Bung I - Vampire, Vampire!. Tuja Tiira. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tuja Tiira
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783746711225
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Schwachsinn und legt sich regelmäßig mit ihnen an. Meine Eltern meinen, das müsste diplomatisch gelöst werden."

      Ka sah etwas besorgt aus: "Ist es dann nicht verboten, uns das alles zu zeigen und zu erzählen?"

      Kolja überlegte kurz: "Ich finde, meine Urgroßmutter hat Recht. Und zu einzelnen Menschen ist der Kontakt auch nicht verboten, wenn sie zusagen, das Geheimnis zu wahren."

      Ka fragte lieber nicht, was die Vampiraufsicht mit ihnen machen würde, falls sie ihr Versprechen brechen würden.

      Kolja hatte sie inzwischen zur Küche geführt.

      Von hier aus hatten sie einen guten Blick in den Park, alte Bäume beschatteten das Schloss. Ka war immer noch etwas verwirrt. "Aber hier hinter dem Haus stehen doch weitere Reihenhäuser".

      "Das beginnt alles wieder hinter der Parkmauer, die Parkmauer endet im Hinterhof des Reihenhauses. Ihr könnt euch das nachher noch ansehen."

      Irgendwie führte bei Ka der Versuch sich das vorzustellen zu einem Knoten im Gehirn. Dies war nur die kleinere Küche, die alltäglich benutzt wurde, hatte Kolja gerade gesagt. Zumindest war es hier ganz gemütlich, der Raum war auch etwas wärmer und der Duft einiger alter Äpfel lag in der Luft.

      Am alten Holztisch ließ es sich bequem sitzen. Durch die großen Fenster fiel das Licht, nur gebrochen durch die alten Bäume im Park. Doch einige helle Strahlen spiegelten sich in den Töpfen und Pfannen, die von der Decke hingen, und tanzten als helle Flecken durch die Küche. An einer Schnur hingen Kräuter und auf einem Regal standen Flaschen. Weiter hinten in einer Ecke brummte der Kühlschrank. Der Apfelgeruch kam von einigen verschrumpelten Äpfeln, die in einer Schale lagen.

      Ka sah sich um. "Wo sind eigentlich eure Dienstgeister?"

      "Die arbeiten nur nachts. Jetzt schlafen sie, falls ich sie wecken würde, wäre um diese Zeit nichts mit ihnen anzufangen. Deshalb sind die Empfänge meiner Eltern immer erst um Mitternacht. Tagsüber müssen wir uns selbst um alles kümmern, aber den Abwasch lasse ich einfach stehen. Außer mir ist hier sowieso niemand am Tag wach.

      Ich kann einfach morgens häufig schlecht einschlafen und dann stehe ich lieber auf, als wach im Sarg zu liegen. In der Nacht bin ich dann müde und muss mir das Generve meiner Lehrer anhören: 'Du sollst tagsüber nicht immer so lange aufbleiben', 'Kein Wunder wenn du dich nicht konzentrieren kannst.' 'Meinem Kind würde ich das nicht erlauben.' Na, und so weiter."

      Kolja verzog das Gesicht zu einer Grimasse und zuckte mit den Schultern. Dann stellte er ihnen einige Flaschen und Gläser auf den Tisch, so dass sie sich selbst bedienen konnten. Für sich holte er ein blutrotes, sprudelndes Getränk aus dem Kühlschrank und schenkte sich ein großes Glas ein. Das Getränk roch nach Holunder. Lisa starrte fasziniert auf das sprudelnde Glas, sie nahm allen Mut zusammen, um ihre Frage zu stellen. "Hm, Kolja, darf ich dich was fragen?"

      "Klar!"

      "Was trinken und essen Vampire denn?"

      Kolja schien Lisas Befangenheit gar nicht zu bemerken und zeigte auf sein Getränk. "Na, Blutoka zum Beispiel. Obwohl meine Eltern regelmäßig sagen, das sei zu ungesund und ich solle auch mal was anderes trinken."

      "Und was ist da drin?"

      "Kunstblut, Wasser, Eisen und ungesunde Zusatzstoffe, wie meine Mutter sagen würde. Außerdem ist zu viel Eisen ungesund."

      "Und wie bekommt ihr das?"

      "Das bringt der Tiefkühl-Lieferservice."

      Sara musste lachen. "Ich glaube, es ging Lisa darum, dass in vielen Büchern Vampire menschliches Blut trinken."

      "Nicht ohne Einwilligung der Menschen, das ist seit über 500 Jahren verboten. Das finde ich auch richtig.

      Aber viele Vampire wollen inzwischen das Blutsaugen ganz verbieten, nur weil sie sich vor warmem, frischem Blut ekeln. Sie trinken nur noch Kunstblut, wegen übertragbarer Krankheiten und so. Das ist völlig absurd. Sie haben alle möglichen albernen Regeln erlassen. Viele haben einen richtig absurden Hass auf das Blutsaugen entwickelt.

      Außerdem haben viele Vampire Angst, dadurch könnte unsere Existenz allgemein bekannt werden.

      Und Blutoka würden sie am liebsten auch verbieten, weil es ungesund ist. Die schlimmsten sind die von der Aufsichtsbehörde."

      "Ach so". Sie schwiegen einen Augenblick lang.

      Nach einer Weile sah Lisa Kolja etwas verunsichert an: "Und du findest es richtig, menschliches Blut zu trinken?"

      "Wieso nicht, wenn die Menschen zustimmen. Obwohl die Aufsichtsvampire das nicht gerne sehen.

      Und manche möchten ja auch Vampire werden."

      "Hast du schon menschliches Blut getrunken?"

      Kolja sah sie gleichgültig an. "Ja, ich finde, es schmeckt etwas streng."

      Lisa schluckte: "Du hast einen Menschen gebissen?"

      Kolja schüttelte den Kopf. "Nein, dass du Milch trinkst, heißt doch auch nicht, dass du schon mal eine Kuh gemolken hast."

      Ka trat Kolja unter dem Tisch. "Ich bin keine Kuh!"

      Kolja hob abwehrend die Hände. "Das war nicht so gemeint. Es gibt Menschen, die für Vampire Blut spenden und gut dafür bezahlt werden, abhängig von der Qualität.

      Der Geschmack des Blutes wird stark durch die Ernährung beeinflusst. Urgroßmutter sagt immer, die heutigen Blutspenden würden nach nichts mehr schmecken als nach Zucker, früher wäre das Blut viel schmackhafter und vollmundiger gewesen, bitter und säuerlich. Ich glaube, dass bildet sie sich nur ein. Sie hat auch noch den ganzen Keller voller alter vergorener Blutjahrgänge."

      Ka blickte immer noch etwas sauer drein. "Aber da braucht ihr doch Unmengen an Blut!"

      "Nein, die meisten Vampire trinken menschliches Blut nur zu besonderen Anlässen und ansonsten Kunstblut.

      Nur Vampire aus der Bewegung für natürliche Ernährung versuchen, ausschließlich von Menschen- und Tierblut zu leben."

      Lisa blickte Kolja entsetzt an, ihre Stimme war kaum zu hören. "Hast du schon ein Tier ausgesaugt?"

      Kolja nickte. "Klar, natürlich, mit elf Jahren. Wenn wir Vampire und Vampirinnen elf Jahre alt werden, feiern wir ein Fest, vergleichbar dem, was ihr Kommunion oder Jugendweihe nennt. Als elfjähriger Vampir bekommst du ein weißes Kaninchen geschenkt und ein Höhepunkt des Festes ist, dass du es aussaugst.

      Meine Eltern haben eine Pfote des Kaninchens in ihrem Schlafzimmer hängen." Er verzog das Gesicht. "Sie glauben, das bringt Glück und sie erzählen bei allen unpassenden Gelegenheiten, wie niedlich ich beim Aussaugen ausgesehen habe."

      Lisa war sprachlos, ihre Lippen zitterten leicht. Auch Ka wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Doch Sara lachte: "Ich esse auch gerne Kaninchen."

      Selbst Lisa musste zugeben, dass da kein großer Unterschied war und sie war zwar Vegetarierin, aber schließlich aßen auch ihr Vater und ihre Schwester Fleisch.

      Als sie Kolja dann Blutoka trinken sahen und dabei seine Vampirzähne sichtbar wurden, mussten sie alle lachen, auch Lisa.

      Kolja blickte erstaunt auf. "Was ist denn?"

      Ka lachte. "Das sieht lustig aus, wie du die Blutoka schlürfst."

      Sie alberten noch eine Weile herum, bis Ka sie unterbrach. Sie sah Kolja an. "Wieso hast du uns eingeladen?"

      Kolja zögerte einen Moment lang, dann raffte er sich auf: "Ich will Filmemacher werden."

      Ka sah ihn verdutzt an. "Und was hat das mit uns zu tun?"

      Kolja schluckte. "Vampire finden Filme und Fotos widerlich. Zu Fotografieren gilt als krankhaft. Ein Vampir macht keine Filme. Wenn ich als Vampir andere Vampire fotografieren würde, würde niemand mehr etwas mit mir zu tun haben wollen. Die Vampiraufsicht würde mich vermutlich in ein Erziehungslager stecken." Kolja seufzte. "Ich hatte schon große Mühe, meine Eltern zu überzeugen, mir das Ansehen von Filmen zu gestatten." Er sah bedrückt aus dem Fenster. "Nur Urgroßmutter sieht das lockerer. Sie meint, dann müsste ich halt mit Menschen filmen." Er