Prophezeiungen der Weisen. Dörthe Haltern. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dörthe Haltern
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844263015
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dich nun keiner mehr brauchen."

      Kurz zögerte der Isk-Meister noch, dann sah er die Ratsmitglieder noch einmal der Reihe nach an. Sie sahen ein wenig unsicher zurück, da sie keine Ahnung hatten, was auf einmal eigentlich vor sich ging. Sie wünschten sich Aufklärung, doch niemand schien sich die Mühe machen zu wollen. Also ging Peroth.

      "Ihr werdet verloren sein.", flüsterte er noch einmal zum Abschied mehr zu sich selbst.

      Doch bevor er die Halle durch die große Doppeltür verlassen konnte, wurde sie von außen geöffnet und ein weiterer Gast trat ein, der sofort die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zog, auch wenn er ihnen umgekehrt nicht die geringste Beachtung schenkte. Die Beiden trafen aufeinander und blieben stehen. Zunächst war der Neuankömmling leicht irritiert als er vor seinem einstigen Lehrer stand.

      "Rugar.", seufzte Xejohl als dieser schließlich weiter auf die Versammlung zuging. Noch immer bedeckte Schnee seine Kleidung und der lange Umhang schien zu Eis gefroren. Starke Schneestürme tobten vor den Eingängen in das Höhlenlabyrinth.

      Hinter ihm kamen Stalca und David ins Sichtfeld der interessierten Schaulustigen. Schnell eilten Helfer herbei, die David halfen sich auf eine nahe Bank zu setzen. Er konnte kaum noch selbst stehen, sein verletzter Fuß schmerzte unerträglich und er konnte nicht mehr aufhören vor Kälte zu zittern, obwohl die große Halle gut beheizt war.

      Erfreut kam Peroth auf Stalca zu. Der junge Isk blickte zu seinem Meister auf. Ein Blick voller Vorwurf, leichte Verzweiflung und tiefer Schmerz. Es schien, als wäre er in einem nicht enden wollenden Albtraum gefangen, der ihm kein Erwachen brachte. Erschrocken hielt Peroth inne. "Stalca, was..."

      Stalca warf einen kurzen Blick über die versammelte Masse, die noch immer aufmerksam zu ihnen herüber starrte, in der Hoffnung Entscheidendes nicht zu verpassen. Ein unruhiges Flackern trat in seinen Blick und Peroth schien er entweder zu übersehen, oder mit Absicht zu ignorieren. Er drehte sich um und suchte einen Weg die Halle wieder zu verlassen.

      "Stalca!", hielt Peroth ihn energisch auf.

      Stalca blieb stehen, doch als er sich wieder herumdrehte, hob er nur trotzig den Kopf. "Was wollt Ihr von mir? Vielleicht ist es an der Zeit mir einmal die Wahrheit zu sagen. Ich habe genug von den ewigen Legenden und Geheimnissen und ich lasse nicht mit mir machen, was andere wollen."

      Sein Tonfall war Peroth gegenüber unangemessen, doch er wahrte genug Höflichkeit, um seine Stimme so weit zu dämpfen, dass sie nur von denen gehört werden konnten, die direkt um sie herum standen. Peroth jedoch erwiderte darauf nichts und ließ Stalca gehen, der auf die nächstbeste Tür zusteuerte.

      Rugar kümmerte sich in der Zwischenzeit um andere Dinge, als er vor dem Versammlungstisch des Rates stehen blieb. Er sparte sich jedwede Form der Begrüßung und schenkte den Übrigen nicht einmal einen Blick. Seine Differenzen zu dem Rat waren weithin bekannt. Er war genauso wenig gern gesehen, wie es Nekat war.

      " Wie Ihr sicher in der Zwischenzeit erfahren habt, gab es auf unserer Reise hierher den ein oder anderen Zwischenfall.", wandte er sich direkt an Xejohl. "Ich habe die beiden Jungen gefunden und es geht ihnen gut, doch es hätte schlimmer kommen können. Die Gegend um Yéist nicht unbedingt sicher. Vielleicht sollten wir Späher aussenden, um herauszufinden, wie dicht Atúoder Justakas Männer uns wirklich sind, bevor noch mehr Menschen zu Schaden kommen."

      "Es ist Krieg.", mischte sich der Fremde erneut ein. "Krieg erfordert Opfer. Zumindest muss man damit rechnen."

      Einen Moment lang schien Rugar zu überlegen, ob er diesen Einwand nicht ganz einfach ignorieren wollte. Aber dann drehte er sich doch zur Seite und betrachtete die geheimnisvolle Gestalt eine Weile von oben bis unten.

      "Was ist das denn für ein komischer Vogel?"

      Der Elf erstarrte plötzlich, Fassungslosigkeit spiegelte sich in seinem Gesicht wieder. Es schien ihm tatsächlich die Sprache verschlagen zu haben.

      "Entschuldigt seine Respektlosigkeit.", versuchte Xejohl die Situation zu retten. "Er..."

      "Sagt mal, habe ich irgendetwas verpasst?" Rugar starrte eine Weile ratlos auf Xejohl. Normalerweise hatte es der Herrscher dieses Minireiches nicht nötig sich für irgendetwas oder gar irgendjemanden zu entschuldigen. Und er zog es vor, dies auch zu keiner Situation zu tun. Aber nun wirkte er seltsam verändert. Er schien nicht mehr derjenige zu sein, der er noch vor wenigen Wochen war. Er wirkte mit einem Mal zerbrechlich und schien nicht mehr der starke Mann zu sein, der er in vieler Augen war.

      Rawnes trat nun aus dem Hintergrund auf Rugar zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter um ihn zu bremsen. "Das ist eine ziemlich komplizierte Geschichte, fürchte ich.", flüsterte sie so leise, dass es niemand außer sie hören konnte. "Ich erkläre es dir später, in Ordnung?"

      Sie machte eine kurze Pause und betrachtete ihn besorgt. "Du solltest da nicht wieder raus gehen.", meinte sie. "Wir werden jemanden finden, der sich umsieht. Und meinetwegen kannst du ihnen folgen, aber erst nachdem du wieder einigermaßen aufgetaut bist, sonst wirst du dort draußen doch noch erfrieren."

      Rugar wollte protestieren, doch sie hielt ihn rechtzeitig auf. "Bitte! Meinetwegen werde ich mich an der Suche beteiligen, wenn dich das beruhigen sollte, aber bitte bleibe wenigstens für ein paar Stunden hier."

      Sie sahen sich eine Weile direkt in die Augen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Er war deutlich unzufrieden mit dem, was Rawnes von ihm verlangte. Sie wollte ihn mit allen Mitteln hier behalten, denn sie wusste, er würde bis zu seinem Ende dort draußen bleiben, wenn er zuvor nichts Zufriedenstellendes in Erfahrung bringen würde. Schließlich wich er ihrem Blick aus.

      "Du wirst nicht dort nach draußen gehen.", meinte er. "Es ist zu gefährlich."

      "Bleib hier.", schaltete sich nun Peroth dazwischen, der sich ihnen nun wieder zuwandte. "Du wirst hier vielleicht dringender gebraucht. Ich kann nicht mit Gewissheit sagen, was er vorhat, aber es kann nicht viel Gutes sein. Er wäre nicht traurig darüber gewesen, wenn David und Stalca dort draußen verschollen geblieben wären."

      Er schwieg in Gedanken versunken. Es war unschwer zu erkennen, wen er damit meinte, denn er warf einen langen, nachdenklichen Blick in die Richtung des Elfen.

      "Wieso?" Rugar war für einen Moment zu verblüfft, um sich auch nur darüber aufregen zu können.

      "Später vielleicht.", blockte Peroth ihn entschlossen ab. Er wollte bereits gehen, doch dann drehte er sich noch einmal zurück. "Sei vorsichtig. Und pass auf die Jungen auf. Das ist wichtig. Hast du verstanden?"

      "War nicht so schwer. Ja.", behauptete Rugar.

      "Gut, gut." Peroth schien ein wenig erleichterter zu sein und machte sich auf den Weg.

      DER HERRSCHER DER NACHT

      Es wird beginnen und gleichzeitig enden.

      Die Welt wird untergehen und gleichzeitig neu entstehen.

      Sie wird im Chaos versinken und in der Ordnung emporsteigen.

      Dies wird geschehen, sobald die Vier zusammentreffen.

      Der Erste, der Auserwählte wird er sein.

      Seine Aufgabe, das Ende der Welt zu retten.

      Unwichtig wird er erscheinen und verborgen seine Taten.

      Doch gleichzeitig der Wichtigste von allen.

      Der Zweite, der Verräter.

      Seine Aufgabe, seinen Herrn verraten und bestehlen.

      Er, der kein Verräter sein will, es ist,

      aber dennoch nicht sein wird.

      Der Dritte, der Herrscher der Nacht.

      Seine Aufgabe, vollenden, was zu Ende gehen sollte.

      Auf seinen Ruf wird sich das Heer erheben.

      Das Heer der Verborgenen.

      Der Vierte, Kämpfer des Schicksals.

      Seine Aufgabe, die Ordnung