Bung I - Vampire, Vampire!. Tuja Tiira. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tuja Tiira
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783746711225
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Unsinn. Früher gab es das nicht." Er blickte die Mädchen an. "Sie ist eine uralte Vampirfürstin und sie hält ohnehin nicht viel von Regeln, vielleicht schläft sie aber auch." Dann wurde seine Stimme leise und eindringlich. "Ihr müsst aber versprechen, niemandem etwas darüber zu erzählen."

      Kolja ließ sich das Versprechen von jeder einzeln geben. Ka war aber nicht bei der Sache, sie war sich jetzt sicher, dass Kolja log. Hier gab es kein Schloss. Sie sah Kolja an. "Dann lass uns gehen."

      Kolja schritt voran, Ka, Sara und Lisa folgten ihm. Ka tat so als wäre sie gelangweilt, und doch war sie unsicher

      Sara bemerkte dass ihre beste Freundin die Hände in ihren Taschen vergrub, ein Zeichen dafür, dass sie angespannt war. Sie selbst wusste auch nicht, was sie von Kolja halten sollte.

      Lisa lief aufgeregt neben Kolja her und fragte ihn noch dies und das zum Leben als Vampir.

      "Ist das Sonnenlicht für dich gar nicht gefährlich? Ich dachte, Vampire zerfallen im Sonnenlicht."

      Kolja beantwortete scheinbar unbeteiligt alle Fragen: "Zerfällst du, weil du einen Sonnenbrand hast? Sicher, für Vampire ist das gefährlicher, weil unsere Haut empfindlicher ist, aber heute gibt es Sonnenschutzkreme mit hohem Lichtschutzfaktor. Außerdem ist das nicht bei allen Vampiren gleich, ich muss mich nur im Schatten aufhalten, das reicht."

      "Und Knoblauch?"

      "Auf Knoblauch reagieren viele Vampire allergisch und der Gestank ist für uns fast unerträglich, das kann auch richtig unangenehm sein, aber bei den meisten führt er nur zu leichten Hautreizungen und Knoblauchschnupfen."

      "Und Kreuze, sind Kreuze gefährlich für Vampire?"

      "Nein, das haben nur irgendwelche Priester erfunden, um sich wichtig zu machen."

      Ka war sich sicher, dass Kolja Lisas Aufmerksamkeit trotz seiner Zurückhaltung genoss.

      Vier Straßen weiter hätte sich Ka fast totgelacht. Sie standen vor einer Reihenhaussiedlung. Kolja zeigte auf das mittlere Haus. Lisa schien nun auch enttäuscht. Sara konnte man nur schwer ansehen, was sie dachte. Der Detektor schlug aber immer noch aus, wenn Ka ihn auf Kolja richtete. Und er schlug noch viel heftiger aus, als sie ihn auf das mittlere Reihenhaus richtete.

      Aber sie konnten jetzt unmöglich kneifen.

      Als sie durch die Eingangstür eingetreten waren, sah erst einmal nichts besonders ungewöhnlich aus. Nur wirkte das Haus seltsam überfrachtet und gleichzeitig unbewohnt. Tote Tiere starrten sie von Wänden herab an, überall hingen ausgestopfte Tierköpfe und durch einen Türspalt sah sie in einem der hinteren Räume die Umrisse eines ausgestopften Bären. Die schweren, dunklen Möbel und die alten Vorhänge ließen alles wie im Dämmerlicht erscheinen. In einer Vase stand ein Strauß vertrockneter Blumen. Die Luft roch muffig und nach Staub. Teppiche dämpften die Schrittgeräusche. Zu hören waren nur Geräusche von draußen. Lisa fröstelte, auch Ka sah etwas bleich aus.

      Doch Kolja schien das Haus gar nicht zu interessieren. Er ging geradewegs zur Garderobe und drehte an einigen der Kleiderhaken. Die Garderobe klappte zur Seite und dahinter wurde eine große weiße Holztür sichtbar. Die Mädchen schluckten, aber keine wollte die Erste sein, die Angst zeigte, also folgten sie Kolja durch die Tür. Hinter ihnen schloss sich die Tür wieder.

      Die Tür führte in eine große Halle, die Eingangshalle eines Schlosses. In der Halle war es ruhig und trotz der großen Fenster irgendwie leicht schummerig. Vielleicht lag das an den schweren Vorhängen und den Gardinen oder an den Wänden, die wirkten, als wären sie aus meterdicken Steinen. Auch die Decke war aus Stein und bildete ein Gewölbe. Alte Ritterrüstungen, große leere Vasen, einige Waffen, die an der Wand hingen, ein langer alter Tisch, schwere Teppiche auf dem Steinfußboden, Leuchter, ein großer Kamin, eine Bildergalerie am anderen Ende der Halle, viele Türen und eine Treppe nach oben fingen ihre Blicke ein. Die Luft legte sich kühl auf die Mädchen, Sara fröstelte es nun auch. Ka lief zu den Fenstern. Tatsächlich sah sie die Straße, aber alles war seltsam verzerrt, so dass ihr schnell die Augen weh taten.

      Sie wandte sich fragend an Kolja. "Wie kann das sein?"

      "Genau verstehe ich das auch nicht. Mein Großonkel war ein berühmter Paraphysiker und hat irgendwelche Raumverzerrungen genutzt um das Schloss und den Park hier unauffällig verschwinden zu lassen."

      "Wie soll das funktionieren?"

      "Wie bei einer Kaugummiblase, jedenfalls hat es mir meine Urgroßmutter so zu erklären versucht. Stell’ dir vor, du würdest auf einem Kaugummistreifen leben und an einer Stelle des Kaugummistreifens würde jemand das Kaugummi weich kauen und eine Blase produzieren. An dieser Stelle würde sich die Oberfläche massiv vergrößern und so die Blase bilden. Du könntest dort viel mehr als vorher draufstellen, also auf die Außenhülle der Blase. So ähnlich funktioniert das hier auch, eine Art Blase in der Raumstruktur. Aber ganz verstanden habe ich das auch nicht."

      Ka nickte; wenn ihre Mutter wieder einmal versuchte, ihrer Tochter die Grundlagen der Allgemeinen Relativitätstheorie nahe zu bringen und von gekrümmten und nicht rechtwinkligen Räumen erzählte, verstand sie das auch nie. So ähnlich musste das hier auch sein.

      "Leider haben wir inzwischen Probleme, weil an einigen Stellen weitere kleinere Blasen entstanden sind und einige Falten. Dadurch ist zurzeit eine der Badezimmertüren oben an der Decke."

      "Das hört sich nicht gut an." Ka sah erst nach oben, schüttelte den Kopf und schaute dann etwas beunruhigt umher. Auch die anderen blickten zur Decke. Tatsächlich war dort mitten zwischen zwei Gewölbebogen eine Tür, die sie bisher übersehen hatten. Doch Kolja schien das alles ganz normal zu finden: "Ach, so schlimm ist das nicht, manchmal sind Räume nur plötzlich ganz woanders als vorher."

      "Hm." Richtig beruhigt wirkten die Mädchen nicht. Sara sah ihn an: "Wieso repariert dein Großonkel das nicht?"

      "Er schläft. Vampire werden in realen Jahren nur unwesentlich älter als Menschen.

      Die älteste Vampirin in realen Lebensjahren, die ich kenne, ist 151 Jahre alt und schon einige Jahre bettlägerig. Das hohe Alter von Vampiren ergibt sich aus den langen Schlafphasen.

      Meine Urgroßmutter ist zum Beispiel real 117 Jahre alt aber geboren wurde sie vor über 1200 Jahren. Nur ganz wenige andere lebende Vampirinnen und Vampire auf der Welt sind vor so langer Zeit geboren worden. Die meisten Vampire sprechen von ihr nur als 'Fürstin Irina'" Kolja machte eine kurze Pause und seine Stimme sank kurz zu einem unsicheren Flüstern herab: "Viele Vampire haben Angst vor ihr." Dann sprach er wieder lauter. "Mein Großonkel hat sich kurz nachdem er das Schloss hat verschwinden lassen, für 500 Jahre schlafen gelegt. Er wird erst in 70 Jahren wieder aufstehen.

      Vampire verabreden sich langfristig in der Zeit. Er hat eine Verabredung mit einer Freundin." Kolja zuckte mit den Schultern. "So lange müssen wir warten."

      Ka überlegte: "Aber es muss doch aufgefallen sein, als das Schloss verschwunden ist?"

      "Ach, das ist unendlich lange her und damals haben die Menschen noch an den Teufel geglaubt."

      Sara und Lisa gingen zu der langen Reihe mit Bildern von Frauen, Männern und einigen Kindern am anderen Ende der Halle. "Sind das alles Verwandte von dir?" Lisas Neugier hatte inzwischen ihre Furcht besiegt. Die Bilder hatten alle den Charme uralter, nachgedunkelter Ölgemälde.

      Ein Bild fiel Lisa auf, weil der Vampir darauf neben einer Obstschale mit verschrumpeltem Obst abgebildet war, außerdem hielt er einen saftigen Apfel in der Hand. Der Vampir war dunkel und streng gekleidet, das Bild zeigte ihn im Halbdunkel, alles wirkte dunkel, ein alter Holztisch im Bild sah aus wie ein schwarzer Abgrund, nur die Vampirzähne des Vampirs leuchteten und der Apfel in seiner Hand. Im Hintergrund des Bildes fielen ihr noch eine kleine Statue und einige seltsame Schriftzeichen auf, welche sich aber kaum vom Dunkel des Bildhintergrundes abhoben. Sara, die ihrem Blick gefolgt war, zeigte mit dem Finger auf die Statue: "Das ist eine Buddha-Figur." Lisa fragte sich, was das wohl bedeuten sollte.

      Kolja war inzwischen zu ihnen gekommen. "Ja, das sind alles Verwandte, ich kenne aber die wenigsten davon und ich kann mir die Namen nie merken.

      Kommt, ich zeige euch das Schloss."

      Sie