GSC. Frederic John H. MacLawrence. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frederic John H. MacLawrence
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847609773
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zu vermeiden. Ich stopfte siebzehn Patronen in ein Magazin der Glock, schob das Magazin in den Griff der Glock und lud die Waffe durch, indem ich das Verschlußstück zurückzog und den Schlitten wieder zurückgleiten ließ.

      Den Smith & Wesson-Revolver lud ich mit sechs Patronen und verstaute die Waffen dann in der mitgebrachten, blauen British Airways-Tasche. Dann verschloß ich den Behälter wieder, verließ meine verschwiegene Kabine und ging zurück zu der freundlich lächelnden Dame, die schon auf mich wartete. Sie schob den Behälter wieder ins Fach, und wir verschlossen zusammen das Schließfach. Ich verabschiedete mich und stieg die Wendeltreppe hinauf, an deren oberem Ende schon Denise auf mich wartete. Wir gingen zurück zu unserem Taxi, das noch ganz brav vor der Eingangstür stand.

      „So, jetzt fahren wir zu deiner Jugendherberge und holen deine Sachen“, sagte ich zu Denise. „Sag dem Taxifahrer, wo er hinfahren soll.“

      Sie nannte dem Driver eine Adresse in der Gegend von Daly City. Wir fuhren fast eine halbe Stunde, und der Taxameter zeigte bereits über siebzig Dollar an. Ich reichte dem Taxifahrer schon mal einen Vorschuß in Form eines Fünfzigers und sagte ihm, er solle wieder auf uns warten.

      Wir betraten die Jugendherberge durch den Haupteingang. Ich hatte meine blaue Tasche dabei. Sie hing mir am langen Träger über der rechten Schulter bis in etwa zur Hüfte herunter. Ich hatte den oben liegenden Reißverschluß ein Stück geöffnet und meine rechte Hand in die sich ergebende Öffnung geschoben. Meine Hand umfaßte den voluminösen Kunststoffgriff der Glock, was man von außen jedoch nicht sehen konnte.

      Ich war einsatzbereit. Falls die Kerle von gestern irgendwo auf uns lauern sollten, konnte ich sie mit 17 freundlichen Kugeln begrüßen. Denise lenkte ihre Schritte nach links, und wir betraten so eine Art große Gemeinschaftsgarderobe. Eine ganze Wand des Raumes wurde von einem riesigen Regal eingenommen, auf dem jede Menge Koffer, Rucksäcke, Taschen und auch Seesäcke lagen. An der gegenüberliegenden Wand des Raumes gab es eine große Anzahl von Schließfächern. Ich blieb nicht weit vom Eingang entfernt stehen und lehnte mich strategisch günstig an ein Pult, von dem aus ich den Raum und auch den Eingang gleichzeitig überblicken konnte. Denise ging zu dem großen Regal und holte einen mittleren, blau-roten Rucksack aus dem Gewirr der Gepäckstücke. Sie stellte ihn vor mir ab und ging zu der Wand mit den Schließfächern. Ich fragte mich gerade, wo sie wohl den Schlüssel dazu versteckt gehabt hatte, als ich sie gestern Nacht kennen gelernt hatte, als ich sah, daß die Schließfächer glücklicherweise mit Zahlen-Kombinationsschlössern ausgerüstet waren. Denise öffnete das Fach, nahm eine kleine Ledertasche heraus und kam wieder zu mir.

      „Meine gesamten Papiere, das meiste meines Geldes und mein Rückflugticket“, strahlte sie mich an. Wir beeilten uns, die Jugendherberge wieder zu verlassen. Ich wollte unser Glück und unseren Schutzengel nicht allzu sehr strapazieren. Aber von den Kerlen, deren Erscheinen wir beide befürchtet oder erwartet hatten, war weit und breit nichts zu sehen. Vielleicht hatten sie gestern doch zu viel einstecken müssen.

      Wir bestiegen wieder unser Taxi und ließen uns zurückfahren zum Union Square, ins Westin St. Francis. Im Zimmer angekommen, begannen wir beide auszupacken, Denise ihren Rucksack und ich meine blaue British Airways-Tasche. Sie legte ihre Wäsche in den Schrank und ich meine Waffen und die Munition auf den Tisch.

      „Ich hatte mich schon gewundert, warum du die ganze Zeit über in der Jugendherberge deine Hand in dieser blauen Tasche vergraben hattest“, machte Denise große Augen, ohne jedoch wirklich erschreckt zu sein.

      „Tja, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“, sagte ich und begann die Reserve-Magazine der Glock aufzumunitionieren. Ich lud noch die drei Schnelllader für den Smith & Wesson und legte dann alles zurück in meine blaue Tasche.

      Denise war mit dem Auspacken ebenfalls fertig und hatte sich auf das Bett gesetzt, das der Room-Service wieder frisch bezogen hatte. Ich ließ mich in einem bequemen Sessel nieder und sah sie an.

      „So Denise, nun erzähl mal, was gestern passiert ist. Wie ist es gestern zu der ganzen Geschichte gekommen? Was war los? Was wollten die Kerle von dir?“, begann ich neugierig.

      „Ich glaube, ich fange am besten einmal von ganz vorn an.“ Denise holte tief Luft und begann.

      „Also, ich heiße Denise Pierre, bin dreiundzwanzig Jahre alt und Studentin. Ich studiere Sport und Erdkunde, beides fürs Lehramt an höheren Schulen. Ich habe eine Schwester und einen Bruder, die beide noch zur Schule gehen, Astrid und Jorges. Mein Vater ist Ingenieur für Maschinenbau und arbeitet in einer Firma, die Traktoren und sonstige Landmaschinen herstellt. Meine Mutter ist Hausfrau. Wir wohnen in Limoges, der Stadt des Porzellans im Südwesten Frankreichs. Ich habe zur Zeit Semesterferien und bin vorgestern in San Francisco angekommen. Ich habe die erste Nacht in einem Flughafen-Hotel verbracht und mir gestern Vormittag dann hier in der Jugendherberge in Visitacion Valley eine preisgünstigere Unterkunft besorgt. Ich wollte mich gerade wieder aufmachen, um mir ein wenig die Stadt anzusehen, als eine bunt gemischte Gruppe von jungen Leuten mit ihren Autos losfuhr. Sie riefen mir zu, daß sie zur Golden Gate Bridge rausfahren würden. Wenn ich wollte, könnte ich mit ihnen fahren. Die Golden Gate Bridge stand sowieso ganz oben auf meiner Liste, und da es so viele Leute waren, glaubte ich mich sicher in der Menge der Jungen und Mädchen. Mit zwei, drei oder gar vier Kerlen allein wäre ich natürlich nicht mitgefahren. Aber so fühlte ich mich sicher, leider zu Unrecht. Wir fuhren zur Golden Gate Bridge hinaus, überquerten sie und hatten viel Spaß. Es schien eine echt nette Runde zu sein. Dann fuhren wir wieder zurück über die Brücke in den Lincoln Park zu einem leicht versteckt liegenden Rast- und Grillplatz, nicht allzu weit von der Stelle entfernt, an welcher du mir dann zu Hilfe gekommen bist.“

      Denise atmete tief durch und machte eine kleine Pause.

      „Zuerst war es ganz lustig. Es wurde getrunken, getanzt und gelacht. Aber dann stellte ich fest, daß ein paar der Jungs und Mädchen sich nicht mehr mit ein paar harmlosen Joints zufrieden gaben, sondern sich mit härteren Sachen in Stimmung brachten. Ich weiß nicht, was sie sich da spritzten oder schnupften. Auf jeden Fall waren sie schon nach kurzer Zeit voll auf Speed. Ich versuchte, mich abzusetzen, konnte aber keinen finden, der mich zur Jugendherberge zurückgefahren hätte. So blieb ich halt, aber mir wurde die ganze Sache immer unheimlicher. Die Junkies wurden immer hemmungsloser. Die drei Kerle, die mich gestern Nacht verfolgt hatten, griffen sich eines der Mädchen, das schon voll unter Strom stand. Sie war noch kleiner als ich, auch sehr zierlich, hatte aber fast keinen Busen. Sie sah so aus, als ob sie höchstens fünfzehn oder sechzehn Jahre alt sei. Die drei zogen der Kleinen die Kleidung aus, wobei diese sich praktisch überhaupt nicht wehrte. Dann hielten zwei sie am Boden fest und der dritte, übrigens der gleiche Kerl, der gestern Nacht über mir kniete, also dieser Kerl machte sich über sie her und vergewaltigte sie. Er tat ihr weh. Das Mädchen schrie auf und versuchte die drei Kerle abzuschütteln. Natürlich hatte sie keinen Erfolg. Keiner half der Kleinen. Keiner versuchte es auch nur.

      Ich schrie die Kerle an und hieb mit meinen Fäusten auf sie ein. Aber das war ein Fehler. Denn nun ließen sie zwar von der Kleinen ab, wandten sich aber sofort alle drei mir zu. Bevor ich etwas dagegen unternehmen konnte, hatten sie auch mir die Kleider vom Leib gerissen. Sie warfen mich zu Boden und wollten mich gerade auch auf der Erde festhalten, als ein anderer Junkie laut zu schreien anfing. Er war anscheinend in seinem Drogenrausch zu nah an die Flammen des Lagerfeuers gekommen, und seine Hose hatte Feuer gefangen. Er kam laut schreiend auf die Kerle und mich zugestürzt. Seine Hose brannte lichterloh. Die Kerle ließen sofort von mir ab, aber nicht, um dem Junkie mit der brennenden Hose zu helfen. Sie sprangen nur ein paar Schritte zur Seite, um ja nicht selbst von dem Feuer erfaßt zu werden. Ich nutzte meine Chance, sprang auf und rannte weg, so schnell, wie ich nur konnte. Ich glaubte, eine bessere Chance zu haben, wenn ich bergauf laufen würde.

      Ich studiere schließlich Sport und habe deshalb eine recht gute Kondition. Ich hoffte, die Kerle abhängen zu können. Aber schon bald mußte ich feststellen, daß ich mich entweder himmelhoch überschätzt hatte, oder daß die drei Kerle durch den Genuß ihres Rauschgiftes irgendwie gedopt waren. Jedenfalls hörte ich deutlich, daß sie immer näher kamen. Ich erreichte die Straße und wandte mich bergauf. Ich sah kurz zurück über die Schulter und dann war da plötzlich der Kerl direkt vor mir. Ich wollte noch bremsen,