Im Auge des Falken. J.L. Langley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J.L. Langley
Издательство: Bookwire
Серия: Regelence
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958235908
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Nate begann zu rennen, das Geräusch seiner Stiefel wurde vom Teppich gedämpft. Als er die Kreuzung zur Sektion M erreichte, hielt er inne. Er konnte die Drohungen bis hierher hören, die sein Erster Offizier gegen ihren Geiselnehmer ausstieß.

       Nate presste sich mit dem Rücken gegen das kühle Stahlschott und hielt seine Pistole angriffsbereit in Kopfhöhe vor sich.

       »Hey, Jansen, wenn Sie Lieutenant Kindros gehen lassen, passiert Ihnen nichts.« Zumindest so viel nichts wie einem Verräterschwein wie dir zusteht.

      Ein Blitz zuckte an Nates Kopf vorbei und traf das Schott ihm gegenüber, wo er einen kleinen, schwarzen Brandfleck hinterließ.

      Ich schätze, das heißt wohl nein.

      Nate duckte sich.

      »Sie können mich mal, Captain!« Jansen unterstrich seine Aussage mit einer weiteren Entladung aus seinem Fragger.

      Kindros' Keuchen hallte durch den Korridor, gefolgt von den Geräuschen eines Handgemenges. Es gab einen dumpfen Schlag, dann erklang das ärgerliche Grunzen eines Mannes.

      »Ich hab gesagt, du sollst stillhalten, dumme Schlampe!«

      Nate grollte bei dem Gedanken an den Fragger, der mit dem Schädel seines Ersten Offiziers kollidierte. »Brittani?«

      »Noch da, Hawk«, kam die schwache Erwiderung.

      Ein weiterer Schlag und ein Japsen von Kindros.

      Scheiße! Er wollte das Arschloch nicht erschießen müssen. Nicht, dass er grundsätzlich etwas dagegen hatte, das Universum von diesem Dreck zu säubern, aber Nate wollte zuerst Antworten.

      »Anna, ich brauche einen Lagebericht.«

      Annas neutrale Stimme meldete sich sofort über sein Headset mit den Informationen, die er verlangt hatte. »Der Gefangene Jansen bewegt sich auf Ihre Position zu, Captain. Seine Waffe ist noch immer auf den Kopf des Ersten Offiziers gerichtet. Meine Sensoren sagen, dass er höchst aufgeregt ist. Lieutenant Kindros ist benommen, aber noch bei Bewusstsein.«

      Nate berührte das Headset, das ihn mit dem Schiffscomputer verband, froh darüber, die Technik zur Verfügung zu haben. »Seine Waffe ist auf Töten gestellt?«

       »Ja, Sir.«

       Natürlich war sie das. »Liegt sein Finger am Abzug?«

       »Ja, Sir.«

       Machte Sinn. »Wie weit ist er von der Kreuzung zu meinem Korridor entfernt?«

       »1,25 Meter, Sir. Er bewegt sich von dem Schott weg, das Ihnen am nächsten ist.«

       Fuck. Nate wünschte, er hätte eine Möglichkeit, um die Ecke zu schauen. Er checkte seinen Fragger, um sicherzugehen, dass er auf Betäubung stand, für den Fall, dass Kindros ins Kreuzfeuer geriet. Solange Jansen den Finger am Abzug hatte, würde jede Form von Entladung sie beide töten. Die Muskeln seines Körpers würden sich unter dem Blitz zusammenziehen, egal, ob dieser nun betäubend oder tödlich wirken sollte.

       »Sir, Jeremy bewegt sich sehr schnell auf das südliche Ende von Sektion M zu«, meldete Anna.

       Nate biss die Zähne zusammen. »Fuck!«

       Jansen und Kindros befanden sich am Nordende von Sektion M. Der Junge hielt direkt auf das Zentrum des Konflikts zu. Nate war sicher, dass die komplette Besatzung den Befehl erhalten hatte, dem Brennpunkt fernzubleiben, bis der Bereich wieder freigegeben war. Verdammte Scheiße, er hatte Trouble befohlen, in Deckung zu bleiben, als er die Kabine verlassen hatte.

       »Gib mir eine Warnung, drei Sekunden bevor Jeremy Sektion M erreicht.«

       »Ja, Sir.«

       Nate richtete sich wieder auf und schob sich Zentimeter für Zentimeter auf die Ecke zu, den Fragger schussbereit erhoben. Vielleicht war das gar nicht so schlecht. Trouble könnte sogar ungestraft davonkommen, wenn das wirklich funktionierte.

       »Jeremy erreicht das Ziel in drei... zwei... eins.«

       »Hawk«, rief Trouble.

       Nate trat in dem Moment aus seiner Deckung, als Jansen seine Waffe auf Trouble richtete. Nate feuerte und traf seinen Sohn, Schiffsjungen und allgemeine Nervensäge direkt in die Körpermitte. Troubles Körper wurde steif und sackte in sich zusammen.

       Nate feuerte erneut und erwischte Jansen, bevor dieser seine Verblüffung überwunden hatte. Jansens Pistole entlud sich, ehe sie seiner Hand entglitt. Der Energiestoß zielte exakt dorthin, wo Trouble gestanden hatte, und verschwand den Korridor hinunter. Jansen ging zu Boden.

       Kindros, die die Ausläufer des Energieblitzes durch die Verbindung mit Jansens Körper ebenfalls zu spüren bekam, rutschte vor Jansen in die Waagrechte.

       Nate sicherte seine Waffe und schob sie in ihr Holster an seinem Gürtel. Er rannte zu Jansen, schnappte sich den Fragger, der neben dem ohnmächtigen Mann lag, und sicherte auch diesen.

       »Anna, sag bitte dem Sicherheitsteam Bescheid, dass der Gefangene wieder in Gewahrsam ist und auf seine Eskorte zurück in die Brigg wartet.«

       »Ja, Sir. Sie sind auf dem Weg zu Ihnen, Captain.«

       Kindros kam als Erstes wieder zu sich, da sie von einem geringeren Energiestoß getroffen worden war als Jansen und Trouble. Sie setzte sich auf, fuhr sich mit den Fingern durch die langen, dunklen Haare und verschmierte dabei das Blut auf ihrer Stirn. Benommen blinzelte sie Nate an.

       »Hey, Hawk.«

       Nate reichte ihr seine Hand. »Brittani.«

       Sie streckte eine Hand aus, bemerkte dabei das Blut an ihren Fingern und wischte es an ihrer schwarzen Uniformhose ab. Dann legte sie ihre schmale Hand in seine und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen. Sie hielt ihn fest, als Nate sich schon abwenden wollte, und drückte seine Finger.

       »Danke.« Sie löste ihren Griff, richtete ihre Uniform und klopfte sich imaginären Staub von den goldenen Rangabzeichen auf ihren Schultern. Noch einmal fasste sie sich an die Stirn und studierte dann die roten Tropfen an ihren Fingern.

       »Gern geschehen.« Er wusste, dass sie ein wenig mitgenommener war, als sie zugeben wollte. Immerhin arbeitete er schon über zehn Jahre mit ihr zusammen und kannte alle Anzeichen von Stress. Sie stand unter Schock, das wäre vermutlich jedem so gegangen, dem man gerade eine Waffe an den Kopf gehalten hatte, aber sie würde eher sterben, als das auch zu zeigen. Diese Frau besaß mehr Stolz als die meisten Menschen, die er kannte, zusammen.

       »Geht's Ihnen gut?«

       »Sicher.« Kindros ächzte leise und folgte ihm dann zu seinem noch immer bewusstlosen Sohn. »Ich komme mir aber vor wie der letzte Idiot, dass der Dreckskerl mich überwältigen und aus dem Verhörraum schaffen konnte.«

       Nate nickte. »Was ist passiert?«

       Brittani verzog das Gesicht. »Er hat nach einem Glas Wasser gefragt. Ich hab Johnson den Befehl gegeben, ihm eins zu holen, weil er mir ein bisschen leid tat, nachdem Sie ihn durch die Mangel gedreht haben.«

       Nate zog eine Augenbraue hoch. Mal ehrlich, die Reaktion seiner Umwelt auf ihn war schon ein bisschen lächerlich – nicht, dass er etwas dagegen unternehmen würde. Immerhin war es ja zu seinem Vorteil –, aber es war trotzdem übertrieben. Na schön, einen Großteil seines Rufs hatte er sich schwer erarbeitet, aber er marschierte nicht durch die Welt und brachte aus Spaß Leute um.

       »Und dann?«

       »Als Johnson mit dem Wasser zurückkam, hat der Gefangene uns überrascht. Er hat mich geschubst, Johnsons Waffe erbeutet und mich dann gepackt. Ich bin davon ausgegangen, dass er noch ziemlich fertig ist, weil er erwischt und auf Ihrem Schiff unter Arrest gestellt worden ist. Das war eine Fehleinschätzung.«

       Das passte nicht zu Kindros.

       Sie gab ein unwilliges Geräusch von sich und warf die Hände in die Luft. »Oh Mann, Hawk, der Mann hatte solche Angst vor Ihnen, dass er sich in die Hose gepisst hat. Ich habe nicht erwartet, dass er so was versucht.«