Erleichterung durchflutete Eva. Die Macht hatte den Mann nicht in ihren Bann gezogen. Eva hatte auch keinerlei Bedürfnis auszutesten, ob sie den gerade so enthusiastischen Mann manipulieren könnte. »Ich gratuliere Ihnen. Ihre Freundin wird begeistert sein.«
»Ich hoffe, sie sagt Ja.« Mit einem Mal schien Herr Wieser schüchtern.
»Daran habe ich keine Zweifel.« Eva zögerte. »Aber ist dieses Objekt das Richtige für Sie? Sollte ich nicht lieber eine größere Wohnung für Sie beide suchen?«
»Eine größere Wohnung?« Herr Wieser starrte auf den Boden, hob dann den Blick zu Eva, während er zu strahlen begann. »Sie haben recht. Natürlich haben Sie recht. Aber die Mühe, die Sie sich bereits gemacht haben …«
»Kein Problem. Ihre Lebensumstände werden sich bald ändern. Da will ich Sie gerne mit einem neuen Heim unterstützen.«
»Vielleicht kann ich die Wohnung dennoch mieten. Meine Firma hat oft Kunden aus dem Ausland, und wir fliegen Spezialisten ein. Für diese Gäste wäre die Wohnung perfekt.«
Eva schüttelte lächelnd den Kopf. »Es stellt wirklich kein Problem dar, dass ich etwas anderes für Sie suche. Viele Kunden möchten mehrere Objekte sehen, bevor sie sich entscheiden.«
»Aber die Wohnung ist perfekt.«
»Machen Sie sich keine Gedanken. Sagen Sie mir lieber, welche Wünsche Sie für die gemeinsame Wohnung mit Ihrer Freundin haben.«
Herr Wieser überlegte nur kurz. »Ich werde ein Objekt kaufen. Eine Wohnung wie diese hier. Die Zimmer einfach noch etwas größer. Ein zusätzliches Arbeitszimmer. Vielleicht einen Schrankraum … und einen Balkon. Anna liebt es, im Freien zu frühstücken. Ich werde sie jeden Morgen mit einem Frühstück überraschen, wenn wir erst zusammengezogen sind.«
Seine Freude war ansteckend. »Sie verwöhnen Ihre Freundin«, meinte Eva augenzwinkernd und lotste ihn ins Stiegenhaus.
»Meine Verlobte«, verbesserte Herr Wieser zurückzwinkernd auf dem Weg nach unten. »Suchen Sie für mich unsere Traumwohnung? Ich werde Anna zur Besichtigung einladen, wenn ich vorsortiert habe. Und dann werde ich ihr den Antrag machen.«
»Das klingt nach einem tollen Plan, bei dem ich Ihnen gerne helfen werde. Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich passende Objekte gefunden habe. In der Zwischenzeit überlegen Sie sich in Ruhe das mit der Wohnung für Ihre Firmengäste.«
»Das ist nicht notwendig. Ich habe mich bereits entschieden.«
»Lassen Sie sich nicht durch Ihr schlechtes Gewissen oder Ihr aktuelles Hochgefühl wegen der bevorstehenden Verlobung beeinflussen.«
Herr Wieser schüttelte vehement den Kopf. »Meine Antwort wird auch in ein paar Tagen noch Ja lauten.«
»Sie sind der Boss«, meinte Eva mit einem Lächeln. »Vielen Dank, dass Sie mich beauftragt haben.«
»Meiner Weiterempfehlung können Sie sich sicher sein. Ich weiß Ihre Bemühungen zu schätzen.«
Sie waren am Ausgang angelangt und traten auf die Straße. Eva reichte ihrem Kunden die Hand. »Vielen Dank für Ihr Vertrauen, Herr Wieser. Dann hören Sie in den nächsten Tagen von mir.«
»Ich freue mich darauf.« Herr Wieser winkte ihr zu. Seine Schritte zu seinem Wagen wirkten tänzelnd.
Eva schüttelte lächelnd den Kopf und wandte sich ab. Sie kehrte ins Büro zurück, um ihre Unterlagen auf den neuesten Stand zu bringen und die erste Auswahl unter den verfügbaren Objekten zu treffen. Sie wollte, dass Herr Wieser bald die Frage aller Fragen stellen konnte.
Als sie nach diesen Vorbereitungen auf die Uhr sah, war es kurz vor fünf. Sie würde heute pünktlich Schluss machen. Der Tag war aufregend genug gewesen.
Auf dem Nachhauseweg kaufte sie eine Flasche Sekt, Erdbeeren und Schlagobers in der Sprühdose. Dann wählte sie Juls Nummer auf dem Handy. »Wo steckst du, Schatz?«, erkundigte sie sich nach einer kurzen Begrüßung.
»Ich bin zu Hause und stelle mich auf einen einsamen Abend ein. Du rufst doch an, um mir von einem wichtigen, neuen Auftrag zu erzählen?«
»Tut mir leid, dass das in letzter Zeit so oft vorgekommen ist. Ich habe vor, das heute wiedergutzumachen. In spätestens einer halben Stunde bin ich da.« Sie linste in ihre Tüte. »Und ich hab ein paar Geschenke mit. Zieh dich schon mal aus. Vollständig.«
»Und was soll ich in den restlichen neunundzwanzig Minuten tun?«
»Hol die Kiste aus der zweiten, mittleren Schublade des Schlafzimmerschranks.« Die mit den Seilen. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. »Ich habe Lust zu spielen.«
»Du klingst, als hättest du einen tollen Tag hinter dir.«
Eva lachte. »Du hast ja keine Ahnung, Baby.«
Ziemlich schnell hatte Jul diesen Wissensrückstand aber aufgeholt. Er hatte sie mit neugierigem Gesichtsausdruck an der Wohnungstür erwartet. »Ich bin unheimlich stolz auf dich, Geliebte«, meinte er, nachdem sie ihm die Neuigkeit mitgeteilt hatte. »Du hast es dir verdient.«
»Ich habe hart gearbeitet, aber mit diesem Angebot hätte ich niemals gerechnet.« Eva hängte ihre Jacke auf.
Jul umarmte sie, als wäre er nicht nackt und hätte sich nicht mit einem roten Band eine Schleife um den Hals gebunden. »Obwohl die Entscheidung deiner Chefin laut ihrer Aussage mit der Macht zusammenhängt, bin ich nicht überrascht. Man merkte an deinen Erfolgen, dass du deinen Job liebst. Du kommst bei den Kunden gut an.«
»Weil sie sich von der Macht angezogen fühlen.« Eva lehnte sich zurück, damit sie ihn ansehen konnte. »Ich will das durch eigene Kraft schaffen.«
»Warum fällt es dir so verdammt schwer, Hilfe anzunehmen? Du machst deine Sache gut. Sei froh über die zusätzliche Unterstützung, mit der du deinen verdienten Lohn etwas früher erhältst.«
Eva hob einen Mundwinkel. Sie ging in die Küche, um die Einkäufe auszupacken. »Okay, vielleicht hast du recht. Ich sollte die Vorteile nutzen, die sich mir bieten. Das Leben ist hart genug.«
Jul lehnte sich in den Türrahmen und sah ihr beim Auspacken zu. »Die Sache mit deinen Halbbrüdern macht dir zu schaffen, ich weiß. Aber wir werden das Rätsel der Prophezeiung lösen. Ich habe heute mit deinem Vater gesprochen. Er hat Flüge für sich selbst und mich gebucht. In einer Woche geht die Reise los.«
Eva hielt inne. »Ihr macht euch auf die Suche nach den Unterlagen?«
»Dein Vater glaubt, eine Spur gefunden zu haben. Einer seiner Kontakte in Afrika hat sich gemeldet.«
Aufregung ließ ihr Blut hochkochen. Dieser Tag konnte eigentlich nicht besser werden. Eva stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte Jul einen harten Kuss auf den Mund.
Ein knurrender Laut löste sich von Juls Lippen, als er sie an sich zog. Seine Finger krallten sich in ihren Po. Seine Zunge glitt in ihre Mundhöhle und ließ sie stöhnen. Er löste den Kontakt ihrer Lippen. »Willst du den Hoffnungsschimmer und deinen Erfolg mit einem kleinen Spiel feiern?«
Sie nickte und zupfte an dem roten Band um seinen Hals. »Hübsches Schleifchen. Nur für mich?«
»Ich bin dein Geschenk. Mein Körper gehört dir.«
»Hast du an die Seile gedacht?« Eva nahm das Schlagobers und die Erdbeeren zur Hand.
Jul nickte und deutete Richtung Schlafzimmer. »Aber ich habe da noch einen Vorschlag.« Er zog sie vorwärts. »Deine Andeutung Spiele betreffend hat mich auf eine Idee gebracht.«
»Vergiss den Sekt nicht.«
Er eilte zurück, griff nach der Flasche und zwei Gläsern. »Und jetzt komm.«
Eva folgte ihm und freute sich über seine