Von dem Leben und den Meinungen berühmter Philosophen. Diogenes Laertius. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Diogenes Laertius
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Философия
Год издания: 0
isbn: 9783843800181
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so lautet:

      Epimenides an Solon.

      (113) Sei zufrieden, Freund, denn wenn sich Pisistrat zum Oberherrn der Athener, da sie noch um Lohn dienten und noch keine guten Gesetze hatten, gemacht hätte, so würde er die Herrschaft immer behalten, nachdem er die Bürger zu seinen Sklaven gemacht. Jetzt aber hat er keine schlechten Leute unterjocht, die sich der Anzeige Solons erinnern, über ihre Schande seufzen und sich von einer Gewaltherrschaft nicht lange unterdrücken lassen werden; sondern wenn sich auch Pisistrat der Stadt bemächtigt hat, so hoffe ich doch, dass seine Macht nicht auf seine Kinder kommen wird. Denn es ist schwer zu bewirken, dass an Freiheit gewöhnte Leute, die gute Gesetze haben, Sklaven bleiben. Streife du aber nicht so herum, sondern komm zu uns nach Kreta. Hier wirst du keinen furchtbaren Alleinherrscher finden; wenn dir aber in freien Gegenden seine Freunde wo aufstoßen sollten, so bin ich besorgt, dass dir etwas widriges begegnen könnte. (114) So derselbe.

      10. Demetrius schreibt noch, dass einige erzählen, er habe von Nymphen eine Speise bekommen, die er in einer Ochsenklaue aufbewahren solle. Nachdem er diese in kleinen Teilen genommen, so habe er nicht mehr nötig gehabt, etwas zu essen und man habe ihn nie wieder essen gesehen. Dies hat auch Timäus in seinem zweiten Aufsatz gesagt.

      11. Einige sagen, dass ihm die Kreter als einem Gott opfern, denn sie behaupten, dass er die tiefsten Einsichten gehabt habe. Wie er die Munychia zu Athen gesehen, soll er gesagt haben, sie wüssten nicht, welches Unglück ihnen dieser Platz verursachen werde, denn sonst würde sie ihn selbst mit den Zähnen auseinanderreißen. Dies sagte er so viele Jahre vorher. Man sagt auch, er habe sich zuerst Aiakus genannt und den Lakedämoniern die Niederlage von den Arkadiern vorausgesagt, auch vorgegeben, dass er mehrmals wieder aufgelebt sei. (115) Theopomp sagt in seinen Wundergeschichten, wie er das Heiligtum der Nymphen angelegt, habe sich eine Stimme vom Himmel herab hören lassen: Epimenides, nicht den Nymphen, sondern dem Zeus! Den Kretern sagte er auch vorher, dass die Lakedämonier von den Arkadern besiegt werden würden, wie schon bemerkt ist. Und dies wiederfuhr ihnen auch bei Orchomen.

      12. Er soll in soviel Tagen gealtert sein, als er Jahre geschlafen hatte; auch das sagt Theompomp. Myronian in den Gleichen, schreibt, die Kreter hätten ihn einen Kureten genannt. Seinen Leichnam verwahren die Lakedämonier in ihrem Lande, wegen eines Orakels, wie der Lakonier Sosibius sagt.

      13. Es haben aber noch zwei andere Epimenides gelebt, wovon der eine Geschlechtsregister, der andere aber in dorischer Sprache von Rodos geschrieben hat.

       Pherekydes

      1. (116) Pherekydes, Badys Sohn, ein Skyrer, hat, wie Alexander in den Folgen sagt, den Pittakus gehört.

      2. Er soll, nach Theopomp, über die Natur und die Götter zuerst in griechischer Sprache geschrieben haben. Es werden auch von ihm viel wunderbare Dinge erzählt. Denn da er im Sand am Ufer ging und ein Schiff mit gutem Wind segeln sah, soll er gesagt haben, es werde in kurzem versinken und noch vor seinen Augen sei es versunken. Als er aus einem Brunnen geschöpftes Wasser getrunken, soll er vorausgesagt haben, dass über drei Tage ein Erdbeben kommen werde und dies sei erfolgt. Da er auf einer Reise nach Olympia nach Messene kam, soll er seinem Gastfreund Perilaus geraten haben, von da wegzuziehen mit den Seinigen, der ihm aber nicht folgen wollen; Messene aber ward vom Feind eingenommen.

      3. (117) Er soll auch, wie Theopomp in den wunderbaren Geschichten schreibt, den Lakedämoniern gesagt haben, weder auf Gold noch Silber einen Wert zu setzen, denn Herakles habe ihm dies in einem Traum befohlen; und dieser habe in derselben Nacht auch den Königen befohlen, dem Pherekydes zu folgen. Einige legen dies aber dem Pythagoras bei.

      4. Hermipp schreibt, bei einem Krieg zwischen den Ephesern und Magnesiern habe er gewollt, dass die Epheser siegen sollten und einen vorbeigehenden gefragt, woher er sei. Da dieser gesagt, von Ephesus habe er ihm gesagt: ziehe mich bei den Beinen fort, und lege mich nieder im magnesischen Gebiet und sage deinen Mitbürgern, sie sollten mich nach dem Sieg daselbst begraben. (118) Dies habe Pherekydes ihm aufgegeben und er habe solches berichtet. Als sie nun am folgenden Tag den Angriff getan, haben sie die Magnesier überwunden, den gestorbenen Pherekydes daselbst begraben und ihm alle mögliche Ehre erwiesen.

      5. Einige sagen aber auch, er sei nach Delphi gegangen und habe sich vom korykeischen Berg herabgestürzt. Aristoxen hingegen schreibt in seinem Buch von Pythagoras und dessen Vertrauten, er sei krank geworden und Pythagoras habe ihn in Delos begraben. Noch andere lassen ihn an der Läusesucht sterben. Als damals Pythagoras zu ihm kam und ihn fragte, wie es um ihn stehe, soll er den Finger durch die Tür gesteckt und gesagt haben, das zeigt meine Haut. Und von der Zeit an wird dieser Ausdruck von den Philologen von üblen Dingen gebraucht und die ihn in gutem Sinn gebrauchen, irren. (119) Er sagte auch, die Götter nennten einen Tisch Thyoros.

      6. Andron vom Ephes schreibt, dass zwei Pherekydes, beide Skyrer, gewesen, einer ein Astrologe, einer ein Theologe, und ein Sohn des Badys, den auch Pythagoras gehört habe. Eratosthen nennt nur einen und den anderen einen Athener und Genealogen. Es ist von dem Skyrer auch noch ein Buch, das er geschrieben, vorhanden, dessen Anfang ist: Zeus und Chronos sind immer eins, auch Chthon war von Anfang an. Chthon bekam den Namen Ge (Erde), weil ihr Zeus dieselbe zum Geschenk gab. Auf der Insel Skyros ist auch noch eine Sonnenuhr von ihm vorhanden.

      7. Duris im zweiten Buch von den Heiligtümern führt folgende Inschrift seines Grabmals an:

      (120) Aller Weisheit Ziel war in mir; verlangest du mehr noch, Sag’ es meinem Pythagoras, der von allen der erste Ist in Griechenland, was ich jetzt rede, ist nicht erlogen.

      Ion der Chier schreibt dies von ihm:

      Mit Bescheidenheit und mit Männergeist geschmückt,

       Lebt, geschieden vom Leib, noch sein fröhlicher Geist.

       Gleich dem weisen Pythagoras kannt’ er die Sprüche von allen

       Sterblichen, hatte sie fest in der Seele gefasst.

      Wir haben im pherekratischen Silbenmaß folgendes auf ihn verfertigt:

      Berühmt ist Pherekydes, Den Skyros einst geboren.(121) Von Läusen, geht die Sage, Ward ihm die Haut zerfressen. Dagegen wollt er selber, Sie sollten ihn begraben Im Boden der Magnesier, Um Sieg den edlen Bürgern Von Ephesus zu geben. Das war ein Spruch der Gottheit, Den er allein nur kannte, Da er es ihnen aufgab. Bei ihnen starb der Weise. Der war er wahrlich! Wenn es Ein Mensch ist je gewesen. Im Leben war er nützlich, Er war’s noch, schon verschieden. Er lebte um die 59. Olympiade.

      8. Folgender Brief ist von ihm.

      (122) Dein Tod müsse gut sein, wenn es dein Schicksal ist, dass du sterben sollst. Eine Krankheit hat mich befallen, seitdem ich deinen Brief erhalten habe. Ich bin voller Läuse geworden, und habe ein leichtes Fieber. Ich habe daher meinen Hausleuten befohlen, wenn sie mich begraben haben, dir meine Schriften zu überbringen. Wenn du und die übrigen Weisen sie dessen würdig hältst, so kannst du sie öffentlich bekannt machen; findet ihr sie aber dessen nicht würdig, so mache sie nicht bekannt. Mir habe ich selbst noch kein Genüge getan; denn es ist noch nicht erwiesen, was Wahrheit ist, und ich kann nicht behaupten, dies genau zu wissen. Alles, was man noch über göttliche Dinge vortragen kann, sind nur lauter Mutmaßungen. Ich habe alles in dunkle Ausdrücke eingekleidet. Meine Krankheit wird immer heftiger und ich lasse weder einen Arzt noch meine Freunde vor mich, sondern sie bleiben vor der Tür stehen, und wenn sie fragen, wie es mit mir steht, halte ich den Finger zur Öffnung hinaus, und lasse sie die heftige Plage der Krankheit sehen; wobei ich ihnen sage, sie möchten am folgenden Tage zu Pherekydes Begräbnis kommen.

      Dies sind nun diejenigen, welche man Weise nennt, zu welchen einige noch den Gewaltherrscher Pisistrat hinzusetzen. Ich werde aber nun von den Weisheitsfreunden (den Philosophen) reden, und mit der ionischen Philosophie den Anfang machen, deren Ursprung sich von Thales herschreibt, dessen Zuhörer