GSC. Frederic John H. MacLawrence. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frederic John H. MacLawrence
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847609773
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      „Hier steht, daß sich die Spielhalle in Lake Tahoe befindet“, stellte ich fest.

      „Ja, ja Lake Tahoe ist richtig“, verbesserte sich Sharon. „Wir haben nur immer von Reno gesprochen, da Brigitte nicht wußte, wo Lake Tahoe ist.“

      „Reno ist nur ungefähr eine Fahrstunde von Lake Tahoe entfernt“, ließ sich nun sogar der Hausherr wieder einmal vernehmen.

      „Nun, ich glaube, ich habe hiermit eine Spur“, sagte ich nachdenklich. „Ich werde mich mit Brigittes Vater in Verbindung setzen, und dann werden wir weiter sehen. Dürfte ich wohl das Foto und das Zündholz-Briefchen behalten? Es wäre eine echte Hilfe für mich.“

      „Selbstverständlich!“, sagte Sharon. „Und ich hoffe, Sie finden Brigitte gesund und munter.“

      „Das wäre sehr schön und würde bestimmt nicht nur mich freuen“, gab ich von mir und stand auf. „Aber jetzt möchte ich Sie nicht mehr länger aufhalten und ich möchte mich deshalb verabschieden. Vielen herzlichen Dank noch einmal an Sie alle, auch im Namen des Vaters von Brigitte. Sie waren sehr freundlich und haben mir sehr geholfen.“

      Ich bewegte mich langsam auf den Ausgang zu und verabschiedete mich von den drei MacGregors mit Handschlag.

      Die Sonne war nun mittlerweile vollständig untergegangen. Es war Nacht, aber beileibe nicht dunkel, als ich Sea Cliff wieder in Richtung auf die Golden Gate National Recreation Area und den Lincoln Park zu verließ.

       Denise

      Mittlerweile kannte ich mich in diesem Teil der Golden Gate National Recreation Area und des Lincoln Parks schon ganz gut aus. Es war für mich überhaupt keine Schwierigkeit mehr, mich zu orientieren, und schon nach kurzer Fahrzeit hatte ich mein lauschiges Plätzchen am Straßenrand mit Blick auf die Golden Gate Bucht wieder gefunden. Ich stellte meinen Lincoln ab, stieg aus und ging ein paar Schritte, bis ich freie Sicht durch die Bäume auf die Golden Gate Bridge hatte. Es war immer noch nicht so richtig dunkel. Der Mond hüllte meine gesamte Umgebung in ein fahles, gespenstisches Licht, das bizarre, unheimliche Schatten warf. Nach ein paar Minuten hatten sich meine Augen jedoch an die Lichtverhältnisse bestens angepaßt, und ich konnte nicht nur die nächsten Büsche und Bäume um mich herum erkennen, sondern sah auch Gegenstände in der weiteren Umgebung.

      Die Golden Gate Bridge war klar und deutlich zu erkennen, nicht nur erhellt von zahlreichen Lampen und Laternen, sondern auch unregelmäßig angestrahlt von den Scheinwerfern der Autos, die sie gerade überquerten. Es war wirklich ein prächtiger Anblick. Leider hatten die jungen Leute, die mir schon früher aufgefallen waren, immer noch keine Augen für diesen erhebenden Anblick. Ich vermutete, sie hatten weiterhin fleißig dem Alkohol oder ihren Drogen zugesprochen. Ich hörte Gejohle, Gelächter, Musik und ab und zu auch Gesprächsfetzen, oder besser gesagt, Geschrei. Na ja, jeder ruiniert sich auf seine Art, dachte ich mir, versuchte aber dennoch gleichzeitig, ein wenig zu erkennen, was dort unten vor sich ging. Aber der Lichtschein ihres Lagerfeuers war zu weit weg.

      Ich drehte mich gerade um und wollte wieder zu meinem Lincoln zurückgehen, als ich plötzlich einen hohen, fast schon unmenschlichen Schrei hörte, wie ihn nur ein Kind oder eine junge Frau in höchster Not zustande bringt.

      Ich verdoppelte meine Anstrengungen, etwas zu erkennen. Natürlich hatte ich kein Nachtsichtgerät dabei. Das lag zu Hause bei meiner sonstigen Ausrüstung in meiner Wohnung im Allgäu. Diese Nachtsichtgläser mit Restlichtverstärkung sind echt eine Schau. Man sieht mit den Dingern fast wie bei Tageslicht. Man sollte halt nur eines dabei haben. Jetzt war ich mir sicher, daß da eine Frau irgendetwas schrie. Ich hörte es ganz deutlich. Aber ich konnte die Worte nicht verstehen.

      Ich ging zehn oder fünfzehn Meter die Straße hinunter und horchte erneut. Kein Zweifel, da schrie eine Frau.

      „Au secours!“ Plötzlich verstand ich auch die Worte. Das war Französisch. Da schrie eine Frau auf Französisch um Hilfe. Dem Klang ihrer Stimme nach würde sie nicht mehr lange durchhalten. Es hörte sich an, als ob sie rannte, so schnell sie nur irgend konnte, und gleichzeitig um Hilfe schrie. Ihre anfangs noch gellenden Hilfeschreie wurden immer mehr zu einem keuchenden Japsen. Es ist so ziemlich das dümmste, was man machen kann, während des Rennens auch noch zu schreien. Man vergeudet nur kostbaren Sauerstoff. Das ist genauso wie bei der Entscheidung: fliehen oder kämpfen. Man darf nicht laufen wie ein gehetztes Tier, bevor man sich einem voraussichtlich unvermeidbaren Kampf stellt. Die sich aufbauende Sauerstoffschuld läßt dir keine Chance mehr, auch gegenüber einem an und für sich schwächeren Gegner.

      Jetzt konnte ich auch noch die Stimmen von mindestens zwei Männern hören, welche die Geräusche von mehreren, rennenden Menschen übertönten.

      Da, vielleicht zwanzig Meter weiter unten auf der Straße, brach plötzlich eine menschliche Gestalt aus den Büschen. Sie war die Böschung auf die Straße heraufgestürmt. Sie hielt in ihrem Lauf kurz inne und wandte sich dann weiter bergauf in meine Richtung. Obwohl sie so nahe war, daß ich hörte, wie sie keuchend die Luft in ihre Lungen pumpte, hatte sie mich noch nicht erblickt.

      In diesem Augenblick tauchten an der Stelle, an der die Gestalt die Straße erreicht hatte, zwei weitere Figuren auf, die sofort auch in meine Richtung hinter der ersten Gestalt her stürmten. Wie schon erwähnt, war es immer noch relativ hell, und meine Augen hatten sich schon bestens an die Lichtverhältnisse angepaßt. Bei der ersten Person, die auf der Bildfläche erschienen war, handelte es sich ohne den geringsten Zweifel um eine Frau. Da war ich mir absolut sicher, da gab es keinen Zweifel. Das war unübersehbar. Sie war vollkommen nackt. Die anderen zwei Figuren hielt ich ihrem Verhalten nach für Kerle, die in Bezug auf die Verfolgte keine allzu guten Absichten hegten. Aufgrund der Umstände glaubte ich auch zu wissen, was sie mit ihr vorhatten. Daß das arme Ding mit den Absichten der beiden Kerle absolut nicht einverstanden war, war ebenfalls mehr als offensichtlich.

      Während die Frau, oder noch eher das Mädchen, wie ich jetzt erkennen konnte, weiter bergauf in meine Richtung lief, warf sie einen kurzen Blick nach rechts über ihre Schulter zurück auf ihre Verfolger. Das war ein grober Schnitzer von ihr. Denn unmittelbar vor ihr und vielleicht so zehn Meter von mir entfernt, brach eine weitere Gestalt aus den Büschen, die sich sofort vor ihr aufbaute und ihr den Weg abschnitt.

      Das Mädchen versuchte seinen Lauf abzubremsen, rutschte jedoch mit dem linken Fuß seitlich weg, verlor die Balance und plumpste mit gegrätschten Beinen direkt vor dem dritten Kerl auf ihren nackten Hintern. Ihre verzweifelten Versuche, den Kerlen zu entkommen, hatten in einem totalen Fiasko geendet. Sie saß pudelnackt auf der Straße, und ein Kerl, den sie nicht zu ihren Freunden zu zählen schien, stand zwischen ihren weit gespreizten Beinen.

      „That’s right, Baby!“, stieß er keuchend hervor und ließ sich zwischen ihren Schenkeln auf die Knie fallen. Sie versuchte sich wieder aufzurichten, indem sie sich mit beiden Händen hinter sich auf dem Teer der Straße abstützte. Der Kerl packte sie jedoch an den Schultern und drückte sie gegen ihren zähen Widerstand mit dem Rücken auf den Boden.

      „Non, non, je te prie, non!“, schluchzte das Mädchen erneut auf französisch.

      Ich bezweifelte, daß der Kerl französisch beherrschte, der jetzt über dem Mädchen kniete und sie an ihren Oberarmen zu Boden drückte.

      Ich war während dieses unschönen Schauspiels leise und unbemerkt näher herangekommen und nutzte das Überraschungsmoment voll aus. Ich nahm Anlauf und trat den quer vor mir über seinem Opfer knienden Schweinehund mit dem rechten Fuß von unten her mit voller Wucht in den Leib. Der dumpfe Ton meines Tritts wurde übertönt von seinem Aufschrei. Die Luft entwich aus seinen Lungen wie aus einem Blasebalg, und ich spürte deutlich unter meinem Fuß das Brechen von Knochen. Ich tippte auf mindestens drei bis vier gebrochene und in etwa die gleiche Anzahl angebrochener Rippen.

      Mein mit voller Wucht ausgeführter Tritt befreite das Mädchen ruckartig von ihrem Peiniger. Er hob richtiggehend ab, kam vielleicht so gut zwei Meter neben dem nackten Mädchen erst wieder mit dem Boden in Berührung, überschlug sich noch einmal und blieb dann still liegen, direkt vor seinen beiden heranstürmenden Kumpanen. Die beiden