Im Auge des Falken. J.L. Langley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J.L. Langley
Издательство: Bookwire
Серия: Regelence
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958235908
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da. Seine Brust hob und senkte sich unter seinen tiefen Atemzügen und er rieb sich mit den Handballen über die Augen.

       »Du hättest getötet werden können. Was, wenn dein Sire nicht rechtzeitig gekommen wäre?« Steven beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf der Tischplatte ab. »Aiden, das muss aufhören.«

       Zeit für seine Strafe. »Ja, Sir. Wir hätten Jeffers nicht wieder abschalten dürfen.«

       Sein Vater seufzte schwer und tauschte einen Blick mit Cony, bevor er sich wieder Aiden zuwandte.

       »Ich rede nicht davon, dass ihr euch davongeschlichen und an Jeffers rumgespielt habt. Das ist noch mal eine ganz andere Sache. Und du kannst dir sicher sein, dass das für euch alle Konsequenzen haben wird. Ich spreche von der Tatsache, dass du alles um dich herum vergisst, wenn es ums Malen geht. Du hast diese Männer nicht mal bemerkt, bis es schon zu spät war, nicht wahr?«

       »Nein, Sir.« Aiden schüttelte den Kopf.

       »Aiden, du musst aufwachen. Hast du dir in dieser Saison wenigstens einmal die möglichen Heiratskandidaten angeschaut? Erst heute habe ich wieder Ersuchen um deine Hand erhalten.«

       Aidens Magen machte einen Purzelbaum. Sie hatten das Thema schon früher angesprochen und seine Eltern hatten versprochen, ihm keinen Ehemann ohne Aidens Zustimmung zuzuführen, aber trotzdem warf ihn die Nachricht eines Antrags jedes Mal ein wenig aus der Bahn.

       »Von wem dieses Mal?«

       »Wessen«, korrigierte ihn Cony.

       »Wessen Antrag dieses Mal?«, berichtigte Aiden seinen Fehler ganz automatisch.

       Sein Vater zuckte nicht einmal mit der Wimper, er war schon Zeuge unzähliger Grammatiklektionen geworden. »Lord Braxton.«

       Aiden gab ein unwilliges Geräusch von sich. Braxton würde von ihm erwarten, dass er ein gesellschaftliches und politisches Vorzeigeobjekt wurde. Und Aiden stand auf Braxtons persönlicher, politischer Agenda ganz oben – zumindest hatte er es vor nicht allzu langer Zeit so ausgedrückt. Aiden hatte versucht, Lord Braxton höflich begreiflich zu machen, dass er nicht interessiert war, indem er ganz klar betont hatte, wie wichtig ihm seine künstlerische Laufbahn war. Allerdings hatte der Mann den Hinweis offensichtlich nicht verstanden.

       »Du hast hoffentlich abgelehnt.«

       »Ich habe ihm gesagt, dass ich darüber nachdenken werde, wenn ich mit dir gesprochen habe.«

       »Ich will keinen Ehemann.«

       »Warum denn nicht, um Himmels willen?«, fragte Cony. »Braxton ist ein guter Fang. Er ist reich, hat gute Verbindungen, ist willensstark...«

       »Und gut aussehend«, warf Aidens Vater ein.

       Cony runzelte die Stirn und beugte sich über den Tisch, um seinem Mann gegen das Ohr zu schnipsen.

       »Autsch.« Steven schlug nach Conys Hand. »Was denn? Stimmt doch.«

       »Er ist sehr einflussreich im Parlament und entstammt einer Linie sowohl von Offizieren der Regelence-Marine als auch von IN-Offizieren«, fuhr Cony ungerührt fort.

       Aiden unterdrückte den Impuls, eine Grimasse zu schneiden. Wenn er jemanden fand, mit dem er die Art von Beziehung führen konnte, die seine Eltern hatten, würde er darüber nachdenken. Aber Braxton war nicht der richtige Mann dafür, auch wenn er wirklich attraktiv war mit seiner hochgewachsenen, schlanken Statur und seinem frühzeitig ergrauten Haar.

       »Ich will mich meiner Kunst widmen. Und Braxton ist so...« Aiden machte eine ausladende Geste. »… überheblich.«

       Cony nickte zustimmend. »Ja, der Mann wirkt in der Tat ein wenig herrisch.« Er warf einen bedeutungsvollen Blick auf Steven. »Das kann sehr lästig sein.«

       Steven schnaubte. »Ich bin nicht herrisch, Raleigh.« Er sah wieder zu Aiden. »Irgendwann musst du heiraten.«

       »Warum? Ich will zeichnen und malen. Ich will mir einen Namen mit Kunst schaffen und nicht irgendeinen Lord bei der Verwaltung seines Grundbesitzes unterstützen, überlegen, in was ich Geld investiere, und seine politische Karriere voranbringen.« Aiden sah auf seine im Schoß gefalteten Hände hinunter und kam nicht umhin, sich unverstanden zu fühlen. Wie konnte er ihnen das nur begreiflich machen?

       Cony erhob sich vom Schreibtisch, ging vor Aiden in die Knie und nahm dessen Hände in seine.

       »Willst du keine eigene Familie?«

       Aiden zuckte die Schultern. Er hatte eine Familie, eine, die er sehr liebte. Meistens hatte er sie sogar gerne um sich. Warum glaubte also jeder, dass man einen Ehemann und Kinder brauchte, um sein Leben zu vervollständigen? Wen kümmerte es schon, wessen Familie nun wie mit wem verbandelt war? Er wollte nicht irgendjemandes Trophäe sein, nur weil er aus einer einflussreichen Familie stammte.

       Sein Vater erhob sich, umrundete seinen Schreibtisch und lehnte sich vor Aiden dagegen. »Wir wollen doch nur, dass du glücklich bist, Junge. Und wir wollen sichergehen, dass du wohlbehalten bleibst. Im Laufe des letzten Jahres haben wir mehr und mehr den Eindruck gewonnen, dass du in Schwierigkeiten gerätst, sobald du zeichnest. Allein in den letzten beiden Wochen wärst du beinahe von einer Klippe gefallen, von Bienen gestochen und von einer Viehherde zertrampelt worden.«

       Es war nur eine kleine Gruppe Kühe gewesen und sie waren nicht mal wirklich in seine Nähe gekommen – außer der, die ihm auf den Fuß getreten war – und wie hätte er denn voraussehen sollen, dass Tarrens Hundemeute eine Katze über die Weide hinter ihm jagen würde?

       Und er war auch nicht beinahe von dieser Klippe gefallen – auch wenn er auf der Jagd nach seinem abhanden gekommenen Stift tatsächlich ein Stückchen abgerutscht war –, er hatte nur eine Weile auf einem Vorsprung festgesessen, bis Jeffers jemanden benachrichtigt hatte. Aus dieser Perspektive hatte er ein paar wirklich schöne Bilder vom Fluss anfertigen können.

       Und die Bienen... na ja, in Zukunft würde er eben vorsichtiger sein und sichergehen, dass sich kein Nest in dem Baum befand, auf den er klettern wollte. Es war allerdings diese kleine Unannehmlichkeit mehr als wert gewesen, er hatte ein paar tolle Skizzen für seine Mappe machen können.

       »Du musst heiraten. Das ist nun mal der Lauf der Dinge. Du wirst eine eigene Familie brauchen. Irgendwann werden deine Brüder alle ihre eigene haben und dein Sire und ich werden nicht ewig hier sein«, erinnerte ihn sein Vater.

       Aiden verdrehte die Augen. Seine Eltern waren noch weit von ihrem Weg ins Grab entfernt, sie waren gerade einmal Anfang vierzig. Und bis seine Brüder Ehemänner und Kinder hatten, würde Aiden bereits auf dem besten Weg sein, ein Meister seiner Kunst zu werden.

       »Warum kann ich nicht einfach hierbleiben, bis ich auf eigenen Beinen stehe?«

       Steven massierte sich die Nasenwurzel und schloss die Augen. »Du bist der Sohn eines Königs, kein einfacher Mann. Wir finden passende Gefährten, wir gründen Familien, wir regieren das Land, wir gehen nicht irgendwelchen gewöhnlichen Arbeiten nach.«

       »Aber genau darum geht es doch, Vater. Ich bin der Sohn eines Königs. Es sollte mir erlaubt sein, zu tun, was ich will. Ich habe kein Interesse an einer politischen oder militärischen Karriere in irgendeiner Form.«

       Eine lange Stille breitete sich im Raum aus, während Aiden seine Eltern flehend ansah. Schließlich erhob sich Cony. Er nickte, als wäre er zu einer Entscheidung gekommen, und drehte sich dann zu Steven um.

       »Es ist nicht jedem gegeben, Ehemann und Vater zu werden, Steven.«

       »Raleigh, willst du, dass er alleine alt wird?« Steven machte einen Schritt nach vorne und strich Aiden mit einer Hand durchs Haar, während er die andere nach Conys ausstreckte. »Ich will doch nur, dass er glücklich wird. Du wolltest mich auch nicht heiraten, aber würdest du es jetzt ändern?«

       Cony umfasste Stevens Hand und schüttelte den Kopf. »Du kennst meine Antwort, aber du hast mir auch erlaubt, mein Leben zu leben und zu arbeiten. Es ging nie darum, dass du nur eine Verbindung mit meiner Familie eingehen oder deinen politischen Einfluss vermehren