Bung I - Vampire, Vampire!. Tuja Tiira. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tuja Tiira
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783746711225
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Geruch nach Moder und Fäulnis.

      Doch als sie bemerkten, dass sie beobachtet wurden, versteckten sie sich an der Unterseite des Karrens oder stellten sich tot und waren nicht mehr von faulem, altem Gemüse zu unterscheiden. Auch die Vampirgurken sahen auf einmal nur noch wie normale überlagerte Gurken aus, die überall auf dem Boden lagen.

      Nur weiter weg, auf der anderen Seite, kroch noch eine kleine Vampirgurke im dunklen Schatten des Karrens auf der Suche nach Futter umher.

      Lisa kroch weiter unter den Karren und strich vorsichtig und sanft einem der nun leblosen Vampirselleries mit den Fingerspitzen über den haarigen Pelz. Der Vampirsellerie reagierte erst gar nicht und stellte sich tot, doch nach einer Weile rollte er vorsichtig einige Wurzelhaare aus und um Lisas Finger und rieb sich an ihrer Hand. Er sonderte dabei reichlich schwarzgrünen Schleim ab, offensichtlich mochte er es, gekrault zu werden. Doch als Lisa sich einmal zu schnell bewegte, stellte er sich sofort wieder tot.

      Kolja konnte es immer noch nicht fassen, davon hatte auch er noch nie gehört, er schüttelte den Kopf. "Vampirgurken und Vampirsellerie, das gibt es nicht." Fasziniert schaute er wie gebannt auf die kleinen Wesen.

      Und sie schienen sich auch untereinander zu verstehen. Nachdem sich die Augen von Ka an das Dunkel unter dem Karren gewöhnt hatten, sah sie nun auch in einem der Radkästen einen Vampirsellerie und eine Vampirgurke, die dort fast unsichtbar waren, friedlich aneinander gekuschelt liegen und schlafen. Nur ab und zu zuckte der Sellerie, als träumte er.

      Ka musste lächeln und selbst Sara war begeistert. Sie hatten nur noch Augen für die kleinen Geschöpfe. Ohne sich zu rühren warteten sie darauf, dass die Geschöpfe sich wieder zeigen würden.

      Bis plötzlich ein Schuh eine kleine Vampirgurke, die gerade ihr Molchgesicht hochreckte, zertrat. Das Fiepen der kleinen Vampirgurke im Todeskampf ließ Ka einen Moment lang erstarren dann schreckte sie hoch.

      Ein Geruch nach Rasierwasser und verfaultem Fisch schlug ihr entgegen. Das helle Sonnenlicht blendete sie. Ihr gegenüber auf der anderen Seite des Gemüsekarrens standen die beiden Vampire der Aufsichtsbehörde. Die glattrasierten kalten Gesichter schauten angeekelt auf die Vampirgurken, die beiden Vampire zertraten so viele wie möglich. Sie traten immer wieder zu. Ein eisiges Lachen stand in ihrem Gesicht. Ka war mit einem Mal so kalt, als säße sie in einem Kühlschrank.

      Sie und die anderen hatten die beiden Aufsichtsvampire nach der Entdeckung der Vampirgurken und -sellerie völlig vergessen. Zwischen den schmalen Lippen der Vampire glaubte sie einen Moment lang Kadaverreste zu erkennen, obwohl alles an den beiden Männern sorgsam gepflegt wirkte, auch die Zähne.

      Dann wandten sich die Vampire der Aufsichtsbehörde mit ihren kalt lachenden Gesichtern ihnen zu. Die Vampire versuchten sie zu greifen. Doch Ka und auch Sara und Kolja waren viel zu schnell.

      Aber Lisa erwischten sie am Kleid, da sie erst noch eine der kleinen Vampirgurken in einer Falte ihres Kleides in Sicherheit brachte.

      Die beiden beugten sich über Lisa um ihr die kleine Vampirgurke abzunehmen. Lisa war sich nicht sicher, ob sie nicht auch sie verspeisen wollten. Obwohl Kolja erzählt hatte, dass sich die Vampire der Aufsichtsbehörde vor menschlichem Blut ekelten, wollte Lisa es doch nicht darauf ankommen lassen, das auszuprobieren. Der nach verfaultem Fisch und Aas stinkende Atem der beiden Vampire nahm ihr die Luft.

      Einer der Aufsichtsvampire hauchte ihr direkt ins Gesicht: "Du solltest dich nicht in Sachen einmischen, die dich nichts angehen, Mädchen. Du glaubst wohl, nur weil du so jung bist, würden wir dich nicht bestrafen." Der Aufsichtsvampir zog sie näher zu sich heran und grinste, Lisa fröstelte es. "Da irrst du dich. Denn siehst du, wir wissen, dass es wichtig ist, jede Form von Renitenz gleich im Keim zu ersticken.

      Wir wollen doch nicht, dass aus dir einmal eine Erwachsene wird die keine Angst mehr vor Vampiren und Nachtwesen hat! Oder, Kleine, das wollen wir doch nicht?" Mit diesen Worten griff der Aufsichtsvampir nach der Vampirgurke, die Lisa in ihrem Rock verborgen hatte. Sie spürte die kalte Dunkelheit, die von diesem Griff ausging. Zuerst war Lisa vor Angst erstarrt, ihr liefen wieder die Tränen übers Gesicht doch dann dachte sie an die kleine hilflose Vampirgurke. Und die Angst machte sie nur umso wütender.

      Ohne weiter nachzudenken, trat sie dem Aufsichtsvampir gegen das Schienbein und schlug auf ihn ein. Sie versuchte loszukommen, doch der kalte Griff des Vampirs war unerbittlich. Sie fing lautstark an zu brüllen: "Mörder! Lasst mich los! Loslassen, Fischgesichter, Gurkenmörder, Vampirzombies!

      Hilfe! Hilfe!

      Ihr stinkt!"

      Immer mehr Leute wurden aufmerksam, den Vampiren war das äußerst unangenehm und sie trauten sich nicht mehr fester zuzugreifen, dadurch gelang es ihr, sich loszureißen. Die Vampire hielten nur noch einen Fetzen ihres Kleides in der Hand.

      Lisa tauchte unter der Deichsel des Karrens weg und rannte im Zickzack zwischen den mit dem Abbau der Stände beschäftigten Marktstandbesitzerinnen und -besitzern hindurch.

      Eine kräftige Frau, die Lisas Schreien gehört hatte und nun sah, wie zwei unangenehm fischig stinkende Männer in Trenchcoats ein kleines Mädchen verfolgten, hielt einen von ihnen am Mantel fest und verprügelte ihn mit einer Zucchini. Doch in diesem Moment verlor Lisa das Gleichgewicht und fiel über einen Blumenkohl. Alles schien umsonst gewesen zu sein. Gleich würde der zweite Vampir sie erreichen und ihr die kleine Vampirgurke entwinden und sie töten und danach, Lisa wagte sich nicht vorzustellen, was er mit ihr tun würde.

      Doch inzwischen hatten die anderen sich gesammelt, Ka, Sara und Kolja bewarfen den Vampir mit altem Obst. Eine faule Birne traf ihn genau im Gesicht und er konnte einen kurzen Augenblick lang nicht richtig sehen. Der Vampir übersah eine alte Banane und rutschte mit Wucht in einen Abfallhaufen aus Altgemüse am Kanalufer, der ihn unter sich begrub. Noch bevor er wieder auf den Beinen war, wurde der ganze Abfall mitsamt dem Vampir über eine Rutsche auf ein Abfallschiff im Kanal geschoben. Lisa dachte einen kurzen Moment lang, dass dadurch der Geruch des Vampirs nur besser werden konnte, seine Kleidung würde aber wohl etwas leiden.

      Sie nutzte den Moment um sich aufzurappeln. Hinter sich hörte sie noch die Stimme des zweiten Vampirs, den immer noch die Marktfrau festhielt. Ein zischender kalter Hauch in ihren Ohren. "Wir sehen uns wieder! Glaub’ nicht, dass wir dich vergessen."

      Blitzschnell verschwand sie hinter einigen Marktständen. Sie zitterte und es fröstelte sie trotz des Sonnenscheins. Aber wo waren die anderen?

      "Pst!" Das war Sara.

      Sara, Ka und Kolja hatten sich genau hier versteckt und von dort aus mit dem alten Obst geworfen. Ka zog Lisa mit sich. Schnell rannten sie weiter in eine Seitenstraße, bis der Markt nicht mehr zu sehen war. Alle waren außer Atem. Lisa war völlig erschöpft und so außer sich, dass sie immer noch weinte. "Diese Fischgesichter, sie töten sie, wir müssen sie retten."

      Ka berührte Lisa sanft am Arm. "Klar. Aber du hättest es uns ruhig früher sagen können."

      Lisa schluchzte jetzt. "Es war doch mein Geheimnis und ich wollte so gerne Haustiere. Und dann wusste ich nicht mehr, wie ich es euch sagen sollte, weil ich es doch zuerst verschwiegen hatte."

      Ka begriff langsam. "Du hast auch welche bei dir zu Hause?"

      "Ja, aber es geht ihnen nicht gut. Ich habe ihnen im Keller in einer Kiste einen Unterschlupf gebaut."

      Ka erinnerte sich an das faule Gemüse und die blassgrüne Bewegung, die sie im Keller gesehen hatte. Lisa schniefte. "Aber der Keller ist zu trocken. Und irgendwie schaffen sie es immer wieder aus dem Keller heraus nach oben ins Haus zu kommen. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Und auf dem Markt werden sie zerquetscht und wenn sie an die Sonne kommen, sterben sie. Und jetzt werden sie auch noch von diesen Fischgesichtern ermordet."

      Lisa schluchzte nun noch mehr. Noch immer hielt sie die kleine Vampirgurke in einer Falte ihres Kleides verborgen. Sie hatte sie die ganze Flucht über nicht fallen lassen. Ka nahm Lisa in den Arm und versuchte sie zu beruhigen. Sara half ihr, die kleine Vampirgurke sicher zu verstauen. Dann gingen sie langsam zurück zu ihrem Hauptquartier, das Kolja ja noch gar nicht kannte. Sara und Ka ließen Lisa in ihrer Mitte gehen. Als sie den Dachboden erreichten, war Lisa wieder etwas