die viel Beifall erhalten hat. Sein Leben beschloss er in einem hohen Alter.

      7. (111) Eubulid hat unter