Punk Justiz. Uli Zey. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uli Zey
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847665663
Скачать книгу
nicht mehr bekommen. Du weißt doch was das heißt oder ?“

      Jannik kratzte sich an der Schläfe. „Was soll das heißen? Du willst doch nicht ernsthaft behaupten das Du schwanger bist oder?“

      „Ich weiß es nicht Jannik, ich weiß nur das ich meine Tage nicht mehr bekomme und das ist in der Regel ein sicheres Zeichen für eine Schwangerschaft. Wir müssen uns unbedingt einen Schwangerschaftstest besorgen damit wir wissen ob es jetzt so ist oder nicht“. Jannik schaute Julia entgeistert an. „Meinst Du das jetzt ernst, wir sollen einen Schwangerschaftstest holen. Du kannst doch gar nicht schwanger sein Julia, wir benutzen doch immer Kondome“.

      „Falsch“ sagte Julia. „Erinnere dich mal an den Abend in Salou als wir zusammen aufs Zimmer gegangen sind und wo wir beide so hackedicht gewesen sind. Du weißt schon, die Nacht in der Marko gestorben ist. Da haben wir es ohne gemacht“.

      Jannik erinnerte sich schleierhaft. Ja, da war was. Die Party, die vielen Wodka-Orangensaft, das Hotelzimmer …

      „Wo gibt es denn so Schwangerschaftstests“ fragte Jannik. Julia grinste, „In jeder Apotheke. Wir schmeißen die Kohle zusammen und Du fährst gleich morgen früh mit dem Roller zur Apotheke und holst so ein Teil. Nach ein paar Minuten wissen wir dann Bescheid. Ich muss nur drüber pinkel und ein paar Minuten warten, das war es.“

      Julia ging es jetzt viel besser. Endlich hatte sie ihr Geheimnis mit Jannik geteilt, ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit durchflutete sie. Sie zog Jannik hinunter auf das Laken und umarmte ihn stürmisch.

      Am nächsten Morgen wachten die beiden schon relativ früh auf. Was man halt in diesem Alter für früh hält, es war gerade einmal halb elf. Die beiden rauchten eine gemeinsame Kippe im Bett und als das erledigt war stand Jannik auf und zog sich an.

      „Na dann will ich mal los“ sagte er und griff nach dem Helm, „bin in ein paar Minuten wieder hier und dann hoffen wir mal das dass alles nur ein Irrtum ist und Du nicht schwanger bist. Wenn es so wäre, du weißt ja, ich stehe auf jeden Fall zu Dir und auch zu dem Kind was da vielleicht kommt aber lieber wäre mir auf jeden Fall wenn Du nicht schwanger wärst“.

      „Klar“ sagte Julia, „wäre mir auch lieber. Irgendwann will ich auf jeden Fall ein Kind von Dir aber jetzt, mit 16, muss nicht unbedingt sein oder ?“

      Jannik nickte, beugte sich noch einmal kurz zu Julia hinunter und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen, sagte „wird schon schief gehen“ und verließ das Zimmer. Julia steckte sich noch eine Zigarette an und rauchte nervös vor sich hin.

      Eine knappe halbe Stunde später kam Jannik zurück und schloss die Zimmertür hinter sich. Er warf eine blaurote Schachtel aufs Bett und sagte „Kann losgehen“.

      Julia öffnete die Packung, zog den Teststreifen heraus und beäugte ihn neugierig. „Ich geh dann mal kurz aufs Klo und mache Pipi da drauf, dann komme ich schnell zurück und wir beide warten gemeinsam auf das Ergebnis.“

      Julia stand auf und verschwand im Bad. Jannik setzte sich an seinen Computertisch und steckte sich eine Zigarette an und fuhr den Rechner wieder hoch. Nachdenklich rauchte er und schaute dabei aus dem Fenster. Kurz darauf öffnete sich die Badtür wieder und Julia kam mit dem Teststäbchen aus dem Bad. „Hat sich jetzt rosa verfärbt, das ist normal. In ein oder zwei Minuten erscheint hier unten ein Zeichen, Plus oder Minus. Minus bedeutet >Glück gehabt< und Plus, na ja, kannst Du Dir ja wohl denken.“ Julia setzte sich auf das Bett und klopfte mit der flachen Hand neben sich auf die Bettdecke. „Komm zu mir Jannik, setze Dich zu mir damit wir beide zusammen im gleichen Moment sehen können was los ist.“

      Jannik ging rüber zum Bett und setzte sich. Julia nahm ihm die Zigarette aus der Hand und zog gierig daran. Beide schauten gespannt auf das Stäbchen. Langsam, ganz langsam wurde am unteren Ende des Stäbchens etwas sichtbar. Mit jeder Sekunde wurde es deutlicher. Es war ein schwarzes Plus auf weißem Grund.

      Die folgenden Wochen und Monate vergingen wie im Flug. Der anfängliche Schock über die überraschende Schwangerschaft von Julia wandelte sich bald in Freude um. Klar, dieses Kind würde alles an Plänen für die Zukunft über den Haufen werfen, aber ehrlich gesagt, es gab gar nicht viel an Zukunftsplänen die über den Haufen zu werfen gewesen wären. Jannik und Julia waren damals schon Punks und hatten sowieso nicht vor gehabt eine berufliche Karriere anzustreben. Jannik wollte Sänger in einer Punkband werden und Julia träumte von einem eigenen Laden für abgefahrene Outfits, coole Haarfarben und ultrakrassen Schmuck. Das musste jetzt halt alles ein bisschen nach hinten geschoben werden, dafür würde es aber ein Baby geben. Ihr eigenes kleines Baby, darauf freuten sich beide gleichermaßen.

      Die Eltern der beiden waren anfangs weniger begeistert von den Neuigkeiten, freuten sich aber dann letztendlich auch auf den überraschenden Nachwuchs. Insgeheim hofften sie darauf das durch die Geburt des Kindes das Verantwortungsgefühl bei den beiden ziellos herumtreibenden Teenagern stärker werden würde.

      Es wurde beschlossen das Jannik und Julia vorerst beide bei ihren Eltern wohnen würden, zumindest offiziell. In der Praxis würde es, wenn das Kind erst einmal da sein würde so aussehen das beide zusammen mal hier und mal dort nächtigen würden. Für eine eigene Wohnung war jedenfalls kein Geld da. In Julias Elternhaus wurde das Nähzimmer von Julias Mutter ausgeräumt und renoviert. Als klar war das es einen kleinen Jungen geben würde wurde alles hellblau gestrichen. Alle nötigen Utensilien wurden angeschafft, und kurz vor der Entbindung war das Zimmer komplett eingerichtet. Der kleine Linus konnte kommen.

      6 Tage vor dem geplanten Entbindungstermin, dem 7. März 2007 wachte Julia morgens auf und fühlte sich hundeelend. Jannik hatte in dieser Nacht zuhause bei seinen Eltern geschlafen und war nicht da. Julia schleppte sich runter zu ihrer Mutter die in der Küche am herum werkeln war.

      „Mami, ich fühle mich ganz übel, irgendetwas stimmt nicht mit mir“ sagte sie und ließ sich schlapp auf einen Küchenstuhl fallen.

      Ihre Mutter legte das Messer und die Zwiebel zur Seite und eilte zu Julia.

      „Was hast du denn Juli, ist Dir schlecht oder was?

      Julias Mutter nahm ihre Tochter in den Arm.

      „Das ist normal Julia, als ich Dich bekommen habe war es mir auch jeden Tag kotzübel.“

      Julia musste Grinsen obwohl es ihr schwerfiel.

      „Ich fühle mich total mies Mama, so als würde ich krank werden, mir ist abwechselnd heiß und kalt und ich könnte nur noch heulen.“ Julias Mutter legte ihre Hand bei Julia auf die Stirn.

      „Du bist ja total heiß Julia, du hast Fieber. Wir müssen sofort in Krankenhaus fahren, irgend etwas stimmt hier nicht. Kannst Du Dich alleine anziehen oder soll ich Dir helfen“ fragte Julias Mutter.

      „Nein, es geht schon irgendwie. Ruf aber bitte Jannik an damit er in die Klinik kommen kann. Ich will das er dabei ist.“ Julias Mutter hetzte durch die Küche und zog sich gerade die Schürze aus und schaltete alle Herdplatten auf Null. „Beeile Dich Julia, zieh dich um. Ich rufe auf jeden Fall Jannik an, kannst Dich drauf verlassen.“

      10 Minuten später saßen Mutter und Tochter im Auto und fuhren in Richtung Krankenhaus. Julia wurde mittlerweile von Krämpfen geplagt. „Vielleicht sind das ja schon die Wehen Mama.“ Julias Mutter schaute besorgt zu Julia hinüber. „Vielleicht, ja, aber das Fieber macht mir Sorgen.“

      Als Julia und ihre Mutter im Krankenhaus angekommen waren liefen sie direkt in die Notaufnahme. Sie schilderten das Problem und wurden sofort vorgezogen. Julia musste sich auf einen Rollwagen legen und eine junge Ärztin hörte mit einem Stethoskop den Bauchraum ab.

      „Ich kann die Herztöne des Babys nicht hören“ sagte sie nervös. „Wir müssen sofort einen Kaiserschnitt vorbereiten“. Die Ärztin ging zu einem Telefon das an der Wand hing, wählte eine kurze Nummer und redete hektisch auf die Person am anderen Ende der Leitung ein. Dann kam sie zurück zu Julia und ihrer Mutter und sagte „Kreißsaal 3 ist gerade frei. Die Kollegen oben sind schon alles am vorbereiten. Wenn wir im Kreißsaal angekommen sind können wir sofort mit dem Kaiserschnitt beginnen“.