Prophezeiungen der Weisen. Dörthe Haltern. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dörthe Haltern
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844263015
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für die Welt zu entwickeln, sie glaubten neue Theorien entdeckt zu haben, doch in Wirklichkeit begannen sie nur an etwas anderes zu glauben.

      Dieser neue Glaube war stärker als sein Vorgänger und so begann sich die Welt zu ändern. Die Menschen wurden erwachsen und selbstsicher. Sie stellten sich gegen die Gesetze der Natur und wollten selber herrschen. Ihre Welt änderte sich immer weiter und sie ändert sich noch immer, bis sie enden wird und aus diesem Ende wird sich eine ganz neue und fremde Welt entwickeln. Dieses Ende war bereits im Gange. Und nun soll berichtet werden, wie sich die Welt wandelte."

      (AlkGer'hash, "Die Prophezeiungen der Weisen")

      Es sollte Lärm in den weiten, hohen Hallen Yesúws herrschen, denn normalerweise sollten sich hier die Herren der Länder treffen. Von Menschen, Elfen und allen Völkern dieser Erde. So war es, wenn eine Krisenzeit herangebrochen war, eine Krisenzeit wie diese. Ausweglos, wie es den Anschein tat. Doch wo waren sie, die Herrscher der Völker? Wo waren sie hin? Fort, verloren die Kinder dieser Welt. Und sie würden niemals wieder kommen.

      Trotzdem herrschte Unruhe. Die plötzliche Finsternis war natürlich niemandem entgangen und sie waren zwar nur wenige, aber die noch herrschenden Fürsten waren gekommen. Sie vertraten längst keine ganzen Völker mehr. Sie waren nur noch Gebieter über kleine Landstriche in entfernten Ländern, in denen sich restliche Angehörige magischer Wesen zurückgezogen hatten. Denn auf Menschen konnten sie sich in diesen Zeiten nicht mehr verlassen. Wie es aussah waren sie sogar zu ihren Feinden geworden, nachdem sie sich auf die Seite des Dämonenherrschers gestellt hatten.

      "Habt Ihr bereits etwas von Rugar gehört, Meister Peroth?", fragte Rawnes, die selbst erst vor kurzer Zeit eingetroffen war. Viele Dinge in Naksa benötigten noch ihre Aufmerksamkeit und sie konnte seine Bewohner nicht zurücklassen ohne um ihre Sicherheit gesorgt zu haben. Diese Leute verließen sich auf ihre Fähigkeiten und der Wald war möglichen Feinden schutzlos ausgeliefert.

      "Nein.". Der Isk seufzte deutlich vernehmbar. Es war nicht zum ersten Mal, dass er diese Frage beantworten musste. Immer wieder fragte die junge Frau. "Und wenn ich von ihm hören sollte, wirst du es sicherlich gleichzeitig auch, denn ich bin mir sicher, er wird sofort hierher kommen."

      "Ich mache mir nur schreckliche Sorgen.", murmelte Rawnes mehr zu sich selbst.

      "Was soll ihm schon passieren?" Eigentlich erwartete er darauf nicht einmal eine Antwort.

      "Ich mache mir nicht Sorgen um ihn. Aber je länger er fortbleibt, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit, dass er sie finden wird.", erklärte sie ihm.

      "Du bist nicht die Einzige, die sich sorgt."

      Der Isk wirkte leicht gereizt, auch wenn er sich bemühte Ruhe zu bewahren, trotzdem tat es ihr leid, ihm so auf die Nerven gehen zu müssen. Sie bemühte sich ebenfalls nach Kräften, doch nur wenige Minuten kamen ihr schon wie eine Ewigkeit vor.

      "Es tut mir leid.", flüsterte sie als Entschuldigung und nahm sich vor, erst einmal nichts mehr zu sagen, denn helfen würde es auch nicht.

      Plötzlich öffnete sich hinter dem langen Tisch, an dem sie saßen, eine kleine, unscheinbare Tür. Der ebenfalls recht kleine und unscheinbare Raum dahinter war auch nur für wenige Personen gedacht. Ohne sich umdrehen zu müssen, wussten sie alle wer die Halle nun betrat und sie erhoben sich ehrfurchtsvoll von ihren Plätzen. Auch die weniger bedeutenden Persönlichkeiten, die an Nebentischen Platz genommen hatten und von ihren Positionen aus nicht gerade besonders viel sehen konnten, standen auf, um den nötigen Respekt zu zeigen. Denn durch die unscheinbare Tür aus dem unscheinbaren Raum trat der König dieses bescheidenen Hauses. Herr über die Elfen dieser Welt, auch wenn es vielleicht ebenfalls nicht mehr sehr viele waren. Xejohl.

      Er kam in der Größe eines Menschen, denn alle Vertreter ihrer Länder unter diesem Dach hatten diese Größe. Früher waren Zwerge dabei, andere Elfen oder sogar riesige Trolle, doch dies war schon Jahrhunderte her, wenn nicht sogar Jahrtausende, denn als die letzten freien Zwerge noch über diese Welt wanderten, vor der Schreckensherrschaft der Hujak, als es kaum Menschen auf dieser Erde gab, an diese Zeit konnte sich kein lebendes Wesen mehr erinnern. Es gab nur Bilder, Aufzeichnungen und alte Geschichten. Dies waren die Überbleibsel dieser Zeit, eine herausragende Ära der Weltgeschichte.

      In welcher Gestalt aber Xejohl auch immer erscheinen mochte, er blieb in jeder Situation eine imposante Persönlichkeit. Wäre er ein Mensch, so mochte man sein Alter vielleicht auf Ende fünfzig, Anfang sechzig Jahre schätzen, doch aus den Augen seines Volkes gesehen war er bereits an die zweihundert Jahre alt und überschritt damit bald die Grenzen seines Lebens. Doch sein Blick war noch immer scharf und wachsam, seine Haare zeigten kaum eine Spur von Grau und seine Haltung war aufrecht und stolz. Seine Worte waren weise und seine Gedanken lagen klar und deutlich vor ihm. Wahrscheinlich würde eines Tages sein Enkel diesen Thron erben, nicht einmal sein Sohn, so munkelten viele, denn er stand bereits als ältester der Elfen-Könige in den Büchern und viele spekulierten schon auf seine Unsterblichkeit, doch die Zeiten, dass Elfen unsterblich waren, waren auch verflossen. Sobald Justaka an die Macht kam und selbst über diese Welt herrschte, mussten die Elfen sterben. Diese Erkenntnis hatte das kleinste Volk dieser Erde schwer getroffen und es vergingen Jahrzehnte, bis sie sich damit abfinden konnten.

      Xejohl ließ sich bedächtig auf seinen Sitz nieder und erst als er saß, nahmen auch die anderen alle wieder nacheinander Platz. Rawnes warf einen knappen Blick auf den König und musste feststellen, wie merkwürdig leer und müde seine Augen an diesem Tag vor sich hin starrten. Er schien mit seinen Gedanken nicht wirklich an diesem Ort zu sein und es schienen ihn andere Probleme als diese zu plagen. Sie wüsste gerne, von welcher Art diese Probleme waren, denn was sie nicht gebrauchen konnten, war ein unkonzentrierter König, denn vieles hing von seinen Entscheidungen ab. Er konnte die Macht über die Geschehnisse dieser Welt haben, wenn er wollen würde. Er war in den Augen vieler einem Gott gleich.

      "Wir haben schon viel erfahren, über die Dinge, die draußen vor sich gehen.", erhob sich Xejohls Stimme über die Köpfe der nun schweigenden Menge hinweg. "Doch bedarf es noch vieler Antworten auf ungeklärte Fragen. Da der Mann, der viele seiner Wege auf eigenem Ermessen beschritten hat, nicht unter uns ist, wo auch immer er hingegangen sei, so bin ich gespannt, wer für ihn zu sprechen gedenkt."

      In den Reihen der Zuhörer wurde es unruhig. Mühsam kämpfte sich ein Mann Stück für Stück durch die Sitzbänke, während die Leute nur murrend aufstanden, um ihn hindurch zu lassen.

      "Jack Bradley.", knurrte ein beleibter älterer Berater, welcher direkt neben dem König saß. Mit überdeutlicher Betonung rollte er das r sehr stark, was für Bewohner Zahurs ungewöhnlich und sehr fremd war. Dieser Mann musste aus einem weiter entfernten Land kommen. "Hätte ich es mir ja denken können."

      Xejohl ignorierte diesen Einwand gekonnt. "Wenn du glaubst über eure Reise berichten zu können, so erkläre uns zunächst schon einmal die Gründe eures Aufbruchs aus Naksa, welchen viele nicht gutheißen konnten, wie ich hinzufügen muss. Wir hatten vereinbart uns aus dem kommenden Geschehen herauszuhalten."

      Jack bemühte sich nach Kräften nicht auf diese Bemerkung einzugehen. Es war nicht so gewollt und würde er es dennoch tun, würde er erneut den Zorn des Rates auf ihr Unternehmen ziehen, so wie Nekat es vor ihm tat. Er hatte gewusst, dass sie sich nicht aus den Geschehnissen um sie herum heraushalten konnten und durften. Sie waren Teil dessen, was am geschehen war und sie waren eingebaut in diesen gigantischen Plan des Schicksals, ob es nun Gutes oder Böses von ihnen wollte, sie waren ihm hilflos ausgeliefert und würden sie sich dagegen sträuben, käme es zu einer Katastrophe, das wussten eigentlich alle.

      "Wir brachen auf, um die Kinder Nekats zu suchen, denn er war überzeugt Justakas vernichtende Worte, die er einst über sie sprach würden sich erfüllen."

      Leises Gemurmel folgte dieser Antwort. Schließlich erhob sich die Stimme eines hageren, eher stillen Mannes. "Glaubte er daran, zwei gerade herangewachsene Menschen könnten sich dem Dämonenherrscher entgegenstellen?"

      Es mochte ihm vielleicht nicht gefallen, denn er hatte sich geschworen Nekat treu zur Seite zu stehen, doch wenn er Faith oder David vor sich sah, beide hatten noch nicht gerade viel von der Welt gesehen, beide wussten nichts von