Bung I - Vampire, Vampire!. Tuja Tiira. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tuja Tiira
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783746711225
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war ihm das als Vampir peinlich. Sie dachte nun wieder über Koljas Wunsch nach, Filmemacher zu werden. Die Glocke der Fürstin hatte sie vorhin unterbrochen und dann war so viel anderes passiert.

      Lisa schaute sich inzwischen zum zweiten Mal begeistert die Ahnenreihe von Kolja an. "Ach, ich hätte auch gerne eine berühmte Familie."

      Kolja sah nur aus dem Fenster. "Ich finde das unwichtig, obwohl ein bis zwei wirklich widerwärtige Verbrecher darunter waren." Lisa schluckte, auch ihr fiel nun wieder Koljas Wunsch ein, Filmemacher zu werden.

      Ka dachte einen kurzen Moment lang nach, dann flüsterte sie mit Sara und Lisa. Alle drei gingen sie zu Kolja. "Du könntest bei uns mitmachen."

      Lisa lächelte. "Wir könnten deine Freundinnen sein. Wir haben gerade den Bund zum Schutz der Unterweltbewohner, Nachtwesen und Geister gegründet."

      Sara ergänzte: "BUNG."

      Ka setzte sich auf den großen Tisch. "Machst du mit?"

      Kolja sah die drei unsicher an. "Glaubt ihr, das wäre gut?"

      Lisa blickte ihn an: "Klar, mach doch mit, das wird sicher lustig. Und du weißt vieles, was wir nicht wissen."

      Kolja zögerte: "Aber eigentlich will ich Filme machen."

      Ka nickte. "Wenn du mitmachst, drehen wir auch mal einen Film mit dir."

      Lisa stimmte begeistert ein. "Ja."

      Sara sah weniger begeistert aus, nickte aber auch.

      Ka hielt Kolja die Hand hin und Kolja schlug ein. "Gut, ich bin dabei". Einen Moment lang zögerte er, dann ergänzte er noch: "Stört es euch, wenn ich zeichne?"

      "Was willst du zeichnen?"

      "Comics, über uns, Ausschnitte von dem, was passiert und was ich sehe. Das ist eine Art Tagebuch und hilft mir, bildliche Vorstellungen für meine Filme zu entwickeln."

      Sara schwang sich neben Ka auf den Tisch. "Kein Problem, solange ich darauf nicht zu erkennen bin."

      Kolja schnaubte trocken. "So schlecht zeichne ich nicht."

      Ka ließ sich vom Tisch gleiten und richtete sich auf. "Dann ist ja alles klar."

      Sara nickte. Lisa war sowieso von Kolja, dem Schloss und der Idee, einen Film zu drehen, begeistert. Das Kaninchen hatte sie inzwischen schon fast vergessen.

      Kolja sah die drei an. "Gut."

      Ka nickte. "Also gehörst du jetzt zu uns." Vier Stimmen vereinigten sich zu einem gemeinsamen, lauten: "BUNG!"

      Im Reihenhaus sah es, nachdem sich die Garderobe wieder geschlossen hatte, genauso verlassen aus wie bei ihrer Ankunft. Nur die ausgestopften Tiere schienen sie nun noch bösartiger anzustarren.

      Lisa betrachtete mit Widerwillen den Kopf eines toten Ebers. "Wieso hängen die ganzen toten Tiere hier?"

      Kolja sah sie an. "Die sind nicht tot. Das sind Schutzgeister gegen Einbrecher. Sobald die Sonne untergegangen ist, erwachen die Tiere zum Leben und sorgen dafür dass niemand ins Schloss eindringt. Sie können das Haus aber nicht verlassen. Außerhalb erstarren sie sofort wieder."

      Lisas Stimme stockte, als sie sich die Geistertiere vorstellte. Einen kurzen Moment lang hatte sie den Eindruck, der Eberkopf hätte sich bewegt. "Aber wie kommst du dann rein und raus?"

      "Mir tun sie nichts, aber ihr müsst aufpassen, falls ihr jemals nachts hier durch müsst."

      Lisa nahm sich vor, niemals nachts durch dieses Haus zu gehen. Sie hätte das Haus gerne umgehend verlassen. Aber Ka wollte unbedingt noch die Fläche hinter dem Haus sehen, sie wollte wissen, wo der Park geblieben war. Sie sah Kolja an: "Du wolltest uns noch die Rückseite des Hauses zeigen."

      Doch Kolja schüttelte den Kopf. "Nein, heute wird es zu spät. Ich dachte, wir gehen noch mal zum Markt, um zu schauen, was die Vampiraufsicht da sucht."

      Ka und Sara waren damit einverstanden.

      Sie verließen das Reihenhaus.

      Nur Lisa war bei der Erwähnung des Marktes unmerklich zusammengezuckt. Sie zögerte auf dem Fußweg und blieb fast stehen. Ka, Sara und Kolja drehten sich zu ihr um. Lisa biss sich auf die Lippen, nur zögerlich presste sie unsicher einige Worte hervor: "Äh", sie wurde rot und gleichzeitig blass, "ich muss euch was sagen. Ich meine ..."

      Alle schauten sie an.

      "Ich habe euch was verschwiegen, ich ...", sie verhaspelte sich, "zuerst war es mein Geheimnis und ich konnte ja nicht wissen, dass wir uns anfreunden, und dann habe ich mich nicht mehr getraut, es euch zu sagen, weil ich doch irgendwie nicht die Wahrheit gesagt hatte." Niedergeschlagen sah sie die anderen an. "Ihr vertraut mir sicher nicht mehr, sobald ihr es wisst. Ich weiß, was den Detektor in der Umgebung der Gemüsestände zum Ausschlagen bringt. Aber ...", Lisa fand keine Worte, in ihren Gedanken suchten kleine, blassgrüne feuchte Wesen bei ihr Schutz. Sie waren so niedlich. Lisa schüttelte sich. Ka sah, dass ihr die Tränen kamen. Sie ging zu ihr hin. "Zeig’ es uns doch einfach."

      Lisa nickte.

      Sie ließen das Reihenhaus hinter sich und folgten Lisa zurück zum Markt. Lisa lief mit hängendem Kopf voraus und schaute nur einmal kurz zu den anderen zurück. "Ich habe mir schon immer Haustiere gewünscht."

      Aus dieser Bemerkung Lisas wurden sie aber auch nicht schlau.

      Auf dem Markt, der inzwischen abgebaut wurde, obwohl noch einige Passanten einkauften, lief Lisa zielstrebig zu einem großen Gemüsekarren und hockte sich dann hin, so dass sie unter den Karren schauen konnte. Ka stieg ein intensiver Geruch nach verfaultem Gemüse in die Nase. Lisa suchte irgendetwas, nur kurz, dann hatte sie offensichtlich gefunden, was sie suchte, vorsichtig, aber schnell griff sie zu und zog ein kleines, blassgrünes Etwas unter dem Karren hervor, das in ihrer Hand jämmerlich fiepte. Vorsichtig nahm sie es in beide Hände und bildete eine kleine Höhle. Sorgsam achtete Lisa darauf, dass kein Sonnenstrahl das Geschöpf traf und streichelte es. Ka, Sara und Kolja sahen eine noch ganz kleine sich bewegende Gurke, die etwas verschrumpelt und bleich aussah. Die kleine, blassgrüne Gurke schlängelte sich in die dunkelste Ecke von Lisas Händen und versuchte, sich dort zu verstecken. Große Augen sahen sie ängstlich an, dann erstarrte das kleine Wesen plötzlich und sah aus wie eine vergammelte Gurke.

      Ka berührte das Ding ganz sanft, es fiepte leise. Sie zuckte zurück. "Es stellt sich nur tot." Das Wesen fühlte sich wie eine Gurke mit Pelz an, aber gleichzeitig leicht matschig und nass. Ein Teil des Fäulnisgeruches ging von dem kleinen Lebewesen aus. "Was ist das?"

      Lisa ließ das Ding los. Ka sah ihm nach, wie es unter dem Wagen verschwand. Es bewegte sich wie ein grüner Molch an Land und kroch zielstrebig auf eine heruntergefallene Gurke zu, die im tiefen Dunkel eines der Räder lag und saugte sich an ihr fest beziehungsweise saugte sie aus. Auf seinem Weg hinterließ das kleine Geschöpf eine grüne Schleimspur. Jetzt fielen Ka auch die parallelen Bissstellen am restlichen Gemüse auf, das überall auf der Erde lag. Kaum zu erkennen unter der hinteren Wagenachse turnten einige weitere kleine, nasse, blassgrüne Gurkengeschöpfe übereinander und schnupperten neugierig an altem Obst, bevor sie sich daran festsaugten.

      Im dunklen Licht des Schattens unter dem Wagen sah Ka erst nur wenig. Erst nach einer Weile hatten sich ihre Augen an das Licht gewöhnt. Der Markt und seine Hektik im grellen Sonnenlicht traten zurück. Das dunkle Licht entspannte ihre Augen und ihr fielen nun immer mehr Einzelheiten auf. Auch die Geräusche des Marktes verschwammen zu einem Hintergrundrauschen. Die kleinen Gurkenwesen waren ganz mit der Suche nach Futter beschäftigt.

      Kolja klappte den Mund auf und wieder zu: "Vampirgurken."

      Lisa nickte.

      Ka schaute sich um. "Betrifft es noch anderes Gemüse?"

      "Nur den Sellerie" flüsterte Lisa, und doch war ihr die Begeisterung anzuhören. Sie zeigte auf einen Punkt kurz vor Ka unter dem Karren.

      Ka sprang fast einen Meter zurück. Unter dem Karren direkt vor ihr hing eine dicke fette wachsbleiche Sellerieknolle und bewegte sich wie eine riesige Vogelspinne. Jetzt sah sie auch noch zwei weitere Vampirsellerieknollen, die kunstvoll wie Hochseilartisten an der Unterseite des Karrens herumturnten.