Bung I - Vampire, Vampire!. Tuja Tiira. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tuja Tiira
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783746711225
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Sara verhext. Aber Ka war immer noch wie erstarrt und schaffte es nicht, sich zu Sara hinzubewegen. Sara musste das, was Kolja geflüstert hatte, doch auch gehört haben und die Kälte und Gefahr spüren, die von dieser Katze ausging.

      Doch Sara war völlig unbekümmert, sie blickte kurz zu Ka hinüber und wirkte total gelöst. Und auch der Katzendämon wirkte auf einmal wie eine Schoßkatze. Sara streichelte ihn einen Augenblick lang und setzte ihn dann behutsam auf die Erde. Der Katzendämon blieb bei ihr und strich weiter um Saras Beine. Langsam löste sich Kas Erstarrung wieder. Aber sie versuchte vorsichtshalber, weiterhin Abstand zu dem Tier zu halten.

      Die Fürstin hatte das Ganze aufmerksam beobachtet und blickte Sara nun fast liebevoll an. Dann richtete sie sich auf und sah sie alle ernst an. Ihre Stimme traf sie wie ein kalter Lufthauch. "So, Kolja hat sich also dazu entschieden, euch zu vertrauen. Ich rate euch dringend, euch dieses Vertrauens würdig zu erweisen. Die meisten Vampire mögen es nicht, wenn Menschen die Nase in ihre Angelegenheiten stecken. Ich wäre gezwungen", hier wurde ihre Stimme schärfer, "geeignete Maßnahmen zu ergreifen, falls ihr sein Vertrauen missbrauchen würdet." Dann wurde ihr Blick etwas freundlicher. "Vergesst das nicht, denn ich wäre andernfalls noch euer geringstes Problem." Auf ihrem Gesicht erschien ein schwer zu deutendes Lächeln. "Ihr werdet auch so schon manche Überraschung erleben.

      Ich muss jetzt etwas schlafen. Und Kolja, du hast heute Nacht noch Unterricht bei deinem Privatlehrer Herrn Nolling."

      Die Mädchen blickten fragend zu Kolja hin. "Mathe, Herr Nolling ist mein Privatlehrer für Mathematik. Ich erhalte zu Hause Unterricht" sagte er unwillig. Kolja nickte seiner Urgroßmutter zu.

      Er war sich dessen bewusst, aber er konnte seine neuen Freundinnen ja nicht einfach im Stich lassen. Er würde eben wieder einmal völlig übermüdet sein. Den Ärger war er schon gewöhnt. Um 23 Uhr nachts zu lernen war ganz einfach nicht seine Zeit, obwohl das als Vampir von ihm erwartet wurde.

      Die Fürstin sah Kolja, Ka und Lisa an und verabschiedete sie, ihre Worte füllten klar und dunkel den Raum: "Ihr könnt jetzt gehen, wir sehen uns sicher noch einmal wieder. Ich wünsche euch noch einen interessanten Nachmittag." Ein undurchschaubares Lächeln huschte über ihr Gesicht. Dann wandte sie sich mit einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ, Sara zu: "Du bleibst bitte noch hier."

      Ka sah, dass Sara zusammenschrak. Sie wollte protestieren, doch Sara gab ihr mit einem Kopfschütteln zu verstehen, dass sie das nicht sollte. Also ließ Ka Sara mit der Fürstin allein.

      Sie ließ die Tür einen Spaltbreit offen stehen. Zuerst hörte sie gar nichts, dann schnappte sie einen Satzfetzen auf, die Stimme der Fürstin, fast sanft und doch bestimmt, "... Sara, du musst mir versprechen, den anderen niemals etwas zu tun". Aus den Augenwinkeln blickte Ka durch den Spalt, sie konnte nur Sara sehen, wie sie zitternd nickte. Dann fiel die Tür zu und sie konnte nichts mehr von dem Gespräch im Zimmer verstehen.

      Der Satz gab keinen Sinn, sie musste sich verhört haben.

      Draußen auf dem Flur standen Lisa und Kolja und sahen Ka fragend an. Kolja wirkte sichtlich überrascht. "Weißt du, wieso meine Urgroßmutter mit Sara sprechen will?"

      Doch Ka konnte auch nur mit den Schultern zucken. Als Sara endlich das Zimmer der Fürstin verließ, bestürmten Kolja und Lisa sie mit Fragen. "Hattest du gar keine Angst vor Tii?", "Wieso solltest du noch dableiben?", "Was wollte sie denn noch von dir?" Doch Sara schüttelte den Kopf und wehrte alle Fragen mit abweisendem Blick ab: "Nichts." Alle weiteren Nachfragen wurden von Sara ignoriert. Lisa zappelte aber weiter um sie herum.

      Ka nahm Lisa zur Seite. "Lass sie in Ruhe. Niemand wird hier gezwungen, etwas zu erzählen." Lisa sah erst Ka und dann Sara an und biss sich auf die Lippen. "Entschuldigung."

      Ka wusste, dass ihre beste Freundin etwas verbarg. Sie sah, dass Sara bleich und nachdenklich wirkte. Ka musste immer wieder an den Satzfetzen denken, den sie gehört oder vielleicht auch missverstanden hatte. Aber sie wollte Sara nicht verraten, also sagte sie nichts.

      Außerdem war Sara ihre beste Freundin, es war völlig absurd zu denken, dass Sara in irgendeiner Weise eine Gefahr für sie oder die anderen darstellen könnte.

      Dann machten sie sich durch Säle und Gänge und über viele Treppen zurück auf den Weg zur Eingangshalle.

      Lisa zupfte Kolja am Ärmel. "Was tut ein Dämon?"

      "Dämonen leben von der Freude und dem Leid anderer Wesen. Sie saugen dir alle Gefühle aus, bis dir alles gleichgültig ist und sie haben spezielle Kräfte." Kolja ließ seine Stimme zu einem dunklen Flüstern absinken. "Tii ist ein Katzendämon. Er jagt und frisst vor allem Gespenster. Ihm wachsen dann riesige, mit Krallen bewehrte Klauen aus dem Leib und am liebsten spielt er erst eine Weile mit seinen Opfern. Aber falls du ihn daran zu hindern versuchst, ..." Kolja brach ab, machte eine Geste mit seinen Händen, als wären es drohende Klauen und verzog das Gesicht zur Fratze. Ka lachte. "Als Katzendämon bist du nicht sehr glaubwürdig." Lisa starrte Kolja entsetzt an, sie musste an das niedliche Gespenst auf dem Bild ihrer Ururgroßtante denken. Kolja schien ihre Gedanken zu erraten. "Ich habe einmal versucht, eins der Gespenster zu retten. Daraufhin hat Tii mich durch das halbe Schloss gejagt, da war ich zehn Jahre alt. Als ich irgendwann nicht mehr konnte, hat er mit seinen Klauen nach mir gegriffen. Ich habe versucht, mich zu wehren, aber ich konnte nicht. Alles fühlte sich auf einmal sinnlos, leer und kalt an.

      Irgendwann, nach unendlicher langer Zeit, mir kam das zumindest so lange vor, kam meine Urgroßmutter und hat Tii beiseite genommen. Ich zitterte am ganzen Leib. Aber das Einzige, was sie sagte, war, dass es die Aufgabe von Tii sei, die Gespenster zu jagen, sie würden hier sonst überhand nehmen. Und ich solle ihn nicht ärgern.

      Und dann hat sie mich allein im Dunkeln sitzen gelassen."

      Den Rest des Weges dachte Lisa darüber nach, wie sie die kleinen Gespenster retten könnte. Sie nahm sich vor, die ganze Bibliothek ihrer Ururgroßtante nach einer Lösung zu durchsuchen.

      Sara schwieg die ganze Zeit und hielt etwas Abstand, sie schien mit ihren Gedanken weit weg zu sein. Ka bemerkte, dass Sara ihren Anhänger berührte, der an einem Lederband verborgen unter ihrer Bluse hing. Sie hatte ihn ihr einmal gezeigt, ein blauer Halbedelstein mit dem Abbild eines schwarzen Panthers. Sie hatte ihn nur ihr gezeigt, niemanden sonst. Ka wollte Saras Vertrauen nicht enttäuschen, also sagte sie nichts. Doch sie machte sich um sie Sorgen, wusste aber nicht, was sie tun sollte. Dann dachte sie noch einmal über die Begegnung mit Koljas Urgroßmutter nach. "Was war das für ein Pulver, das sie in die Nase eingesogen hat?"

      Kolja verzog das Gesicht. "Vampirtabak, wahnsinnig ungesund, die Vampiraufsicht würde den Genuss am liebsten untersagen. Aber Urgroßmutter meint, die letzten 1200 Jahre hätte sie ja trotz Tabak überlebt, da würde sie sich das jetzt auch nicht mehr verbieten lassen.

      Einmal, als ich ein kleines Kind von sieben Jahren war, habe ich ihr Tabaksfläschchen versteckt. Sie hat mich mit ihrem Blick an die Decke geklebt und 24 Stunden dort hängen lassen." Kolja sah Kas fragenden Gesichtsausdruck und ergänzte: "Viele erwachsene Vampire haben telekinetische Fähigkeiten, sie können allein mit der Kraft ihrer Gedanken Dinge bewegen".

      Sie hatten gerade wieder die Eingangshalle erreicht, als auf einmal ein Handy klingelt.

      Ka, Sara und Lisa sahen sich gegenseitig an, aber es war Kolja, der ein Handy aus seiner Tasche zog. Seine Mutter war am Apparat. Die Konferenz war in einer anderen Zeitzone in den USA, dort war es gerade kurz nach Mitternacht und sie bat Kolja, ihr noch bis morgen ein Dokument per E-Mail zu schicken, das sie vergessen hatte. Dann ermahnte sie ihn noch – wie eigentlich immer – auch einmal etwas Vernünftiges zu trinken, ausreichend zu schlafen und tagsüber nicht immer so lange aufzubleiben und Kuss und bis bald.

      Ka sah Kolja erstaunt an: "Du hast ein Handy?"

      "Na klar, wie sollen mich meine Eltern denn sonst erreichen?"

      Auch die anderen waren überrascht, irgendwie hatten sie sich Vampire anders vorgestellt.

      Lisa stupste Kolja an: "Du hast uns gar nicht dein Zimmer gezeigt."

      Kolja sah scheinbar unbeteiligt an ihr vorbei. "Das nächste mal." Aber Ka hatte den Eindruck, dass er ihnen absichtlich