Bung I - Vampire, Vampire!. Tuja Tiira. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tuja Tiira
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783746711225
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Koljas Filmen als Piratenkapitänin. Sara schien nicht sehr begeistert zu sein. Ka runzelte die Stirn. "Aber wieso finden Vampire Fotografieren widerlich?"

      Kolja zuckte mit den Schultern. "Das weiß niemand so recht. Meine Eltern meinen, das hinge damit zusammen, dass die Magnesiumblitze der frühen Fotoapparate teilweise die Augen von Vampiren verletzt haben. Vampire sind gegen bestimmte Lichtblitze sehr empfindlich und die Augenverletzungen sind extrem schmerzhaft." Kolja fuhr grummelnd fort. "Aber heute wird so etwas ja gar nicht mehr verwendet und lichtempfindliche Kameras schaden auch Vampiren nicht." Einen Augenblick lang schwieg er, dann seufzte er. "Urgroßmutter meint, Vampire wären einfach konservativ, intolerant und würden alles Neue ablehnen. Die meisten heute lebenden Vampire sind im elisabethanischen Zeitalter vor mehr als 300 Jahren geboren. Da gab es noch keine Fotografie. Sie ist überzeugt, dass viele Vampire insgeheim Angst haben, dass Fotos ihnen ihr innerstes Ich stehlen würden."

      Sara grinste: "Bei Menschen ist das nicht anders." Sie dachte an ihre Großmutter und Diskussionen über kurze Haare bei Mädchen.

      Lisa wollte Kolja gerade noch weiter über seine Filmideen ausfragen, als auf einmal ein Glockenklang zu vernehmen war. Kolja horchte auf. "Meine Urgroßmutter muss uns bemerkt haben. Ich denke, sie will, dass wir zu ihr kommen."

      Begeistert schauten die Mädchen nicht, aus den Erzählungen Koljas waren sie nicht sicher, ob es ratsam war, dieser uralten Vampirin gegenüber zu treten und außerdem waren sie schon so viele Treppen gelaufen. Ka sah Kolja an. "Gibt es keine Abkürzung?"

      Kolja zögerte: "Wir könnten einen der Rutschtunnel benutzen."

      "Was?"

      "Das hängt wieder mit der Raumverzerrung zusammen. Mein Onkel hat damals in die Kaugummiblase einige Trichter gebohrt und sie verbunden. Wir können also statt außen rum auch quer durch rutschen."

      So ganz verstanden hatten das Lisa, Sara und Ka wieder nicht, aber es hörte sich besser an, als zu laufen.

      Ka stand auf. "Dann lass uns das doch machen."

      Kolja deutete auf eine kleine Klapptür in der hinteren Wand. Ka hatte gedacht es wäre ein Speiseaufzug, aber als Kolja sie öffnete wurde dahinter ein Tunnel mit Rutsche sichtbar.

      "Damit müssten wir direkt im Flur vor dem Zimmer meiner Urgroßmutter landen."

      "Müssten?"

      "Die Raumverzerrung ist manchmal unzuverlässig."

      "Ach, lasst es uns probieren." Lisa war einfach zu müde. Kolja rutschte als Erster. Lisa folgte ihm, dann Sara und zum Schluss Ka. Nur am Anfang fühlte sich das Ganze wie die Bewegung auf einer Rutsche an, dann wurde es immer schneller, sehen konnte sie nichts, nur die Schreie der anderen waren zu hören, nun hatte sie den Eindruck, in einer Achterbahn zu sitzen, sie wurde in Kurven gepresst und zeitweilig schien sie verkehrt herum zu rutschen. Endlich plumpste sie hinter den anderen auf einige Kissen in einem halbdunklen Flur. Kolja fluchte laut: "Mist, wir sind falsch. Na ja, es hätte schlimmer kommen können."

      "Wieso schlimmer?"

      "Meine Urgroßmutter meint, es könnten sich Risse ausbilden in der Blase, durch die man durchfallen würde."

      "Wohin?"

      Kolja zuckte nur mit den Schultern. Ka massierte sich ihren Arm, auf dem sie etwas unglücklich gelandet war. "Lasst uns lieber zu Fuß gehen."

      Es ging weiter durch immer weitere Flure und Zimmer, vorbei an Dutzenden von Türen über Treppen immer weiter hinauf und hinab, bis sie in einen dunklen Gang kamen. Das Tageslicht war nur noch als schwacher Schimmer zu sehen, die schweren Vorhänge waren hier alle zugezogen.

      Als Ka sie berührte, fühlten sie sich kühl und sanft an. Alle Geräusche wurden vom Stoff gedämpft. In der Luft lag ein erdiger Geruch wie von frischer Rote Bete.

      Für Vampire war es Schlafenszeit, nur Kolja hatte wieder mal den Tag zur Nacht gemacht. Aber die Fürstin hatte einen leichten Schlaf und sie deswegen gehört.

      Koljas Urgroßmutter saß in einem abgedunkelten Zimmer inmitten eines großen, düsteren Himmelbetts.

      Nur mühsam konnte Ka sie erkennen. Ka hatte einen Sarg erwartet, aber dieses Bett sah irgendwie noch unheimlicher aus als ein Sarg. Schwere schwarze Vorhänge umgaben das alte Bett aus dunklem, fast schwarzem Holz, in welches unheimliche Fratzen als Verzierungen geschnitzt waren. Die Vorhänge waren hochgeschlagen, der feuchte, dumpfe Geruch nach Rote Bete war hier im Zimmer noch stärker.

      Kolja stellte sie vor und sie begrüßten die alte Frau schüchtern. Die Fürstin erwiderte die Begrüßungen nur mit einem leichten Kopfnicken und winkte sie heran, sie hielten aber alle vorsichtig Abstand. Dann griff die Fürstin nach einer Art flachem, bauchigem silbernen Fläschchen und schüttelte sich etwas metallisch schwarz schimmerndes Pulver auf die Hand. Sie sog es mit der Nase in zwei dunkle Nasenlöcher und nieste, eine gespenstische, dunkel schimmernde Wolke erhob sich aus ihrer Nase und verteilte sich im Zimmer. Ein stechender bitterer Geruch stand mit einem Mal in der Luft. Ka, Lisa und Sara versuchten dem Geruch auszuweichen. Lisa spürte das Bedürfnis wegzulaufen, doch auch dafür hatte sie zu große Angst. Ihr Herzschlag schien ihren Hals zu verstopfen.

      Die uralte Vampirin betrachtete ihre Furcht mit einem leicht spöttischen Lächeln. Dann blickte sie sie durchdringend an und schwieg. Keine traute sich etwas zu sagen. Nervös traten sie von einem Fuß auf den anderen.

      Die Fürstin sah auf den ersten Blick aus wie eine uralte Frau. Ihnen fielen vor allem die dunklen Haare auf, die aus ihrer Nase hervorlugten und die faltige und fleckige Haut ihrer Hände. Doch ihre Augen waren sehr wach, selbst im Nachtgewand wirkte sie, als wäre es nicht sinnvoll, ihr zu widersprechen. Von ihrem Bett wehte ihnen ein kalter Hauch entgegen, der sich schwer auf sie legte. Einen Moment lang hatte Ka das Gefühl, als würde es noch dunkler im Zimmer werden als es ohnehin war.

      Kolja hatte sie noch gewarnt. Seine Urgroßmutter sei zwar Kindern gegenüber in der Regel nachsichtig, aber eine der mächtigsten existierenden Vampirinnen. Und falls Kinder nicht gehorchten, konnte sie sehr ungemütlich werden. Ka glaubte das sofort, als sie den Blick der Fürstin auf sich ruhen fühlte.

      Dieser Blick schien in ihr Innerstes zu sehen, kühl und distanziert. Sie fühlte sich wie bei einer Prüfung, für die sie sich nicht ausreichend vorbereitet hatte und wünschte sich, in diesem Moment irgendwo draußen an der Sonne zu sein.

      Doch die Fürstin schwieg immer noch.

      Auf ihrer Bettdecke lag ein großer, fetter schwarzer Kater. Auch dieses Tier schien durch sie hindurch zu sehen.

      Ka bemerkte ihn erst jetzt richtig, sie hatte kurz das Gefühl, als würde sich der schwarze Schatten einer riesigen Katze auf ihre Brust legen, aber da war nur der fette Kater. Sein dunkles Schnurren und ihr eigenes Atmen, das der anderen und das der alten Frau waren die einzigen Geräusche im Zimmer.

      Kolja schien nicht nur vor seiner Urgroßmutter, sondern auch vor dem Kater einen Höllenrespekt zu haben. Er versuchte offensichtlich, möglichst viel Abstand zu dem Tier zu halten und wirkte völlig verkrampft. Ka stieß ihn an und fragte ihn leise flüsternd, "Ich dachte Vampire haben keine Angst. Und du hast Angst vor Katzen?"

      Kolja flüsterte zurück: "Das ist keine Katze, das ist Tii der Katzendämon meiner Urgroßmutter."

      Die Fürstin blickte Ka und Kolja nun direkt an. "Wolltet ihr etwas sagen?" Ka fühlte sich als wäre sie steif gefroren. Sie schüttelte mühsam den Kopf.

      Tii sprang vom Bett und näherte sich ihnen. Die Fürstin beobachtete ruhig ihre Reaktion. Ka hatte den Eindruck, dass Kolja noch etwas blasser wurde, als er ohnehin schon war, sie spürte, wie ihre Hände feucht wurden und selbst Lisa, die sonst jedes Tier sofort in ihr Herz schloss, zog sich zusammen und machte sich klein. Ka war sich diesmal sicher, dass das Tier Dunkelheit und Kälte um sich herum verbreitete.

      Sie wichen alle vor dem Tier zurück.

      Nur Sara tat das Gegenteil, sie hockte sich hin und lockte das Tier. Der Dämon lief direkt zu ihr. Dann streichelte Sara das Tier auch noch.

      Ka spürte einen kalten Schauer auf der Haut, sie hatte den Eindruck als ob der Dämon