GSC. Frederic John H. MacLawrence. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frederic John H. MacLawrence
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847609773
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sonst etwas kaputt. Ich verstand den guten Mann einfach nicht, und er schien auch kein Wort von dem zu verstehen, was ich von mir gab. Ich hegte schon recht deutliche Zweifel an meinen Englisch-Kenntnissen, als ich zufällig am Armaturenbrett seine Taxi-License erblickte. Er hieß Kim Rosebergk und kam aus der Ukraine. Ich fragte nun ganz langsam auf Deutsch, wie lange er denn in den USA sei. Er blühte richtig auf, weil er endlich etwas verstanden hatte, und teilte mir strahlend mit:

      „I here in San Francisco six monats!“

      Ich strahlte zurück und war froh, daß nicht mein Englisch das Problem unserer nicht zustande gekommenen Konversation gewesen war. Es bestätigte sich, was mir Tante Alex bereits klargemacht hatte. Bei den Amis kannst du sehr schnell ohne weiteres als Einheimischer gelten, denn die Amis sind es gewöhnt, daß jede Menge ihrer Mitbürger zwar über einen US-amerikanischen Reisepaß verfügen, dabei aber der Landessprache in keinster Weise mächtig sind. Ich nahm an, daß diese Tatsache für meinen Auftrag von nicht unerheblichem Vorteil sein würde, da ich mit meinen Kenntnissen der Landessprache somit ohne allzu große Probleme als Inländer durchgehen würde.

      Den Stadtplan von San Francisco beherrschte Kim Rosebergk zu meinem Glück wesentlich besser als die englische Sprache. Die Fahrt dauerte höchstens zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten, und dann waren wir mitten in Downtown am Union Square. Die Einfahrt ins Hotelgelände war nur seitlich von der Post-Street aus möglich. Am Union Square, direkt vor dem Hotel, war keine Parkmöglichkeit, denn hier fuhr direkt die Cable-Car vorbei. Vom Car-Valet des Hotels wurde mir sofort die Tür aufgehalten, mein Gepäck aus dem Taxi genommen und ein Boy gerufen.

      Die Taxifahrt kostete nicht mehr als 28 Dollar. Natürlich hatte ich nur zwei Zwanziger dabei. Naja, aber Kim Rosebergk konnte das Geld gebrauchen, und sein fröhliches Lächeln sagte mir, daß ich trinkgeldmäßig gut im Rennen, um nicht zu sagen, weit über dem Durchschnitt lag. Das war nun meine erste gute Tat in diesem Lande. Vielleicht war es auch nur dumm gewesen, denn die Stielaugen der Boys, des Kofferträgers und des uniformierten Empfangsportiers ließen nur allzu deutlich erkennen, daß sie sich gerade ihren Anteil am Trinkgeld-Kuchen ausrechneten.

      „Checking in, Sir?“

      „Yeah, checking in“, und wieder wechselten ein paar Dollar den Besitzer.

      „Your luggage, Sir?“, und die offene Hand belehrte mich, was in Wirklichkeit gemeint war.

      „Have a nice stay, Sir!“ Der Uniformierte bewies mir elegant, daß er zum Öffnen der schweren Eingangstür auch nur eine Hand benötigte.

      Als ich nun endlich die Hotel-Lobby betrat, war ich um etliche Dollar leichter. Wenn das so weiterging, sollte sich mein Auftraggeber schon mal seelisch auf eine überaus satte Spesenrechnung einstellen. Wie bereits gesagt, war ich zum Glück auf dieses „Tip, Sir“ schon vorbereitet, andernfalls wäre ich wahrscheinlich nur noch kurz vor einem Schreikrampf gestanden. Am Desk hieß es dann wieder einmal „Queuing is fun“. Aber nach all dem Schlange Stehen am Flughafen konnten mich die drei kümmerlichen Figuren, die noch vor mir am Desk dran waren, überhaupt nicht mehr aus der Ruhe bringen. Bei der Beachtung der Intimsphäre kann sich der Durchschnitts-Europäer hier noch eine Scheibe abschneiden. Auf dem Teppichboden der Lobby war extra eine Markierung angebracht: „Wait here for Privacy.“

      Meine Zimmerreservierung ging in Ordnung. Ich hatte eigentlich auch nichts anderes erwartet, schließlich hatte Tante Alex das erledigt. Ich mußte noch eine Unterschrift leisten, meine Kreditkarte vorzeigen und erhielt dann einen sogenannten codierten Zimmerschlüssel, d. h. ein Plastikkärtchen, das auf der Rückseite mit einem Magnetstreifen versehen war. Also ganz ähnlich wie die EC- und Kreditkarten. Dieses Plastikkärtchen diente als Zimmerschlüssel und gleichzeitig auch als Ausweis, der einen berechtigte, die verschiedenen „facilities“ des Hotels wie Indoor-Pool, Jacuzzi oder Fitness-Raum in Anspruch zu nehmen. Außerdem händigte mir die Dame am Empfangsschalter auch noch einen versiegelten Umschlag von MacKenzie Security aus, einem Unternehmen, mit dem Onkel Nick schon früher einmal zusammen gearbeitet hatte.

      Ich suchte den Aufzug, fuhr in den 18. Stock hinauf, fand meine Suite und probierte gleich den Plastikschlüssel aus. Ich bevorzuge normalerweise echte Schlüssel aus Metall, aber überraschenderweise öffnete sich die Tür zu meiner Suite schon beim ersten Versuch. Ich war noch nicht richtig drinnen, als auch schon der Boy mit meinem restlichen Gepäck erschien. Natürlich wechselten auch hier wieder ein paar Dollar den Besitzer.

      Auch für ein Fünf-Sterne-Hotel wie das Westin St. Francis war meine gebuchte Suite sehr groß, geräumig und von edler Ausstattung. Die erste Tür links führte in einen begehbaren Kleiderschrank mit vielerlei Ablagemöglichkeiten. Auch ein großer, fest installierter Tresor fand sich hier in den Regalen. Gerade voraus ließ eine hohe Fensterfront die letzten Sonnenstrahlen des zu Ende gehenden Tages ins Zimmer. Eine kleine Sitzgruppe, bestehend aus einem runden Tisch mit nach außen geschwungenen Beinen und drei mit grünem Brokat gepolsterten Stühlen, nahm den Platz vor der großen Fensterfront ein. Auf der rechten Seite dehnte sich eine große Bar mit verspiegelter Rückwand und einer ganzen Batterie von Flaschen aus. Vor der Bartheke waren drei Barhocker am Boden befestigt.

      Linker Hand ging es durch einen hohen, weiten Rundbogen in ein weiteres Zimmer der Suite, das Schlafzimmer. Als erstes stach einem hier ein riesiges französisches Bett ins Auge, wenn man den Raum betrat. Das Doppelbett war in der Tat erfreulich groß. Zur Not hätten da vier Personen Platz gehabt. Ungefähr zwei Meter über dem Bett war so eine Art Baldachin an der Wand angebracht. Das sollte wahrscheinlich irgendwie ein Himmelbett andeuten oder vortäuschen.

      Links an der Wand, neben der Tür zum Badezimmer, stand ein sehr schön gearbeiteter, antiker Schreibtisch aus dunklem Holz. Darauf waren eine antik aussehende Tischlampe aus Messing, ein modernes Tastentelefon, eine Schreibunterlage aus bordeaux-rotem Rindsleder, Schreibutensilien, Brief- und Notizpapier sowie diverse Unterlagen und Prospekte über das Westin St. Francis und die Westin Hotel-Gruppe. Ein großer, mit vielen Verzierungen und Schnörkeln versehener Schrank aus dem gleichen Holz wie der Schreibtisch stand links neben dem Rundbogen an der Wand, genau gegenüber dem riesigen Bett. Er verbarg Fernseher und Videorecorder im oberen Teil sowie eine Minibar im unteren. Die Minibar wäre angesichts der reichhaltig ausgestatteten Bar im anderen Raum nun wirklich nicht nötig gewesen. Die Fenster von Wohn- und Schlafzimmer erlaubten einen schönen Ausblick auf die Wolkenkratzer von Downtown und eine wahrhaft riesige Werbewand für so einen Koreaner-Kübel, „Hyundai“ oder wie die Eimer heißen.

      Vom Badezimmer war ich am meisten angetan. Fliesen aus Marmor, Duschwände aus Kristallglas, Doppelbadewanne, ausladende Abstellflächen, Sitzgelegenheit, Fön, elektrische Zahnbürste, Doppelwaschbecken, separate Toilette und als Clou ein weiterer Telefonapparat an der Wand direkt neben dem WC. Die Amis führen wohl gerne Telefongespräche während einer „Sitzung“.

      Hier war alles vom Feinsten, und alles sehr, sehr sauber. Über die Dusche war ich besonders erfreut, denn ich kann diese verdammten Plastikvorhänge nicht ausstehen. Ich hasse das, wenn mir beim Duschen immer der Vorhang am Rücken, Hintern oder sonst wo kleben bleibt. Nachdem ich nicht genau wußte, wie lange ich mich hier in San Francisco aufhalten würde, begann ich ein bißchen auszupacken. Den Rest meines Gepäcks schloß ich wieder im Koffer ein. „Tantchens“ Samsonite verfügt über drei wirklich gute Schlösser.

      Danach weihte ich die Telefonkarte ein, die mir Onkel Nick als Zusatzkarte zu meiner Firmen-Kreditkarte ausgehändigt hatte. Connect-Service der Deutschen Telekom oder so ähnlich nannte sich das Verfahren, das bargeldloses Telefonieren von fast jedem Telefon, fast überall auf der Welt, ermöglichen sollte. Ich mußte zwar rund vierzig Ziffern eintippen, Zugangsnummer, Kreditkartennummer, persönliche Codenummer und Telefonnummer, bis ich den gewünschten Anschluß in Deutschland erhielt, aber die Verbindung klappte einwandfrei. Das Verfahren ist ein echter Hammer, man spart sich auf diese Weise die oft horrenden Aufschläge, die von den Hotels fürs Telefonieren verlangt werden. Telefonieren in den USA kann sich bisweilen zu einem echten Abenteuer auswachsen, denn der automatische Operator ist meist keine große Hilfe.

      Ich rief Onkel Nick an und meldete mich zur Stelle in San Francisco. Onkel Nick ließ sich meine Telefonnummer geben und wies mich an, mir vom Empfang ein Fax-Gerät aufs Zimmer bringen zu lassen. Er hätte neue Erkenntnisse,