GSC. Frederic John H. MacLawrence. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frederic John H. MacLawrence
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847609773
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      „Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen. Ich danke Ihnen sehr herzlich und komme gerne auf Ihr Angebot zurück. Ich werde pünktlich heute Abend um 21.00 Uhr noch einmal erscheinen.“

      Ich verabschiedete mich und ging wieder zu meinem Wagen zurück. Für den Anfang war das gar nicht einmal übel. Töchterchen hätte sich ja auch auf einer zwölfwöchigen Trekkingtour durch Nepal befinden können.

      Ich fuhr in einem großen, mehr als zweistündigen Bogen zurück zum Hotel und erstattete Onkel Nick per Fax Bericht. Danach stellte ich meinen kleinen Reisewecker, zog mich aus, legte mich aufs Bett und schlief ein wenig auf Vorrat. Wer weiß, wie lange die heutige Nacht werden würde.

      26

       Eine Spur

      Als ich geweckt wurde, fühlte ich mich entspannt und frisch. Ich zog mich an fürs Abendessen und ging ins Restaurant. Heute leistete ich mir ein New Yorker Steak mit french fries. Das Fleisch hatte die bereits beschriebenen Ausmaße und war schön zart. Bei den french fries, sprich Pommes frites, fiel es erfreulicherweise wesentlich weniger ins Gewicht, daß die Amis scheinbar keine Kartoffeln schälen können. Gut gesättigt ging ich zum Car Valet, ließ mir meinen Lincoln bringen und fuhr Richtung Golden Gate. Ich war zwar noch viel zu früh dran, aber ich rechnete mit ein paar unfreiwilligen Umwegen und wollte auf keinen Fall zu spät kommen.

      Ich fand den Weg nach Sea Cliff diesmal erheblich schneller. Ich verfuhr mich nur ein einziges Mal, und das kostete mich nicht einmal viel Zeit. Die Dämmerung begann hereinzubrechen. Die Sonne stand schon ganz tief über dem Pazifik, und die Golden Gate Bridge war in die letzten Sonnenstrahlen eines schönen Tages getaucht. Ich fand meinen „Privatparkplatz“ von heute Nachmittag wieder, stellte den Lincoln ab und genoß den Anblick. Nachts, wenn die Brücke von Scheinwerfern angestrahlt und zusätzlich noch von den vielen darüber fahrenden Autos erhellt wurde, mußte man von hier aus einen phantastischen Blick haben. Ich beschloß, später, nach meiner Unterhaltung mit der kleinen Sharon, noch einmal hier vorbeizuschauen, sofern ich dann noch Lust und genug Zeit dazu hätte.

      Ich genoß den Sonnenuntergang an der Golden Gate Bucht fast eine halbe Stunde lang. Es war mit das Schönste, was ich in den letzten Jahren an Sonnenuntergängen gesehen hatte. Die jungen Leute, die mir heute Nachmittag schon aufgefallen waren, hatten anscheinend kein Auge für dieses herrliche Naturereignis, das sich direkt vor ihnen abspielte. Dort unten ging es recht laut zu. Es fielen laute Worte, und es hörte sich fast ein wenig nach Streit an. Wahrscheinlich waren auch Alkohol oder Drogen im Spiel.

      Ich hatte nun genug Zeit verstreichen lassen, stieg wieder in meinen Lincoln ein und fuhr die paar Meilen nach Sea Cliff. Ich konnte wieder direkt vor dem Haus parken, stieg aus, schloß meinen Wagen ab und ging zur Haustür. Auf mein Klopfen mit dem Löwenkopf hin öffnete mir ein junges Mädchen von vielleicht zwanzig Jahren. Sie hatte brünette, gelockte Haare, die sie halblang trug. Bekleidet war sie mit der amerikanischen Einheitsuniform, Jeans und T- Shirt.

      „Guten Abend. Mein Name ist Steiner, Michael Steiner“, begrüßte ich sie. „Sie müssen Sharon sein.“

      „Ja, guten Abend, das stimmt, ich bin Sharon MacGregor“, lächelte sie mich an. „Meine Mutter hat mir schon erzählt, daß Sie heute schon einmal nach mir gefragt haben und noch einmal vorbeikommen wollten. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich Ihnen viel werde helfen können. Aber bitte kommen Sie doch erst einmal herein. Wir brauchen uns ja nicht hier zwischen Tür und Angel zu unterhalten“, bat sie mich ins Haus ihrer Eltern.

      „Das ist der junge Mann aus Deutschland, von dem ich dir erzählt habe“, hörte ich Mrs. MacGregor zu ihrem Mann sagen, der nun auch auf der Bildfläche erschienen war.

      „Bitte kommen Sie doch ins Wohnzimmer, Mr. äh?“, sah mich die Dame des Hauses fragend an.

      „Steiner, Michael Steiner“, stellte ich mich vor und folgte ihrer einladenden Handbewegung ins Wohnzimmer.

      „Was darf ich Ihnen anbieten, einen Drink, ein Bier oder ein Soda?“, spielte Mr. MacGregor den großzügigen Hausherrn.

      „Eine Coke, wenn Sie haben, ansonsten bitte ein Mineralwasser“, nahm ich die Einladung an.

      „Aber ich bitte Sie, Mr. Steiner. Sie sind in Amerika. Natürlich haben wir Coke im Haus. Elly, sei doch so nett und bring Mr. Steiner eine Flasche aus dem Kühlschrank“, ließ sich der Hausherr vernehmen.

      „Sharon“, begann ich nun ohne große Umschweife das Gespräch. „Wissen Sie, wo Brigitte ist, oder haben Sie wenigstens irgendeine Ahnung, wo sie stecken könnte? Ihr Vater, den Sie ja, glaube ich, schon kennen gelernt haben, macht sich sehr große Sorgen um sie. Er hat seit Wochen nichts mehr von ihr gehört.“

      „Nein, ich weiß leider auch nicht, wo sie ist. Ich bin ja nun schon seit über acht Wochen nicht mehr in Los Angeles, da Daddy mir hier in San Francisco ein Praktikum besorgt hat. Ich habe öfter auf unserem Zimmer angerufen, aber seit ungefähr vier bis fünf Wochen war immer nur der Anrufbeantworter an. Vor ungefähr zwei Wochen habe ich unsere Zimmernachbarin Helen auf dem Campus angerufen, da ich Brigitte nie erreichen konnte. Helen wußte aber auch nicht, wo sie ist. Brigitte hatte ihr nur vor ungefähr vier Wochen erzählt, daß sie für ein bis zwei Tage nach Las Vegas fahren würde, und zwar nicht zum Spielen. Im Gegenteil, es schien für Brigitte sehr, sehr wichtig zu sein. Danach, so glaubt Helen, hat sie Brigitte nicht mehr gesehen.“

      „Haben Sie irgendeine Vorstellung, was Brigitte in Las Vegas gewollt haben könnte oder was dort so wichtig für sie gewesen sein könnte?“, unterbrach ich Sharon. „Oder wissen Sie vielleicht sogar, zu wem sie dort gegangen sein könnte?“

      Sharon zögerte. „Ich weiß wirklich nichts genaues, Mr. Steiner, und das ist jetzt eine reine Vermutung“, sagte sie langsam und stockend. „Brigitte und ich waren einmal auf so einer Party, auf der Brigitte einen recht netten Jungen kennengelernt hat. Der Junge, glaube ich, war sehr von Brigitte angetan und wollte ihr imponieren. Er hat furchtbar angegeben. Er war höchstens so an die 23 oder 24 Jahre alt und behauptete, er sei an einer Spielhalle in der Gegend von Reno beteiligt. Weiterhin prahlte er damit, ein Verhältnis mit seiner Teilhaberin an der Spielhalle zu haben. Sie sollte so um die vierzig sein“, rückte Sharon heraus.

      „Ich weiß jetzt wirklich nicht, ob da irgendein Zusammenhang besteht, aber Reno ist ja eine Spielerstadt, genau wie Las Vegas, nur halt viel kleiner. Sicher weiß ich jedoch, daß sich Johny, so heißt der kleine Angeber, und Brigitte nach dieser Party öfter getroffen haben und auch miteinander ausgegangen sind“, stellte Sharon fest. „Ob daraus noch mehr geworden ist als nur ein bißchen Freundschaft, kann ich leider nicht sagen, da ich dann ja Los Angeles verlassen habe und wieder zurück zu meinen Eltern hierher nach San Francisco gegangen bin.“

      „Wissen Sie, wie der junge Mann mit Nachnamen heißt, wo er wohnt, oder können Sie ihn mir vielleicht ein wenig beschreiben?“, fragte ich hoffnungsvoll.

      „Besser noch“, strahlte mich Sharon an. „Ich habe ein Foto von ihm zusammen mit Brigitte, das ich von den beiden auf dieser Party damals gemacht habe, und ich habe noch ein Werbe-Zündholz-Briefchen von der Spielhalle, an der er angeblich beteiligt sein soll“, überraschte mich das Mädchen.

      „Könnte ich das Foto und das Zündholz-Briefchen sehen?“, fragte ich leicht aufgeregt.

      „Ich habe beides schon hier, da ich mir schon dachte, daß Sie danach fragen würden.“ Sharon griff neben sich auf die Couch und legte die beiden Kleinigkeiten vor mir auf den Tisch. Das Foto war ein Polaroid-Bild von der üblichen, nicht allzu guten Qualität. Man konnte trotzdem Brigitte einwandfrei erkennen. Es zeigte darüber hinaus einen lachenden jungen Mann. Er sah nicht unbedingt gut aus, aber auch nicht schlecht. Er sah nach Durchschnitt aus. Es war nichts Auffälliges an ihm. Er sah aus wie Millionen junger Männer in seinem Alter. Keine besonderen Merkmale, nichts, leider.

      „Hat er irgendwelche charakteristischen Kennzeichen wie Narben, Warzen oder Tätowierungen?“, wollte ich von Sharon wissen. Aber leider war ihr nichts in dieser Richtung bekannt.

      »Little